Mittwoch, 27. Februar 2013

W343IX: Zusammenfassung => Algerien Tour (20/21)

* Zusammenfassung Algerienreise 2013 *

Meine obligatorischen Bemerkungen zu Ländern, in denen ich mindestens eine Woche verbracht habe...

Fazit:
Algerien ist schon allein deshalb lohnend, da man eine unheimlich hohe Dichte interessanter Fußballstadien, in denen wenigstens durchschnittliches Spielniveau gezeigt wird und nicht selten auffällig viele Fans (oft auch recht stimmgewaltige und ziemlich kaputte) aufkreuzen, vorfindet. Außerdem kann man in kaum einem Land, auch im Winter nicht, drei Wochen herumreisen ohne auch nur einen einzigen anderen Touristen zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit, ein paar nette Leute kennenzulernen, ist ziemlich hoch, da Algerier nicht an Ausländer gewöhnt sind, aber (außer in Oran) oft sehr gastfreundlich sind und sich daher für diese fremden Besucher interessieren. Touristisch lohnen sich die vielfältigen Landschaftsformen – nicht nur verschiedene Arten von Wüste, auch Hoch- und Mittelgebirge, Hügellandschaften, unterschiedliche Küstenformen, Wälder, Felslandschaften... – und auch die in der weiten Landschaft verteilten historischen Orte. Timgad und Djemila sind zwei absolute Highlights für Freunde römischer Baukultur, wobei es noch etwa 60 (z.T. aber kaum erhaltene) weitere römische Ruinenstätten in Algerien gibt, und Ghardaia ist aufgrund einer ganz bestimmten arabischen Architektur ein Muss. Mit Algier und Oran gibt es auch zwei Großstädte von europäischem Erscheinungsbild.

