Dienstag, 23. März 2010

W188-SY14: Byzantinische Städte in Idlib und Armenischer Fußball in Aleppo

Al-Yarmouk Halab (اليرموك الحلبي/ Հ.Մ.Ը.Մ.) 3:1 Nady Areeha Ar-Riyadhiy (نادي أريحا الرياضي)
Sonntag, 7. März 2010 - Anstoßzeit 14.00
Daury As-Suriyy Ad-Daradja Ath-Thaniyya (دوري السوري الدرجة الثانية) - Zweite Syrische Fußballliga: Halbprofiliga
Ergebnis: 3:1 nach 94 Min. (49/45) - Halbzeit 1:1
Tore: 1:0 30. Yarmouk, 1:1 32. Areeha, 2:1 55. Yarmouk, 3:1 59. Yarmouk
Verwarnungen: 1x Yarmouk, 2x Areeha
Platzverweise: keine
Spielort: Mal’ab 7 Nisan (ملعب 7 نسان/ Stadion des 7. April, Kap. 10.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 250 (davon ca. 75 Gästefans)
Spiel: 2,0/10 (Langsames und dilettantisches Spiel ohne Support)
Sightseeing: 8,5/10 (Gut erhaltene Ruinen in herrlicher Landschaft)
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Byzantine Ruins: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623664212610/

Armenian-Syrian Football: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623540320013/

Wir hielten immer auf die Grenze bei Bab al-Hauwa, dem Tor des Windes, zu. Drei Kilometer davor gibt es einen riesigen Marktplatz, hinter dem man nach wenigen hundert Metern links der Beschilderung – wie immer recht gut im Bezirk Idlib, aber nicht immer in lateinischer Umschrift – nachfahren muss. Wir erreichten Bauda, was allerdings nur eine kleine Ansiedlung ist. Den Häusern fehlt in erster Linie das Dach, ansonsten ist die byzantinische Bausubstanz gut erkennbar.

Zwischen Bauda und Baqirha liegt noch ein namenloses Gehöft aus byzantinischer Zeit. Die Verzierungen von Fenster- und Türrahmen sowie Säulen sind im weitläufigen und gut erhaltenen Baqirha besonders schön. Dort kann man lange herum steigen und immer wieder neue Fotoperspektiven oder Gebäudedetails entdecken. Das größte Gebäude ist wohl die Kirche. Zwischen den Ruinen befinden sich blühende Wiesen und kultivierte Olivenhaine.

Auf dem Weg zur bekanntesten byzantinischen Ruine im Norden Idlibs verfuhren wir uns etwas, wodurch wir einen Blick auf Al-Beytar und Barish Al-Shimal hatten. Dazwischen lagen auch noch ein paar andere Ruinen aus byzantinischer Zeit: etwa 700 derartige Ansiedlungen hat es im Bezirk Idlib und dem Nordwesten des Bezirks Aleppo (Halab) gegeben, wobei man von den meisten noch mindestens ein paar Mauern sehen kann. Etwas sehenswerter ist Qirqbizeh, wo man mehrere Häuser mit schönen Türstürzen und auch Brunneneinfassungen und Becken aus Stein sehen kann.

