Club Sportive Affak Relizane (نادي افاق الرياضي رليزان)
- Datum: Samstag, 16. Februar 2013 – Anstoß: 11.00
- Wettbewerb: 1/8eme de Finale Coupe d’Algérie Féminins (Viertelfinale des algerischen Frauenfußballpokals; beide Mannschaften 1. Liga)
- Ergebnis: Abbruch wegen sportlicher Überlegenheit beim Stande von 6:0 nach 82 Min. (42/40) – Halbzeit: 3-0, Wertung: 3-0
- Tore: 1-0 15. (19), 2-0 25. (29), 3-0 28. (19), 4-0 51. (10), 5-0 71. (19), 6-0 82. (28, Foulelfmeter)
- Verwarnungen: 29 (Affak); TW 1, 10 (Centre)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade OPOW Tahar Zoughari (Relizane, Kap. 20.200, davon 200 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (darunter ca. 20 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Richtig gutes Frauenspiel, da schnell und offensiv geführt mit starken Zweikämpfen)
PO Chlef (ب او شليف) ---------------------------------- x2
Nadi Riadhi Bordj Bou Arreridj (برج بو عريريج) - x3
- Datum: Samstag, 16. Februar 2012 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: 1 A Seniors Hommes (1. algerische Volleyballliga)
- Ergebnis: 3-2 nach über 120 Min.
- Satzergebnisse: 27:29, 25:19, 19:25, 25:15, 12:15 (= 108:103)
- Spielort: Salle OMS Chahid Ahmed Nasri, ex Les Vergers (Kap. 650 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 100 (darunter keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 (Sehr starkes und spannendes Volleyballspiel vor erbärmlicher Kulisse)
Assoc. Sport. Olympique de Chlef (جمعية أولمبي الشلف)
- Datum: Samstag, 16. Februar 2013 – Anstoß: 18.00
- Wettbewerb: Algerien Ligue Professionnelle 1 (1. algerische Profifußballliga)
- Ergebnis: 3-0 nach 95 Min. (47/48) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 1-0 55. Mohamed Messaoud, 2-0 57. Zakaria Haddouche, 3-0 71. Mohamed Zaouche
- Verwarnungen: Samir Zaoui, Sabri Gharbi, Kheireddine Selama (ASOC); Ayoub Azzi (USMH)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Mohamed Boumezrag (Chlef, Kap. 15.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 10.000 (darunter ca. 2.500 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,5/10 (Außer in Sachen Tumult und Pyro war das heute alles unterm Durchschnitt: Stimmung aus verschiedenen Gründen gedrückt, schwaches Spielniveau da USMH völlig unmotiviert und ASOC lange unfähig)
Photos with English Commentary:
a) Algerian Women’s Cup: Affak Relizane defeat Alger Centre
b) Volleyball League: PO Chlef v NR Bordj Bou Arreridj
c) Professional Football League 1: AS Olympique Chlef v US Medina El-Harrach
Von Oran aus ging es gleich in die nächste unsympathische westalgerische Stadt: Relizane. Zusammengewürfelt, staubig, eintönig und hässlich liegt Relizane in einer grünen Ebene. Die normalen Leute dort sind ja OK – der eine Ladenbesitzer, bei dem wir Brot und Käse kauften, verjagte sogar einen Bettler der was von uns wollte; und im Stadion trafen wir einen freundlichen Architekten und Jugendliche und Schüler grüßten uns zumindest – doch die Polizei ist hier fürchterlich: strenge Fahrzeugkontrollen am Ortseingang mit kurzem Blick in die Koffer und selbst im Stadion war die Polizei Ausländern gegenüber misstrauisch. Da wir uns aber als sportinteressierte Touristen bezeichneten und klar stellten, dass wir nicht von der Presse sind und hier nicht arbeiten, tauten die Uniformierten richtig auf. So albern wie ihre Kontrollen war aber auch deren Anzahl: 4 normale Streifenpolizisten, 4 Volkspolizisten, 2 von der Staatssicherheit und dann noch 6 Einsatzkräfte vom Zivilschutz – beim Frauenfußball vor 200 Zuschauern! Aber gestern in Sig beim Viertligaspiel vor ähnlicher Kulisse tummelten sich gleich 12 Streifenpolizisten, 6 VoPos und 8 Mann vom Zivilschutz. Beschäftigungstherapie auf Algerisch halt: Besser Fußball oder anderen Sport gucken (etwas anderes als Zugucken machen die nämlich nicht bei normalen Spielen ab 3. Liga abwärts; bei „Problemderbys“ kommen gleich Hundertschaften der Bereitschafts- und Volkspolizei), als nur Schreibtischarbeit im Büro...
