Dienstag, 23. März 2010

W189-SY23: Der letzte Tag in Syrien und die Abreise

The waterfalls: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623544042091/detail/

Izra Churches:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623527690347/detail/

Damascus:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623526378867/detail/?page=3
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Am letzten Tag drängte unser Hotelier noch darauf, dass ich ihm, wenn ich wieder nach Syrien komme, beim Deutschlernen helfe. Danach fuhren wir wieder gen Süden und kamen bald in Izr’a an. Dort steht die älteste, noch für Gottesdienste genutzte Kirche Syriens. 515 errichtet, kann man bei der Georgs-Kirche auch noch den alten Baustil – trotz diverser Renovierungen – erkennen. Bei der benachbarten und nur unwesentlich jüngeren Eliaskirche ist das schon schwerer. Beide sind leider meist verschlossen – außer zu Gottesdiensten halt. Schlimm, dass das genauso wie in Deutschland gehandhabt wird, da sie Innen sehenswerter sind als Außen. Zu finden sind sie übrigens in Sichtweite einer neugebauten Kirche: wenn man im Ort von Damaskus aus reinkommt und dann links von der Moschee fährt, steht da eine ganz neue Kirche und nördlich davon ist das bisschen Altstadt, was mittlerweile nur am Rande der wild und planlos gewucherten Kleinstadt Izr’a steht, zu sehen.

Weiter nach Der’a, was der 12. Bezirk, den wir besuchten, war. Es gibt in Syrien 14 (Muhafaza genannte) Bezirke, von denen wir nur Al-Hasakeh und Al-Qunaytra nicht besuchten. Die Bezirkshauptstadt Der’a ist sehr von Plattenbauten, die allerdings meist in einem recht ordentlichen oder wirklich guten Zustand sind, geprägt. Dazu die ganzen Wandmalereien, Mosaike und Plakate von Hafiz und Bashar Al-Assad und der Ba’ath-Partei und der ältere Mitbürger wähnt sich in der DDR der 1970er Jahre.

Wir fuhren weiter nach Tell Shihab, wo sich ein Nebenfluss des Yarmouks in Sichtweite zu Jordanien (das 10km entfernte Der’a hat einen wichtigen Grenzübergang ins haschemitische Königreich) in ein tief eingekerbtes Tal stürzt, was im benachbarten Dorf Zayzoun sogar noch eine viel eindrucksvollere Schlucht bildet. In Zayzoun floss dann sogar das Wasser bergauf. Ja, das geht! Könnt ihr euch ja auf den Bildern angucken, zu denen ihr z.B. durch klicken auf das unter diesem Abschnitt platzierte Bild der Yarmouk-Schlucht gelangt!
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Zurück in Damaskus fuhren wir erst in den Vorort Sayyida Zaynab, wo die gleichnamige Moschee, die den Schiiten als Heiligtum gilt, steht. Dort wähnt man sich mal nicht in der DDR, sondern viel mehr in der Islamischen Republik Iran. Nicht nur der unheimlich prunkvolle Baustil – Innen z.B. ist die Moschee bis in die Kuppel hoch bunt verspiegelt, was ich in keinem anderen Gotteshaus in der Form gesehen habe und selbst der prunkvollsten Barockkirche noch Konkurrenz machen kann – ist dafür ausschlaggebend. Man darf zwar auch außerhalb der eigentlichen Touristenbesuchszeiten (9.00-12.00) als Nichtmuslim hinein, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Moscheen Syriens, wird hier darauf geachtet, dass man den richtigen Eingang (nach Männern und Frauen getrennt) nutzt, dass man nicht fotografiert oder filmt und auch, dass man nicht als Mann in den Frauenbereich, der durch einen verzierten Zaun abgetrennt ist, geht – oder umgekehrt. In der Umayyaden-Moschee ist diese Trennung ja nur symbolisch durch hüfthohe Absperrungen mit Seilen und Kordeln, wie man es sonst eher aus der Lobby von Luxushotels (da, wo der Wächter oder Page am Rand herumsteht und der rote Teppich dazwischen liegt) kennt. In letzterer guckten wir auch noch mal kurz vorbei, wobei wir leider mit einem Touristenstrom ankamen, weswegen wir diesmal vom Aufseher zum Kassenhäuschen gebeten worden. Da das Saladinsmausoleum auch diesmal geschlossen war, gingen wir doch weiter und sahen uns noch ein bisschen in der Altstadt um.