Die besuchten Sehenswürdigkeiten:
1. Ghardaïa (10/10)
- Sicherlich die schönste Stadt Algeriens; so wie es in Quedlinburg fast nur Fachwerk gibt, gibt es in Ghardaia fast nur mittelalterliche Lehmhäuser bzw. moderne und sehr gute Nachbildungen ebendieser. Ob Moscheen, Hotels, Restaurants, Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser oder der Unikomplex: alles schön gestaltete historische oder historistische Lehmbauten! Dazu schöne Sahara-Berglandschaft mit Oasen. Eine Besonderheit ist der ummauerte heilige Ortsteil Beni Isguen, der nur eingeschränkt besucht werden darf.
1. Timgad (10/10)
- Extrem ausgedehnte, äußerst eindrucksvolle und teilweise noch gut erhaltene römische Ruinenstadt vor toller Bergkulisse, die in weiten Teilen freigelegt ist. Besonders die Hauptstraßen, das Theater und einige Tempel sind gut erhalten. Ein byzantinisches Fort befindet sich ebenfalls auf dem Gelände, durch das man auch kostenlos von einem sehr netten Berber namens Badreddine, kurz „Badri”, geführt werden kann (spricht Französisch und Hocharabisch, einheimische Dialekte sowieso). Wie auch sonst im Raum Batna wurde um Timgad herum eine gesichtslose moderne Stadt mit einem schönen Fußballstadion angelegt.
1. Djemila (10/10)
- Riesige römische Ruinenstadt in toller Berglandschaft – eine der besten römischen Sehenswürdigkeiten weltweit!
4. Tipaza (9,0/10)
- Sehr weitläufige, eindrucksvolle römische Ruinenstadt. Die Besichtigung ist dreiteilig: Zuerst das riesige Grabmal der mauretanischen Königin, dann die Grabstätten der Punier, römischen Christen u.a., schließlich die eigentliche Stadt mit Amphitheater, Theater, Tempeln, Thermen, der Festung etc. (jeweils 0,19€). Und alles schön mit Blick aufs Meer bzw. direkt an der Steilküste!
5. Aures-Massiv, Canyon von Rhoufi (9,0/10)
- Ganz außergewöhnlich schöne Berglandschaften kann das Aures-Massiv bieten. Besonders spektakulär ist die tiefe Schlucht von Rhoufi, in der ein steiniges Wadi liegt, Palmen wachsen und Häuser von einem Berberstamm in und an den Fels gebaut wurden.
6. Kalaa Beni Hammad (7,5/10)
- Versteckt in herrlicher Berglandschaft liegen die Ruinen einer mittelalterlichen (frühes 11. Jh.) befestigten Stadt bzw. Burg. Am besten erhalten ist das Minarett der Moschee, auch die Reste des Schlosses und der Befestigungsanlagen sind erkennbar. Bis auf den Turm (20 Dinar Eintritt) ist alles frei zugänglich.
7. Tiddis (7,5/10)
- Landschaftlich sehr schön gelegene römische Ruinenstadt mit Wohnhöhlen, die zwar nicht übermäßig gut erhalten ist, aber schon richtig was daher macht!
8. Algier (7,0/10)
- Der Kernbereich Algiers, also Casbah und Centre, ist mit den meist französischen Jugendstilhäusern und anderen älteren Gebäude sehr attraktiv. Weiterhin interessant sind die französische Kathedrale und das Heldendenkmal. Es gibt auch einige schöne Parks. Dass eine Hauptstadt zwischen Meer und Bergen liegt (selbst in Algier ist kaum ein Küstenbereich flach) ist auch nicht häufig zu finden!
8. Tlemcen (7,0/10)
- Sehr interessante islamisch-arabische Baukunst mit maghrebinischen Moscheen und symmetrischen Palästen hinter Stadtmauern. Eine der wenigen algerischen Städte, in denen die arabische Baukunst nicht völlig von der französischen verdrängt wurde.
10. Oran (7,0/10)
- Sicherlich die unsympathischste Bevölkerung in ganz Algerien, aber die Festungen lohnen einen Besuch. Die Landschaft mit den Bergen direkt am Meer ist auch toll. Der neuere Teil der Altstadt (die französische Bebauung) ist lohnender als die verfallene Kernaltstadt.
11. Constantine (7,0/10)
- Geniale Landschaft mit den hohen Bergen und der tiefen Schlucht, über die sich die tollen Brücken spannen! Aber die Stadt ansich ist heruntergekommen, überfüllt und wenig ansehenwert.
12. Tazoult-Lambese (7,0/10)
- Die Ruinenstadt Lambese verteilt sich in zwei großen Komplexen über die Stadt Tazoult. Spektkulärster Bau ist das römische Stabsquartier an der Durchfahrtsstraße. Drumherum befinden sich Grundmauern, Straßen und ein Stadttor. Weiter drin im Ort befindet sich neben einem weiteren Stadttor auch eine Therme (?). 2x0,20€ Eintritt, man kann aber von außen fast alles einsehen, wenn man (wie wir) die Öffnungszeiten verpasst hat...
13. El Oued (7,0/10)
- Interessante Oasenstadt mit ungewöhnlicher Bauweise: Kuppelbauten, die allerdings sehr flach sind, ziehen sich durch die ganze Ortschaft. Am Rand gibt es Palmenhaine und Palmenpflanzungen in Sandtrichtern. Übernachtungen sollten aufgrund des ungewöhnlich schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses (fast so schlimm wie Algier und Tizi Ouzu!) gemieden werden.
14. Zana Ouled Sebaa, Diana Veteranorum (6,0/10)
- Am Rande eines furchtbar hässlichen Dorfes, dessen Name übrigens „Sieben-Söhne-Diana” zu bedeuten scheint (wobei mir nicht klar ist, warum sich Diana zu Zana wandelt, da „zana” sehr nach „zina” = „Hurerei” klingt, vielleicht?), befinden sich ausgedehnte Ruinen einer römischen Stadt namens Diana Veteranorum. Gut erhalten sind nur ein Triumphbogen und ein Tempel, drum herum verteilen sich kilometerweit Trümmer. Gegenüber der Durchfahrtsstraße befindet sich eine Kirchenruine aus französischer Zeit. Die umliegende Landschaft ist sehr reizvoll!
15. Laghouat (5,5/10)
- Ganz nette Oasenstadt am versteppten Nordrand der Sahara mit älterer arabischer Bebauung und neuen Bauten, die diese ältere Architektur aufgreifen.
16. Ouargla (5,0/10)
- Kleine Altstadt, praktische Neustadt, tolle Dünen am Ortsrand, sehr große Palmenhaine, die aber teils in schlechtem Zustand sind. Irgendwie so eine Art Durchschnittsoase...
17. Sétif (4,0/10)
- Schöne Lage, sehr ordentliche und gepflegte Stadt, aber auch eher unspektakulär.
18. Makrouna (3,5/10)
- Die spärlichen Überreste einer römischen Stadt: Zisternenbecken (?) und das eindrucksvolle Stadttor.
19. Béjaïa (3,0/10)
- Landschaftlich schöne Lage, aber ansonsten hässliche Hafenstadt, die nicht einmal von der Festung städtebaulich gerettet wird.
20. Imghassen/ Le Medracen (2,5/10)
- Interessanter numidischer Gradbtumulus, etwas kleiner als der fast baugleiche in Tipaza, auch stärker verfallen, dafür freier Eintritt. Der Tumulus selbst kann aber nicht betreten werden.
21. Tahouda (1,5/10)
- Verfallene mittelalterliche Lehmbauten neben spärlichen römischen Überresten, die erst freigelegt werden.
22. Touggourt (1,5/10)
- Übel heruntergekommene Oasenstadt mit ein paar historischen Lehmbauten. Die sollten eine Dörferpartnerschaft mit Gatterstädt bei Querfurt machen – nicht nur deshalb, weil der Name die gleiche Bedeutung hat...
23. Batna (1,0/10)
- Uninteressante, funktionale Stadt ohne touristische Sehenswürdigkeiten mit zwei, drei repräsentativen Bauten und schöner Landschaft in Sichtweite drumherum.
23. El Eulma (1,0/10)
- Gesichtslose Industrie- und Arbeiterstadt mit vereinzelt aufgestellten Moscheen, von denen einige ganz nett anzusehen sind.
23. Tizi Ouzu (1,0/10)
- Schöne kabylische Berglandschaft drumherum, aber keinerlei Sehenswürdigkeiten. Das beste an Tizi Ouzu ist das Fußballstadion „1er Novembre”...

