Photos with English Commentary:
NORHTERN EDGE OF SAHARA DESERT: GHARDAIA (OLD TOWN GHARDAIA AND HOLY BENI IZGUEN), OUARGLA DUNES, TOUGGOURT, EL OUED
Im Hotel am Platz der Jugend gab es ganz ordentliches Frühstück – zumindest für ein französisches – und für die Besichtigung der sehr bedeutenden Karawanenhandelsstadt Ghardaïa hatten wir noch die richtige Zeit erwischt. Ghardaïa und vier umliegende Orte (ebenfalls alles Oasen) die mittlerweile administrativ zu dieser Bezirkshauptstadt zählen, bildeten im Mittelalter und der früheren Neuzeit einen Städtebund, der durch seine starken Handelsgeschicke und die guten Oasen Jahrhunderte lang autark wirtschaften konnte. Die Bewohner waren damals noch fast alle ibaditische Mozabiten, eine puritanische islamische Sekte, die streng religiös, extrem konservativ und sehr auf harte Arbeit versessen ist. Letzteres brachte ihnen dann auch den wirtschaftlichen Erfolg: Bete und Arbeite – die Devise hat schon einigen Gemeinden was gebracht... Wir schauten erstmal die aus Lehmbauten bestehende Altstadt des eigentlichen Ghardaïas an, durch die man völlig normal hindurchgehen kann. Nur das obere Viertel um die kurios geformte Moschee ist noch von den Mozabiten bewohnt, die auf den Körper bedeckende Kleidung bestehen und das Fotografieren von Menschen verbieten. Im Judenviertel daneben geht es nicht ganz so streng zu. Die Häuser sind aber die gleichen: mehrstöckige, in engen Gassen zusammenstehende Lehmhäuser oder Steingebäude mit Lehmfassade.
Etwas mehr Geduld und ein bisschen Geld (Führungen für 1-2 Leute kosten 2€ pro Gruppe, bei 3-4 Leuten zahlt die ganze Gruppe 3,50€ etc.) muss man im bedeutendsten Ortsteil der fünf aufbringen: Durch Beni Izguen wird man von einem Führer begleitet, der einem eine Stunde lang durch die ummauerte und mit den üblichen auf den Felsen geklatschten Lehmbauten mit Flachdach bebaute Oasenstadt führt. Dieser Ort gilt den Mozabiten als heilig, weswegen es schon akzeptabel ist, dass man sich dem Guide-Zwang (alle Guides sind seriöse Angehörige dieser Puritanersekte mit lustigem Käppi und Rauschebart) ergeben muss. Interessant war übrigens auch die Besichtung der Bibliothek von Beni Izguen, die bereits von vielen Staatsgästen – deutscher Botschafter, ägyptische Minister, algerischer Staatspräsident... als einer der ganz wenigen wirklich guten Politpersönlichkeiten auch der omanische Sultan Qabous – besucht wurde und diverse historische Bücher zu theologischen und geschichtlichen Themen in Arabisch und teilweise auch anderen großen Sprachen (französische, englische und deutsche Korankommentare usw.) zu bieten hat. Der Bibliothekar unterhielt sich mit mir in einem ganz sauberen Hocharabisch und konnte sich aber nicht die übliche Bemerkung verkneifen: „Ich spreche ja die Hochsprache, aber die meisten anderen Leute sprechen Darija [d.h. Maghreb-Dialekt, das Schwiizertüütsch der arabischen Welt] – du musst leider noch viel Arabisch lernen um auch diesen Dialekt zu verstehen..:“
Über Steinwüste mit vereinzelten kleinen Dünen ging es sehr zügig nach Ouargla. Nur eine einzige Ortschaft tauchte vor Ouargla auf 160km Strecke auf. Diese Oase Ouargla (gesprochen: „Wargla“) selbst ist nicht so sehenswert. Angeblich lohnt sich der alte Kern mit Kasbah, aber wir haben nur günstig gutes Essen in einem Superette (also „Supermärktchen“) eingekauft und sind dann auf die Dünen am Nordwest-Ende des Ortes geklettert. So stellt man sich die Sahara vor: Sand und Palmen. Allerdings sind Teile des Palmengartens südlich der Dünen extrem dreckig. Aber man kann ja auch nach Norden, Westen oder Osten gucken wenn man auf den knapp 10m hohen Dünen steht... Ein richtig mieses Kaff ist dann 160 weitere Kilometer nach Nordosten Touggourt. Das kann man mit „Gatterstädt“ übersetzen. Sieht auch aus wie da in Gatterstädt bei Querfurt... Das Berberwort „Touggourt“ bezeichnet jedenfalls ein Viehgatter bzw. dessen Tor und die Kleinstadt hat zwar historische Grabstätten zu bieten, doch das einzige was man dort mangels Beschilderung gleich findet, sind die Stele, die an die erste Saharaquerung per Auto (der Franzose Citroen brachte in den 1920ern das Kunststück fertig, von Touggourt nach Timbuktu zu eiern) erinnert, sowie die Ruinen zweier südlich vom Hauptort liegender Oasendörfer. Wir guckten nur kurz im bekannteren Ksar (Wehrdorf) Temacine herum, wobei dort einige seltsame Typen mit Maschinengewehren aber ohne Uniformen herumliefen. Sehr seltsam für Algerien, jedoch wunderte ich mich schon, dass in der ganzen Gemeinde Touggourt keine Straßensperre mit Polizeikontrolle war. Wie auch immer, die Lehmbauten von Temacine sind deshalb in so einem schlimmen Zustand, da sie von Regenfällen halb weggeschwemmt wurden. Ja, weggeschwemmt: in der Sahara ertrinken ja auch mehr Menschen als verdursten, denn nur die größten Trottel bleiben ohne ausreichende Vorräte auf der Strecke, während die Sturzbäche und Springfluten, die bei entsprechender Wetterlage mal eben durch die Bachtäler (Wadis) brettern, wirklich gefährlich sein können.
