Donnerstag, 31. Dezember 2009

W179II: Ein schwaches Spiel in einer der besten - und vor allem auch teuersten - Handballligen der Welt

SC Magdeburg 23:25 TBV Lemgo
Mittwoch, 30. Dezember 2009 - Anwurf 19.15
„Toyota“ Handballbundesliga (1. Profi-Handballliga)
Ergebnis: 23:25 nach 60 Min. – Halbzeit: 8:14
Tore: Rojewski 6, Grafenhorst 4, Jurecki 3, Weber 3, van Olphen 3, Theuerkauf 2, Tönnesen 1, Kabengele 1 (SCM); Glandorf 6, Kraus 6, Svavasson 4, Bechtloff 3, Mocsai 2, Schmetz 2, Strobel 1, Kubes 1
Zeitstrafen: 4 Minuten SCM (Grafenhorst 2, Kabengele 2); 6 Minuten Lemgo (Schmetz 2, Svavasson 2, Kubes 2)
Platzverweise: keine
Spielort: Bördelandhalle (Kap. 8.000, davon 7.500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 7.900 (davon ca. 80 Gästefans, offiziell 7.095/ ausverkauft)
Unterhaltungswert: 2,0/10 (Größtenteils zum Kotzen)
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Photos and English version: Click here.

Wie am Vortag: 10. gegen 8., nur hier spielen nicht 14, sondern 18 Mannschaften um die Meisterschaft. Na gut, eigentlich spielen nur Hamburg und Kiel um die Meisterschaft. Vielleicht noch Flensburg-Handewitt, dem Hopp sein Ersatzspielzeug, also die sogenannten Rhein-Neckar Löwen, und Frisch Auf! Göppingen. Aber die beiden Kontrahenten in der Magdeburger Bördelandhalle – eine der ganz wenigen Handballhallen oberhalb der Regionalliga, die noch nicht „Arena“ genannt wird – der Sport Club Magdeburg und der Turn- und Ballspielverein Lemgo, haben weder mit Meisterschaft noch mit Abstieg wirklich etwas am Hut. Bei beiden Mannschaften ist die Mittelfeldtristesse langsam behobenen finanziellen Problemen und Ärger mit dem Trainerstab – vor allem das, was sich SCMs Biegler da leistete, nämlich seinen Weggang aufs Datum genau mehrere Monate im Voraus anzukündigen, ist eine Unverschämtheit: erinnert etwas an Patrick Helmes vom FC Köln, der bei meinem Spielbesuch vor mehreren Jahren in Köln für eine ähnliche Dummheit mit Spruchbändern wie „Verpiss dich, du Charakterschwein“ geärgert wurde – geschuldet.

Das Magdeburger Publikum wollte ordentlichen Handball ihrer Mannschaft sehen, da das 27:26 gegen Schlusslicht GWD Minden am 26.12. zwar 2:0 Punkte brachte, aber wenig Freude machte und auch die Spiele davor teilweise katastrophal daneben gingen. Der Turn- und Ballspielverein Lemgo, der mit dem SCM mithalten kann, was das Trainerchaos angeht, begeisterte jedoch seine Fans viel eher, indem sie Magdeburg erstmal voll abmeldeten. Nach 11 Minuten stand es 1:5. Zur Pause kam der SCM noch ein bisschen ran. 8:14 aber ein indiskutables Resultat. Kurze Zwischensprints der Hausherren machten das Ergebnis nach der Pause erträglicher. Da Lemgo abbaute, schafft es der SCM auch noch auf 23:25 zu verkürzen. Zum vierten oder fünften Mal in dieser Spielzeit verlor der SCM jedoch sein Spiel ausschließlich durch die schlechte Siebenmeterquote: von 9 Siebenmetern wurden nur 3 verwandelt.
Verdienter Sieg in einem für die Bundesliga, die angeblich stärkste Liga der Welt, niveauarmen Spiel für den TBV Lemgo.

Niveauarm war übrigens wie immer der Support. Immerhin gab es ein mittelmäßiges Intro mit ein paar tausend Knicklichtern in den Vereinsfarben (gute Idee, aber wirkt nicht überwältigend), das vom Ostmob organisiert wurde. Respekt, wenn die das selbst bezahlt und nicht nur ausgeteilt haben! Aber ich könnte mich trotzdem stundenlang über die lächerlichste aller mir bekannten Ultra-Gruppierungen auslassen, da ich direkt hinter diesem Kindergarten saß, der sich selbst als „Ost-Mob“ bezeichnet und gar nicht merkt, wie lächerlich er ist, da diese Teenager sich viel zu sehr daran aufgeilen, wenn sie mit zwei Doppelhaltern und vier Schwenkfahnen herumwedeln und vor dem Spiel ihr in die Halle geschmuggeltes Bier saufen können, aber ich reiße mich mal zusammen und kritisiere nur noch die Anfeuerungsfaulheit der absoluten Mehrheit des Publikums, das nur bei fragwürdigen Entscheidungen (der in wenigen Phasen wirklich schwachen Schiris) in Wallung geriet oder bei ein paar wenigen Toren des SCM in Freude verfiel. Besonders angesprochen fühlen sollten sich die Fans zwischen mir und dem Ostmob, die nur über die Kiddies gelacht und über die Mannschaft gemeckert haben, aber nicht einmal halb so laut wie ich "S C M" gebrüllt haben. Ganz schlimm hingegen der Lemgo-Support, wo einer mit einem quietschenden Blechinstrument die ganze Zeit lärmte und das wahrscheinlich ganz toll fand. Das Scheißding brachte einen einzigen Ton raus. Null Variabilität und beschissener Klang!

Als ob es nicht schon genug gewesen wäre, sich über diese schwache Spiel, für das man 18,50€ auf schlechten Plätzen hinter dem Tor (muss man sich mal überlegen: teuerer als Fußball-Bundesliga! Bei der Handball-WM hab ich für den Preis auf besseren Plätzen 19€ für zwei Spiele gezahlt! Die sind doch geisteskrank in der HBL!) bezahlt hat, nein: streckenweise schon vor und generell nach dem Spiel konnte man noch nicht mal Radfahren, da die Magdedorfer Stadtverwaltung nur ein einziges Räumfahrzeug eingesetzt und überhaupt nirgendwo gestreut hat. Und so was nennt sich Landeshauptstadt. In Merseburg waren die Straßen in weitestgehend gutem Zustand trotz gleicher Schneemenge.
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Statistik:
Ground Nr. 382 (kein neuer Ground; diese Saison: 51 neue)
Sportveranstaltung Nr. 936 (diese Saison: 78)
Tageskilometer: 210 (200 Bahn, 10 Fahrrad)
Saisonkilometer: 15.030 (12.120 Auto/ 1.760 Fahrrad/ 1.150 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 179

W179I: Burgen in Krupka und Osek, HC Litvínov – Sparta Praha (1. Eishockeyliga)

HC „Benzina“ Litvínov 2:1 HC Sparta Praha
Dienstag, 29. Dezember 2009 - Anbully 17.30
„O2“ Extraliga Hokej (1. tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 2:1 nach 60 Min. – Drittelstände: 0:1, 0:0, 2:0
Tore: 0:1 3:04 Ton, 1:1 44:12 Kubinčák, 2:1 59:36 Reichel
Strafminuten: Litvínov 16, Sparta 34 (davon Bolf 2+10 und Hanzlík Spieldauerdisziplinarstrafe; beide Sparta)
Spielort: Zimní Stadion Ivana Hlinky (Kap. 7.000, davon 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 6.800 (davon ca. 60 Gästefans, ausverkauft mit offiziell 7.000)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gut und sehr spannend)
Sightseeing: 8,0/10 (Sehr sehenswert und unterhaltsam)
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Photos and English version:
THE CASTLES and The Ice Hockey Match!

Kurz vor dem Jahreswechsel sollte es für uns noch einmal in die Tschechische Republik gehen – und nein: wir haben weder Böller, noch Vogelschreckmunition oder in Saftflaschen getarnten Becherovka mitgenommen...
Um 9 Uhr stand der Mietwagen bereit und schon kurz nach 11 waren wir im tschechischen Krupka (früher Graupen). Dort gibt es gleich zwei Burgen zu sehen: die eine, die Rosenburg oder Hrad Krupka, steht im Hauptort, der sich spektakulär an einer steil den Berg hoch laufenden Straße aufreiht, und ist schlecht erhalten. Um 1330 ließ König Václav II. diese Burg errichten, damit sie drei Jahrhunderte später verlassen wurde. Heute finden sich dort nur noch ein Turmstumpf, ein noch niedrigeres Gebäude mit Erker, ein restaurierter aber noch nicht begehbarer Wachturm und das Eingangsportal. Der Blick auf den Ort und seine anderen Ortsteile, die aus diesem Dorf eine kleine Stadt machen, ist aber gut.

