Football Club Béjaïa (نادي لكرة القدم بجاية) ----------------- x/0
Union Sportif Féminin Béjaïa (بجاية اتحاد الرياضي النسوي) y/2
- Datum: Samstag, 9. Februar 2013 – Anstoß: 9.30
- Wettbewerb: Championnat féminin (1. algerische Frauenfußballliga)
- Ergebnis: 0-2 nach 92 Min. (46/46) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 27. (Nr. 9), 0-2 47. (Nr. 7)
- Verwarnungen: keine
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Ben Allouache (Béjaïa, Kap. 1.000, davon 250 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 70 meist neutrale
- Unterhaltungswert: 2,5/10 (Viel Kampf, wenig Niveau)
Mouloudia Olympique Béjaïa (مولودية أولمبي بجاية) U20 -- 2
Ass. Sp. Bordj Ghedir 1957 (آمال سريع برج الغدير) U20 ----- 2
- Datum: Samstag, 9. Februar 2013 – Anstoß: 11.10
- Wettbewerb: Ligue Nationale de Jeunes, Categorie U20, Groupe C (Landesweite Jugendliga, U20, Gr. C = 1. Liga der 18-19jährigen)
- Ergebnis: 2-2 nach 92 Min. (45/47) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 x. (?), 0-2 60. (?), 1-2 72. (8), 2-2 85. (8)
- Verwarnungen: Nr. 7, 24 (Bordj Ghedir)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade OPOW de l’Unité Maghrébine (Bejaïa, Kap. 12.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 30 (darunter keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel)
Entente Sportive Sétifienne (الوفاق الرياضي السطايفي) -------- 1
Jeunesse Sportive de la Saoura (الشبيبة الرياضية للساورة) --- 0
- Datum: Samstag, 9. Februar 2013 – Anstoß: 18.00
- Wettbewerb: Algerien Ligue Professionnelle 1 (1. algerische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 97 Min. (48/49) – Halbzeit: 1-0
- Tor: 1-0 90. Rachid Nadji
- Verwarnungen: Nadjib Ghoul, Amir Karaoui (ESS); Kadour Beldjilali, Nabil Bousmaha, Abdenour Belkhair (JSS)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade 08 Mai 1945 (Sétif, Kap. 25.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 20.000 (darunter ca. 50 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 9,0/10 (Echt geil chaotische Atmosphäre um ein gutes Spiel, das aber nur durch ein einziges Tor gekrönt wurde)
Photos with English Commentary:
a) Women’s League: FC Bejaia v USF Bejaia
b) Under-20 League: MO Bejaia v Bordj Ghedir
c) PROFESSIONAL LEAGUE: ES SETIF v JS SAOURA
d) Kabylie Mountains: From Bejaia to Setif
Videos on Myvideo.De:
a) Supporters of ES Setif Chanting prior Kick-Off
b) ES SETIF SCORE THE MATCH DECIDER, FANS CELEBRATING WITH FIREWORKS
Nach ein paar Problemen am frühen Morgen im Hotel beim Absetzten einer Mail an Herrn Osman – diese maghrebinischen arabisch-französischen Tastaturen die der Hotelier an seinem Rechner, den er mir freundlicherweise kostenlos überließ, hat, sind wirklich schwer zu handhaben, v.a. wenn man ein schweres Passwort mit Sonderzeichen hat; und Facebook ist echt scheiße, da die jedes Mal Sicherheitsfragen durchführen, wenn man mal nicht von Deutschland darauf zugreift – ging es mit Sport auch am Samstag weiter. Heute sollte dann auch endlich einmal ein Spiel der 1. Profiliga der Männer besucht werden, um diese sportreiche algerische Wochenende abzurunden. Zuerst war aber ein Spiel der 1. Frauenliga dran. Wir hatten ja in Béjaïa, das etwas abseits der Hauptrouten an der kabylischen Küste liegt, übernachtet – und Béjaïa ist so der Hauptort für Frauensport in Algerien. Besonders im Volleyball gibt es überproportional viele Teams aus dieser Hafenstadt, was mir eine junge Frau vom FCB damit erklärte, dass diese kabylische Region liberaler sei, als die anderen Gebiete Algeriens. Da wir schon gestern die Damenliga im Volleyball gesehen hatten, guckten wir heute die Fußballliga. Leider sollte sich der Unterschied in der Spielqualität im Vergleich zu Deutschland als extrem hoch herausstellen, was ja beim Volleyball nicht der Fall war, denn der Unterschied war nur gering im Vergleich zu unserer Liga. Wie extrem die Unterschiede innerhalb der Fußballliga allerdings sind, sahen wir dann nächste Woche.
