HAMA OLD CITY: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623529301901/
Wenn in Palmyra die schönsten Ruinen der Welt sind, dann sind in Apameia, auf Arabisch Afamiya (أفاميا) wohl die zweitschönsten. Die Ruinenstadt neben dem arabischen Ort Qal’a al-Mudiq ist deutlich kleiner in der Ausdehnung und die Gebäude sind von der Größe her nicht so eindrucksvoll, doch landschaftlich steht die hügelige bis bergige, oft schon im Februar blühende und grünende Landschaft am Rande des Al-Ghab Beckens und in der Nähe des Orontes und der Berge des Küstenhinterlandes, der Landschaft um Palmyra in nichts nach.
Nach dem Frühstück in Shayzar, wo die Burg leider zu hatte und wo ich mal einen Eindruck vom Dialekt der syrischen Landeier bekam, kamen wir in Qal’a Mudiq an, einem kleinen und etwas abgerissenen Ort, der stark befestigt auf einem gewaltigen Hügel thront und eigentlich nur für die benachbarten griechischen Ruinen bekannt ist. Am Eingang wurden wir von einem freundlichen Guide beim Einparken eingewiesen, der uns für 0,80€ (50 Pfund) etwas durch den Ort führte. In dieser Gegend haben sich auch schon viele Leute auf Touristen eingestellt: niemand ist wirklich aufdringlich oder gar unfreundlich, aber man sollte vor allem den Münzhändlern und Ramschverkäufern freundlich lächelnd, dabei eine abwinkende Handbewegung machend, sagen: „shukran/ thank you“: dann kommt vom Händler oft noch ein „good bye“, was man erwidert. Was im Lonely Planet steht (“ignore them [the annoying touts] totally’’), ist a) Schwachsinn und b) asozial. Es ist aber wirklich krass, wie auf den Hügelkuppen oberhalb der ruinösen Hauptstraße, dutzende Guides auf Mopeds herumlungern, um dann in einem günstigen Moment an Touristen ran zufahren und ihnen Ramsch anzubieten.
Trotzdem sollte man diese, im Schatten Palmyras stehende Sehenswürdigkeit unbedingt ansehen. Die Kolonnaden sind knapp zwei Kilometer lang, größtenteils noch gepflastert und hinter der Säulenreihe gibt es sogar noch eine Gebäudereihe, wo die vorderen Wände zum Teil erhalten sind. Am einen Ende der Straße ist ein verfallenes Stadttor, auf dem man herumklettern kann, am anderen hat man schon nur noch den Weg aufs offene Feld. Von einigen Stellen der neben der Straße liegenden Gebäude (z.B. Latrinen, Agora) sieht man sehr gut das Wehrdorf Qal’a Mudiq.
Wir fuhren dann etwas ziellos durch die Al-Ghab Ebene und den nächstbesten Asphaltstraßen, die mitunter trotz Serpentinen 30% Steigung bzw. Gefälle hatten, leicht in die Berge rein. Diese Berglandschaft ist sehr grün und teils sogar bewaldet. Historische Gebäude findet man auch immer wieder. Einige bekannte und unbekannte Burgruinen stehen in der ganzen Gegend dort herum. In Mardash (مرداش) stehen z.B. ein paar jahrhunderte alte Mauerreste, die nirgendwo in der Reiseliteratur erwähnt sind. Auffällig ist, dass in vielen Orten das größte Gebäude die Schule ist. Ab und an kreuzen Rinder oder Schafe die Fahrbahn. Die Menschen in den Bergdörfern sind oftmals Christen, aber auch Muslime, die das genaue Gegenteil der Leute in Hama-Stadt bilden: Während man sich in der drittgrößten Stadt Syriens in der Golfregion wähnen kann; Männer in weiten Kleidern und Keffiye (Karokopftuch) bzw. Frauen mit Gesichtsschleier oder gar schwarzer Burka, sind die Leute in den Bergen europäisch gekleidet. Kaum eine Frau trägt ein Gewand oder Kopftuch, die Männer haben Jeans, Oberhemden oder T-Shirts und Lederjacken.
Wieder in Hama guckten wir uns noch etwas die Altstadt an, ehe wir gut aber zu teuer in einem Restaurant direkt an den beiden großen Wasserrädern (deswegen auch unverschämte 24€ für mehrere Mezzeh und einen kleinen Hammelfleischteller) zu Abend aßen. Die Wasserräder gelten als die Hauptattraktion Hamas – genutzt werden sie aber kaum noch. Etliche Moscheen und mittelalterliche Häuser, die meist mit schwarz-weißen Steinen verkleidet sind, in engen, teils überkuppelten Gassen, geben ein schönes Bild ab. Leider ist ein großer Teil der Altstadt 1982 zerstört worden, als die Muslimbrüder versuchten, sich in die Regierungsgeschäfte der sozialistischen Baath-Partei einzumischen, was von einem großen Teil der Stadtbevölkerung unterstützt und von den syrischen Militärs mit einem Bombenhagel aus der Welt geschafft wurde. Aber trotzdem ist Hama wohl die schönste der Großstädte Syriens, da selbst die Plattenbauten meist in gutem Zustand sind. Die Leute sind auch im Allgemeinen besonders freundlich – die Umgangsformen (die arabischen Grußzeremonien) sind hier, bedingt durch den allgemeinen religiösen Konservativismus in dieser Stadt, besonders höflich. Man sollte, um sich einen Überblick zu verschaffen, zuerst auf den Zitadellenhügel klettern. Dort befinden sich zwar nur Picknickbänke und Kinderspielplätze, und keine Mauern der geschliffenen Befestigungsanlage mehr, aber der Blick auf die gesamte Stadt ist klasse.
Statistik:
Tageskilometer: 180 (Auto)
Saisonkilometer: 21.870 (14.430 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)
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