Wir fuhren noch durch herrliche Dünenlandschaften, die immer wieder durch Bäume (nicht nur Palmen, auch einige bestimmte Laubbäume bis ca. acht Metern Höhe) aufgelockert werden, nach El Oued. Die Region um El Oued (gesprochen äl-wäd, hocharabischen al-Wâdî, wie auch immer, das heißt „der (saisonale) Fluss“ [im Gegensatz zu „nahr“, ein Fluss der immer Wasser führt] oder „das Tal“ bzw. „der/ das Wadi“) ist bekannt für eine bestimmte Art von Oasenbewirtschaftung, die diese Landschaft auch so schön bereichert. Die Dünen sehen ja ohnehin schon gut aus – so hat die Wüste gar nicht mal so etwas Ödes an sich – doch mit immer wieder auftauchenden Palmengruppen, die als grüne Farbtupfer aus dem gelben, rötlichen oder weißen Sand ragen, sieht das gleich noch besser aus. Bewirtschaftet werden die Palmen übrigens so, dass man den Sandboden mehrere Meter tief aufgräbt, bis man auf die unterirdischen Wasserströme stößt, die hier zahlreich existieren. Dann werden ein paar junge Palmen reingeklatscht und festgepflanzt, die dann in einem Sandtrichter stehen und von diesen unterirdischen Flusssystemen versorgt werden. So braucht man nicht zu gießen, aber muss für die Dattelernte dann aufwendig den Sand entfernen, der den Trichter immer wieder zumüllt. Wie aufwendig auch immer – diese Palmgärtchen machen echt was daher!
El Oued macht von der Architektur auch etwas daher (dazu im nächsten Bericht mehr), ist aber von der Hotelsituation so scheiße wie etliche andere Orte Algeriens auch. Hier ist es besonders dreist, denn man muss als Ausländer wie in der DDR Devisenhotels aufsuchen. Dass das fast völlig dunkle Hotel „Si Moussa“ ausgebrucht war, kann mir der Tattagreis an der Rezeption nicht erzählen. Wir ließen uns dann aber nicht zum sauteuren Konferenzhotel gegenüber schicken, sondern suchten weiter und fanden nach 30 Minuten und ein Mal einen Supermarktverkäufer fragen wenigstens ein nur leicht überteuertes Devisenhotel. Das „Souf“ ist auch das zweite Hotel, das in El Oued von diesem beschissenen Reiseführer aus dem Trescher-Verlag empfohlen wird. Das erste ist übrigens das oben genannte „Si Moussa“ das Zimmer nur dann an Ausländer gibt, wenn diese von einem Einheimischen begleitet werden. Nicht ganz so schlimm wie in der DDR immerhin... Aber für die 39€ bekam man in diesem Devisenhotel „Souf“ außer dem mittelmäßigen und hoffnungslos veralteten Zimmer auch die tolle Architektur dieser Region geboten: deswegen ja auch fast 40€ und nicht wie in anderen Hotels mit diesem Zimmerstandard 25€. Der Komplex ist ein wuchtiger Bau mit Arkaden und Kuppeln, gekachelter Lobby, kunstvollen islamischen Deckenmalereien im ganzen Hotel und eigenen Palmenpflanzungen in den schattigen Innenhöfen. Wie es sich für ein Devisenhotel gehört, war ein gutes, etwas hochpreisiges (um die 8€ für Hauptgerichte) Restaurant im Komplex angeschlossen. Ein Puff übrigens auch, wie mehreren weiblichen Angestellten oder wie auch immer, anzusehen war. Die Bemerkungen von konservativen Algeriern im Internet zu diesem Hotel sprechen da Bände: „Familien sollten sich von diesem Hotel fernhalten, denn hier gibt es Alkohol und Nutten“.
Wie auch immer; dieses hier in Algerien auftretende Problem mit den Devisenhotels hatte mein Vater ja nun 30 Jahre lang nicht mehr erlebt – zum Glück sind aber 1.) die Regelungen nicht so pedantisch streng wie im Undemokratischen Deutschland damals und 2.) diese Hotels in Algerien viel zahlreicher und vielschichtiger als in der DDR, sodass es auch billige mit prima Preis-Leistungs-Verhältnis gibt! Statistik:
- Grounds: 865 (heute 0 neue; diese Saison: 97 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.715 (heute 0, diese Saison: 138)
- Tageskilometer: 510 (510km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 34.320 (30.970 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 24 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 342
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