Sehenswerter ist jedoch die im östlichsten Stadtteil gelegene Burg Geiersberg. Hrad Kýšperk in Krupka-Unčín ist nach über einem Kilometer Fußweg auf schönen Waldwegen – die jetzt im Winter natürlich alle vereist waren – an einem Sturzbach entlang zu finden. In zerklüfteten Felsgebieten erheben sich dann einige Mauerreste – vor allem ein ziemlich großer, aber halb zerfallener Turm und die Reste vom Palas stechen heraus – unter dichten Bäumen. Klasse ist der Mauerrest, der noch ein Fenster gut erkennen lässt, das unten bis zum Erdboden reicht. Vor allem, wenn die Anlage so glatt ist wie an diesem 29. Dezember, sollte man dort nicht zu nah ran gehen, da der abschüssige Hang einen direkt durch das Fenster rutschen lassen kann, wo nach 5 bis 10 Metern bogenförmigem Freiflug an einem Baum Endstation sein dürfte… Auch nicht ungefährlich ist das Herumsteigen auf dem Palas. Aber wenn die beiden Mauerwege zu schmal werden, sollte man schon wissen, wo man wieder umdreht. Im Palas selbst, sind auch noch zwei tiefer gelegene Geschosse mit Taschenlampen zugänglich.
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Wir fuhren am Stadion von TJ Krupka (Tabellenführer in der I.A třída (Ústecký kraj), der 6. Liga also – die Frauen spielen übrigens 2. Liga) und einer Kirchenruine mit genutztem Friedhof direkt an der Landstraße vorbei und via Teplice nach Osek. Dort gibt es ein schönes Kloster, ein ganz nettes Stadion (Banik Osek) und schließlich eine sehr sehenswerte Burgruine: die Riesenburg (Rýzmburk). Als Deutscher versteht man natürlich das Verbotsschild vor der Burg bzw. neben der ziemlich asozial aussehenden Hütte mit dem Metallschrott davor nicht, sodass man die Burg einfach betritt. Da dort immer mal ein Köter unangeleint herumläuft, sollte man sich auf dem Weg zur Burg mit Steinen bewaffnen.
In der Burg selbst sind noch drei Türme – einer mit Schutt verfüllt, die beiden anderen ebenirdisch begehbar (die Zwischendecken und Überdachungen fehlen völlig) – und zwei Reihen Ringmauern gut erhalten. Die Burg ist ziemlich verwinkelt und vor allem bei Schneeglätte ziemlich gefährlich zu besichtigen. Besonders die 30cm schmale Treppe zum Hauptturm, die man bei einem Ausrutscher sechs oder sieben Meter über dem Erdgeschoss verlässt. Aber alles in allem eine sehr sehenswerte, da enorm große und mit spät-romanischen Elementen durchsetzte gotische Burgruine, die auf einem Felsen oberhalb eines Baches thront.
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Weiter nach Litvínov. Dort fuhren wir zum Eisstadion, holten Stehplatzkarten für drei Euro und ähnlich billiges Essen. Dann spielten in der ersten Eishockeyliga HC Litvínov (11.) und Sparta Praha (8. von 14). Die Gäste gingen vor offiziell 7.000 Zuschauern (einige Dauerkartenplätze waren nicht genutzt, aber ansonsten war die Bude natürlich ausverkauft) schnell mit 0:1 in Führung, da Petr Ton total freistand, als er den Puck in die Bude hämmerte. Danach hielten allerdings beide Torhüter so gut, bzw. foulte Sparta soviel taktisch, dass die Tore wie vernagelt wirkten. Bis ins dritte Drittel hinein, stand es 0:1, ehe endlich Voijtěch Kubinčák den Ausgleich erzielte. Litvínov war schon seit dem zweiten Drittel deutlich aktiver und erzielte aber erst eine halbe Minute vor dem Spielende das hochverdiente 2:1. Das zweite Urgestein, Robert Reichel, traf.

Interessant waren diesmal auch die Fans. Mehr Stimmung als sonst war zwar auch nicht, da immer nur ein paar Sparta Fans und vor allem der Mittelblock Nord mit den Ultras Litvínov lärmten und anfeuerten und die anderen Stehplätze – die Sitzplatz-Langweiler ja noch weniger – nur ab und an pfiffen, aber diesmal waren die deutschen Fans gleich mit zwei Bussen angereist. Da waren mehr deutsche Fans aus dem angrenzenden Erzgebirge, als Gästefans aus Prag da.

Eigentlich wollten wir dann noch in Most essen, aber das scheiß Švejk hatte keine warme Küche mehr. Um 21 Uhr! Muss man sich mal überlegen! Aber typisch: zu Zeiten, wo in anderen Ländern erst mit Essen angefangen wird, ist in der Tschechischen Republik schon Feierabend. Dann mussten wir halt mit schlechterem aber doppelt so teurem deutschen Essen in Osterfeld vorlieb nehmen. Über kaum geräumte Autobahnen, waren wir dann nach vier Stunden Fahrt (bei normaler Witterung dauert es nur zweieinhalb) wieder in Merseburg.

Auf jeden Fall war es die lohnendste und gelungenste der letzten vier, fünf Fahrten in die Tschechische Republik.
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Statistik:
Ground Nr. 382 (kein neuer Ground; diese Saison: 51 neue)
Sportveranstaltung Nr. 935 (diese Saison: 77)
Tageskilometer: 500 (Auto)
Saisonkilometer: 14.820 (12.120 Auto/ 1.750 Fahrrad/ 950 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 179

Montag, 28. Dezember 2009

W178II: Entscheidung um ein Tor und Finale mit Neunmeterschießen

10. „Ford“-Mitternachtspokal in Spergau (2009)
Sonntag, 27. Dezember 2009 - Beginn 19.00
Teilnehmer aus Landesliga, Landesklasse, Kreisliga und Kreisklasse (7., 8., 10. und 11. Liga, also 2. bis 6. Amateurliga)
Turnier-Sieger: SV Braunsbedra (Landesliga)
Auszeichnung bester Spieler: Joao Pires (TSV Leuna 1919)
Auszeichnung bester Torschütze: Tony Feist (SV Braunsbedra)
Auszeichnung bester Torwart: der Torhüter von Braunsbedra
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 1.500 Sitzplätze)
Zuschauer: bis zu 1.200 (davon mindestens 300 Leuna-Fans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Zu einem guten Hallenturnier fehlte noch einiges, aber alles in allem eine gelungen Veranstaltung)

Meine Turnier-Statistik:
Toreschnitt: 3,94 Tore pro Spiel (ohne Altherrenspiel und ohne Neunmeterschießen, Tore insgesamt: 63)
Torreichstes Spiel: VfB IMO Merseburg 5:3 SG Spergau
Torärmstes Spiel: SV Braunsbedra 0:0 Wacker Wengelsdorf
Anzahl Strafen: 6 Strafminuten, keine Platzverweise (4 Minuten Spergau, 2 Minuten Großgrimma)
Bestes Spiel: SV Braunsbedra 2:3 TSV Leuna 1919 (7,5/10 = sehr gut und spannend)
Schlechtestes Spiel: SV Braunsbedra 1:0 VfB IMO Merseburg (2,0/10 = mieses, niveauloses Gekicke mit 3 Torchancen in 15 Minuten)

Die Gesamttabelle:
1. SV Braunsbedra (Landesliga, Vorjahressieger)
2. SV Wacker Wengelsdorf (Kreisliga)
3. SV Merseburg 99 (Landesliga)
4. VfB IMO Merseburg (Landesliga)
5. SV Großgrimma (Landesklasse)
6. TSV Leuna 1919 (Landesklasse)
7. SG Spergau (Kreisliga, Gastgeber)
8. SV Eintracht Bad Dürrenberg (1. Kreisklasse)
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Photos and English version:
Saalekreis District’s Best Indoor Football Tournament!

Jedes Jahr dasselbe Spiel: immer am 27.12. findet das wohl bekannteste Hallenfußballturnier des Saalekreises in Spergau statt. Der Austragungsort – die moderne, ansehnliche aber verkehrsmäßig sehr schlecht angebundene Jahrhunderthalle – ist in meinem Blog schon dutzende Mal gezeigt worden, da vor allem durch Volleyball bekannt. Jetzt ging es aber mal zum traditionellen Mitternachtspokal, den wir die Jahre zuvor nie besucht haben, da wir einfach Besseres gefunden hatten, was auch nächstes Jahr wohl wieder so sein wird.

Was die teilnehmenden Mannschaften betrifft, so muss man hervorheben, dass wieder einmal die vier besten Mannschaften des Altkreises Merseburg – weiterhin Leistungsträger des neuen Fusionskreises auf Landesebene – dabei waren. Zum einen mein TSV Leuna 1919 – irgendwie auch klar, da Spergau gleich am Süd-Ende der Leuna-Werke beginnt – die derzeit auf Platz 10 der Landesklasse (Staffel 6) stehen, zum anderen auch der SV Braunsbedra, dem Elftplatzierten der Landesliga, der letztes Jahr den Mitternachtspokal gewann, sowie SV Merseburg 99, dem Tabellenzweiten der Landesliga (sechs Punkte fehlen zum Aufstiegsplatz) und mit 110 Jahren ältesten Club des Teilnehmerfeldes, und VfB IMO Merseburg, die derzeit Siebter in der Landesliga sind und, wie ich letzthin von einem der Offiziellen erfahren habe, sogar noch wie eine BSG – beinahe jeder DDR-Fußballclub war eine solche Betriebssportgemeinschaft – Ausbildungsplätze beim Namensgeber IMO (Industriemontagen) vermitteln. Dies ist der wichtigste Punkt, der einen VfB IMO, eine BSG oder ein Firmenteam von einem Namensponsor-Club wie Red Bull Salzburg positiv unterscheidet.
Weiterhin nahmen natürlich der Gastgeber SG Spergau, Vierter der Kreisliga und mittlerweile bekannt für die intelligenteste Durchführung eines Sportlerheim-Neubaus seit langem ;-) , dann der andere Teil der Gemeinde; SV Eintracht Bad Dürrenberg, als Kreisklassevertreter – dort nehmen sie derzeit Platz 10 von 14 ein – die am niedrigsten eingestufte Mannschaft, der SV Großgrimma, welcher in der Landesklasse einen Punkt mehr als Leuna erzielte und auch genau einen Platz vorm TSV steht, und schließlich auch SV Wacker Wengelsdorf, aus dem Nachbarkreis Burgenland/ Weißenfels – als Fünfter der Kreisliga Weißenfels haben sie schon keine wirklichen Aufstiegschancen mehr – teil.
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Damit der Artikel richtig schön lang wird, aber für Leser, die nur ein oder zwei Mannschaften interessieren, lesbarer, beschreibe ich jedes Spiel einzeln in einem Abschnitt. Vor dem ersten Spiel zeigten übrigens die Prominenten-Auswahl und die Sponsoren-Auswahl – erstere mit vielen ehemaligen HFC-Spielern, wie z.B. Bernd Bransch, letztere mit mehreren Altaktiven des TSV Leuna (Melli machte sogar ne Bude: sehr schön!) besetzt – streckenweise wirklich gepflegten Fußball. Das war niveauvoller, als das, was viele der jüngeren Spieler im eigentlichen Turnier zeigten. Die Promis siegten übrigens mit 4:2 gegen die Sponsoren.