Die besuchten Sportveranstaltungen:
15 Sportveranstaltungen: 13x Fußball, 2x Volleyball.
13 Fußballspiele: 1. Liga und Pokalspiele mit Erstligisten; 3x Männer, 2x Frauen, 2x U20, 1x U18, 1x U17/ 1x International (Clubs)/ 1x 3. Liga/ 1x 4. Liga/ 1x Reserveliga
1. ES Sétif 1:0 Shabibeh Souara (Fußball: 1. Liga) = 9,0/10
2. PO Chlef 2:3 NR Bordj Bou Arreridj (Volleyball: 1. Liga) = 7,5/10
3. Jeunesse Sportive du Kabylie Tizi Ouzu 1:0 Union Sportif Madinet d’Alger (Fußball: 1. Liga) = 7,0/10
4. Chabab Riadi Belouizdad 1:1 Nadi al-Ismaily ar-Riadhy (Fußball: Arabische Champions League) = 7,0/10
5. CS Afak Relizane 6:0 (W. 3:0) ASE Alger Centre (Fußball: Frauen-Pokal) = 7,0/10
5. Mouloudia Club El Eulma U17 4:6 (n.E.) Union Sp. Madinet d’Alger U17 (Fußball: U17-Pokal) = 7,0/10
7. Mouloudia Olympique Béjaïa U20 2:2 US Bordj Ghedir U20 (Fußball: 1. U20-Liga) = 7,0/10
8. Paradou AC U18 4:0 CR Belouizdad U18 (Fußball: 1. U18-Liga) = 6,5/10
9. Raed Ittihad Jami’a Algier 0:3 GS Pétroliers Algier (Volleyball: 1. Frauenliga) = 6,0/10
10. Jeunesse Sportive Sigoise 2:1 Chabab RB Ain Turck (Fußball: 4. Liga) = 5,5/10
11. Association Sportive Olympique Chlef 3:0 Union Sportif Madinet El Harrach (Fußball: 1. Liga) = 5,0/10
12. DRB Tadjnanet 1:2 Nadi Chabab Madinat d’Magra (Fußball: 3. Liga) = 5,0/10
13. Raed Chabab Kouba U20 1:1 RC Arba U20 (Fußball: 1. U20-Liga) = 4,0/10
14. ASM Oran U21 1:1 Mouloudia Olympique Bejaia U21 (Fußball: 2. Reserveliga) = 3,0/10
15. FC Béjaïa 0:2 USF Béjaïa (Fußball: 1. Frauenliga) = 2,5/10
Wertungsdurchschnitt: 6,0/10; d.h. überdurchschnittlich

