Photos with English Commentary:
Algiers – The Capital City of Algeria
Das Visum kam nach 20 Tagen Bearbeitung und 4 Tagen Postweg erst drei Tage vor Abflug bei uns an. Finde ich immer „Klasse“ so was, aber uns wurde sogar telefonisch von der algerischen Botschaft Berlin Bescheid gesagt.
„Klasse“ find ich natürlich auch, dass die Flüge erst um 10 Uhr morgens von Frankfurt/ Main abfliegen. Und nach Malta fliegen wir zur selben Scheißzeit wieder von da. Warum können die nicht schon um 5 Uhr oder erst 15 Uhr los fliegen? So brachen wir in Merseburg nach nur 3 Stunden Schlaf um 2 Uhr morgens auf. 3 Stunden nur deshalb, da wir abends noch die Halbfinalpartien der Fußballafrikameisterschaft im Fernsehen geguckt hatten und dieser von den Ghanaern gekaufte Pfeifenkopp aus Tunis das zweite Halbfinale derartig verpfiff, dass Burkina Faso statt in der regulären Spielzeit zu gewinnen bis ins Elfmeterschießen musste. Mittlerweile ist mir Ghana genauso unsympathisch wie Südafrika und Elfenbeinküste (jeweils nur auf die Nationalteams bezogen!)...
4 Stunden später in FFM angekommen, klingelten wir Onkel Thomas nicht um 6 Uhr aus seiner Wohnung, sondern stellten den Dacia einfach wie verabredet in der Straße ab. Zum Flughafen ging es mit mehr Verspätung (20 Minuten) als Fahrtzeit (15 Minuten) mit der S-Bahn. Wir kreuzten dennoch fast drei Stunden vor Abflug auf.
Lufthansa zeigte mal wieder ihr geringes Niveau, indem weder Boardingzeiten noch Landezeiten eingehalten wurden, man für eine Busfahrt zum 200m vom Terminal entfernt stehenden Flugzeug ganze 10 Minuten brauchte: zwei mal ein paar Sekunden fahren und dann ewig herumstehen. Dann beim Einsteigen keinerlei Hinweise gegeben wer in welchen Teil des Fliegers muss, und allen beschissenes vegetarisches Essen auf unterstem Niveau serviert. Also wenn ich das mal mit Turkish Airways vergleiche, kann ich nur sagen: scheiße, dass die türkische Fluglinie nur so umständliche Verbindungen über Istanbul nach Algier fliegt – so ein Flug mit denen ist um Klassen besser als mit Lufthansa!
In Algier ging alles zügig und gut organisiert ab. Die Beamten waren kühl aber halbwegs höflich. Richtig nett waren die drei jungen Frauen, die uns mit dem Mietwagen von „RapideCar“ erwarteten. Die Erfahrenste der drei löste mit zwei Anrufen das Kreditkartenproblem: die Transaktion mit der 500€-Kaution wurde gesperrt, offensichtlich von deutscher Seite aus und ohne vorliegenden Grund, nur auf Verdacht hin, da die Karte in Algerien eingesetzt wurde. Die Jüngste konnte mich dann nicht als zweiten Fahrer eintragen, da die Mietbedingungen einen mindestens 26jährigen Fahrer vorsehen, was sie mit dem arabischen Spruch „Möge Gott dir noch viel mehr als diese 26 Jahre gewähren“ kommentierte. Wenn das Auto mal nur so gut gewesen wäre, wie der Service der drei sehr schick aber trotzdem so etwas wie „islamisch-korrekt“ gekleideten Damen... Der Peugeot 107 hatte ja nicht mal Servolenkung oder Zentralverriegelung. Dafür, dass der Wagen immer noch etwas mehr als die Hälfte vom Preis eines deutschen Mietwagens der untersten Kategorie (z.B. ein neuwertiger Fiat Punto oder Toyota Yaris) kostete, war die verkratzte und bereits 77.000km gefahrene Dreckskarre immer noch zu teuer. Mit ein paar Mal verfahren – sowie man die Stadtautobahn verlässt, kommt man in enge Straßen, auf denen das Linksabbiegen oft verboten ist und ohne Ende Einbahnstraßen und Parkverbotsbereiche eingerichtet sind – kamen wir zur Altstadt, die nur noch wenige der schmalen Gassen der typisch arabischen Kasbah vorweisen kann, sondern vor allem durch französischen Jugendstil glänzt. Die oft reichhaltig verzierten Fassaden könnten auch sonst wo in jeder besseren europäischen Stadt stehen. Nimmt man noch die landschaftliche Lage – die Küste steigt gleich steil an – dazu, so fällt Algier aber als eine besonders sehenswerte Stadt auf.