SV Großgrimma 0:3 SV Merseburg 99
Gruppe A, Spiel 1: Bewertung 3,5/10
In einem schwachen Eröffnungsspiel zeigte Merseburg 99 ab und an seine Klasse und besiegte unbedarfte Großgrimmaer Kicker mit drei sauberen Toren. Völlig verdient dieser Sieg in einem sauber geführten aber langweiligen Spiel. Wo die 99-Fans abgeblieben waren, frage ich mich allerdings schon. Fast gar kein Jubel bei diesem Spiel und die einzigen Sprechchöre waren „Scheiß 99, wir singen scheiß 99“ Von wem die kamen, brauch ich wohl nicht zu erwähnen…
Tore: Wittke, Schütze, Stuck.

SV Braunsbedra 1:0 VfB IMO Merseburg
Gruppe B, Spiel 2: Bewertung 2,0/10
Das zweite Spiel war das schlechteste des Turniers. Was sich die Braunsbedraer Mannschaft, die fast nur aus A-Jugendlichen zu bestehen schien, und vor allem die Industriemonteure, die wohl gleich die ganze A-Jugend (die verlieren fast jedes Spiel in der zweitklassigen Regionalliga) leisteten, war eine bodenlose Frechheit. Wildes Gebolze und technisch wie kämpferisch schwach.
Tor: Feist (der einzige gute Spieler bei diesem Spiel).

SV Wacker Wengelsdorf 1:1 SV Eintracht Bad Dürrenberg
Gruppe A, Spiel 3: Bewertung 2,5/10
Kaum besser, als die Kacke davor. Wengelsdorf allerdings die bessere Mannschaft, die den Sieg verdient hätte und auch erzielt hätte, hätte denn der Neunmeter gesessen.
Tore: weiß nicht.

SG Spergau 1:3 TSV Leuna 1919
Gruppe B, Spiel 4: Bewertung 7,0/10
Komisch: so wie Leuna auf der Platte steht, ist was los. Ne, nix Vereinsbrille. Wenn man nun mal offensiv, kämpferisch und technisch stark spielt, dann muss man halt dieses Spiel zwischen Spergau, die auch etliche gute Szenen brachten, und Leuna, die hier durch den hervorragenden Pires gleich mit dem 0:1 das schönste Tor des Turniers erzielten, als „gut“ bewerten. In den drei Spielen davor war nicht annährend so viel los, wie in diesem einen Spiel. Auffällig waren übrigens auch Prorok, der das entscheidende 1:3 herausspielte und Hammerschmidt, der mit seinen kämpferischen Leistungen immer wieder den Gegner aus der Ruhe brachte.
Tore: 2x Pires, Prorok (TSV), Gellert (Spergau)

SV Großgrimma 0:2 Wacker Wengelsdorf
Gruppe A, Spiel 5: Bewertung 3,0/10
Peinliche Leistung der Landesklasse-Mannschaft: gegen die zwei Klassen tiefer spielende Wacker setzte es eine verdiente Niederlage. Respekt an Wengelsdorf: das Spiel war zwar immer noch schlecht, aber sie steigerten sich und es sollte auch bei weitem nicht der Höhepunkt ihrer Leistung sein.
Tore: Marschhausen (?), Schneider

SV Braunsbedra 3:1 SG Spergau
Gruppe B, Spiel 6: Bewertung 5,0/10
Klare Leistungssteigerung der Braunsbedraer! Es stach zwar Tony Feist wieder enorm hervor – die meisten anderen Spieler waren technisch unbedarft und feuerten grauenhaft verzogene Schüsse ab – aber auch Meyer erzielte mal einen guten Treffer. Die Gastgeber leider klar unterlegen.
Tore: 2x Feist, Meyer (SVB), Brenner (Spergau)

SV Merseburg 99 5:1 SV Eintracht Bad Dürrenberg
Gruppe A, Spiel 7: Bewertung 3,0/10
Also Respekt an SV 99: immer wieder feine Technik und saubere Torschüsse – mal von zwei glücklichen Kullertoren abgesehen – aber sorry: es war langweilig, da Tore die einzigen guten Szenen waren!
Tore: 2x Schütze, Immig, Fischer und noch jemand (SV 99), Wengler (?) für SVE.

VfB IMO Merseburg 2:0 TSV Leuna 1919
Gruppe B, Spiel 8: Bewertung 4,0/10
Das einzige schlechte Spiel des TSV hatte schließlich zu 50% Schuld am Vorrunden-Aus. 10% verschuldete das späte Gegentor gegen SVB und 40% sind der schiedsrichterlichen Willkür bei IMO gegen Spergau zuzuschreiben. IMO war in diesem Spiel in allen Belangen unterlegen – in allen, außer der Chancenverwertung, die bei Leuna – teils Pech, teils Unbedarftheit – leider sehr schwach war. Da helfen weder bessere Technik noch mehr Druck aufs Tor. Davon, dass Leuna richtig gut gespielt hätte, konnte aber auch nicht die Rede sein, aber diese langweilige Spielweise der IMO-Mannschaften – selbst in der Halle legen sie diese nicht ab – kotzt mich einfach an.
Tore: mir doch egal.

SV Großgrimma 3:2 SV Eintracht Bad Dürrenberg
Gruppe A, Spiel 9: Bewertung 5,0/10
Das beste Spiel dieser beiden Mannschaften. Teilweise richtig ausgeglichen, war Großgrimma doch erwartungsgemäß der Sieger. Hatten ja auch mehr Chancen und die bessere Technik.
Tore: Mink, Richter und noch wer (SVG) sowie 2x Hirschmann (?) für SVE.
2 Minute: Nr. 9 Großgrimma (Foulspiel)

SV Braunsbedra 2:3 TSV Leuna 1919
Gruppe B, Spiel 10: Bewertung 7,5/10
Das beste Spiel des TSV, das beste des SVB und allgemein das beste des gesamten Turniers: Neuzugang Dreßler, der ständige Unruhepol Hammerschmidt und nach zwischenzeitlichem Anschlusstreffer durch Feist (wer auch sonst?!) wieder der herausragend aufspielende Pires brachten Leuna 1:3 in Front. Teils war das Spiel recht wild – so muss das aber auch aussehen! – und auf beiden Seiten wurden etliche Chancen vergeben, wobei auch beide Torhüter (bei Leuna diesmal Fiebig) sehr gut parierten. Kurz vor Schluss traf einer von Braunsbedra schließlich noch einmal, was den nur langsam in Fahrt kommenden Geisaltalern den Arsch retten sollte.
Tore: Pires, Hammerschmidt, Dreßler (TSV), Feist u.a. (SVB)

SV Merseburg 99 2:1 Wacker Wengelsdorf
Gruppe A, Spiel 11: Bewertung 5,0/10
Beide Mannschaften zeigten hier ein ganz gutes Spiel, wobei Merseburg 99 eine Weile brauchte, ehe sie ihre Tabellenführung bestätigen konnten.
Tore: Stuck, Wittke (SV 99), Schneider (Wacker)

VfB IMO Merseburg 5:3 SG Spergau
Gruppe B, Spiel 12: Bewertung 7,0/10
Das letzte Spiel der Vorrunde war das zweitbeste des Turniers und das beste des VfB IMO. Es wurde eigentlich nur durch die letzten Minuten getrübt, in denen der Schiedsrichter der IMO das Weiterkommen schenkte. Spergau war leider nicht mal ein Punkt, der hochverdient gewesen wäre, vergönnt. Brenner traf gleich doppelt – davon einmal mit der Hacke (herrlich!) – und nach dem Anschlusstor wurde gleich zum 1:3 nachgelegt, aber wenn man dann zwei Minuten gegen sich bekommt, obwohl kurz zuvor ein IMO-Spieler die gleiche Art von Foul ungeahndet begehen durfte und in der Hektik natürlich noch einen (berechtigten) Neunmeter verschuldet, dann ist die Führung gegen den zwei Klassen höheren schnell weg. Absolut lächerliche zwei Minuten gegen den Torwart, führten bei Zwei-Mann-Überzahl für IMO schnell zum 4:3. Im hitzigen Gefecht fiel noch das völlig unverdiente 5:3. 2:3 oder höchstens 3:3 wäre das Spiel mit gerechteren Schiedsrichterentscheidungen ausgegangen. Man musste sich echt zusammenreißen, die IMO-Spieler an der Bande direkt unterhalb der Tribüne nicht zu bespucken oder mit den Halbliterflaschen, die viele auf der Tribüne hatten, zu bewerfen. Nach dem Abpfiff wurde der Schiri auch eine Weile von Leuna- und Spergau-Spielern belagert, die sich sehr zurückhalten mussten, den sogenannten Unparteiischen nicht tätlich anzugehen. Eigentlich hätte der TSV abreisen und Spergau sich vom Turnier zurückziehen sollen.
Tore: 2x Brenner, 1x Büttner (Spergau), Hetzer, Lukas, Kraus und noch zwei andere für IMO.
2 Minuten: Nr. 10 (Foulspiel) und Nr. 1 (Torwart, warum auch immer), beide SG Spergau.

Was diese parteiischen Entscheidungen zur Folge hatten, sieht man an der Tabelle der Gruppe B: die spielerisch schlechteste der vier Mannschaften ist mit einem einzigen halbwegs guten Spiel im Halbfinale und sogar noch Erster:
1. VfB IMO Merseburg 7:4 T. 6 P.
2. SV Braunsbedra 6:4 T. 6 P.
3. TSV Leuna 1919 6:5 T. 6 P.
4. SG Spergau 5:11 T. 0 P.

Gruppe A war absolut leistungsgerecht:
1. SV Merseburg 99 10:2 und 9
2. Wacker Wengelsdorf 4:3 und 4
3. SV Großgrimma 3:7 und 3
4. Eintracht Bad Dürrenberg 4:9 und 1
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SV Merseburg 99 1:4 SV Braunsbedra
1. Halbfinale, Spiel 13: Bewertung 4,0/10
99s schwächster Auftritt wurde gnadenlos vom mittelmäßigen SVB ausgenutzt. Völlig verdient aber wenig ansehnlich besiegten sie den SV 99 mit 4:1.
Tore: Simon, Feist, Graff u.a. (SVB), Immig (99).

