Montag, 1. Dezember 2008

WE122II: Leberkäsebuletten, lila-orange Rauchbomben und 88 Schedewitzer Jungs

FSV Zwickau 2:1 FC Erzgebirge Aue II
Sonntag, 30.November 2008 - Anstoßzeit 13.00
NOFV-Oberliga Süd (5. Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 2:1 nach 97 Min. (50/47) - Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 23. Gasser, 1:1 75. Schwitzky, 2:1 82. Gasser
Verwarnungen: 1:3 gelbe Karten
Platzverweise: keine
Stadion: Westsachsenstadion (Kap. 4.999 Sitzplätze)
Zuschauer: 3.738 (ca. 500 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (sehr hoch)


Obwohl erst kurz vor 1 Uhr in der frühe ins Bett gekommen, standen mein Vater und ich schon um 6 Uhr herum wieder auf. Um 7.23 stiegen wir in Merseburg in den Zug nach Halle und von dort direkt in den nach Leipzig wo wir auch nur ein paar Minuten warten mussten, bis der Zug nach Zwickau fuhr. Dort ausgestiegen fuhren wir in die Innenstadt. Erst einmal die im Jugendstil erbaute Moccabar fotografiert und dann weiter gen Amtsgericht und Schwanenteich. Wir machten auch noch einen Bogen zurück ins Zentrum um den Dom St. Marien und das Rathaus herum, am Schumann-Haus vorbei zum Schloss, dass mittlerweile zu zwei Dritteln saniert ist.
Danach ging es zum Stadion raus. Ins Westsachsenstadion. Auf die Halde. Eines der interessantesten, eigentlich auch schönsten und sehenswertesten Stadien Deutschlands. An den Kassen bekamen wir schnell die 7€ teuren Karten -Einheitspreis und trotzdem unverschämt hochpreißig! Kein Kommentar zu den 1,50€ teuren Programmen... Reingelassen wurde man aber erst um kurz vor 12 Uhr, also 70 Minuten vorher. Die halbe Stunde vertrieben wir uns mit den extrem teuren aber auch erstaunlich schmackhaften Sachen vom Grill: Bulette (sah mehr aus wie Leberkäse und schmeckte wie eine Mischung aus beidem: genial!) und überdurchschnittlich gute Roster. Die Getränke waren für Durchschnitt dann erstrecht zu teuer. Während wir aßen gesellte sich übrigens ein Alt-Hool zu uns, der sich für Hansa Rostock begeistert und die Mütze meines Vaters, auf der „FCH“ steht, gleich richtig gedeutet hat. Er sollte uns etwas übertrieben aber nicht ganz weit hergeholt und teilweise auch völlig zutreffend auf die Aktionen der nächsten dreieinhalb Stunden vorbereiten.
Nachdem wir uns einen Schal vom Fanmobil - der Verkäufer war übrigens selten schwer von Begriff - gekauft hatten (13€ auch: na ja...) begaben wir uns auf einen Stadionrundgang - außer in den Gästesektor und in den Turm darf man überall herumlaufen mit der Einheitseintrittskarte - und dann auf unsere Plätze auf der rechten Seite der Haupttribüne. Nahe bei den Schedewitzer Jungs. So ziemlich die wildeste Ecke des Stadions, wie wir feststellen mussten, als wir erschrocken feststellten, dass Red Kaos gar keine Choreo vorbereitet hatte. Entsprechende Verbote führten zu einem Stimmungsboykott der Ultras, sodass die Zwickauer Stimmung zu Spielbeginn total lahm war. Die Aue Ultras unterhielten den Gästesektor und somit auch das ganze Stadion alleine.
Das Spiel hätte auch schon die ersten 23 Minuten ein gutes sein können, hätten Schiedsrichter und Assistenz nicht ständig Fehlentscheidungen getroffen. Unser Block A tobte alle drei Minuten, weil solche Sachen wie ein lächerliches Ziehen von beiden Seiten als Foul eines Zwickauers, jede gleiche Höhe als Abseits und das klare Foul an Pinto im Strafraum der Auer als sauberes Spiel entschieden wurde.
Nach 23 Minuten war es dann Gasser, der mit einem hervorragten Schuss aus 20 Metern den Ball an den Innenpfosten setzte. Zum ersten Mal tobte Block A vor Freude und zum ersten Mal machten auch andere Stadionbereiche, die den Heimfans vorbehalten waren/ sind, richtig Stimmung.
Die Aue Fans, die schon in den ersten 15 Minuten mit zwei Bengalos gen Block A sowie mit einer exhibitionistischen Einlage geglänzt hatten, warfen nun Böller und ein Zwickauer etliche Plätze rechts von uns schleuderte nun eine Bengalfackel vor den Gästesektor. Der auch von mir an diesem Tage am häufigsten benutzte Sprechchor „Aue - Schweine“ wurde wieder einmal angestimmt. Ich glaube so stark angefeuert wie Zwickau habe ich schon seit Monaten keine Mannschaft mehr. Und so heruntergemacht wie Aue auch schon ewig keine mehr...
Das Spiel wurde kurz unterbrochen und Spieler beider Mannschaften wirkten beruhigend auf die Fans ein.
Bis zur Pause lief das Spiel auf gutem Niveau weiter und obwohl kein Tor fiel, war die Stimmung nun konstant gut. Allerdings sei zu den Schedewitzer Jungs einmal gesagt, dass es sie zwar ehrt, aus dem klassischen Sprechchor im Rassistenjargon „zick, zack; Zigeunerpack“ ein „zick, zack; Bauernpack“ gemacht zu haben, doch ihr „Schedewitzer Jungs, Schedewitzer Jungs, 88 Schedewitzer Jungs“ ist ja wohl eindeutig. Die Klamotten von Thor Steinar auch.

