Montag, 21. März 2011
W240II: Vorwort zur Reise Istanbul – VAE – Oman
Inhalt:
Vorwort: Zur Reise Istanbul – VAE – Oman
Tag 1: Von der sächsischen in die türkische Metropole - Leipzig nach Istanbul
Tag 2: Die klassische Altstadt Sightseeingtour
Tag 3: Ein Derby zwischen Beşiktaş und Fenerbahçe - Galatasaray gegen Karabükspor
Tag 4: Auf einer Fahrt nach Asien zeigte sich das wahre Gesicht des türkischen Fußballs
Tag 5: Mit Feribot und Banliyö Tren ins tiefste asiatische Istanbul
Tag 6: Von einer heimlichen Hauptstadt in die nächste – Istanbul nach Dubai
Tag 7: Von wahnwitzigen Wolkenkratzern und internationalem Umfeld
Tag 8: Oasen, Festungen, die Hauptstadt des Staatenbundes und ein Tor aus über 50 Metern
Tag 9: Von den Emiraten ins Sultanat; Dubai nach Maskat
Tag 10: An jeder Ecke eine Festung; im Bergland zwischen Maskat und Nizwa
Tag 11: Berge, Burgen und bekloppte Öffnungszeiten; Bahla und Umgebung
Tag 12: Rundfahrt durch die Berge bei Nakhl und Rustaq, sowie die Küstenebene zwischen Suwayq und Barka
Tag 13: Geöffnete Festungen, tiefe Wadis und der erste Spielbesuch im Oman
Tag 14/15: Noch ein paar Festungen und ein letztes Fußballspiel und dann eine lange Rückreise
Zusatz 1: Tipps und Zusammenfassung Istanbul!
Zusatz 2: Tipps und Zusammenfassung VAE!
Zusatz 3: Tipps und Zusammenfassung Oman!
Nach je einem Länderbesuch im Maghreb und im Mashrik sollte es nun auch in die dritte Region der arabischen Welt, dem Khaleedj (also Golf), gehen. Aufgrund der guten Kombinierbarkeit und der hohen Attraktivität des Omans, die durch die enorme, mit sehr vielen Festungen verzierte Gebirgslandschaft hervorgerufen wird, so wie der Bizarrheit der Vereinigten Arabischen Emirate, waren diese zwei Länder unser Ziel. Da es sich finanziell, zeitlich und aufgrund der Flugverbindung lohnte, auf dem Weg in die Emirate einen mehrtägigen Stopp in Istanbul einzulegen, kam auch noch eine Städtereise Istanbul hinzu.
Istanbul (oder wie im Türkischen wegen der beiden i-Laute geschrieben werden muss: İstanbul) sei nicht die Türkei, heißt es immer wieder. Oder die Stadt sei nicht typisch für dieses Land. Aber was ist denn typisch für die Türkei? Es gibt definitiv ein großes West-Ost-Gefälle – jetzt kommt mir aber Keiner mit „wie in Deutschland“: das ist in der Türkei viel heftiger! – doch da ist İstanbul trotzdem noch als größte Stadt und die wahre Hauptstadt richtig türkisch. Denn ein Völkergemisch (Türken, Kurden, Armenier, Europäer), eine Bandbreite von Leuten aller Schichten und Ausrichtungen (vom zugewanderten ungebildeten Bauern bis zur ur-istanbuler Uniprofessor) und eine enorme kulturelle Vielfalt (es gibt in deutschen Großstädten wie Berlin und Frankfurt nichts, was es in İstanbul nicht auch gäbe an kulturellen, künstlerischen, sportlichen etc. Angeboten) machen eine solche Stadt aus.
