Chabab Riadhi Belouizdad (شباب رياضي بلوزداد) o---------1
Nady Ismaily ar-Riyadhy (النادي الإسماعيلي الرياضي) o------1
- Datum: Dienstag, 12. Februar 2013 – Anstoß: 18.00
- Wettbewerb: Viertelfinal-Hinspiel im Union of Arab Football Associations Cup 2012/13 (Ligue Professionnelle 1 = 1. algerische Profifußballliga gegen ad-Daury al-Masry al-Mumtâz = 1. ägyptische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 96 Min. (48/48) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0-1 53. Amar Djamel, 1-1 58. Islam Slimani
- Verwarnungen: Messaoudi (CRB), Amar Djamel (Ismaily)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade 20 Août 1955 (Algier-Mohamed Belouizdad, Kap. 15.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 12.000 (darunter ca. 10-20 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Über weite Strecken gutes bis sehr gutes Spiel, das zum Ende hin abflaute wie auch die zu Anfang starke Stimmung)
Photos with English Commentary:
a) International Football at Algiers: CR Belouizdad v Ismaily SC, Arab Clubs Cup
b) Kabylie Mountains on the Way from Sétif to Algiers
c) Algiers – The Capital City of Algeria
Video on MyVideo.De:
CR Belouizdad Supporters
Nachdem wir uns von unseren sehr guten Gastgebern und Freunden in Sétif verabschiedeten hatten, ging es auf die mittlerweile komplett fertig gestellte Ost-West-Autobahn nach Algier. Mit der Dreckskarre waren die fast 300km nur in 3,5h machbar. Nach einem Supermarkteinkauf – der „Ardis“ hinter der Messe in Hussein Dey ist riesig und topp sortiert, nur muss man aufpassen, dass man nur die sehr preisgünstigen einheimischen Produkte (1m-Baguette 0,08€; 1kg Truthahnwurst 3€) kauft; Importware ist oft schweineteuer (1kg südafrikanische Trauben 6,00€) und wird dementsprechend nur von der Elite gekauft – stiegen wir doch wieder im Sofiane ab, da es bei dem Gedränge in der Gegend keinen Sinn machte, noch weiter nach einem besseren/ günstigeren Hotel zu suchen. Algier ist in Sachen Übernachten ohnehin teuer. Hauptstadtaufschlag halt.
Bevor es fußballmäßig weiter ging, fuhren wir zur Kathedrale „Notre Dame d’Afrique/ Sayyidna Ifriqiya“ heraus. Die liegt in einem sehr französisch geprägten Viertel auf einem Berg oberhalb des Hafens. Die Kirche wurde kürzlich komplett renoviert und ist auch in Nutzung für die christliche Gemeinde von Algier. Leider verbietet diese Gemeinde ebenso Innenaufnahmen, wie islamische Gemeinden in Algerien sie verbieten. Die Kirche lohnt sich nämlich, trotz des jungen Baujahrs (1880), aufgrund einiger Mosaike und v.a. interessanter Sprüche auch von innen aufzunehmen (siehe hier: französische Wikipedia). Interessant ist vor allem der auf Französisch und Arabisch angebrachte Spruch „Jungfrau von Afrika, bete für uns und die Muslime“ zusammen mit dem französisch, arabisch und in (latinisiertem) Berberisch geschriebenen „Brüderliche Liebe kommt von Gott, ein und demselben Gott“. Nur den ersten Spruch genommen, habe ich aufgrund entsprechender Erfahrungen mit Katholiken, die solche Aussagen mitunter treffen, diese Worte interpretiert als: „Bete für uns Christen und für die Muslime, dass sie von ihrem Irrglauben abgehen“ – der zweite Spruch ist aber so eindeutig, dass man dieses Gotteshaus wirklich als überkonfessionell loben kann. Es gibt ja auch nicht nur die Franzosen, die sich kolonialistisch abgeschottet haben von den Einheimischen, sondern auch jene, die in Algerien aufgewachsen sind und sich unter die Bevölkerung mischen und so auch von den muslimischen Arabern und Berbern Algeriens akzeptiert werden. Durchs Feierabendverkehrschaos drängelten wir uns zum Stadion im Stadtteil Mohamed Belouizdad. Dort spielt in einem sehr schicken Stadion mit vier Tribünen (bis auf die eine Hintertorkurve alle überdacht; so auch die zweite Sitzplatzkurve, die dreiteilige Haupttribüne mit VIP-Sektor und die mit Holzbänken ausgestattete hohe Gegentribüne) und einer Radrennbahn, Chabab Riadi (Sportjugend) Belouizdad. Leider sind aufgrund der ständigen Wurfgeschosseinsätze über den hohen Zäunen Maschendrahtnetze angebracht worden. Nur die Ehrentribüne und die unüberdachte Kurve haben freie Sicht aufs Feld. Da wir nur 40 Minuten vor Anpfiff aufkreuzten und die 200 Dinar (2€) kostenden Karten besorgten, bekamen wir nur noch so beschissene Plätze am Rand des Stimmungsblocks auf der Gegentribüne in Reihe 1 mit Zooblick. Passenderweise befindet sich übrigens einer von zwei Zoos der Hauptstadt direkt hinter diesem Stadion...