Wir befanden uns also in „bester“ Gesellschaft - OK, auf unserer Seite war wirklich das meiste los gewesen - aber auch diese Leute bekamen bis zur Mitte der zweiten Hälfte keinen Support mehr zu Stande. Maximal noch der Typ drei Reihen vor mir, der den Schiri und diverse Gästespieler immer mit „du Pimmel“ beschimpfte oder auch der mit der Weihnachtsmannmütze. Nach einer Weile kam dann endlich wieder: „Sachsenring, oh Sachsenring, olé“ sowie „Aue - Schweine“. Letzteres wurde besonders laut als der etwas überraschende Ausgleich mit einem schönen Weitschuss eine Viertelstunde vor dem Ende fiel. Doch nur sieben Minuten später behielt Zwickau wieder die Oberhand. Die nicht unverdiente 2:1 Führung sollte die Entscheidung darstellen. Die Zwickauer Mannschaft stellte unter Beweis, dass sie nicht ganz unberechtigt auf dem ersten Tabellenplatz der Oberliga zu finden ist.
Mit dem Abpfiff fingen die Auefans nun an bunte Rauchbomben, Bengalfackeln und Böller zu werfen, wobei besonders die weißen, orange und lila Rauchbombe schön aussahen. Während ich diese Aktion noch gutheißen möchte, geht natürlich das Verbrennen eine gezockten Zwickauer Fahne nicht in Ordnung. Mit offenem Feuer auf Holzbänken hantieren! Die Polizei kam schließlich mit einem Feuerlöscher und schickte den Auer Mob schließlich gleich zum Bahnhof.
Auf dem Weg zum Bahnhof war ein solcher Stau, dass wir locker an einer 50 Autos langen Kolonne vorbeifuhren. Den ersten Zug erwischt, den Anschluss locker gekriegt und dann auch einfach wieder nach Merseburg zurück.
Der erste Zug der verspätet war, war übrigens der, mit dem ich zwei Stunden später nach Halle fuhr, um ein Referat mit Kommilitonen vorzubreiten.
15 Minuten Verspätung bei 13 Minuten Fahrtzeit zwischen Merseburg und Halle: typisch auf dieser Strecke...
Der Unterhaltungswert des gesamten Tages war sehr hoch. Die Qualität des Spiels auf jeden Fall überm Durchschnitt.

Statistik:
Ground Nr. 269 (kein neuer Ground; diese Saison: 39 neue)
Sportveranstaltung Nr. 711 (diese Saison: 78)
Tageskilometer: 300 (280 Bahn, 20 Fahrrad)
Saisonkilometer: 9.510 (5.380 Auto/ 2.170 Fahrrad / 2.060 Bahn)
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 122

Fotos:
In der Zwickauer Innenstadt:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081130a%20Zwickau%20in%20Westsachsen/
IM STADION:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081130b%20FSV%20ZWICKAU%202-1%20ERZGEBIRGE%20AUE%20II/

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