SV Eintracht Bad Dürrenberg 3:4 n. N. SG Spergau
Neunmeterschießen um Platz 7: Bewertung: keine
Diese Paarung hatte ich vor wenigen Monaten auf dem Sportplatz am Sumpfwald, direkt hinter der Jahrhunderthalle gesehen (war lahm und ein weiterer Beweis für das geringere Niveau der Kreisliga- und Kreisklassenmannschaften des Altkreises Merseburg-Querfurt gegenüber denen des früheren Saalkreises). Diesmal nur ein Neunmeterschießen, das Spergau nach fünf Schützen gewann.

VfB IMO Merseburg 2:2/ 4:5 Wacker Wengelsdorf
2. Halbfinale, Spiel 14: Bewertung 6,5/10
Im zweiten Halbfinale zeigte Wengelsdorf seine bis dato beste Leistung. IMO schaffte es nur mit ihrem üblichen Dusel nach 0:2 Rückstand ins Neunmeterschießen, wo die nervenstarken Kreisligisten einen Finaleinzug zur Freude der Mehrheit des Publikums (abgesehen vom mindestens 200 Leute zählenden IMO-Anhang natürlich) von dieser Mannschaft befreiten.
Tore: Schmidt und noch jemand (Wacker), Hetzer, Rapp (IMO), Neunmeterschießen dann nach 5 Schützen mit 4:5 an Wacker.

SV Großgrimma 3:1 n. N. TSV Leuna 1919
Neunmeterschießen um Platz 5: Bewertung: keine
Nur Rene Lorber traf für den lustlosen TSV. Dreßler, Hase und Pires mit schlechten Schüssen. Großgrimma motivierter und damit verdienter Fünftplatzierter, wobei der Gegner für die Jungs aus dem Geisterort eigentlich IMO hätte heißen müssen.

Mittlerweile war schon der neue Tag angebrochen. Vorm Spiel um Platz 3 und dem Finale gab es dann noch die beliebte Strip-Show. Bilder davon gibt es leider keine, da weder Blogger noch Flickr „Nacktheit“ – also auch keine gut dargebotene, seriöse und professionelle Erotik wie bei dieser Darbietung – tolerieren. Sind halt zu us-amerikanisch, diese Anbieter, und in solchen Sachen sind die Leute in den United States nicht moderner oder toleranter als diejenigen im Sultanat Oman oder in Äthiopien.

VfB IMO Merseburg 3:4 SV Merseburg 99
Spiel um Platz 3, Spiel 15: Bewertung 5,5/10
Bewertung stammt von meinem Vater. Hab das Spiel nicht gesehen. Soll ein verdienter Sieg der besseren der beiden solide spielenden Teams gewesen sein.
Tore: 2x Hormuth, Schütze, Stück (SV 99), 2x Hetzer und noch jemand (IMO).

Ach übrigens: Super, Herr Hallenwart, dass Sie die Beleuchtung erst nach der Strip-Show voll aufgedreht haben! Ich hätte das gerne, wie die anderen Fotografen mit nicht-professionellen Kameras, vom ersten Spiel an so gehabt! Die Funseln laufen doch auch beim Hand- und Volleyball auf vollen Touren. Was soll die Scheiße eigentlich, die Beleuchtung nur zum Schluss richtig einzustellen?! Zum Kotzen, so ein Schwachsinn!

SV Braunsbedra 0:0/ 4:3 SV Wacker Wengelsdorf
Finale, Spiel 16: Bewertung 5,0/10
Das Finale war das einzige torlose Spiel. Im Elfmeterschießen zeigte sich Braunsbedra sicherer. Warum man wegen einem gehaltenen Elfmeter allerdings gleich den Braunsbedraer Torwart zum besten des Turniers küren muss, ist mir ein Rätsel. Die Anzahl der kassierten Tore aus dem Spiel heraus ist ja auch stark von der Abwehr abhängig. Aber wie auch immer: ein starker Höhepunkt, dieses Finale!
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Fans: Dieses Turnier wird ja immer als stimmungsmäßiger Knaller hochstilisiert – teilweise natürlich auch wegen der Bemerkungen in der Dorfpresse, wo vor zwei oder drei Jahren wegen zweier aufs Feld geworfener Bierbecher (der bescheuerte Selbstdarsteller von einem Schiri hat das Spiel auch noch abgebrochen deswegen) oder letztes Jahr wegen einem kleinen Handgemenge von „Ausschreitungen“ die Rede war – der nicht nur vom Spielerischen, sondern auch vom Drumherum her Spaß machen würde.
Und Tatsächlich: die Stimmung war wirklich O.K. da vor allem eine größere Gruppe Leuna-Fans – Mitglieder der Fußballmannschaften und anderer Abteilungen und etliche Jugendliche – sowie einige der IMO-Anhänger, Wengelsdorf- und Spergau-Fans immer wieder mit Sprechchören und Klatschrhythmen Lärm gemacht und recht viel Emotionen gezeigt haben. Allerdings alles nicht lauter als beim Volleyball, wenn der VCBDS vor einer solchen Zuschauerzahl spielt. Es machten halt bei weitem nicht alle Zuschauer den Mund auf oder kriegten die Hände in Bewegung. Aber wie gesagt: während bei den Anhängern vom SV 99 und SV Braunsbedra tote Hose war und Bad Dürrenberg und Großgrimma keine Fans dabei zu haben schienen, lag es an ca. 20 Wengelsdorfern, etwas mehr Spergauern, vielleicht 50 IMO Fans und noch etwas mehr Leuna-Anhängern bei den Spielen für akustische Unterstützung zu sorgen.

Zusammenfassend gesagt: 1. Der Bericht behauptet nicht, sachlich oder gar unparteiisch geblieben verfasst worden zu sein. Ich habe mich hier aber auch wirklich zusammengerissen, was böse Bemerkungen gegen meine Lieblingsgegner betrifft! 2. Das war schon ein lohnendes Turnier, was ich in den kommenden Jahren sicherlich schon noch mal aufsuchen werde! Vom Abschneiden des TSV hatte ich mir ja ohnehin nicht mehr erhofft, Wengelsdorf war eine positive Überraschung. Leider waren nur einige Teams spielerisch wirklich unattraktiv oder unbedarft, weswegen die Hälfte der Spiele von mir unterdurchschnittliche Bewertungen erhielten. Hallenfußball ist ohnehin ein nur fragwürdiger Ersatz zum Freiluftspiel. In der Halle guck ich lieber Handball oder Radball. Zwischen Feld- und Hallenfußball ist der Unterschied so wie so fast so groß wie zwischen (Freiluft-) Rugby (super Sport!) und Hallen-Rugby (Schwachsinn) oder in umgekehrter Sache: Hallenhockey (unterhaltsam) und Feldhockey (laaaaangweilig). Nächstes Jahr wird die fußballerisch langweilige Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr dann hoffentlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman verbracht. Da wird dann natürlich draußen gespielt.
Nachtrag: Die Sieger-Mannschaft aus Braunsbedra war die II. Herrenmannschaft (9. von 16 in der Kreisoberliga), die auch schon im Vorjahr gewann. Das hat der Hallensprecher zwar nicht so gesagt - der eine Torschütze war auch falsch rübergekommen - aber danke für die Infos an Silvio Knoll (Trainer SVB II).

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Statistik:
Ground Nr. 382 (kein neuer Ground; diese Saison: 51 neue)
Sportveranstaltung Nr. 934 (diese Saison: 76)
Tageskilometer: 20 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 14.320 (11.620 Auto/ 1.750 Fahrrad/ 950 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 178

Donnerstag, 24. Dezember 2009

W178I: Bei Thüringens bekanntestem Handballclub; dem ThSV – oder: Vorgeführt wie in der C-Jugend

Thüringer SV Eisenach 37:17 TSG Groß-Bieberau
Mittwoch, 23. Dezember 2009 - Anwurf 20.00
2. Handballbundesliga Süd (2. Liga, Profi- und Halbprofiliga)
Ergebnis: 37:17 nach 60 Min. – Halbzeit: 20:7
Tore: Luther 8, Sklenak 8, Trautvetter 5, Hoffmann 4, Lindner 3, Koke 3, Prokopec 3, Heinemann 2, Szep Kis 1 (Eisenach), D. Rybakov 8, Bauer 4, Kossler 1, Neumann 1, Gerber 1, Göbel 1, Laurencz 1 (Gr.-Bieber.)
Zeitstrafen: 4 Minuten Eisenach (Luther 2, Koke 2); 6 Minuten Groß-Bieberau (A. Rybakov 2, D. Rybakov 2, Konrad 2)
Platzverweise: keine
Spielort: Werner-Aßmann-Halle (Kap. 2.140, davon ca. 1.700 Sitzplätze)
Zuschauer: 1.800 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Eisenach sehr gut; Spiel unterhaltsam)
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Ja, ich weiß wie deutlich Ergebnisse in den Jugend-Handball-Klassen teilweise ausfallen. Aber ich schreibe ja auch nicht „vorgeführt wie in der E-Jugend“ wo es in meinem Landkreis letzthin sogar Ergebnisse wie 1:62 gab. Aber das letzte Handballergebnis von derartiger Deutlichkeit, habe ich bei einem C-Jugendspiel in Frankleben (noch etwas deutlicher; 34:11 gegen TuS Dieskau) erlebt. Was an diesem Vorweihnachtabend in der Wartburgstadt Eisenach abging, war aber auch nicht schlecht: der 11. gegen den 14. von 18, beide Vereine werden die Qualifikation nächstes Jahr zur eingleisigen Profi-Liga nicht schaffen, hätte wirklich langweiliger sein können.