Die Stadien:
1. Sig: Stade Municipal Said Ahmed = 10/10!
2. Tizi Ouzu: Stade 1er Novembre = 9,0/10
3. Algier-Hydra: Mal’ab Ahmed Faleq bzw. Stade de Hydra = 9,0/10
4. Chlef: Stade Mohamed Boumezrag = 8,5/10
5. El Eulma: Stade Harche Amar = 8,5/10
6. Béjaïa: Stade OPOW de l’Unite de Maghrebine = 8,5/10
7. Algier-Mohamed Belouizdad: Stade 20 Août 1955 = 8,0/10
8. Algier-Kouba: Mal’ab Omar Benhaddad bzw. Stade de Kouba = 8,0/10
9. Sétif: Stade 08 Mai 1945 = 8,0/10
10. Relizane: Stade OPOW Tahar Zoughari = 7,0/10
11. Oran: Stade Ahmed Zabana = 7,0/10
12. Tadjnanet: Malaab Chahid Lahoua Ismaïl = 6,0/10
13. Béjaïa: Stade Ben Allouache = 5,5/10
Andere Sportanlagen:
1. Chlef: Salle OMS Chahid Ahmed Nasri, ex Les Vergers = 8,5/10
2. Algier-Douera: Salle de Omnisports des Douera = 5,0/10
Wertungsdurchschnitt: 7,7/10; d.h. weit überm Durchschnitt