Hinter Qirqbizeh, was direkt an der engen, schmalen, von Steinmauern begrenzten Straße liegt, muss man geradeaus weiterfahren, um Qalb Lozeh zu erreichen. Dort steht nur noch die Wallfahrtskirche, doch diese wird nicht umsonst eine Stufe hinter dem Simeonkloster (Dayr/ Qal’a Sam’an) genannt: kostet nur halb so viel Eintritt und bietet dafür viele schöne Mauerdetails, hohe Säulengänge und eine hohe und gut erhaltene Apsis.
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Über enge Straßen, die dann in einem Kaff so eng wurden, dass auf dem Souq der Verkehr zusammenbrach, weil irgendein Spast seinen Lieferwagen zweite Reihe geparkt hat und deswegen der LKW in Gegenrichtung nicht vorbei kam, ging es zurück nach Aleppo. Wir fanden das Stadion des 7. April (Mal’ab Sabi’a Nisan) ganz schnell. Es liegt zwar in einem muslimischen Viertel, doch der Heimverein ist der christlichste aller Vereine im Profi- und Halbprofifußball Syriens. Die Namensgebung ist allerdings mal wieder typisch syrisch: die Hälfte der Spieler sind Muslime und vielleicht 10% der Fans und da auch die Ligaverwaltung mit dem armenischen Namen nicht so zurechtkommt, ist die eine Namensversion „Al-Yarmouk“. Die hat nichts mit unserem Hotel zu tun, sondern wie in diesem Zusammenhang bereits erwähnt mit dem Fluss an dem 636 die erfolgreiche Schlacht der Araber gegen die Byzantiner stattfand. Die zweite Namensversion ist Հայ Մարմնամարզական Ընդհանուր Միութիւն bzw. Հ.Մ.Ը.Մ.]: [Hay Marmnamarsakan Endhanur Miutyun] bzw. HoMen’EtMen. Das heißt übrigens einfach nur Armenische Allgemeine Athletik Union.

Kaum hatten wir die 100 Pfund (1,60€) teuren Karten – typisch Oberschichtenclub, das christliche Klientel des Vereins ist einfach zahlungskräftiger: woanders kostet eine Karte für die 1. Liga so viel und für die 2. Liga nur die Hälfte – gekauft und waren durchs Tor gegangen, schon gab es eine kleine Schlägerei. Auch hier habe ich nicht mitbekommen, warum sich da fünf oder sechs Leute kloppten. Zuschauer kamen nur sehr wenige. Nur mit Zwischenrufen wurde ab und an angefeuert. Hier taten sich die gar nicht so wenigen Gästefans hervor. Manche von denen erkannten uns sogar wieder: sie kannten uns noch vom letzten Freitag in Saraqib, wo sie in der Nähe von uns standen. Unter den vielleicht 250 Zuschauern waren übrigens zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum hätten sein können: die eine mit schwarzem Mantel und braunem Kopftuch eingepackt, sodass man nur Gesicht und Hände sah – sie setzte sich ziemlich von anderen Zuschauern abgesondert vor den leeren Hintertorbereich – und die andere mit knallig rosa Pullover, dunklen Jeans und offenen langen Locken – inmitten anderer, männlicher Fans stehend, in der Pause sogar lässig mit dem Schiedsrichtergespann labernd.

Auf dem Feld war leider nicht viel los. Die wenigen Chancen wurden dilettantisch vergeben, bis nach einer halben Stunde ein Yarmouk-Spieler einen tollen Schuss aus 20m in den Winkel abgab. Nur kurz darauf erzielte der völlig harmlose Gast aus dem Bezirk Idlib den Ausgleich per Kopf. Vor der Pause prallten ein Gästestürmer und der Heimtorwart vorm Strafraum bei einem Konter von Areeha zusammen, sodass beide ausgewechselt werden mussten.
Nach der Pause dann ein Doppelschlag von Ho Men ’Et Men, den man als verdient bezeichnen musste, wenn auch die Gästefans neben uns, die uns aus lauter Gastfreundlichkeit sogar Backwaren vom Essensstand ungefragt mitbrachten und mit uns teilten, nicht davon begeistert waren. 3:1 blieb der Endstand. Diese beiden Vereine zählen leider zu den Zweitligaklubs, die einen richtig amateurhaften Support haben (Al-Futowa, Hittin und manch anderer auch ist da viel stimmungsvoller) und kaum sehenswerten Fußball spielen. Aber HoMenEtMen wäre auch die erste armenische Mannschaft gewesen, die ich ordentlichen Fußball spielen sehe. Ich habe nie auch nur einen Armenier gesehen, der gut Fußball gespielt hätte. Können wohl nur Boxen... Aber egal, ich werde sicherlich auch mal die armenische Fußballliga live in Yerevan oder einem der wenigen anderen Spielorte erleben.
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Statistik:
Ground Nr. 399 (ein neuer Ground; diese Saison: 68 neue)
Sportveranstaltung Nr. 963 (diese Saison: 105)
Tageskilometer: 150 (Auto)
Saisonkilometer: 23.310 (15.870 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 51
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 188

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