Auf jeden Fall aber, hat es sich gelohnt, die lange, umstiegslose Bahnfahrt von Merseburg nach Eisenach für mittlerweile 28€ (wird auch Jahr für Jahr teurer, bis es sich irgendwann gar nicht mehr lohnt: Merseburg – Eisenach – Merseburg ist ja mit 300km insgesamt fast das absolute Maximum an Fahrtstrecke!) zu bewältigen. In Eisenach angekommen, fuhren wir ein bisschen mit den Rädern durch die kaum beleuchtete aber dafür verschneite Stadt, sparten jedoch die von uns aber auch schon mehrfach besuchte Hauptsehenswürdigkeit: die Wartburg, aus, und fuhren zur Werner Aßmann Halle raus. Diese ist architektonisch bei Weitem nicht so schön, wie das dahinter liegende Wartburg-Stadion – so ist die Supermarkt-Blechkisten-Architektur von Außen eine Zumutung – aber Innen hat man immerhin Holzbänke, wo man sich an herausstehenden Nägeln die Hose aufreiben kann und die so niedrig ansteigen, dass es fast gar keinen Platz gibt, von wo aus die Sicht gut ist – es sei denn, man hat eine Person von unter 1,50m vor sich sitzen.
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Nachdem die Karten besorgt (für uns mittlere Kategorie: 10€, billigste wären 8€, teuerste 15€ gekommen: viel billiger als 1. Handball-BL), das Catering (Bratwurst gut, Hackbrötchen besser, Schnitzelbrötchen das Geld nicht wert) gekostet wurden und der Hallensprecher ein fürchterliches Intro nach dem Muster: „Firma XY präsentiert unsere Nummer 1: Vorname Nachname… Firma YZ präsentiert die Nummer 2…“ (selbst der Oberfan, der als Manolo-Kopie die Stimmung anheizte, wurde von irgendeiner Firma des lobenswert großen - aber zu aufdringlich präsenten - Sponsorenpools präsentiert) durchsagte, ging es auch schon bald mit dem einseitigen Spiel los. Nach kaum einer Minute traf Eisenach zum ersten Mal, dann dauerte es bis zur 4. Minute, ehe sie zum 2:0 nachlegten und nach einem Anschlusstreffer zogen sie auf 6:1 nach 8 Minuten davon. Time-out der Gäste. Nur brachte das nichts! Sie spielten genauso schwach weiter: nach 26 Minuten hatten sie gerade mal 4 Tore, Eisenach aber schon 17 erzielt. Hier lag aber auch keine Lustlosigkeit vor, nein: Eisenach war einfach zu gut: ein sicherer Torwart und vor allem mit Luther, dem Tschechen Sklenak und Trautvetter auch drei Torgaranten, sicherten Eisenach den Erfolg gegen einfach überforderte Gäste aus Hessen.

Nach der Pause war das gleiche Bild zu sehen: nur ab und an ein paar Lichtblicke der Gäste aus der Viereinhalbtausend-Einwohner-Stadt mit dem Killer-Biber im Stadtwappen im Süden Hessens, die die ein oder andere nette Szene brachten und sonst nur die Wartburgstädter am Drücker, die schließlich das unglaubliche Ergebnis von 37:17 erzielten. Die Ehrenrunde hatten die Spieler sich wirklich verdient.
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Während die Spieler Klasse bewiesen, enttäuschten die Fans: selbst beim rhythmischen Klatschen, was leider auch nur in einem Rhythmus (klatsch-klatsch-klatsch-klatsch-…) und einer Geschwindigkeit (lahm!) bekannt war, machten höchstens 50% mit. Sprechchöre fast Null. Nur die Radeburger ThSV-Fangruppe und ein alter Provokateur hinter mir – zu einem Gästespieler, der affig-glitzernde Schuhe trug: „Ey! Deine Turnschuhe glitzern! Schraub deine Absätze wieder ran! Schwuchtel!“ – kriegten den Mund auf. Da war vor ein paar Jahren mehr Stimmung in der Halle. Aber das Handballpublikum verkommt ohnehin bei fast allen Vereinen in jeder deutschen Liga zu einem Tennispublikum, wo man nicht mal mehr den Schiri beleidigen, die Gästespieler provozieren oder die eigene Mannschaft mit Trompeten unterstützen darf.

Vom Allgemeinen wieder zum Konkreten: auffällig war auch, dass die Zuschauerzahl wieder einmal so was von hanebüchen war, wenn man der Angabe zur Hallenkapazität auf der Website der Thüringer glauben schenken will. Angeblich fasst die Halle über 3.000 Zuschauer und war an diesem Abend zu 60% ausgelastet. Hallo?! Da war kaum ein Platz frei! Mittlerweile nimmt das ja Formen wie in der syrischen Fußballliga an, wo Umayya Idlib und der Verband bei einem Spiel letzthin offiziell 3.500 Zuschauer meldeten und da in Wirklichkeit knapp 8.000 da waren. Beim SC Magdeburg gab es vor wenigen Jahren erst Ärger wegen zu niedriger Zuschauerzahlen. Ich vermute aufgrund der Größenverhältnisse der Halle aber einen Schreibfehler auf der ThSV-Website und dass nur reichlich 2.000 Zuschauer rein dürfen und die Auslastung von 90% richtig geschätzt war. Aber ob nun 1.800 oder 2.800 Zuschauer: Ich habe schon bei 180 oder 280 Zuschauern mehr Lärm vernommen, als in Eisenach…

Statistik:
Ground Nr. 382 (ein neuer Ground; diese Saison: 51 neue)
Sportveranstaltung Nr. 933 (diese Saison: 75)
Tageskilometer: 310 (300 Bahn, 10 Fahrrad)
Saisonkilometer: 14.300 (11.620 Auto/ 1.730 Fahrrad/ 950 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 178

Montag, 21. Dezember 2009

20.12.09: Quedlinburg

Fotos aus der vielleicht schönsten Stadt Deutschlands: Quedlinburg!

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Samstag, 19. Dezember 2009

W177I: Erster Aufstiegs-Matchball vergeben

TSV Leuna 1919 3:4 ATSV Güstrow
Samstag, 19. Dezember 2009 - Beginn 16.00
2. Hallenhockeybundesliga
Ergebnis: 3:4 nach 60 Min. – Halbzeit: 2:3
Tore: 1:0 6. Poczatek, 1:1 10. M. Sund (7-Meter), 1:2 14. M. Sund, 1:3 26. Sill, 2:3 29. Zeiger, 3:3 47. Schaltonat, 3:4 55. Noske.
Besondere Vorkommnisse: keine
Grüne Karten: Poczatek, Münzner (TSV), Müller (ATSV)
Gelbe Karten: keine
Rote Karten: keine
Spielort: Sporthalle Leuna (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (kein gutes, aber spannendes Spiel)
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14 Grad unter Null: bestes Wetter für Hallensport! In die diesmal zu gut 100% ausgelastete Sporthalle Leuna kam heute der ATSV Güstrow, also der Arbeiter Turn- und Sportverein aus der mecklenburgischen 30.000-Einwohnerstadt mit dem bekannten Schloss, der sich auf seiner Website wegen des vergeigten Hinspiels in der Vorwoche weitestgehend hoffnungslos gibt.

Dass die Lage keineswegs hoffnungslos, sondern nur zu Gunsten von Leuna war, zeigte ein Blick auf die Tabelle: Leuna noch zwei Spiele, Güstrow noch drei, und erstere mit 7 Punkten voraus. Eine Niederlage gegen Güstrow würde alles ziemlich eng machen. Doch Leuna zeigte Siegeswillen und erzielte nach fünf schwachen Anfangsminuten das 1:0; Nils Poczatek wieder erfolgreich. Ein Siebenmeter führt zum Ausgleich und ab da schnürt der Gast die Gastgeber ein. Leuna kommt kaum noch zu Angriffen und wenn, dann werden sie kläglich vergeben oder nicht immer nachvollziehbar abgepfiffen. Die einzigen beiden Situation aber, in der die Schiedsrichter völlig eindeutig mit zweierlei Maß maßen, waren nur die Verwarnung für einen Leunaer wegen Meckern, die wenigen Minuten nach einem ungeahndeten Ausraster vom 20er der Gäste verteilt wurde: Für weit weniger unsportliches Verhalten, als der Gästespieler zuvor, der vom vernünftigen Güstrower Trainer gleich mal für eine ganze Weile von der Platte genommen wurde. Noch vor der Pause erzielte Leuna zwei Treffer, von denen einer leider aberkannt wurde.

2:3 also nach der ersten halben Stunde. Nach mehr als einer Dreiviertelstunde dann endlich der Ausgleich und die wie immer stimmungsvollen Leuna-Fans supporteten weiter - außer natürlich, wenn unser Hallensprecher es per Durchsage erzwingen wollte. Der schoss dann allerdings auch den Vogel ab: Zeiger vergibt eine Großchance, was seine wie immer überm Mannschaftsschnitt liegende Leistung kaum schmälerte, und der Hallensprecher brüllt schon was von „Toooor für Leuna!“ – im direkten Gegenzug erzielt Güstrow den Siegtreffer. Unglaublich. Aber erstens war er immer schon ein typischer Hallensprecher: Hauptsache, man kann was durchsagen; also bloß keine zwei Sekunden abwarten und nachdenken - und zweitens war der Treffer für die Gäste auch völlig verdient. Muss man auch als Leuna-Fan leider feststellen. Besonders gut war die Leistung der Mannschaft, gerade in der überhektischen Schlussphase mit den vielen technischen Fehlern, auch wirklich nicht.

Ein sehr torarmes Hallenhockeyspiel: 3-4. Sportlich war es das für mich an diesem Wochenende. Die Entscheidung um den Aufstieg wurde wie angedeutet also vertagt, doch Leuna mit ihrem letzten Spiel in Köthen – Güstrow hat noch zwei Spiele – ist klar im Vorteil. Mal sehen, ob der direkte Wiederaufstieg gelingt!
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Statistik:
Ground Nr. 381 (kein neuer Ground; diese Saison: 50 neue)
Sportveranstaltung Nr. 932 (diese Saison: 74)
Tageskilometer: 10 Fahrrad
Saisonkilometer: 13.980 (11.620 Auto/ 1.720 Fahrrad/ 650 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 177

Freitag, 18. Dezember 2009

Sonntag, 13. Dezember 2009

WE177II: Liebe Fans, macht bitte Stimmung! Eure Mannschaft.