Unsere Hotels:
Wer eine Reise nach Algerien plant, wird keines dieser Hotels als Referenzadresse angeben und von keinem eine Einladung bekommen können. Tipps dazu: siehe Bericht „Einleitung”!
Fazit zu den algerischen Hotels: Selten gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber im Vergleich zu Mitteleuropa weitaus billiger, für nicht sooo viel geringeren Standard.
1. Hotel Mira Oran, DZ 27€-40€; 9,0/10
- Kleine, aber sehr gute Doppelzimmer mit gutem Bad (Wasser ist aber entweder zu heiß oder zu kalt), Flachbildglotze, Kühlschrank, Klimatisierung, Internet auf dem Zimmer, gratis Wasserflaschen, kleinem Frühstück inklusive und ganz nettem Personal das teilweise Englisch kann. Rue Abderrahmane 06, Place Zeddour Brahim. Preis-Leistung ganz hervorragend!
2. Ghardaia: Beladjel, DZ 21€ (9,0/10)
- Sehr schönes kleines Hotel am Saha ash-Shabab (Platz der Jugend). Kleine, saubere Zimmer mit gutem Bad. Etwas überheizt, was bei einer Oasenstadt in der Sahara erst einmal bekloppt klingt, aber im Februar sind da nachts natürlich einstellige Temperaturen... Frühstück, Internet, nettes Personal.
3. Oued Rhiou; Hotel Le Union/ al-Ittihad, DZ 12€; 5,5/10
- Was soll man zu der Bruchbude sagen? Immerhin sind die winzigen Zimmer sauber und haben Strom. Klo und Dusche auf dem Gang. Keinerlei Extras. Aber halt nur 1.200 Dinar: also Preis-Leistung ist doch echt OK! Mit dem Staff kann man übrigens fast nur in Französisch kommunizieren, da die Berber sehr komisches Arabisch und nur rudimentär Englisch sprechen.
4. El Oued: El Souf, EZ 29€, DZ 29€, Suiten 75€ (5,5/10)
- Typisches Devisenhotel: außen super, innen mäßig. Hoffnungslos veraltete, kleine Doppelzimmer – immerhin mit Kühlschrank. Frühstück und Internet in der Lobby inklusive. Mittag- und Abendessen von geringer Auswahl und hohen Preisen (Hauptgericht 8€), aber guter Qualität im Restaurant. Typischerweise sind auch Alkohol und Puffbesuch im Hotelbereich möglich. Die Gestaltung des Hotels ist jedoch genial: historistische Souf-Architektur mit Pseudo-Lehmfassade, Kuppeln, islamischen Mustern und Mosaiken an fast allen Wänden und Decken und eigenem Palmengarten im Innenhof mit Arkadengängen.
5. Batna, El Hayat, EZ 14€, DZ 24€ (4,5/10)
- DDR-Standard für etwas zu hohe Preise: Plattenbau ähnlich, einfachste Badezimmer, einfachste Möbel und Fenster-auf-Fenster-zu-Lüftung. Schöner Blick auf die Stadt von den oberen Stockwerken. Kein Internet. Durchschnittlichs Mini-Frühstück. Freundliche Leute an der Rezeption, mit denen man aber am besten Arabisch kommuniziert (der eine Ältere scheint gar kein Französisch zu können).
6. Hotel Bravoure Bejaia, DZ 24€-39€; 3,5/10
- Klein, primitiv, schlecht klimatisiert, kein warmes Wasser, aber sauber, netter Chef, Internet in einem Gemeinschaftszimmer; oberhalb des Hafens gelegen. Preis-Leistung eher mäßig.
7. Hotel Sofiane Algier, DZ 23-37€; 3,0/10
- In der Stadtmitte zwischen Abdel-Kader-Platz und Casbah gelegen, winzige Zimmer, überheizt, Frühstück winzig wie die Räume, hellhörig, Internet im Frühstücksraum, Preis-Leistung schlecht.
8. Tizi Ouzu: Hotel La Gare, EZ 10-20€, DZ 20-40€ (2,0/10)
- Ergrauter Plattenbau mit relativ geräumigen Zimmern, ordentlichem Bad und freundlichen wenn auch etwas dussligen Besitzern, die wohl außer Berber keine Sprache so richtig beherrschen. Dafür machen sie aber auch gerne eine Ausnahme und beherbergen Ausländer, obwohl sie kein Devisenhotel führen. Für die primitive Einrichtung, das dürftige Frühstück und dem Fehlen von Internet oder Glotze sind die Preise jedoch viel zu hoch und zeigen nur wieder das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis der Kabylei.

