Datum: Mittwoch, 16. März 2011 – Anstoß: 19.15
Wettbewerb: AFC Championsleague (2. Liga VAE, Halbprofiliga vs. 1. Liga Katar, Profiliga)
Ergebnis: 2:0 nach 98 Min. (48/50) – Halbzeit: 2:0
Tore: 1-0 5. Nabil Daoudi, 2-0 23. Hadaf Sayf Ahmad Muhammed bin ash-Shaykh az-Za’aby
Verwarnungen: Hadaf Sayf Ahmad Muhammed bin ash-Shaykh az-Za’aby, Adnan Hussain Ahmad Mohd Ahmadian al-Baloushy, Muhammad Ahmad Youssuf Abu Safarad al-Baloushi, Omar Abdul-Azziz ’Aly al-Ibahimouh ash-Sheyhhy (Al-Imarat); Itamar Batista da Silva, Hamid Ismail Khalifa, Daniel Goumou (Ar-Rayyan)
Platzverweise: keine
Spielort: ملعب نادي الامارات (Emirates Club Stadium RAK: Kap. 6.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 5.150 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Sehr viele Torszenen, gute Zweikämpfe, guter Support)
Photos and English version:
a) Fortresses in the United Arab Emirates
b) Sacred Buildings in the United Arab Emirates
c) Skyscrapers and the Desert: United Arab Emirates
d) CHAMPIONS LEAGUE: EMIRATES CLUB RAS AL-KHAIMA vs. AL-RAYYAN CLUB
Videos:
Al-Imarat RAK 2:0 ar-Rayyan (Regional Music Band before Kick-Off)
Nach dem Auschecken im wirklich sehr empfehlenswerten al-Shiraa Hotel in Maskat holten wir uns noch ein paar Crossaints und fuhren fast problemlos auf die Grenze bei Khatmat al-Milahah zu. Nur in Sohar war mal wieder 20 Minuten Stau wegen den Spasten die den Hauptkreisverkehr mit dem Globus als Zeltplatz nutzen: wo die verlogenen europäischen Journalisten allerdings hernehmen, dass der Sultan von denen in Sohar unter Druck gesetzt würde, will ich ja mal wissen. So hartnäckig sich die Deppen dort halten, umso mehr Banner für den Sultan bringen sie an. Hinzu kommen natürlich noch viele Banner gegen Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierungen bei der Arbeitssuche. Aber wenn ich mal wieder so was sehe wie „Arbeit für die Jugend von Sohar [oder sonst einer Stadt]“ frage ich mich, wie viele von denen, die das fordern überhaupt arbeitsfähig sind: die die am lautesten schreien sind nämlich die, die nie etwas gelernt haben und jetzt meinen, sie bekämen auf die Tour ohne jede Qualifikation einen Arbeitsplatz. Von gut ausgebildeten Akademikern oder Fachkräften, die wegen ausländischen Arbeitern nicht rangelassen würden, kann hier kaum die Rede sein. Selbst wenn in den Medien mal etwas anderes gemeldet wird: man denke nur an den Typen, der in Tunesien mit der Selbstverbrennung die Proteste ins Rollen brachte; er wurde als angeblicher Student in den Medien gefeiert, bis mal raus kam, dass er nur einen niedrigen Schulabschluss und keine Oberstufenbildung hat.
Wie auch immer: nachdem wir an dem Pöbel vorbeigefahren waren, kamen wir in Khatmat al-Milahah an. Die Grenzstation ist eine einzige Baustelle, aber innerhalb von 25 Minuten hatten wir die 4€ (also 2 RO) kostende Ausreisegebühr bezahlt und alle nötigen Stempel (mittlerweile haben unsere Pässe durch diese Reise je 10 Stempel mehr und in Istanbul kommen noch zwei hinzu) besorgt. Kurz hinter der Grenze ist dann auch schon Kalba, wo es eine kleine Festung, die weitestgehend frei zugänglich ist, zu sehen gibt. Das Mauerwerk ist ungewöhnlich hell getüncht.