Das Zugucken lohnte sich heute auch besonders: mit so einer hohen Qualität von Frauenfußball hätte ich gar nicht gerechnet, aber schon allein die Nr. 19 von Affak Relizane (Affak = Plural von Ufuk, also Horizont), die mir beim Einspielen mit sehr strammen und unhaltbaren Schüssen auffiel, war das Zugucken wert. Nach einer flotten Eröffnungsphase spielte sie das 1:0 ganz sauber heraus und markierte vor der Pause per Freistoß das 3:0. Eine weitere auffällig gute Mitspielerin, Nummer 29, hatte in der Zwischenzeit schon mal auf 2:0 erhöht.
Nach der Pause brachte der Rekordmeister und -pokalsieger aus Algier, der allerdings die letzten fünf Jahre kaum mehr etwas geholt hat, nichts mehr in der Offensive, während Relizane – die derzeit beste algerische Frauenmannschaft – noch drei weitere Treffer erzielte. Einen übrigens per Elfmeter und den andern wieder einmal von der 19, die sich als die stärkste Spielerin hervortat. Also die würde ich ja gerne mal bei einem der guten Amateurclubs oder Pseudo-Halbprofiteams der 1. bzw. 2. Bundesliga in meiner Nähe sehen: beim FFC Magdeburg könnte sie ganz sicher einsteigen, bei Lok Leipzig vielleicht auch.
Stark war übrigens auch, wenn mal Emotionen aufkamen. Eigentlich wurde zwar engagiert aber weitestgehend sauber gespielt und nach Fouls blieben die sportlichen Spielerinnen auch selten länger liegen, doch als einmal die Torhüterin von Algier mit dem Ball ins Tor gerempelt wurde, ging es – obwohl der Schiri schon längst Freistoß für Algier gepfiffen hat – noch mal richtig rund: Die Affak-Spielerin wollte sich eigentlich nur entschuldigen, wurde aber dann von zwei kleineren aber umso giftigeren Gästespielerinnen weggestoßen und bekam im Handgemenge auch die weiblichste aller Tritttechniken zu spüren. Das hatte der Schiri aber mal ausnahmsweise nicht gesehen...
Die Anhänger der Mannschaften waren übrigens in der Mehrzahl Jugendliche und Männer (Brüder, Väter), aber auch einige Freundinnen und Mütter – bei Alger Centre durchweg teuer westlich gekleidete Oberschichtendamen, bei Affak nicht nur, denn bei denen war auch die Proleten- und Bauernschicht vertreten: in der Nähe von uns saß sogar eine mit dem traditionellen Schleiertuch vorm Mund. Eine Gruppe männlicher Afak-Jugendspieler und die U17-Mädchen von Alger Centre feuerten mit Trommelrhythmen an. Ab und zu ermahnte der Präsident von Affak, der uns handschläglich begrüßte, auch mal die Fangruppen, wenn sie sich bepöbelten.