SG Spergau 33:29 SV Langenweddingen
Sonntag, 13. Dezember 2009 - Anwurf 16.00
Handball-Oberliga Sachsen-Anhalt (4. Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 33:29 nach 60 Min. – Halbzeit: 18:15
Tore: Lorentz 7, Hildebrandt 7, Skouba 5, Hesse 4, Schwarz 4, Pöritz 4, Bartsch 2 (Spergau); Stolze 12, Hermann 6, Höppner 4, Schneider 2, Schulte 2, Lange 2, Hoffmann 1 (Langenweddingen)
Zeitstrafen: 10 Minuten Spergau (Hildebrandt 4, Abaczki 2 + Hinausstellung, Schwarz 2, Schellbach 2); 6 Minuten Langenweddingen (Lange 4, Schulte 2)
Platzverweise: 58. Abaczki (grobes Foul)
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 360 Sitzplätze, sonst bis zu 1.200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 100 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Gutes Spiel)
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Da hatte ich mich schon gefreut, etwas Besseres als das Oberliga-Handballspiel zwischen Spergau, dem Elften, und Langenweddingen, dem Neunten, gefunden zu haben, aber der neue Ground in Großlehna bei Leipzig (es sollte Stadtliga gegen Motor Gohlis Nord gespielt werden) muss noch warten. Also wenn schon ein Spiel absagen, dann wenigstens rechtzeitig: Donnerstagabend wurde schon Bescheid gegeben, also voll in Ordnung. Aber der Leipziger Fußballverband scheint nicht ganz bei Trost zu sein: da wird wegen ein paar Schneeflocken und Regentropfen der komplette Spielbetrieb abgesagt. Alle Spiele vom 12. und 13.12. wurden auf den 8. und 9.2. (garantiert Sonnenschein und 20 Grad?!) verlegt. Einige Spieler hatten auch mehr Lust auf Weihnachtsfeiern. Dann sollen sie doch in Leipzig endlich die Spielserie von März bis November ansetzen, wie in Russland. Aber dass die nicht ganz sauber sind, in der Amateursportstadt Leipzig, weiß man ja schon lange.

Also dann halt Handball. Aber SG Spergau hat auch ein Ei am Wandern: 4€, mit Studentenausweis wenigstens nur 3€, ist für Oberliga zu hoch. Die haben’s ja auch, in dem Kaff. Wenigstens war das Spiel gut. Spergau von Anfang an fast immer in Führung, ab und an Gleichstand und in der zweiten Halbzeit fast immer mehr als nur ein Tor Vorsprung. Die Langenweddinger, deren Börde-Dorf leider fast nur wegen eines Zugunglücks zu DDR-Zeiten mit 94 oder sogar 140 Toten bekannt ist, zeigten zwar auch immer wieder schöne Torwürfe, doch Tempogegenstöße waren zu hektisch und beider Spergauer Torhüter hatten immer wieder starke Phasen. Was bei Spergau schwach war, war der Siebenmeter-Abschluss. Aber immerhin reichten die Tempogegenstöße und die vom Anwurfkreis her aufgebauten Torszenen aus, um Langenweddingen mit vier Toren Unterschied zu bezwingen. Ein unnötiger Platzverweis ist auch noch erwähnenswert.

Was die Überschrift soll? Nun gut, im Programmheft stand, dass die Mannschaft mehr Stimmung haben will. Wurde sogar rot gedruckt. Da ich bei den Trommlern saß, konnte ich mich diesmal nicht beklagen über fehlenden Lärm, aber Sprechchöre waren gleich Null und Zwischenrufe auch nur wie in der Oper. In der Tat, ein schrecklich langweiliges Publikum da in Spergau.

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Statistik:
Ground Nr. 381 (kein neuer Ground; diese Saison: 50 neue)
Sportveranstaltung Nr. 931 (diese Saison: 73)
Tageskilometer: 20 Fahrrad
Saisonkilometer: 13.980 (11.620 Auto/ 1.710 Fahrrad/ 650 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 177

WE177I: Zwei Siegreiche Spitzenreiter

SSV 1990 Landsberg 3:1 SV Eintracht Profen
Samstag, 12. Dezember 2009 - Anstoßzeit 13.00
Landesklasse Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 3:1 nach 91 (46/45) Min. – Halbzeit: 2:1
Tore: 0-1 15. (?), 1-1 20. Dietrich, 2-1 28. Wagner, 3-1 81. Darmochwal
Verwarnungen: 1x SSV, 1x SVE; Platzverweise: keine
Spielort: Sportforum Landsberg, Platz 2 (Kap. 1.200 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 150 (davon ca. 40 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Erste Halbzeit deutlich besser, alles in allem O.K.)

Bitterfeld-Sandersdorf-Wolfen Sixers 80:90 „ALBA“ Berlin II
Samstag, 12. Dezember 2009 – Tip-off 18.00
1. Regionalliga Nord (3. Basketballliga, Halbprofiliga)
Ergebnis: 80:90 nach 40 Min. – Viertelergebnisse: 22:21, 17:26, 9:19, 32:24
Punkte: Coffield 22, Anderson 18, Babers 16, Haut 8, Montag 6, Harke 5, Haucke 5 (BSW); Faßler 27, Seiferth 15, Saibou 13, Schmidkunz 9, Ziegenhagen 9, Drägert 4, Giffey 3 (ALBA)
Fouls: Haut 4, Miehtig 3, Montag 3, Anderson 3, Coffield 3, Babers 2, Freimuth 1, Brambora 1 (BSW); Saibou 3, Schmidunz 3, Ziegenhagen 3, Giffey 1, Schachowzew 1, Faßler 1 (ALBA)
5. Foul: Harke (BSW) und Seiferth (ALBA)
Spielort: Ballsporthalle im Sport- und Freizeitzentrum Sandersdorf (Kap. 800 Sitzplätze, sonst 1.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 650 (wohl keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Technisch sehr gut und bis zu Beginn des 3. Viertels auch eng)
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Photos and English version:
Landsberg Football and Sandersdorf Basketball

Von Halle aus ist man schnell in der nicht viel mehr als 8.000 Einwohner zählenden Landstadt Landsberg – wobei viele nicht einmal in der Stadt selbst, sondern in den fünf Ortsteilen leben – das vor allem wegen der hoch auf einem Berg thronenden Doppelkapelle, dem einzigen Überbleibsel der Burg Landsberg, bekannt ist. Ebendiese Kapelle sieht man auch schön vom Sportforum Landsberg aus, dessen Sporthalle wir schon durch einen lustigen Handballnachmittag kannten. Der Hauptplatz – ein Stadion mit kleiner Tribüne, dessen Aschenbahn gerade renoviert wird – ist, da beim Stürzen und Laufen in die Bahn Spieler und Bahn Schaden nehmen können, derzeit komplett gesperrt.

Seit den 1860er Jahren wird in Landsberg Sport getrieben. Erst Turnen, dann seit 1920 Fußball: wobei der Name erst Landsberger SV, dann BSG Traktor, dann 1990 schließlich SSV Landsberg war. Mehr kann man der wirklich guten Vereinsseite des SSV entnehmen.

Auf dem Nebenplatz, der nur von einem recht hohen und steilen Graswall von den gesichtslosen Nachbarneubaugrundstücken abgegrenzt ist, wurde kurz nach eins das Spiel des Tabellenführers der Landesklasse 6 gegen den 11. von 16 angepfiffen. Spitzenreiter Landsberg hatte die Chance, den Vorsprung auf den 2. Platz, der nicht zum Aufstieg berichtigt, auf 6 Punkte zu vergrößern. In der Vorwoche siegten sie glücklich mit 1:0 über Leuna, die sich mittlerweile im Mittelfeld vor Profen gefestigt haben.

Nach einem Lattentreffer der Hausherren gleich zu Beginn, schien es anfangs nicht so, also würde Landsberg hier erfolgreich vom Platz gehen: nach einer Viertelstunde setzte ein mir leider nicht namentlich bekannter Profener zu einem Weitschuss an, der herrlich ins Eck knallte. Die zahlreichen Profener Fans, die das Geschehen recht ruhig verfolgten, bekannten jetzt Farbe. Doch nach diesem Führungstreffer hatten bald die Heimfans zu Jubeln: ein dummes Foul im Strafraum, ein erstaunlich lauter Schrei – vor allem von den jungen Männern (wohl die 2. Mannschaft) – und ein Pfiff: Elfmeter! Der Torwart zwar noch dran, doch er konnte den Ball nicht festhalten. Nach nicht einmal einer halben Stunde schlug es nach einem Abwehrfehler dann noch mal im Kasten der Gäste ein: 2-1. Ein flottes und ausgeglichenes Spiel, da Profen dann bis zur Pause wieder mehr Akzente setzte.

Nach recht teurer aber guter Bratwurst, ging es in Halbzeit zwei. Wir waren immer noch die einzigen auf dem Graswall. Was alle Zuschauer nur ebenirdisch gucken wollten?! Na gut, 70% der Fans waren der Generation 65+ zuzurechnen, aber ein paar jüngere hätten ruhig mal zu uns hoch kommen können… Wie auch immer: das Spiel wurde schwächer, wobei Landsberg nun das aktivere Spiel zeigte. Nach mehreren guten Chancen, schaffte es allerdings erst knapp 10 Minuten vor dem Ende mal einer der SSV-Spieler, den Fuß geschickt in einen Querpass im Strafraum reinzustellen, um diesen dann ins Eck zu donnern. Man muss schon von einem verdienten Sieg für den Spitzenreiter reden, denn Profen mag zwar erstaunlich gut gespielt haben, doch vor allem in der zweiten Hälfte waren die gängigen Amateurfußballerschwächen stärker zu sehen, als bei Landsberg.
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Noch ein kleiner Abstecher zu einem See in einem Steinbruch zwischen Landsberg und Hohenthurm und dann weiter in eine der hässlichsten Städte Deutschlands. Nordöstlich von Halle bildet sich ein Konglomerat von Städten, die an funktionaler Hässlichkeit kaum zu überbieten sind und an geschmackloser Architektur nur von nord-amerikanischen oder süd-afrikanischen Städten unterboten wird: Bitterfeld-Wolfen, Greppin, Thalheim, Sandersdorf-Brehna und noch mehr. In besagtem Sandersdorf gibt es aber tatsächlich Basketball auf höherem Niveau zu sehen: und Kollege Gleau lud uns dazu ein. Vielen Dank für die Karten!