Die Festung in Fujairah ist eindrucksvoller, jedoch wegen Renovierung geschlossen. Hier in Fujairah sieht es aus wie im Oman: Berge, Steine, Sukkulenten und niedrige Bäume, große Festungen und kleine Lehmhäuser. Letztere befinden sich auch rings um die Festung des siebten und damit letzten der sieben Emirate die wir besuchten: das waren Dubai, Sharjah, Ajman, Ras al-Khaima, Umm al-Quwayn, Abu Dhabi und eben Fujairah. Weiter nördlich die Küstenstraße entlang befindet sich eine winzige, aber kurios geformte Moschee. Zudem ist die Moschee von Bidiya wohl die älteste der VAE. Kurios geformt ist sie wegen der vier Kuppeln des Daches, die alle so eine Art flachgedrückte Sahnehaube (der Lehm ist ja auch noch weiß gehalten) haben. Oberhalb der Moschee liegen die zwei zugänglichen Türme einer Festung. Der Palmenhain zum Meer hin macht keinen so guten Eindruck.
Wir guckten noch in Dibba an der Hauptmoschee und in Khatt am Festungshotel vorbei und fuhren dann nach Ras al-Khayma.
Libanesen können zwar meist nicht vernünftig Fußball spielen (s. Bericht vom Vortag), aber dafür umso besser kochen: in einem streng muslimisch geführten libanesischen Restaurant am Kreisverkehr mit dem Boot kehrten wir ein und bekamen sehr große und gute Portionen Fetteh mit Fleisch und Gemüse für nur je 3€. Streng muslimisch geführt bezieht sich vor allem auf die Ausgestaltung mit Kalligraphien, Koransprüchen und anderen religiösen Schriftzügen wie „wir opfern uns alle für dich auf, oh Gesandter Gottes, Mohammed“ sowie dem lautstark aufgedrehten religiösen Radiosender.
Fußball ohne libanesische Beteiligung – war ja auch Champions League und nicht „nur“ AFC-Cup wie gestern – fand im nahe gelegenen Stadion des Nady al-Imarat Ras al-Khaima statt. Der Rasen ist von Wüstensand und drei Tribünen umgeben: die Haupttribüne überdacht und sehr modern, die Gegentribüne unüberdacht mit älteren Sitzen und die Hintertortribüne noch mit älteren Bänken versehen. Alles natürlich schön in den Vereinsfarben grün und weiß gehalten. Eintrittskarten wurden diesmal verschenkt, Flaggen zum Schwenken verliehen. Schon eine seltsame Organisation beim Fußball in der Golfregion: viel gratis, wenn’s was kostet dann immer genau festgelegte Preise, also alles sehr strikt aber zuschauerfreundlich gemacht.
Die Spieler von al-Imarat laufen auch unter dem Namen Emirates Club RAK auf, was so viel heißt wie SV Emirate Zeltspitze. Die Emirati sind derzeit nur zweite Liga, da sie letzte Saison trotz Pokalsieg absteigen und nur so in die Vorqualifikation der Championsleague, die sie erfolgreich gestalteten, gelangten. In der Gruppenphase hatten sie wenig überraschend bei einem favorisierten iranischen Club verloren und am zweiten Spieltag den ebenfalls klar favorisierten Vizemeister der katarischen Liga vor sich: Nady ar-Rayyan, aus dem gleichnamigen Ort bei Doha, der mit „Fahne“ [Flagge, Banner] zu übersetzen ist.
Im Stadion fanden sich erfreulich viele Fans ein: das Einzugsgebiet des Clubs aus RAK ist ja nicht so riesig und der Gästemob betrug gerade einmal 10 Mann – die auch genau 10 Flaggen mit dabei hatten – aber die etwa 4.000 Fans waren schon nicht schlecht. Besonders die Jungs, die zu Dishdashas fette Basecaps mit albernen Hiphop-Aufschriften trugen oder die beiden älteren mit Cowboyhut in Staatsfarben zum Gewand fielen auf. Noch auffälliger natürlich die Band, die mit Trommeln, einer Art Dudelsack und einer großen Flöte – so eine ähnliche Flöte kennt man aus Filmen im indischen Raum zum Schlangenbeschwören – einzog. Für Stimmung sorgte außerdem einer, der sein Mikrofon an mehrere große Lautsprecher mit Megaphonen anschloss und die Anfeuerungen vorgab. So ein Capo in der Golfregion klingt schon etwas anders, als einer von einer europäischen Ultragruppierung: klingt mehr wie ein Koranrezitator, als ein grölender Fan aus der Nordkurve...
