Dienstag, 23. März 2010

W189-SY16: Tag des Nachholens: Die Kirche unter der Geschützstellung, die Stelzenbasilika und die fast unbezwingbare Burg Burzey

Byzantine Ruins: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623531146275/detail/?page=2

BURZEY CASTLE:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542378491/detail/?page=2 (Scroll down on page 2 and view page 3)!

Der heutige Tag stand im Zeichen des Nachholens verpasster Sehenswürdigkeiten: an Mushabbak waren wir aus Versehen vorbeigefahren, da wir die Kirche übersehen hatten, an Kharab Shams waren bewusst vorbeigefahren, da uns die Zeit vorm Fußballspiel ’Afrin gegen Umayya zu knapp wurde und Burzey schließlich hatten wir generell auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, weil der Aufstieg zu aufwendig erschien.
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Im schönen grün-weißen Kalksteingebirge – grün von den Nadelbäumen, weiß von den Steinmassen – übersieht man ja manche Ruinenstadt aus byzantinischer Zeit, weil in Sichtweite mehrere andere Städte aus der gleichen Bauperiode stehen. Doch Mushabbak haben wir schlicht nicht bemerkt, weil wir den LKW-Verkehr vorm Militärgelände im Vorbeifahren beobachteten. Wenn man vom Simeonkloster nach Süden fährt, kommt man nach 5km nach Dayr ’Ayzzeh, dann muss man dem Wegweiser nach Aleppo folgen und auf einer sehr guten Straße erscheint nach 5 weiteren Kilometern zur Linken ein eingezäuntes Truppenübungsgelände und zur Rechten eine Geschützstellung. Dazwischen ist noch Platz für eine kaum mit einem normalen Auto zu befahrene, ausgewaschene Piste. Die rechte Piste führt zum Armeegebiet, die linke zur Basilika von Mushabbak. Trotz der Nähe zum verbotenen Militärgelände, ist Fotografieren problemlos zugelassen. Mushabbak lohnt sich auch wirklich aufzunehmen, da es eine sehr gut erhaltene, dreischiffige, byzantinische Basilika ist, deren Kapitelle stets im Wechsel zwei verschiedene Macharten aufweisen.

Wenige Kilometer weiter in Richtung Aleppo taucht dann links der Straße ein großes Ruinenfeld auf. Kharab ash-Shams (Wüstung der Sonne). Dort fällt auch die Basilika auf, da sie eingestürzte Seitenwände hat, die die stelzenartigen Säulenreihen, die als Trennung der drei Schiffe untereinander dienen, freigeben. Ein weiteres gut erhaltenes Sakralgebäude befindet sich ein paar Hundert Meter den Hügel herauf. Dazwischen wild gestreute Trümmer mit wenigen erkennbaren Strukturen wie verzierten Türstürzen. Dazwischen Bäume, Blumen, Gras und auf Steinen wachsenden Sukkulenten. Auch diese ist eine der lohnenden Byzantinerstädte. Allein auf den knapp 10km zwischen Kharab ash-Shams und Muhabbak habe ich Hinweisschilder auf sechs weitere, jeweils nur 1 bis 3km von der Straße entfernt liegende byzantinische Städte gesehen, direkt an der Straße noch zwei weitere Ruinen.
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An Aleppo und Idlib vorbei fuhren wir wieder Richtung Slunfeh, doch diesmal nur an den Rand der Berge von Latakia. Jetzt wollten wir noch die berüchtigte Burg Burzey sehen. Wir parkten im Ort auf der Ostseite, liefen ein paar Hundert Meter in das auf der Nordseite liegende Wadi hinein und kehrten dann um. Jetzt mal auf der Südseite versuchen, wo Trampelpfade schwer erkennbar durchs trockene Bachbett führten. Ziemlich unwegsam das ganze, doch nach knapp 30 Minuten hatten wir die Asphaltstraße zum Ort Qal’a Burzey, der zum Teil eine mittelalterliche Ruinenstadt ist, gefunden. Wo kam die eigentlich her? Und wieso war da schon wieder kein Wegweiser aus Richtung Idlib??? Na ja egal: sind wir mal durch einen Wadi gelaufen. Jetzt noch ein paar Anläufe gebraucht um den Einstieg auf der Westseite – es gibt wohl noch andere Einstiege in die Burg, doch diese sind noch gefährlicher und schwerer – zu finden, und nach einiger Kletterei über 20cm breite Ziegenpfade, kleine Geröllfelder und große Felsbrocken hatten wir dann auch das richtige Loch in der Wehrmauer gefunden. Innen ist Burzey nicht ganz so eindrucksvoll wie von unten, wie die Anlage so auf ihrem gewaltigen Bergrücken thront, doch die Überreste sind nicht so „geringfügig“ wie das im Lonely Planet Guide, dem einzigen Reiseführer, der die Burg überhaupt erwähnt, dargestellt wird. Es stehen noch etliche Wehrtürme und mehrere Meter hohe Mauern. An etlichen Stellen sind diese abgebrochen und eröffnen einen gewaltigen Blick in die tief eingekerbten Täler. Bis auf einen freundlich grüßenden Schüler aus dem Dorf trafen wir niemanden auf der Ruine, in deren Inneren auch noch ein paar Gewölbe- und Palasreste einen genauen Blick wert sind. Der Abstieg ist fast noch gefährlicher als der Aufstieg, da man oft zum Hetzen neigt. Burzey ist von allen von mir besuchten Burgen (etwa so viele wie Sportanlagen: ca. 400) bisher die am schwersten zu erklimmende Burg gewesen, aber auch eine der schönsten. Ich würde auch wieder dort herumklettern, doch kann ich so etwas nur sportlichen Burgfreunden empfehlen. Bei der Burganlage muss man wirklich fit, aufmerksam und vorsichtig sein!

Wir fuhren nach Hama, wo wir diesmal das direkt neben dem Hotel „Cairo“ liegende „Riad“ nahmen. Sonst ist mir die ägyptische Hauptstadt zwar lieber als die saudi-arabische, doch das Hotel ist noch klar besser. Da gibt es gar nichts zu meckern! Für 1.200 Pfund pro Nacht und Doppelzimmer gab es sogar Handtücher und prima Betten sowie ein richtig gutes Bad. Auch die Rezeptionsleute waren super: nicht erschrecken, wenn der junge Mann, der schrecklich schielt, einen komisch anschaut; der ist echt super drauf! Weil ich mich mit ihm in Arabisch verständigte, fragt er nach meinem Beruf. Als ich ihm erklärte, woher ich die Kenntnisse habe und darauf hinwies, dass ich in erster Linie Fusha (die Hochsprache) lerne, freute er sich sehr und lobte gleich: „Das ist super! Sehr schön, dass dich Arabisch interessiert. Es ist vielleicht die größte Herausforderung deines Lebens, diese schwere Sprache zu erlernen!“
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Statistik:
Tageskilometer: 370 (Auto)
Saisonkilometer: 23.890 (16.450 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

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