Die Karten nahmen wir allerdings nicht aus der Halle mit, da dort eine sonst nur in Afrika übliche Unsitte herrscht: beim Betreten der Halle nimmt der Ordnungsdienst die Karten weg, um sie wieder zu verwerten oder das Schmuggeln und Weiterreichen damit zu verhindern. Eher negativ muss ich auch die Verpflegung bewerten, denn die war unverschämt teuer. Da lob ich mir doch Fußballvereine wie Germania Köthen, wo das Schnitzel mit Beilagen 4€ und nicht 8,90€ und die Bratwurst 1,20€ und nicht 1,70€ kostet!

In der Halle, deren Namen schon die funktionale Hässlichkeit verrät – das Stadion ist übrigens genauso langweilig – trafen dann der Tabellenfünfte BSW Sixers, die vor lauter Aufstiegseifer letzte Woche völlig sinnfrei ihren Trainer entlassen haben, mit einem neuen Headcoach auf die ehemalige BG Charlottenburg, heute längst jedem Fan nur noch als ALBA bekannt, aus Berlin. Natürlich nur auf die zweite Mannschaft.

Namensgeber der Gastmannschaft ALBA Berlin ist das Entsorgungs- und Recyclingunternehmen - so was hieß früher mal Müllabfuhr - „ALBA“. Durch den Albatross im Wappen und den Spitznamen „Albatrosse Berlin“, soll mit dem Namen des seltenen Vogels die Dämlichkeit dieses Namens überspielt werden. Aber so ist das nun mal im Basketball.

Nur der Letzte der 11 steigt ab, nur der Erste steigt auf in die 2. Bundesliga. Dass sich beide Teams das Letztere zum Ziel gemacht haben, merkte man. Bis zur Mitte des zweiten Viertels war das Spiel sehr ausgeglichen, recht schnell und technisch klasse. Da war kein so großer Leistungsunterschied im Vergleich 1. Bundesliga – 1. Regionalliga zu sehen. Die extrem spektakulären Aktionen im Zweikampf- oder Slam-Dunk-Bereich blieben zwar aus, aber es machte Spaß zuzusehen.
Zum Ende der ersten Spielhälfte zeichnete sich allerdings ein Erfolg des gastierenden Spitzenreiters ab. Im dritten Viertel führten sie teilweise – nicht zuletzt auch durch die hervorragenden Dreipunktewürfe des deutschen Profispielers Faßler – die Hausherren vor. Erst im Schlussabschnitt kamen die Sixers wieder heran. Doch der Schlussspurt war zu spät und ALBA II auch insgesamt gesehen die bessere Mannschaft. 80:90 war der verdiente Endstand.

Von verdient wollte das Publikum natürlich nichts wissen: die Rentner, die die 40 Spielminuten über die Gusche nie oder nur zum Pessimismusverbreiten aufbekommen haben, verließen zügig die Halle, die Kinder tobten weiter umher und feierten die Spieler und die jungen Männer mit den Trommeln und Tröten, die mit ein paar Frauen und Jugendlichen zusammen den lautstarken Fanblock bildeten, hörten jetzt auf, das gute Schiedsrichtergespann zu belappen und feierten auch die Unterlegenen.

Wir verabschiedeten uns von Kollege Gleau und hetzten zum Zug am Bitterfeld Bahnhof, der uns via Halle nach Merseburg brachte, wo mal wieder ein Besoffener auf einem voll gepissten Treppenabsatz vor sich hindämmerte und Jugendliche sich bälzten. Harte Gegend halt, dieses Merseburg…
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Statistik:
Ground Nr. 381 (zwei neue Grounds; diese Saison: 50 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 929 und 930 (diese Saison: 72)
Tageskilometer: 110 (70 Bahn, 40 Fahrrad)
Saisonkilometer: 13.960 (11.620 Auto/ 1.690 Fahrrad/ 650 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 177

Montag, 7. Dezember 2009

WE176II: Leuna im Hallenhockey weiterhin ungeschlagen, und: ein Tor in der letzten Sekunde

TSV Leuna 1919 7:5 Neuköllner Sportfreunde
Sonntag, 06. Dezember 2009 - Anstoßzeit 11.00
2. Hallenhockeybundesliga
Ergebnis: 7:5 nach 60 Min. – Halbzeit: 4:1
Tore: 1:0 4. Poczatek, 2:0 9. Zeiger, 3:0 14. Münzner, 4:0 23. Poczatek (Strafecke), 4:1 30. Pöhlandt, 5:1 36. Zeiger, 6:1 38. Zeiger (7-Meter), 6:2 Fiedler (7-Meter), 6:3 48. Fiedler (Strafecke), 6:4 49. Fiedler (Strafecke), 7:4 56. Zeiger, 7:5 58. Kirsch (Überzahl, da SF ohne Torwart)
Besondere Vorkommnisse: Zeiger vergibt 7-Meter (55.)
Strafecken: 7:7
Grüne Karten: keine, Gelbe Karten: keine, Rote Karten: keine
Spielort: Sporthalle Leuna (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 150 (davon vllt. 2 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Spiel gut, Stimmung sehr gut)

TSG Gymnasium Querfurt 23:24 SG Queis
Sonntag, 06. Dezember 2009 - Anwurfzeit 15.00
Bezirksliga Sachsen-Anhalt Süd (6. Liga, 4. Amateurliga)
Ergebnis: 23:24 nach 60 Min. – Halbzeit: 8:10
Tore: Schützen mir nicht bekannt
Strafminuten: 14 und 10 Minuten
Platzverweise: Nr. 5 SG Queis wegen Reklamierens nach Zwei-Minuten-Strafe oder so
Spielort: Sporthalle Querfurt (Kap. 400 Sitzplätze, kann auch bis 800 Sitzplätze aufgestockt werden)
Zuschauer: ca. 50 (davon 2 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Kein gutes, aber sehr spannendes Spiel)
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Photos and English version:
Leuna Indoor Hockey and Querfurt Handball and Castle

Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga, hielt sich Leuna bisher wirklich stark in der 2. Bundesliga im Hallenhockey: fünf Spiele, vier Siege, ein Unentschieden. Und nun kam der Tabellenletzte in die Neue Sporthalle Leuna und stellte sich dem Tabellenzweiten und seinem lautstarken Publikum, das auch diesmal – zumindest in Form der Fanblöcke Fußball und Damenhockey – wieder kräftig und einfallsreich anfeuerte.

Leuna ging früh in Führung und bestimmte die erste Hälfte weitestgehend, was das Ergebnis von 4:1 auch auf der Anzeigetafel zeigte. Das Spiel war fair, recht flott und nicht völlig einseitig, doch Neukölln war einfach wohl nicht reif für diese Spielklasse und so vergaben sie gute Chancen bzw. der Leunaer Torwart „Homer“ hielt enorm gut und machte alle Chancen bis zur 30. Minute zunichte.

In Halbzeit zwei legte Leuna anfangs hervorragend nach, doch ließ sich dann eine Viertelstunde lang hängen und das Team aus Berlins Migranten- insbesondere: Kurden-Stadtteil Nr. 1 kam zurück ins Spiel. Die Bemerkung, dass symptomatischerweise nicht ein einziger Ausländer im Aufgebot der Gäste war – die deutschen Neuköllner schicken ihre Kinder lieber in Sportvereine mit geringem Migrantenanteil, sodass Fußball- und Kampfsportvereine in Berlin für das Klientel fast völlig rausfallen – sei mir hier auch noch erlaubt. Aber wie auch immer: das Spiel wurde spannend. Neukölln verkürzte auf 6:4, weswegen sich übrigens der Rotzlöffel im Tor auffallend pubertär zeigte: immer wieder lustig, wenn Gästespieler so doof sind und auf Zurufe von der Tribüne mit beleidigenden Gesten antworten um daraufhin doch nur weiter mit Sprechchören bedacht zu werden.
In dieser kritischen Phase vergab Leunas bester Spieler Zeiger sogar einen Strafstoß. Doch schon kurz darauf entschied ebendieser Spieler das Spiel zugunsten von Leuna: mit einem herrlichen Treffer, der hoch ins Netz gezimmert wurde. Neukölln erzielte im Eishockey-Stil (Torwart durch einen Feldspieler ersetzt, der offensiv attackiert) noch einmal einen Treffer, ehe die Partie mit einem verdienten Sieg der Leunaer Mannschaft beendet wurde.

Nach dem Spiel zelebrierte der heute besonders stimmungsstarke Fußball-Hockey-Fanblock mit der erfolgreichen Mannschaft noch die „UFFTA“ wie nach jedem Erfolg.
Wir legten noch einen Zwischenstopp zuhause ein und fuhren dann mit dem von meinen Lauchstädter Kumpels stets als „Assihänger“ bezeichneten Schienenbus nach Querfurt, wo ein Handballspiel stieg.
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In der Bezirksliga Süd, einer mittleren Amateurliga (es gibt in Sachsen-Anhalt neun Ebenen von der 1. Bundesliga bis zur 1. Kreisklasse), trafen in einem Mittelfeldduell die TSG Gymnasium Querfurt und die SG Queis aufeinander.
Die Gäste dürfte kaum jemand kennen: Queis ist ein Ortsteil von Landsberg, nördlich von Halle/ Saale, mit vielleicht 1.000 Einwohnern, der hauptsächlich aus einem langweiligen Gewerbegebiet besteht. Die Heimatstadt des Gastgebers ist eine angenehme und sehenswerte Kleinstadt von 12.000 Einwohnern, deren Highlight die mittelalterliche Burganlage ist. Die Halle ist zwar nicht unbedingt ein Highlight, deren sie umgebende Gebäude – lauter Plattenbauten und der moderne Glas- und Betonbau des Gymnasiums – erstrecht nicht, aber architektonisch ansprechender, als die 0815-um-die-Jahrtausendwende-erbauten-Hallen wie Rischmühlen-, Jahrhundert- oder Schulzentrum-Halle in Merseburg, Spergau bzw. Landsberg. In Querfurt wurden nämlich die Hallendachkonstruktion und die Vorraumeinteilung etwas kreativer gestaltet.

