Dienstag, 23. März 2010
W189-SY20: Aus 30 mach 300: Der lange Weg von Hama nach Homs
Homs and Qatna: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623668168224/
Safita and Hosn Sulayman: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542946741/
Nach dem Auschecken und Frühstückkaufen in Hama, fanden wir erst nach einigen Malen falsch abbiegen den Weg nach Hosn Sulayman. Dort bewacht ein freundlicher Mann, der einen alles Wichtige für ein Trinkgeld (Tipp: 50-100 Pfund pro Person) erklärt (jedoch nur auf Arabisch), den Tempelbereich, der sich in zwei Gebäude teilt: einen kleinen Tempel, über den wenig bekannt ist, und einen großen, Zeus geweihten Tempel von 130 x 85m Seitenlänge. Die enorm großen Steine wurden wohl mit Flaschenzügen und Rolllagern bewegt - und die Abdrücke an der Treppenmauer zum Haupttempel stammen von einer nicht mehr vorhandenen Figur: die beiden großen von den Füßen, der kleine runde vom Speer. Es finden sich übrigens phönizische, griechische, römische und byzantinische Elemente in Hosn Sulayman. Im modernen Ort natürlich auch arabische, vor allem mit der kleinen, jedoch trotzdem den Ort überblickenden, neuen Moschee.
Die Landschaft um Hosn Sulayman herum ist mit ihren grünen, Baum bestandenen Bergen und spektakulären Felsen sehr schön. Ebenso die Gegend von Safita. In Safita selbst gibt es nicht viel zu sehen außer attraktiven Syrerinnen, die sich so kleiden wie die Damen bei uns in Europa auch – und natürlich einen Bergfried der Befestigungsanlage, in der eine Kirche untergebracht ist. Die Anzahl der Kirchen ist in Safita deutlich höher, als die Anzahl der Moscheen. Und nicht nur die Kirche im Bergfried ist höher, als die höchste Moschee.
In al-Mashrafah befindet sich die alte Königsstadt Qatna, die möglicherweise von den Amurritern gegründet wurde und jedenfalls vor 4.000 Jahren ein wirtschaftlich und politisch bedeutendes Stadtkönigreich war. Nach einem kurzen Rundgang durch die Ruinen, die hauptsächlich neueren Datums sind, da die Bebauung, die die jahrtausende alten Gebäude überformte, 1994 geräumt wurde, bekamen wir von einem der Grabungs- und Restaurierungsverantwortlichen des syrischen Archäologenteams (es befassen sich auch ein italienisches Team aus Udine und ein deutsches aus Tübingen mit der ausgedehnten Anlage) Gesellschaft. Der führte uns herum, zeigte seine Arbeit an historischen Gefäßen und lud uns schließlich ins Museum zu ein paar Gläsern Tee ein. Er gab sich auch wirklich Mühe, da sein Englisch nicht so gut war, mit mir Arabisch zu sprechen – und zwar Hocharabisch, was auch für einen Araber recht anstrengend ist. Aber so hatte ich endlich mal die Anwendung für Vokabeln, die man im Unterricht eher für alltagsfremd gehalten hat. Ohnehin hatte ich schon in Hosn Sulayman gemerkt, dass es gar nicht falsch war, sich auch solche Vokabeln wie Speer (ramh: رمح) zu merken – gerade das Wort für „Speer“ hatte ich bisher kein einziges Mal irgendwo vernommen, aber war in diesem Zusammenhang essenziell fürs Verständnis der Erklärung des Bediensteten.
In Homs, was 30km Autobahn von Hama entfernt liegt – aber wir wollten ja noch andere Orte sehen, weswegen wir an diesem Tag 300 Kilometer fuhren – fanden wir nach kurzem Suchen die Straße mit den vielen Hotels: die Lonely Planet – Warnung vor den schlechten Budget-Absteigen nahmen wir ernst. Diesmal mieden wir sogar die mit Einschränkung empfohlenen Billighotels und nahmen das „Funduq Qasr Raghdan“ (قصر رغدان) was mit fast 40€ pro Nacht im Doppelzimmer zu buche schlägt. Doch die Bude mit ihrer schönen Fassade hält auch Innen, was sie verspricht: die Zimmer sind gut ausgestattet und von akzeptabler Größe, Frühstück ist inklusive und das Bad das Beste, was wir auf der ganzen Reise hatten. Das Hotel war allerdings auch doppelt bis dreifach so teuer, wie jedes andere Hotel, in dem wir auf der Reise übernachteten. Der Tipp im LP, man solle auf das „Lord’s“ oder „Safir“ „upgraden“ ist übrigens bescheuert: die kosten ja drei Mal so viel, wie das „Raghdan Palace“!
Im Hotel schauten wir noch die zweite Halbzeit von Taraji Tunis gegen Najm As-Sahely Sousse (1. tunesische Liga). Eine Bank zum Geldwechseln war gleich benachbart, aber nach einem Restaurant suchten wir dann vergeblich, sodass wir in einem Schnellimbiss ein Hähnchen mit Fladenbrot, Pommes und Pepsi mitnahmen. Das aßen wir vor der Khalid ibn al-Waliyd Mosche. Dieser bedeutende arabische Feldherr stammte aus Homs, hatte sich erst gegen Mohamed gestellt, doch dann den Islam angenommen und die muslimischen Truppen mit taktischem Geschick von Sieg zu Sieg geführt. Darum ist vor allem in Homs Etliches nach ihm benannt, wie ebendiese Moschee, aber auch eine Straße, ein Platz, ein Sportverein und das große Stadion, in dem die beiden Erstligisten, deren Flaggen in der ganzen Stadt (vor allem in vielen Läden) herum hängen, wobei das orange-blau von Al-Karameh klar gegenüber dem rot-weiß von Al-Wathbah dominiert, spielen. Da der Geburtstag des Propheten Mohamed (Maulid an-Naby) gefeiert wurde, war heute viel Auftrieb und die Predigt wurde per Lautsprecher auf die Straße übertragen. Ein freundlicher Mann kümmerte sich um seine Glaubensbrüder ebenso wie um uns. Er brachte uns nach einem kurzen Blick auf die fettigen Hähnchen und Pommes, die wir mit den Händen aßen, Wasser zum Händewaschen aus dem Brunnen der Moschee und gab uns je ein Glas Tee aus.
Statistik:
Tageskilometer: 300 (Auto)
Saisonkilometer: 25.030 (17.590 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)
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