Im neben einer Kaserne der NVA (al-Jaish al-Watany ash-Sha’aby = Nationale Volksarmee) befindlichen Stade Salah Benallouache, dass nach einem 1957 von den Franzosen ermordeten politisch aktiven Fußballer aus der Kabylei heißt, gibt es nur eine winzige überdachte Tribüne die auf vielen Plätzen Sichteinschränkungen hat, auf der sich zu meinem Erstaunen mehr Männer als Frauen eingefunden hatten. Allerdings waren es wiederum mehr Frauen und Mädchen die dann uns beide grüßten oder ansprachen. Eine junge Dame konnte sogar gut Englisch und erzählte ein bisschen über die Lage im doch recht abgeschiedenen und strukturschwachen Béjaïa. Dass die Leute dieser Gegend aber trotzdem eher liberal und locker sind, merkte man am herzlichen Umgang gegenüber Fremden. Ich bin schon öfter von Araberinnen in Tunesien oder Syrien angesprochen und ausgefragt worden – auch von welchen mit streng sitzendem Kopftuch – aber so einen Spaß wie meinen Gesprächspartnerin in Béjaïa hatte noch keine gebracht: Als der Staffelleiter ankam, meinen Vater und mich handschläglich begrüßte aber gleich etwas misstrauisch nachfragte ob wir beruflich (Presse, Scout) hier seien, was wir mit „nur touristisch“ verneinten, legte sie ihren Arm um mich und meinte zum Staffelleiter „er ist mein deutscher Freund“, was der Staffelleiter gleich mit Blick zu einem daneben sitzenden Bekannten der beiden „Sahhit? (Echt jetze?)“ quittierte...
Bei dem eher lahmen Spiel waren so lustige Einlagen auch nicht schlecht. Außer einer schönen Bogenlampe zum 1:0 und einem gut herausgespielten Konter zum 2:0 kurz nach dem Seitenwechsel für das körperlich stärkere Team von USFB passierten fast nur Fouls. Gut, dass der Schiri seine Karten vergessen hatte... Das Spiel artete zwar nicht aus, aber wurde schon recht kämpferisch geführt. Da alle Spielerinnen ein Tor machen wollten und mit dem Kopf durch die Wand zu rennen versuchten, gab es massenhaft Ballverluste und kaum Zusammenspiel. Das Spielniveau dieser beiden Teams war insgesamt deutlich niedriger als im benachbarten Marokko, wo ich Ende 2011 mal ein ganz ordentliches Frauenspiel gesehen hatte. Wir verabschiedeten uns zügig von unseren Gesprächspartnern und fuhren zum nächsten Stadion in Béjaïa, dem Stadion der Maghrebinischen Einheit. Diese Sportanlage ist unheimlich dreckig, aber recht weitläufig und ganz eindrucksvoll. Die kleinen, separierten Blöcke der Gegen- und Hintertortribünen sehen ganz interessant aus und die wuchtige Haupttribüne überragt fast die umstehenden Wohnblöcke.
Wie auch in Algier sahen wir vom U20-Spiel nur einen Teil der ersten und dann halt die komplette zweite Hälfte. Es stand auch schon 0:1, wobei die deutlich stärker wirkende Gastmannschaft aus dem 150km entfernten Bordj Ghedir nach der Pause weiter drückte und – ohne dabei Reaktionen unter den gerade einmal 30 Zuschauern im weiten, leeren Rund hervorzurufen – schnell das 0:2 erzielte. MOB riss sich nun aber zusammen und kam in das immer besser werdende und nach wie vor faire Spiel hinein. Innerhalb von 15 Minuten erzielten sie zwei schöne Treffer zum 2:2 Ausgleich. Weiter ging es über die gut geräumten und bis zu fast 1.200m hoch gelegenen Gebirgsstraßen durch schöne Berglandschaft nach Sétif. Die moderne Großstadt liegt auf über 1.000m Höhe auf einer Hochebene und war auch entsprechend verschneit. Osman guckte mit seiner Familie (Frau, Tochter, Söhne) das Spiel von ES Sétif, dem amtierenden Doublegewinner, und JS Saoura, dem gut stehenden Aufsteiger, im Fernsehen, sodass wir uns für nach dem Spiel verabredeten. Es sei zu laut und chaotisch da im Stadion...