Nachdem wir auch noch mal auf dem Qassiyoun waren, fuhren wir zum Flughafen. Dort bewies sich wieder einmal, dass zwar die Ängste einiger Urlauber vor dem Zoll „solcher Länder“ unbegründet ist – wer keine Drogen, Altertümer oder Steine im Reisegepäck hat, der wird auch nicht festgenommen: und nur der Dümmste kommt in diese Situation, wo ihm etwas untergeschmuggelt wird. Doch das Ein- und Abreisen ist in Syrien stets das Unangenehmste: erst war der Spast von Europcar nicht da, sodass ein Busfahrer von Europcar sich um die Rückgabe des Wagens kümmern musste – was überhaupt nicht seine Aufgabe ist, jedoch von ihm und dem Parkwächter sehr hilfsbereit erledigt wurde – und dann sind auf diesem scheiß Flughafen echt nur unfreundliche Bedienstete da. Wenigstens haben die kriminellen Taxifahrer Zutrittsverbot zur Eingangshalle. Da achtet schon die unfreundliche Polizei drauf. Erst im innersten Bereich hat man dann manchmal freundliche Leute: ab und an sagt auch ein Zöllner mal was anderes, als ein barsches, mit schlecht gelauntem Gesichtsausdruck garniertes „Passports“.
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Die Kontrollen waren lasch wie immer – man braucht weder eine Ausreisesteuer zu entrichten, noch muss man alles syrische Geld abgeben (genaue Regeln zur Ausfuhrmenge hängen dort irgendwo in schlechtem Englisch aus), den Gürtel zieht niemand vor der Röntgenkontrolle aus und den Laptop nimmt niemand aus der Laptoptasche. Als wir nach einem normalen Flug, wo wir uns gut mit einem syrischen Geschäftsmann auf dem Weg nach Stuttgart unterhalten konnten, in Prag landeten, sah ich mich dann wieder in meiner Abneigung gegen tschechische Zoll- und Polizeibeamte bestätigt, die noch unfreundlicher als die syrischen waren und außerdem auch noch jeden Passagier auf jede Kleinigkeit kontrollierten. Mehr als lächerlich, bei einer kleinen Passagiermaschine wie der dreckigen, altmodischen, zweimotorigen Propellermaschine, die nicht einmal 50% ausgelastet (= knapp 30 Fluggäste) war. Wenigstens waren wir so schnell in Berlin. Nächstes Mal in die Tschechische Republik wird aber natürlich das Auto genommen. Das Geräusch der Rotoren und die durch die Bauart bedingten andauernden Vibration der gesamten Maschine war auch schnell wieder aus den Ohren. Aber mit so einem altmodischen Flugzeug war ich noch nie geflogen. Trotzdem ist Czech Airways eine gute Fluggesellschaft – man sollte sich nur von deren Cargoflügen fern halten, die in Schwarzafrika von besoffenen russischen Piloten zu ausbeuterischen Löhnen in den Dschungel gesetzt werden. An solchen unsauberen Geschäften sind auch viele andere namhafte Fluggesellschaften beteiligt.

Das nächste Mal nach Syrien wird sicher zu einem Auslandsstudienaufenthalt sein. Da lohnt sich eigentlich schon, mit einem eigenen Auto runter zufahren, da man sich noch ein paar Sachen auf dem Weg in Serbien oder Rumänien und Bugarien sowie Türkei ansehen kann und dann in Syrien ohne Auto sich immer auf Kommilitonen und deren Fahrzeuge verlassen muss. Nicht schlecht also, wenn man dann mit seinem Wagen die Fahrgemeinschaft anführt – und nicht auf z.B. den knallbunten Isuzu von Familie Barish vertrauen muss...
Auf Czech Airways werde ich wohl mal Richtung Russland, Armenien oder Kasachstan zurückgreifen.
Erstmal griffen wir wieder auf Hertz zurück, deren Golf-Mietwagen One-Way so viel kostete, wie vier Tage Nissan Sunny für Syrien, aber uns ohne Probleme nach Merseburg zurückbrachte.

Statistik:
Tageskilometer: 3.580 (3.000 (Flug), 390 (Auto in Syrien), 190 (Auto Berlin - Merseburg))
Saisonkilometer: 29.330 (18.890 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

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