Karten, Reiseführer etc.
a) Algerisch-Arabisch von Daniel Krasa, Kauderwelsch-Reihe (4,0/10)
- Ohne Kenntnisse des Hocharabischen oder eines anderen Dialektes kaum nutzbar, da schlecht erklärt. Reicht um ein paar wichtige Worte und Sätzchen zu lernen. Absolut lächerlich übrigens: Der Autor will keine Slangausdrücke reinnehmen, da man in Algerien angeblich nicht so fluchen würde wie woanders im Mittelmeerraum. Also was „nîk ummok” heißt, sollte man schon wissen, um die Aggressivität einer Situation einschätzen zu können – selber nutzen sollte man das ja eher unter Bekannten, die das lustig finden... Seit ich die didaktisch halbwegs brauchbar bis gut aufgebereiteten akademischen Lehrbücher kenne, die z.B. auch Übungen bereithalten, weiß ich die Kauderwelschreihe noch weniger zu schätzen. Mit den Sprachführern lernt man wirklich nur Kauderwelsch...
PS: „nik ummok” wird übrigens beim Fußball gerne dem gegnerischen Torwart hinterhergerufen und heißt in einem zum Algerisch-Arabisch passenden deutschen Dialekt in etwa „fegg dini muetter“...) b) Reiseführer Algerien, Birgit Agada/ Adolf Schuster, Trescher Verlag (1,0/10)
- Ganz schwach: historische Hintergründe der Orte meist gut beschrieben, aber Anfahrten zu den Orten selten brauchbar, Übersichtskarten teilweise gut aber viel zu wenige (man sollte z.B. Ghardaia noch mit reinnehmen), Fotos meist zu klein und teilweise schlecht (aber OK, ist ja kein Bildband), insgesamt zu sehr auf den Grande Sud fixiert, durch den Ehemann der Autorin auch übertrieben wohlwollend gegenüber mitunter schwierigen Minderheitenvolksgruppen wie Tuareg, Berbern etc., falsche Einschätzungen zur Sicherheitslage im Land (beim Versuch die Tuareg-Kriminalität mit gar nicht so seltenen Entführungen im Süden zu entschuldigen, wird der Norden als gefährlicher dargestellt, was er aber nicht ist), viele Informationen (ist mehr den algerischen Behören geschuldet) bereits veraltet, ganz großes Minus für Agada/ Schuster allerdings: auch Hotels, die keine Devisenhotels sind, werden empfohlen (obwohl man diese als Ausländer nur dann bekommt, wenn man mit Algeriern zusammen aufkreuzt), und nicht ein Wort zu den zentralisierten Öffnungszeiten von Sights wie Djemila oder Tipaza und den ebenfalls zentralisierten Eintrittspreisen! Bei Preisen erzählt die Autorin so wie so Scheiße: Algerien ist kein teures Reiseland (man findet überall Hotels für unter 25€ das DZ, Essen kostet bis auf bestimmte Lebensmittel (besseren Käse, Importware) auch weitaus weniger als in Deutschland, Kraftstoffpreise sind ein Witz und jegliche Verkehrsmittel liegen auch unter deutschen Preisen) und Preis-Leistung in der Hotelerie/ Gastronomie ist nicht, wie angedeutet, besser, wenn Kabylen am Werk sind. In Tizi Ouzu ist Preis-Leistung nähmlich mit am schlechtesten in ganz Algerien!
c) Freytag und Bernd Karte Algerien (0,0/10)
- Eine der vielen unbrauchbaren Karten aus diesem Verlag. Diese Karte ist das schlechteste, das ich je gesehen habe. Man kann auch gleich mit den Karten der arabischen Geographen aus dem 13. Jh. für Nordafrika navigieren. Hier ist nur ein winziger Bruchteil der Autobahnstrecken eingezeichnet und im Norden ist das Straßennetz generell selten korrekt dargestellt (falsch klassifiziert und Verläufe zusammenphantasiert), geschweige denn die Orte. Sehenswüdigkeiten sind auch kaum markiert. Schlimmer als die schlechtesten Karten von Reise-Know-How!
d) Michelin Karte Nord-Algerien und Tunesien (5,0/10)
- Ganz schlechte Materialqualität, reißt sofort ein! Teilweise veraltet, da Autobahnen mittlerweile ein paar Kilometer weitergebaut und der Maßstab ist auch etwas groß (außer Übersicht Algier & Kabylei bzw. Oran/ Tlemcen), sowie kaum brauchbarer Stadtplan von Algier, in bestimmten Regionen fehlen auch Orte und Straßen, die technisch darzustellen wären, aber ansonsten sehr korrekt und gut nutzbar für die Navigation, insgesamt gesehen sicher die mit Abstand beste Karte für Algerien. Für Tunesien müsste die Extrakarte vom selben Verlag besser sein!

Noch einmal ein Fazit:
Algerien lohnt unter ganz vielen Gesichtspunkten den Besuch, auch gerade unter dem Gesichtspunkt Groundhopping. Also scheißt auf die Angstmacherei vom Auswärtigen Amt und schaut euch mal selber im Land um!

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