Das, was Spieler und Fans zeigten, war wenig bis gar nicht kreativ. Stimmung fast Null, Spielqualität unterdurchschnittlich. Aber wenigstens war das Spiel spannend. Nie führte jemand mit mehr als drei Toren. Fast immer der Verlauf: Tor Querfurt, Tor Queis, Tor Querfurt, zwei Tore Queis, ein Tor Querfurt...
Packend war dann besonders die Schlussphase, in der Queis mehr Glück bei den Torwürfen hatte, aber einen nicht nachvollziehbaren Platzverweis vom weitestgehend guten Schiedsrichtergespann kassierte. In der Schlusssekunde trafen sie mit einem Wurf auf Gut Glück sogar noch zum 23:24 Siegtreffer, was aber vom Spielverlauf her nicht verdient war.

Nach dem Spiel fuhren wir noch zur schönen Burganlage, die ziemliche Züge eines Wehrklosters hat, fotografierten dort, und fuhren nach einem Imbiss nach mit dem 18.30-Assihänger nach Hause.
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Statistik:
Ground Nr. 379 (ein neuer Ground; diese Saison: 48 neue)
Sportveranstaltung Nr. 927 und 928 (diese Saison: 70)
Tageskilometer: 90 (70 Bahn, 20 Fahrrad)
Saisonkilometer: 13.850 (11.620 Auto/ 1.650 Fahrrad/ 580 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 44
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 175

Sonntag, 6. Dezember 2009

WE175I: Samstagabend in Weißenfels

Mitteldeutscher Basketball Club (Weißenfels) 75:82 „New Yorker Phantoms“ Braunschweig
Samstag, 05. Dezember 2009 – Tip-off 20.00
1. Basketballbundesliga („BEKO-BBL“)
Die „Wölfe“ gegen die „Phantoms“
Ergebnis: 75:82 nach 40 Min. – Viertelergebnisse: 25:20, 16:18, 10:18, 24:26
Punkte: Gilbert 15, Gamqrelize 11, Khartchenkov 11, Pilcevic 8, Grünheid 8, Elliot 7, Kashirov 7, Bernard 4, Leutloff 2, Stucki 2 (MBC); Schaffartzik 18, Yassin Idbihi 14, Cain 11, Hicks 10, Thomas 9, Hamilton 9, Fox 8, Cielebak 3 (BS)
Fouls: Bernard, Grünheid, Gilbert, Dagunduro, Pilcevic je 3, Khartchenkov 2, Leutloff, Elliot je 1 (MBC); Hamilton, Fox je 4, Schaffartzik, Cielebak je 3, Mittmann, Hicks je 2 (BS) - 5. Foul: Cain (BS)
Spielort: Stadthalle Weißenfels (Kap. 3.000, davon 2.300 Sitzplätze)
Zuschauer: 2.200 (davon ca. 25 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Spiel gut, Stimmung sehr gut!)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157622825426371/

Wer jetzt bei der Überschrift „Samstagabend in Weißenfels“ damit gerechnet hat, ich würde hier das wilde Leben in der Mittelstadt im Süden Sachsen-Anhalts beschreiben, der irrt. In einer 28.000 Einwohner-Stadt mit mühsam renoviertem Barockkern, viel Leerstand und Verfall und einer Polizei, die sich lieber um 23 Uhr in die Fußgängerzone stellt, um Verkehrsverstöße wie Radfahren auf dem Gehweg zu kontrollieren, statt sich um die Drogenszene oder die erschreckend präsenten und von früh bis spät besoffenen Unruhestifter zu kümmern, erwartet man nicht unbedingt einen Erstligisten im Basketball, doch Weißenfels, deren bester Fußballclub in der 7. Liga und deren Unihockeyclub deutscher Rekordmeister ist, ist seit dieser Saison auch wieder in der 1. Basketball-Bundesliga, die nun zum dritten Mal von einem anderen Sponsorennamen – diesmal der türkisch-internationale Haushaltsgerätehersteller BEKO – verunstaltet wird, vertreten. Nach einem furiosen Start mit einen zwischenzeitlichen dritten Platz, steht der MBC immerhin noch im Mittelfeld: 8. gegen 14. von 18 war somit die Partie heute. Der Gast kam wie oben zu lesen aus Braunschweig (zweitgrößte Stadt Niedersachsens, 245.000 Einwohner) und schießt echt den Vogel ab, was finanzielle Konstanz angeht: in den letzten sieben Jahren musste wegen Insolvenzen der Namensgeber sechs Mal der Name gewechselt werden. Aber mit Insolvenzen kennt sich der MBC ja auch aus. Und wenn im Fußball die 50+1 Regel einmal völlig ausgehebelt ist, dann gehen auch in der Fußball-Bundesliga die Teams bankrott wie bei Basket-, Hand-, Volleyball und Eishockey.

Kommen wir also lieber zum erfreulichen Teil, nämlich den Fans. In der 3.000 Zuschauer fassenden und halbwegs ansehnlichen Stadthalle Weißenfels kamen wieder einmal ziemlich viele Leute zusammen. Davon waren gut zwei Dutzend Braunschweiger anwesend, von denen sich viele auf Ultra-Support mit ein paar Doppelhaltern verlegten. Da sie akustisch völlig untergingen bei mir am Rande des Heimfanblocks, kann ich nichts weiter zu denen sagen. Zu den Heimfans aber sehr wohl. Zwar keine neuen Anfeuerungen, aber deutlich lauter als die Spielzeiten zuvor! Und ausdauernd bis zum Schluss – selbst in der Schwächephase des MBC und als das Spiel eigentlich schon entscheiden war. Wirklich Respekt an das „Rudel“ und die anderen, die mindestens so mitgezogen sind, wie ich. Die MBC-Fans waren aber nicht nur laut zu hören – die Trommeln und das Klatschen der Hände natürlich oft lauter als die Stimmen – sondern auch mit optischen Aktionen einfallsreich dabei: eine Blockfahne (wichtiges Utensil, gut eingesetzt), Leuchtstäbe und Wunderkerzen (leider zu wenige), dann hunderte schlangenförmige Luftballons in den beiden Vereinsfarben blau und orange (herrlich!) und auch eine sehr originelle Choreografie: eine Scheibe (Kegelkugel) mit dem MBC-Logo wird vom einen Ende der Tribüne drehend von den Zuschauern weitergereicht, bis sie die Papptafeln (Kegel) mit den Vereinslogos der anderen Clubs umstößt. Genial! Mittlerweile wirklich eine ernstzunehmende Fanszene dort in Weißenfels – besser als z.B. ALBA Berlin, die Masse statt Klasse beweisen, und besser als die Fanszenen in den beiden anderen beliebten Hallensportarten: Volley- und Handball.
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Die beiden Teams spielten nicht unbedingt weltklasse, aber wirklich gut. Es dauerte über zwei Minuten, ehe der MBC mit zwei Freiwürfen in Front ging. Dann deutete Braunschweig auch schon gleich darauf seine Stärke in Dreipunktewürfen an, doch der MBC gestaltete das erste Viertel besser und geschickter. Braunschweig spielte teils hektisch und unsauber.
Letzteres setzte sich dann bis zum Schluss fort, doch es belebte nicht zuletzt auch das Spiel. Mit jedem Viertel steigerten sich nun die Gäste, wobei das dritte Viertel der Höhepunkt des Braunschweiger Spiels war. Nach 27 Minuten war das Spiel quasi entschieden, was nicht nur an einer hohen Fehlerquote des MBC – speziell der der Spieler Gamqrelize (sonst aber gut), Elliot (nicht besonders) und Dagunduro (den hätte der Coach überhaupt nicht bringen sollen) – lag, sondern vor allem an der guten Defensivarbeit in Verbindung mit der starken Offensive auf Braunschweiger Seite. Besonderen Respekt genießt bei mir der Spieler mit dem schön gemischten Namen Yassin Markus Idbihi, der halb deutsch halb marokkanisch, auch schon mehrfach für die deutsche Nationalmannschaft aktiv war. Der erzielte heute 14 Punkte und kam ohne Fouls aus.
Das 75:82 war am Ende verdient, wobei die drei oben genannten Spieler eigentlich einfach nur mehr ihrer Freiwürfe hätten versenken müssen: dann wäre das Ergebnis bestimmt bei 84:82 gewesen.

Wir erwischten den Zug noch rechtzeitig – fast verpasst, wegen der sinnlosen Auszeiten im vierten Viertel – der uns bummelnd nach Merseburg brachte. Aber wenigstens waren die Mitfahrer ruhiger, als in dem Zug, der mich am Mittag von Halle nach Merseburg zurück brachte, wo ein HFC-Fan hackedicht unbedingt das Klischee vom Fußballproll bedienen musste:
„Olääääääääää oläääääää, Chämieeehh Halllääää ohläääää!“
„Lühbägga (Lübecker, der Gegner des HFC an dem Tag – Endstand: 4-0 für Halle) Arschlöscha!“
„Alles hat n Haken nur des Kreuz hat vier, des Kroiz hat vier, det Kroitz hat vier…“
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Statistik:
Ground Nr. 378 (kein neuer Ground; diese Saison: 47 neue)
Sportveranstaltung Nr. 926 (diese Saison: 68)
Tageskilometer: 40 (30 Bahn, 10 Fahrrad)
Saisonkilometer: 13.760 (11.620 Auto/ 1.630 Fahrrad/ 510 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 44
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 175