Die VAE sind ein weiteres der Länder, das mit Widersprüchen glänzt. Modernste Architektur, sehr viele Ausländer und ihre kulturellen Einflüsse, aber weiterhin Züge einer konservativen islamischen Stammesgesellschaft mit Monarchie und entsprechend rüden Gesetzten, die z.B. Küssen in der Öffentlichkeit mit Geldstrafen und teilweise Alkoholdelikte mit Auspeitschen bestrafen. Auch wenn es verwunderlich klingt; VAE und USA haben mindestens drei Sachen gemeinsam: 1. die drei Buchstaben zählenden Abkürzungen, 2. die Wolkenkratzerarchitektur der Großstädte und 3. die Erfolgsgeschichte. Denn während die USA als Produkt der Kolonisierung der Ureinwohner aus etlichen Kolonien hervorgingen, entstanden die VAE aus einigen Emiraten, deren Siedlungen zumeist Fischerdörfer und Wüstenoasen waren, die mit dem Erdöl reich wurden. Mit dem Erdöl ging ein Bauboom im US-amerikanischen Stil einher, der bei den „Westlern“ zu zwei Reaktionen führte:
1. Der Neid von den Stellen, die fürchten, dass ihnen der Rang von „ehemals mickrigen Fischerdörfern voller ungebildeter Beduinen, die jetzt durch das Öl reich und mächtig geworden aber im Kern noch dumm und islamisch geblieben sind“ abgelaufen wird. Und wie groß war und ist nicht auch der Neid gegenüber technischen und anderen Errungenschaften der USA?
2. Die übliche Kleine-Leute-Reaktion „Boah geil, da liegt ja das Geld auf der Straße, da muss ich unbedingt Gastarbeiter werden!“ die man auch in den USA des 19. und 20. Jahrhunderts erlebte. Wie schief so etwas gehen kann, kann man zum Beispiel in einem Buch von irgendeinem komischen Vogel nachlesen, der monatelang inhaftiert war, da er in den VAE an falsche Bekannte (Drogen, Alkohol und fragwürdige Jobvermittlung) geriet und vor allem auch schlecht informiert und blauäugig an den neuen Lebensabschnitt heran ging. Erinnert mich an die Story vom Einwanderer in die USA, der übermüdet aus dem Schiff steigt, die medizinische Untersuchung passiert und vor dem Gebäude einen 50-Dollar-Schein auf dem Boden liegen sieht und sich denkt „ach, hier liegt das Geld eh auf der Straße: heute bin ich zu müde mich zu bücken, Geld hebe ich erst morgen auf“ und weiter taumelt...
Wenn man sich nicht vor Augen führt, was für eine – für „westliche“ Verhältnisse – altmodische Gesellschaft die Emirate sind, eckt man dort hoffnungslos an; so wie eine Frau in Burka in Deutschland auch aneckt. Wer aber auch nur etwas Ahnung vom Islam in den Golfstaaten – der sich von dem im Maghreb oder in Syrien üblichen in einigen Dingen unterscheidet – hat, der wird weder anecken, noch im Knast landen, sondern einen interessanten Urlaub verbringen. Wer dort arbeitet, wird so wie so weitestgehend in seine Parallelwelt der ausländischen Arbeitskräfte eintauchen: Integrationsdiskussionen gibt es in den Emiraten nicht.
Im Oman sieht es etwas anders aus, als in den Emiraten, da die Wirtschaft im Schatten der VAE boomt und die Bauprojekte mehr durch Vernunft und Zurückhaltung, denn durch den Showfaktor geprägt sind. Extrem und bewundernswert ist es, wie Sultan Qabous und seine Leute das Land seit 1970 vom völlig zurückgebliebenen, von der Welt abgeschotteten Reich, dessen Bevölkerung übel unterdrückt und z.B. von Bildung fern gehalten wurde (so gab es nur drei Jungenschulen im Land), zu einem Land mit fast 100% Alphabetisierungsrate, soliden staatlichen Strukturen – Oman ist zwar reichlich totalitär, aber es ist eines der wenigen Länder der arabischen Welt, in denen Bildungswesen und die Medizinversorgung europäisches Niveau behaupten können – und starker Wirtschaft machten. Oman gilt den UN als das Land, das die größten Entwicklungsschritte in den letzten 40 Jahren gemacht hat. Das will ich mal in Afghanistan sehen, deren Situation so ähnlich wie jene im Oman vor 1970 war, aber die die Hilfe von dutzenden Staaten – Oman hatte nur etwas britische Unterstützung in der Zeit des Machtwechsels und danach – in den Sand setzen...
Aber lieber zurück zum Oman: vor allem die Landschaft, die krassen Bergregionen mit ihren palmbestandenen Oasen, tief eingekerbten Tälern und hoch über ebendiesen thronenden Festungen, dürften selbst Banausen zu begeistern wissen. Das Land wirkt auch noch sehr traditionell islamisch geprägt, was sich nicht nur in der Kleidung der Menschen niederschlägt. Neben Istanbul ist Oman das lohnendste Ziel!
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