In der Tat ging es verdammt chaotisch zu im interessant gebauten Stade 08 Mai 1945. Das weite Rund mit den unregelmäßig hohen Tribünen – besonders die niedrige überdachte Sitz- und Steh- und die sehr hohe unüberdachte Stehtribüne fallen auf – war gut gefüllt. Der Name des Stadions feiert übrigens nicht die Kapitulation Nazideutschlands, sondern erinnert an den Umstand, dass die Franzosen das Ende der Kämpfe gleich mal für Massaker an der algerischen Bevölkerung nutzten. Man muss zwar auch manchmal in Algerien hinterfragen, ob man andauernd auf „Helden und Märtyrer des Unabhängigkeitskampfes“ hinweisen muss, aber bei einem Gegner wie den Franzosen – nicht einmal die Engländer und schon gar nicht die Deutschen haben sich in ihren Kolonien so asozial aufgeführt wie unseren tollen Nachbarn – ist das schon nötig. Sich nicht mal offiziell entschuldigen für Verbrechen gegen die algerische Bevölkerung, die in etlichen Fällen eindeutig auf deren Vernichtung abzielte, aber dann die Türken anscheißen, weil sie Jahrzehnte früher die gleiche Form von Verbrechen in etwas größerem Umfang gegen die Armenier durchgeführt haben. Aber letztere sind ja noch sehr viel lästiger in der Selbstdarstellung als unterdrücktes Volk, als die Algerier mit dem offiziellen Gehabe zum Unabhängigkeitskampf...
Zurück zum Sport muss man sagen, dass das gute Spiel deutlich weniger interessant gewesen wäre, wenn nicht 20.000 größtenteils bekloppte Zuschauer – von denen immerhin knapp 50 wie die Mannschaft auch per Bus die 1.300km (650km Landstraße, 650km Autobahn) lange und ca. 15 Stunden dauernde Anreise aus der warmen Nordwestsahara ins eiskalte Sétif unternommen hatten – anwesend gewesen wären. Beide Teams zeigten zwar schönen Tempofußball, vergeigten tolle Chancen teils mit Lattenknaller und brachten Emotionen wie Rudelbildung und Schubsereien während des laufenden Spiels zustande, doch das Beobachten der Fans – selbst jener, die die 3€ für die überdachte Tribüne und nicht nur die 2€ für die unüberdachten Plätze gezahlt hatten – war das wahre Highlight. Es wurden nicht nur herrlich melodiöse und teilweise von Handtrommeln begleitete Gesänge, von denen ich bei diesem komischen Dialekt nur wenig verstand (aber wo man in Deutschland „Hubschraubereinsatz“ krakeelen würde, sangen die Fans etwas von „auf Wiedersehen, mach’s gut, ... auf ins Krankenhaus“) gebracht – da wurde mit offenem Feuer im vollgepackten Stehplatzsektor hantiert, da man gegen die 0° oder -1° ankommen wollte, Leuchtrakten wurden quer abgeschossen, mit Bengalos in der Hand durch den Block gerannt, die Polizei mit hunderten von Schneebällen bombardiert und als das 0:0 absehbar schien, wurden massenweise Zeitungen angezündet, nur um dann das entscheidende 1:0 in der 90., bei dem klasse die Gästeabwehr überspielt wurde, frenetisch mit Bengalos und Leuchtspuren zu feiern.
Wir waren mittendrin und wurden fast noch in eine Schlägerei reingezogen. Nachdem uns mit Bengalos beim Torjubel zuvor ungelogen vor der Nase herumgefuchtelt wurde, können wir noch weniger verstehen, dass man in vielen Ländern – auch gerade Deutschland – so ein Theater macht, wenn mal ein bisschen was abgebrannt wird. Ist doch gar nichts passiert hier in Sétif! Irgendwie ist das schade, dass niemand von unseren deutschen Freunden, die solche Situationen nicht gewöhnt sind, mitgereist ist...
Jedenfalls konnte ich Osman schon verstehen, dass er sich nicht unter die Chaotenmasse (nur auf der Ehrentribüne waren vernünftige Leute – sieht man mal noch von den beiden älteren Proleten ab die uns ein paar Waffeln vom Waffelverkäuferjungen schenkten, sonst waren da teilweise richtige Asoziale wie eben diese Jungen, die die Zigarettenkippen, die andere Leute auf die Tribünenstufen warfen, zu Ende rauchten) begeben will – Wahnsinn, was da abging!
Nach einem einfachen und preisgünstigen Abendessen in einem Grillhaus waren wir dann freundlicherweise bei Familie Osman eingeladen, schon allein da es für die Hotelsuche recht spät war. Nach langer Unterhaltung über alles Mögliche von Studium bis Sport ging es sehr spät zu Bett im Gästezimmer und entsprechend spät aus dem Haus am nächsten Tag. Statistik:
- Grounds: 859 (heute 3 neue; diese Saison: 91 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.709 (heute 3, diese Saison: 132)
- Tageskilometer: 150 (150km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 31.160 (27.810 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 19 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 341
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