So erfreulich die Atmosphäre auch war, so klar muss man noch einmal darauf hinweisen, dass sich das alles sehr verliert in einem Stadion für 20.200 Menschen, von denen die 200 wichtigsten mittig unterm mit Algerien-Fähnchen ausgeschmückten Wellblechdach auf Schalensitzen Platz nehmen dürfen und der Rest sich in der hufeisenförmigen Betonschüssel verteilen muss. Insgesamt aber natürlich ein sehr lohnender Spielbesuch! Weiter ging es in die nächste gesichtslose Stadt: Chlef, in der gleichnamigen Ebene (auch Cheliff genannt) am Rande schöner Bergketten, ist sehr staubig und hässlich. Aber die größte Sporthalle und das größte Stadion lohnen wirklich den Besuch. Leider ist PO Chlef der Club der 1. algerischen Volleyballliga, der die wenigstens Zuschauer zieht. Hat was von VCO Berlin, die Atmosphäre dort. Aber schon allein die Halle war ja den Spielbesuch wert: Eine blaue, vieleckige Halle mit Innendachentwässerung, tollen Stahlträgerkonstruktionen und schönen, symmetrischen Tribünen mit Schalensitzen. Das Licht ist aber sehr dürftig und die Klimatisierung erfolgt über das Öffnen und Schließen der Eingangstüren...
Sportlich lohnte es sich allerdings genauso: Was Bordj Bou Arreridj, der Tabellenführer, und überraschenderweise auch Chlef, die ja im Abstiegsbereich stehen, da zeigten, war ganz hervorragend. Wenn in der Bundesliga Teams mit solchen nominellen Unterschieden aufeinandertreffen (das war wie CVM gegen SCC) ist das Spiel meist weder so ausgeglichen noch so sehenswert wie hier. Bei allen tollen langen Ballwechseln und starken Offensivschlägen oder Rettungsaktionen: den Tiebreak konnten wir uns dann doch nicht mehr angucken. Sonst wären wir zu spät zum Fußball gekommen. Beruhigend ist aber, wenn man ein Volleyballspiel in Algerien bei Gleichstand nach dem vierten Satz verlässt: da die neue Punkteregel dort im Gegensatz zu Deutschland längst eingeführt wurde, haben beide Teams nach dem 2:2 je einen Punkt sicher. Der Sieger des Tiebreaks bekommt nur einen weiteren. Geht das Spiel 3:1 oder 3:0 aus, dann gibt es 3 bzw. 0 Punkte. Eine deutlich fairere Punktzählung als dieses beschissene 2:0 und 0:2 wie immer noch in Deutschland in Gebrauch ist.
Beim Fußball zahlten wir dann endlich mal wieder Eintritt: 2€ wollte der Kassenwart aber gerade einmal haben, wobei ich interessanterweise – wie überhaupt im Stadion und in ganz Chlef (ob Polizei, Imbiss, Fußballfans) – Arabisch sprach, da die Leute hier anscheinend gar nichts außer Darija-Arabisch können. Das Französisch von denen ist grauenhaft – das höre ja sogar ich raus – und Hocharabisch wird natürlich nur verstanden und nicht gesprochen. Aber irgendwie sind die West-Algerier schon komisch: anderer, noch schwerer verständlicher Dialekt als die aus Zentral- und Ost-Algerien und dann kein Französisch und schon gar nicht Englisch können und so wie so was gegen „DEN Westen“ haben...
Naja, das Stadion war aber jedenfalls mal wieder genial: massive Steinbänke in allen Blöcken und diese Blöcke auch noch mehrfach verschachtelt. Auch die Anzeigetafel ist ein wuchtiges und verschachteltes Exemplar. Die Mitte der Haupttribüne ist mit Schalensitzen bestückt. Diese Haupttribüne ist übrigens doppelstöckig. In Algerien gibt es unheimlich viele tolle Stadien: Chlef ist eines der sehr guten, wobei es noch Dutzende noch tollere gibt.
Die Stimmung war dann leider nach einer Weile nicht mehr so genial, was nicht nur am schlechten Spiel lag. Drei Fans von El Harrach waren auf dem Weg ins Stadion auf der Autobahn tödlich verunglückt. Wie immer hatte El Harrach hatte einen genialen Gästemob mitgebracht: schwarz-gelbe Massen mit Schals und Fahnen, darunter massenhaft Zeug von Borussia Dortmund (es gibt einen BVB-Fanclub in El Harrach) und auch Deutschlandflaggen. Leider spielte ihr USMH so unmotiviert und scheiße, dass sie auch bald einfach den Support einstellten so wie die Spieler das Kicken. Bei ASO Chlef lief ohnehin fantechnisch Undurchschnittliches: Verhaltene Gesänge ob der Unfähigkeit ihrer Mannschaft den USMH-Scheißkick auszunutzen, Feuerwerk wurde sehr chaotisch abgeschossen und dann noch Tumulte nachdem einer vom Zaun gefallen war.
Die zweite Halbzeit war besser, denn nach dem starken Doppelschlag in der 54. und 56. Spielminute kamen die Olomby-Fans mehr in Stimmung. Zwei Anhänger mussten allerdings das Stadion früher verlassen, da sie vor Freude die Laufbahn stürmten. Bei El Harrach verließen fast alle knapp Zweieinhalbtausend das Stade Mohamed Boumezrag nach dem toll aus der Distanz geschossenen 3:0 freiwillig. Allerdings nicht ohne ihren Unmut über diese abartig schlechte Leistung des Verfolgers von ES Sétif mit Bengalowürfen kundzutun... Wir gingen in einem ganz ordentlichen Imbissgrill für zusammen 7€ essen und suchten dann erfolglos nach einem Hotel in Chlef. Im Internet werden genau drei – alle in Bahnhofsnähe – als offiziell lizensierte (ähnlich wie Devisenhotels in der DDR, nur dürfen hier auch Algerier übernachten) aufgelistet. Warum wir den Bahnhof, aber nicht diese scheiß Hotels fanden, möchte ich ja mal wissen!
So fuhren wir genervt die halbe Stunde über die Autobahn bis Oued Rhiou. Auch da war alles tot, doch als wir in einem Grillimbiss fragten, waren der Besitzer und sein Kumpel sofort in Aktion: Wir fuhren in zwei Autos erst zu einem direkt neben der Hauptstraße in einer Nebenstraße liegenden, recht ordentlich aussehenden Hotel – allerdings ausgebucht – und steuerten dann einen ganz primitiven Schuppen mit kaputtem Leuchtschild in Bahnhofsnähe an. Nur 12€ pro DZ und Nacht war OK: primitive aber ordentliche Zimmer halt, etwas dusselige Angestellte, doch wenigstens ließen die uns hier übernachten obwohl das offensichtlich kein Devisenhotel war. Richtig nett waren natürlich Larbi und sein Kumpel. Genau wie die Angestellten hatten die zwei als Berber (in Oued Rhiou können die meisten wohl besser Französisch als Arabisch, da dort viele Berber siedeln) auch so ihre Probleme mit Arabisch, aber waren umso freundlicher, da wir ihre Hilfe zu schätzen wussten. Etwas von „berberische und algerische Gastfreundschaft“ erzählend, drängten sie uns noch regelrecht auf, während der Hotelier uns bei der VoPo anmeldete, in ihren Grillimbiss zu fahren. Dort sollten wir halt einfach ihre Grillsachen, Suppe und Salat probieren. Das ganze natürlich auf ihre Kosten. Da machte es nichts, dass wir kaum etwas essen konnte, da wir ja 60 Minuten vorher schon gegessen hatten. Da ging es wirklich nur ums Prinzip: zusammensitzen und eingeladen sein und natürlich das Essen loben, dass aber auch ehrlich gemeint richtig gut war! Statistik:
- Grounds: 865 (heute 3 neue; diese Saison: 97 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.715 (heute 3, diese Saison: 138)
- Tageskilometer: 330 (330km Auto [Mietwagen])
- Saisonkilometer: 33.230 (29.880 Auto/ 1.600 Flugzeug/ 1.600 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 70 Bahn, Bus, Tram)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 24 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 342
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