Dienstag, 23. März 2010

W189-SY17: Durch Syriens grünen Westen I; von Hama nach Baniyas und wieder zurück

Castles I: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542378491/

Castles II:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542946741/

Die Burg Shayzar (gesprochen „Scheeßarr“) ist meinen Arabistik-Kommilitonen noch durch eine Vorlesung bekannt, in der sie aus Versehen als Burg Shaizer (gesprochen wie „Scheißer“) vorgestellt wurde. Wir hatten schon ziemlich am Anfang der Reise die Burg Shayzar besichtigen wollen, doch damals war Dienstag und die Unsitte von nicht-freizugänglichen Burgen in Syrien ist, am Dienstag nicht zu öffnen. Diesmal klappte es und für 75/10 Pfund bekam man eine eindrucksvolle arabische Festung zu Gesicht, in deren Inneren kaum etwas gesichert ist: einige offene Schächte, Treppen ins Nichts und vor allem fehlende oder extrem niedrige Außenmauern, die entweder senkrecht in den Burggraben (auf der Seite, auf der das Dorf liegt) oder steil in den Orontes abfallen. Am besten erhalten sind der Eingangsbereich mit dem Wehrturm und den steilen, aber nicht senkrechten Mauern und der hinterste Wohnturm, der restauriert wurde und derzeit nicht zugänglich ist. Die lange und schmale Felsspornburg ist jedenfalls auf dem Weg nach Apameia recht lohnend.
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Nicht weit davon im Westen liegt Abu Qubays, wo es eine weitere schöne Burg gibt. Eine steile und schmale Asphaltstraße windet sich den Berg hoch, an deren Ende ein schmaler Parkplatz unterhalb der jahrhundertealten Mauern liegt. Die äußere Ringmauer ist noch zu großen Teilen erhalten und die inneren Gebäude ganz gut erkennbar, jedoch recht verfallen. Man muss immer wieder über Schutt steigen. Sicherungen gibt es keine. Einige der Mauern sind aber kürzlich wieder aufgebaut worden, sodass zu erwarten ist, dass die Burg in den nächsten Jahren besser erschlossen werden wird.

Wie es aussieht, wenn eine Burg schon größtenteils erschlossen und gesichert wurde, sieht man dann, wenn man die wunderschönen Bergstraßen durch die bewaldeten, schroffen Berge des Küstenhinterlandes bis Baniyas fährt. Dort befindet sich die drittgrößte Burg des Landes, Qal’a Marqab oder Margat, oberhalb eines Kraftwerkes und landwirtschaftlicher Betriebe. Bei gutem Wetter sieht man auch die Corniche, direkt angrenzend das Stadion des Zweitligisten Nady Misfat Baniyas (BSG Raffinerie) und dahinterliegend die namensgebende Industrieanlage. Die Burg ist mit ihren schwarz-weiß gebänderten Außenmauern eine der schönsten Anlagen, die ich je gesehen habe. Das Innere ist weitläufig, wobei der Bereich unterhalb des Südturms dem Besucher vier Ebenen präsentiert. Die Burgkapelle ist leider nicht zugänglich. Vom hintersten Teil mit der befestigten Siedlung ist es über den Wehrgang und den Eingangsturm ein halber Kilometer Weg. Die Mauern sind übrigens im Osten in einem Doppelring gehalten, da das Gelände dort nicht so steil ist, wie an den anderen Seiten. Die Sicherung der Anlage ist stärker, als in jeder anderen syrischen Burg, die ich bis dahin besucht hatte. Allerdings sind die Gitter über den Schächten oft lose (ohnehin sind nur zwei Drittel der Schächte abgedeckt) und auch die Geländer, die an den Stellen, wo die Mauer sehr niedrig oder gar nicht vorhanden ist, angebracht wurden, sind oftmals heruntergetreten.
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Wir gingen dann im Restaurant unterhalb der Burg preiswert Essen – war auch alles ganz gut – und machten uns auf den Rückweg. Ich verfuhr mich zwei Mal, weswegen ich drei Mal eine junge Frau in ihrem auffälligen Hyundai überholte: 1. kurz vor Qadmus, 2. nachdem ich in dem Ort, wo es minimalste Überreste einer Burg auf einem Felstisch gibt, zu dieser rüber geguckt habe und dadurch erst die Einfahrt verpasst habe und dann über eine der Schwellen mit 50 km/h gebrettert bin, sodass das Auto ein paar Zentimeter abhob, die Dame nach dem Ortsausgang wieder vor mit hatte und 3. als ich dann in Masyaf mangels jeglicher Beschilderung plötzlich am heruntergekommenen Fußballplatz und schließlich sogar im Souq gelandet bin, was über 10 Minuten kostete, sodass ich sie noch mal vor mit hatte, obwohl sie stets etwas langsamer als zugelassen – wie die allermeisten Syrerinnen, denen es wohl reicht, überhaupt Auto fahren zu können und nicht wie etliche deutsche Frauen meinen, wildes Rasen = männliches Fahrverhalten = Emanzipation – fuhr.

Statistik:
Tageskilometer: 250 (Auto)
Saisonkilometer: 24.140 (16.700 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

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