Was bei den Fans negativ auffiel, war dass bei der Schweigeminute für die Erdbebenopfer von Japan erst drei Aufforderungen hermussten, ehe mal die Hälfte der Zuschauer stand. Das regte auch einige der Offiziellen in Dishdasha ziemlich auf. Bei so einer Situation merkt man eben doch, wie ignorant und ungebildet viele der Emirati sind. Mit solchen internationalen Gesten wie Schweigeminuten können die Nachfahren einfacher Beduinen nichts anfangen – da sind andere arabische Kulturen wie die städtischer geprägte nordafrikanische, ägyptische oder syrische klar weiter, gebildeter und disziplinierter.
Auf dem Platz waren natürlich auch nicht alle so diszipliniert, aber das brachte echt Fahrt in die Partie. Außerdem war es erstaunlich und lobenswert, was die Emirati gegen die nur nominell überlegene internationale Truppe aus dem Katar auf die Beine stellte: schon nach einer halben Minuten die erste Torchance und nach fünf Minuten der Führungstreffer mit einem Hammer von der Strafraumgrenze. Jubelgeschrei und Papierregen in grün und weiß folgten. Im weiteren Verlauf des Spiels waren die Gastgeber klar überlegen. Auch Rayyan hatte Chancen, enttäuschte aber was das Niveau anging. Mitte der ersten Hälfte erzielte der Gastgeber sogar einen zweiten Treffer.
Beim 2:0 sollte es bleiben, da in der zweiten Hälfte alle Chancen der Emiratis vergeigt gingen und Rayyan zwar den Druck erhöhte, aber am guten Torwart oder der eigenen Unfähigkeit scheiterte. Der Sieg rief einen Flitzer in Dishdasha mit Flagge in der einen und Bengalo in der anderen Hand auf den Plan. Mannschaft und Fans feierten sich noch gegenseitig, während Rayyan vom Platz schlich.
Gegen 23 Uhr waren wir am Flughafen von Dubai, nach 50 Minuten hatten wir dann auch mal das richtige Terminal und den richtigen Mietwagenrückgabeparkplatz gefunden. Eine erstaunlich freundliche Pass- und zwei normale Sicherheitskontrollen später saßen wir auch schon im 3.30-Flug nach Istanbul. Turkish Airways so gut wie immer: moderne Maschine, nettes Personal, Unterhaltung an Bildschirmen und erstaunlich gutes Essen. In Istanbul gelandet lief uns erst Nasaf Qarshi (vom Auswärtsspiel in Sanaa, Jemen auf dem Weg nach Usbekistan zurück) über den Weg und dann sogar as-Saqr Taizz aus dem Jemen, die bei Shurtan Guzar (Usbekistan) gespielt hatten und nun über Istanbul nach Hause zurückflogen. Bis wir alle durch die Passkontrolle waren, verging übrigens eine Stunde. 1 Stunde, nur weil das Arschloch am Schalter zu blöd war, noch ein paar Kollegen zu holen, wenn er schon mit 100 Stempeln in 100 Pässe überfordert ist.
Nach über sieben Stunden Umsteigezeit (aber wozu gibt’s Steckdosen im Wartebereich am Flughafen: da konnte ich u.a. diese Zeilen schon mal schreiben) und noch mehr als einer Stunde Verspätung, weil irgendein Vollpfosten den Flugplan verlegt hatte, flogen wir nach Frankfurt und dann nach etwas Hetzerei aber prima Service (man wurde mit Extrabussen zum Anschlussflieger gefahren) nach Leipzig weiter.
Auf die Bahn umgestiegen hatten wir dann eine alte, verkalkte, unfreundliche Schaffnerin, die auch noch falsche Ansagen zu Anschlusszügen machte. Scheiß Bahn eben.
Statistik:
Grounds: 540 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 90 neue)
Sportveranstaltungen: 1.242 (heute eine, diese Saison: 129)
Tageskilometer: 5.840 (5.250 Flug, 590 Auto)
Saisonkilometer: 34.350 (15.880 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 4.730 Bahn, Bus, Tram/ 2.830 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 6
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 242
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen