Montag, 21. März 2011
W241III: Von wahnwitzigen Wolkenkratzern und internationalem Umfeld
Ägypten (U-20) 1:0 Saudi-Arabien (U-20)
Datum: Mittwoch, 9. März 2011 - Anstoß 19.30
Wettbewerb: Freundschaftsspiel von U-20 Junioren-Auswahlmannschaften
Ergebnis: 1:0 nach 96 Min. (45/51) – Halbzeit: 1:0
Tor: 1:0 5. EGY
Verwarnungen: 1x Gelb KSA
Platzverweise: keine
Spielort: Stad Hamid at-Tayyar (Kap. 3.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 100 (davon ca. 80 Emiratis, 10 Saudis, 8 Ägypter und 2 Deutsche)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Durch enorme Ausgeglichenheit beider Teams gab es kaum Torchancen, aber schlecht oder langweilig war das Spiel nicht)
Sightseeing: 6,0/10 (Sehenswürdigkeiten haben sich schon anzugucken gelohnt, aber die Fahrerei etc. war nervtötend)
Photos and English Version:
a) Fortresses in the United Arab Emirates
b) Sacred Buildings in the United Arab Emirates
c) Skyscrapers and the Desert: United Arab Emirates
d) U-20 Friendly Match: Egypt vs. Saudi-Arabia, in Dubai
Kaum am Flughafen von Dubai gelandet, schon waren wir auch am Mietwagenschalter. Die Zollbeamten in Dischdaschas und Latschen – sollte das ne Uniform darstellen? – stempelten nur schnell den Stempel rein und ließen einen dann ziehen. Auch die Mietwagenabholung klappte problemlos.
Mit dem Mietwagen von Hertz fuhren wir dann noch in der Nacht los und kamen nach über einer Stunde Fahrt in Dhayah an. Das ist ein Dorf im Emirat Ras al-Khayma, in dem es eine kleine Festung gibt. Dort ruhten wir uns knapp 2 Stunden im Auto aus und stiegen dann zur Festung hoch, die aus Lehm, Steinen und Holzstangen gefertigt ist und die einzige erhaltene Felskegelfestung der VAE ist.
Weiter ging es nach Ras al-Khayma wo wir günstig in einem indischen Supermarkt was fürs Frühstück einkauften und die Hauptmoschee begutachteten. Die konservativen Golfstaatenbewohner wollen im Normalfall keine Nicht-Muslime in ihren Gotteshäusern, so waren die einzigen Moscheen, die wir auf dieser 14tägigen Reise von innen sahen, jene in Istanbul.
In der kleinen Hafenstadt Jazeerat al-Hamra gibt es ein paar Ruinen, die zwischen 20 und weit über 200 Jahre alt sind. Besonders der Festungsturm, der auch mit der abenteuerlichen Leiter zu erklimmen ist, ist ein schönes Beispiel für die Architektur vergangener Tage. Während die einen Bauten vor sich hin verfallen, stehen hundert Meter weiter moderne Betonbauten und ein Fußballstadion für den Zweitligisten und einen Kilometer entfernt sogar neue Wolkenkratzer.
Umm al-Quwayn war mal ein Fischerdorf – und das sieht man dem Nest auch an. Bizarr, wie mitten in einem kargen Wüstenstreifen eine Luxusvilla steht. Die Vorfahren des Besitzers haben bestimmt nicht mehr als ein Zelt an dieser Stelle aufgebaut... Die Altstadt ist teils verfallen, doch die Festung sehr gut erhalten. Vor dem Festungsgebäude sind Kanonen und ein Panzer zu sehen. Der Eintritt beträgt weniger als 1€, aber wir wollten weiter und uns nicht mit einer Schulklasse zusammen ein Museum angucken.
’Ajman ist dann das langweiligste und uninteressanteste Emirat. Damit ich dort überhaupt mal wenigstens ein Foto gemacht habe, nahm ich die größte Moschee, einer der vielen Shaykh Zayed-Moscheen, auf.
In Sharjah gibt es mehr zu sehen, aber hier beginnt das Verkehrschaos von Dubai. Wir schauten uns also nicht den Kulturpalast an, sondern nur ein paar Häuserschluchten.
Häuserschluchten gibt es in Dubai genug. Das Emirat und seine Hauptstadt kennt man als Hightech-Ort in der Wüste. Doch außer tollen Wolkenkratzern, zu denen auch das höchste Gebäude der Welt zählt und die Devise „Hauptsache groß und interessant, Zweckmäßigkeit egal“ gilt, hat Dubai noch eine schöne Promenade an einem Creek (hier ein Meeresarm) und eine rekonstruiertes historisches Viertel mit nachgeahmter Lehmziegelbauweise.
Bis wir das Hotel Royal Falcon (für 35€ pro DZ und Nacht ist die Qualität echt hervorragend!) gefunden hatten, verging eine Weile. Der Stadtverkehr von Dubai ist extrem langsam, da immer alle mit dem Auto irgendwo hin wollen. In der Stadt sind dann auch viel mehr Verkehrsverstöße zu beobachten als Überland, wo dauernd abgezockt wird. Unglaublich, wie mittel- und nordeuropäisch die Emirate in dieser Hinsicht sind. Die VAE sind was das Autofahren angeht das langweiligste Land des arabisch-islamischen Raumes – wo bleiben die wilden Rasereien und Wendemanöver?
Was fällt meinen Lesern beim Stichwort „Sport in den VAE“ ein?
Natürlich spielen die alten Sportarten Kamelrennen und Falkenjagd noch eine große Rolle. Auch Pferdesport ist beliebt, doch unlängst hat Fußball den typischen Beduinenfreizeitbeschäftigungen den Rang abgelaufen. Kleinere Szenen haben auch logischerweise so populäre und einfach auszutragende Sportarten wie Handball, Volleyball und Basketball. Dass man in Dubai und manchen anderen Städten der VAE auch ungewöhnliche Sportarten ausüben kann, dürfte auch bekannt sein. Seit ein paar Jahren gibt es eine Kunstschneehalle, in der man Skifahren kann. Aber wer denkt beim Stichwort „Sport in den VAE“ schon gleich an Eishockey? Und dass seit den frühen 1970ern dort Eishockey gespielt wird, hat sicherlich auch kaum jemand gewusst, oder?!
Leider wurde das Spiel der EHL (Emirati Hockey League) verlegt, sodass wir im Sportkomplex von An Nasr Dubai, wo sich neben Fußball- und Tennisanlagen eben auch eine Eissporthalle, eine indische Kirche (für die Orthodoxen aus Kerala), Kulturzentren für Sudanesen, Iraner und andere, sowie auch ein Treffpunkt für Norweger - stilecht ein Holzhaus - befinden, nach einem anderen Spiel Ausschau halten mussten. Im großen Stadion führte die Reserve (?) von Nasr gerade mit 4:0, wobei keine fünf Minuten mehr zu spielen waren. Also auf zum kleineren, direkt daneben liegenden Stadion, das nach Hamid Tayyal benannt wurde: dort spielte die ägyptische U-20 gegen die saudi-arabische U-20 ein Freundschaftsspiel.
Ägypten ging im auf drei Seiten mit je fünf massiven Betonstufen umbauten Stehplatzstadion bereits nach 5 Minuten 1:0 in Führung. Danach gab zwar auch noch Chancen auf beiden Seiten, aber beide Teams waren sich auf technisch gutem Niveau so ebenbürtig, dass kaum Torschüsse zustande kamen. Die wenigen Torchancen wurden von den jeweiligen Torhütern vereitelt oder knapp vergeben. Am Ende natürlich ein verdienter Sieg für die „Pharaonen“ gegen die Wahhabiten.
Stimmung war übrigens gar nicht vorhanden, da die meisten Zuschauer neutrale Emiratis waren. Die wollten wohl nur noch mehr internationales Flair erleben, als sie das so wie so schon tun. Wir waren z.B. bei einem indischen Imbiss vor dem Spiel gewesen, der Hauptgerichte für nur 2€ oder 3€ anbietet. Alles auf ganz ordentlichem Niveau. Gegenüber war dann natürlich noch ein Supermarkt, wo unsere Kassiererin einen Sari trug. Mit Arabisch braucht man denen da übrigens nicht zu kommen: die können nur Englisch und Hindi oder eine andere Sprache aus dem Bereich. Die Gastarbeiter – so auch Westeuropäer etc. – können generell oft kein Arabisch. Ist schon interessant, wie sich Leute, die sich in ihren Heimatländern garantiert an Arabern oder anderen Zuwanderern, die keine vernünftigen Sprachkenntnisse haben, stören, im Ausland selber nicht die Umgangssprache können. Mal ganz davon abgesehen, dass die Kenntnisse der Landeskultur meist sehr limitiert sind, was in dem doch recht polyglotten Land das viel größere Problem ist als die Sprache. Was hierzulande von den Einwanderern erwartet wird, brauchen unsere Auswanderer wohl nicht zu erfüllen...
Statistik:
Grounds: 537 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 87 neue)
Sportveranstaltungen: 1.239 (heute eine, diese Saison: 126)
Tageskilometer: 400 (Auto)
Saisonkilometer: 25.790 (12.470 Auto/ 4.730 Bahn, Bus, Tram/ 4.950 Flugzeug/ 2.830 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 3
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 241
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