Die durch die Gitterstäbe zu bestaunenden Viecher waren dann die Spieler von Belouizdad und dem ägyptischen Gast aus Ismaily, der Englisch oft Ismaily Sports Club wiedergegeben wird und erst letzte Woche wieder in den Ligenbetrieb eingreifen konnte, denn bis Februar hatte Ägypten nur einen Punktspielbetrieb ab 2. Liga abwärts.
Belouizdad machte auch den klar besseren Eindruck, spielte richtig schönen schnellen Kurzpassfußball mit ganz sicherer Ballannahme und schnellen Angriffen. Doch auch fünf Ecken und sechs Torchancen in den ersten 15 Minuten brachten nichts ein. Bis zur Pause stand es in einem sehr guten und klar vom Gastgeber dominierten Match torlos.
Nach der Pause ging es etwas verhalten los und Ismaily traf auch prompt durch einen effektiven Konter. Jedoch gab es nur wenige Minuten später einen schönen Kopfball zum 1:1 zu sehen. Danach hatte wieder Belouizdad mehr Chancen, spielte jedoch nicht so druckvoll wie in Hälfte eins und kam auch zu keinem Treffer mehr. So wie das Spiel zum Ende wieder ruhiger wurde, wurden es dann auch die Fans, wobei das laut Presse mit beleidigenden Gesten des Torschützen zu tun gehabt haben soll, der mit einer Gruppe Fans etwas zu klären hatte...
Ansonsten war die Stimmung aber natürlich hervorragend! Zum Einmarsch der Teams gab es sogar eine recht aufwendige und gut gemachte Choreographie (siehe Bilder von der Hauttribünenseite: Gesichtsbuch 1 und Gesichtsbuch 2) – danach fielen die CRB-Fans durch schöne, melodiöse, aber nicht immer so ausdauernde Gesänge auf.
Als ich vor dem einen Arabischseminar Ende Januar die Planung dieses Spielbesuchs erwähnt hatte, meinte meine Tunesien erfahrene Kommilitonin Vanessa gleich: „Ne algerische gegen ne ägyptische Mannschaft? Na da würd ich an deiner Stelle nicht hingehen, nicht dass du da ne Flasche vorn Kopf kriegst oder Steine!“ Tatsächlich gab es aber Versöhnungsgesten: ein Banner wurde hochgehalten „Gemeinde Mohamed Belouizdad – Willkommen, werte ägyptische Genossen, in eurer zweiten Heimat; Algerien“. Und da, wie ich erwartet hatte, nur wenige VIPs aus Ägypten angereist kamen, ging es weitestgehend gesittet zu. Nur zwei Pyroeinlagen mit Bengalfeuern und zwei durch Polizisten ausgelöste, kleinere Schlägereien. Dass die Sicherheitskräfte verhindern wollten, dass Zuschauer über Absperrungen abkürzten, ist ja klar, aber da wurden gleich die Holzschlagstöcke geschwungen und rumgepöbelt. Auffälligerweise waren die Uniformierten zu uns aber sehr freundlich. Der Einsatzleiter wies uns an, an der Seite zu warten bis die Polizei die Tribüne geräumt hat, ließ mich sogar noch kurz das leere Stadion fotografieren (Polizisten dürfen sonst eigentlich auch am Rand nie aufs Bild, solange sie nicht am Spielfeld stehen) und schickte dann den einzigen Kollegen der etwas Englisch konnte mit uns mit, sodass wir eine Polizeisperre passieren konnten um zum im Parkverbot stehenden Mietauto zu gelangen. Nach handschläglicher Verabschiedung fuhren wir noch zum Denkmal der Widerstandskämpfer (Maqâm al-Mudjâhid) hoch und aßen dann im Hotel von dem wirklich guten Essen aus dem „Ardis“. Statistik:
- Grounds: 860 (heute 1 neue; diese Saison: 92 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.710 (heute 1, diese Saison: 133)
- Tageskilometer: 320 (320km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 31.910 (28.560 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 342
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