Für eine nordafrikanische Großstadt machte sie übrigens in weiten Teilen einen gepflegten Eindruck und v.a. einen sehr wenig touristischen. Allerdings ist die kaum vorhandene touristische Erschließung in einer Hinsicht ein Ärgernis: Man merkt im Tourismussektor, wie viel die Demokratische Volksrepublik Algerien von der Deutschen Demokratischen Republik gelernt hat – die mittelmäßig zahlreichen Hotels sind veraltet und zumindest in Algier fast durchweg zu teuer (35€ DZ/ Nacht im Sofiane sind zu viel bei den primitiven Zimmern – war bei DDR-Hotels aber auch immer so laut der älteren Westverwandtschaft von mir) und natürlich kann man jegliche Speisekarten in den Restaurants vergessen, da maximal die Hälfte der Gerichte tagesaktuell vorhanden ist. Auch Preis-Leistung scheint teilweise ein Problem zu sein: das nach dem ägyptischen Port Said benannte Restaurant am Hafen war jedenfalls versifft, schlecht und mit fast 5€ pro Person für einen minderwertigen Fleischteller mit Pommes, Reis, Salat und einer Flasche Wasser noch zu teuer.
Dafür fiel mal wieder die Freundlichkeit vieler Einheimischer auf. Mit den Mitarbeiterinnen vom Mietwagenunternehmen fing es ja nur an, auch im Restaurant und Hotel waren die Leute sehr gastfreundlich und nicht zuletzt sollte die etwa 10 Leute erwähnt werden, die uns in zwei Stunden Stadtbesichtigung auf unsere Herkunft und unsere Meinung zu Algerien ansprachen. Besonders ein Mann mittleren Alters, der sich als Farid vorstellte, unterhielt sich eine Weile in einer Mischung aus Englisch, Französisch und Arabisch mit uns – einfach aus Interesse an Ausländern. Es gab natürlich auch etwa ebenso viele Leute, die uns ansprachen, ob wir nicht Geld (illegal) zu einem günstigen Kurs (z.B. statt wie offiziell 103DZ:1€ einfach 130:1) tauschen oder irgendwelche anderen Dienstleistungen annehmen wollten – doch auch diese Leute waren erstaunlich freundlich und keinesfalls aufdringlich.
Allerdings reicht mir dieser Eindruck von der Hauptstadt schon fast wieder. Morgen soll noch verschiedener lokaler Sport in Algier abgeklappert werden, ehe es in die Kabylei und nach Sétif geht. In die Hauptstadt werden wir allerdings noch Mal für einen Tag zurückkehren, um andere Stadtteile, Sehenswürdigkeiten und Stadien kennen zu lernen. Übrigens: Das Auslandssemester wird auch nur an der Uni in der Hauptstadt möglich sein; also kommen Ende des Jahres hier wahrscheinlich noch mehr Berichte aus dieser Metropole! Statistik:
- Grounds: 853 (heute kein neuer; diese Saison: 85 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.703 (heute keine, diese Saison: 126)
- Tageskilometer: 2.020 (1.600 km Flugzeug, 400km Auto [davon 50 Mietwagen], 20km Bahn)
- Saisonkilometer: 30.700 (27.350 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 14 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 340
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