Freitag, 14. September 2012
W319VII: Balkantour 2012 – Tag 17 = Bericht (17)
| Montenegros schönste Stadt und wohl größte Duselmannschaft |
FK Bokelj Kotor ------------------------------------------ 2
Omladinski Sportski Klub Igalo 1929 ---------------- 2
Datum: Sonntag, 9. September 2012 – Anstoß: 16.30
Wettbewerb: Druga Liga (2. montenegrinische Fußballliga; 1. Halbprofiliga)
Ergebnis: 2-2 nach 96 Min. (47/49) – Halbzeit: 2-1
Tore: 1-0 12. Fatmir Molabećirović, 1-1 36. Miodrag Kovačević, 2-1 37. Vukota Stojanović, 2-2 51. Miloš Grbić
Verwarnungen: 2x Marko Raičević (Bokelj); Srđa Kosović, Luka Kostić (Igalo)
Platzverweise: Marko Raičević von Bokelj (90. Min., wg. wiederholtem Foulspiels)
Spielort: Stadion pod Vrmcem (Kap. 3.500, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 50 Zaungäste und ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel)
a) Football in Kotor: Bokelj vs Igalo (2nd Division)
b) Montenegro: The Coastal Region – Cetinje, Kosmać, Budva, Kotor
Nach ausgesprochen gutem Frühstück in Podgorica ging es gleich nach Cetinje weiter, was allerdings ein ziemliches Kaff ist und wenig Sehenswertes bieten kann. Viel besser ist da die klotzig massiv auf einem Felskegel gelegene Festung Kosmać. Diese ist frei zugänglich und bietet einen guten Blick auf Budva mit seiner komplett ummauerten, am Meer gelegenen Altstadt, aus deren niedrigem Häusermeer eine Kirche und eine Festung hervor ragen. Die Stadtmauer ist leider etwas zugepisst, aber fast komplett begehbar.
Budva ist dann die erste Stadt, in der man richtig merkt wie versaut das Preisniveau in Montenegro ist. Man muss aber beachten, dass der Norden in Sachen Hotel- und Restaurantpreise sowie Eintritt weit unter deutschen Verhältnissen liegt, während im Süden locker die gleichen Preise wie bei uns eingefordert werden. Montenegriner sind ja im Allgemeinen nicht sonderlich gastfreundlich und versuchen aus möglichst wenig Leistung möglichst viel Gewinn zu ziehen, was man im Süden und dort insbesondere in Budva sehr stark merkt. Wären in Budva nicht so viele Russen unterwegs, die jegliche Klischees zur russischen Oberschicht erfüllen würden, würde es auch schon besser aussehen und weniger dekadente Lokale und Luxushotels zu finden sein. Leider ist die russische Oberschicht auf hirnloses Geldverprassen aus – und das nutzt man in Montenegro, besonders in Budva, in aller Dreistigkeit aus. Dieses Verhalten trifft natürlich alle Touris, denn auf die fehlende Auspreisung fallen alle herein: Kioske und kleine Läden hängen keine Preise für ihre Speisen und Getränke aus und verlangen von Montenegrinern ganz normale Preise und von Ausländern etwa das Doppelte.
Kotor schien dann nicht ganz so teuer wie Budva, aber auch hier muss man die tolle Lage zwischen Bergen und Meer teuer bezahlen. In den Supermärkten sind die Leute zwar recht unfreundlich (war in Montenegro aber außer in Gusinje überall so), aber wenigstens wird ordentlich ausgepreist. 80-90% des deutschen Preisniveaus für alle. Wenn man schon beim Vergleich zwischen Montenegro und Deutschland ist, dann muss man Kotor auch mit Quedlinburg vergleichen. Während Quedlinburg mit riesiger geschlossener Fachwerk-Altstadt Deutschlands schönste Stadt ist, ist Kotor mit der venezianisch angehauchten, eng verwinkelten, von Kirchen und kleinen Palästen durchsetzten und von einer massiven Mauer, die den Berg hochklettert und dutzende Meter oberhalb des letzten Hauses der Stadt von einer Festung bekrönt wird, umgebenen Altstadt Montenegros schönste Stadt. Diesen Contest zu gewinnen, ist in Montenegro genauso schwer wie in Deutschland.
Was in Quedlinburg nicht so herausragend ist, ist das Fußballstadion. Da ist das Stadion pod Vrmcem in Kotor schon besser: Ein komisch unregelmäßiger Tribünenbau mit 14 Stehreihen auf einer Längsseite, wobei das rechte Drittel der Stehtribüne auf Höhe des Nebenplatzes liegt und vom mittleren Drittel von einer auf Höhe der Torauslinie befindlichen, überdachten Sitztribüne mit Holzbänken abgetrennt ist. Gegenüber tut sich der eindrucksvolle Blick in die massiven Berge auf. Rechterhand ist die Bucht von Kotor zu sehen.
Bokelj ist der Name eines Flusses, der die Bucht von Kotor (geographisch gesehen ist das kein Fjord, wie gerne verbreitet wird, da den Fachbegriff keine Sau kennt, sondern eine Ria) wässert. Die Hausherren legten nach einer verschlafenen Anfangsphase, in der gar nichts passierte, gut los. Einmal durch die Abwehrreihen und rein ins lange Eck: 1-0! Igalo tat ganz wenig, kam aber mit der ersten Torchance und viel Glück zum Ausgleich nach über einer halben Stunde. Doch postwendend kam die Quittung fürs Spielverschleppen: Ein Schuss aus 25m sprang ins Eck zum 2:1 für Kotor. In der zweiten Hälfte tat die Heimelf vor den Augen des recht lahmen Publikums, dass sich mitunter auf Sandhaufen und Mauern zum Zugucken platzierte, um nicht die 2€ Eintritt (selbst Fußball ist teurer im Süden! Im Norden beim FK Jezero Plav betrug der Eintritt nur 1€!) entrichten zu müssen, alles um den Sack zuzumachen. Doch der Ball wollte nicht mehr ins Tor, bzw. nur noch in den Kasten von Bokelj. Ein absolut glücklicher und unverdienter Ausgleich der wohl größten Duselmannschaft des gebirgigen Zwergstaates: Wie schon in Plav erduselt sich Igalo ein Unentschieden, obwohl sie weit weniger fürs Spiel taten als ihr jeweiliger Gastgeber.
Wir machten noch in Perast ein paar Fotos der Bucht und ihrer beiden Klosterinseln und fuhren dann an die Grenze. Zwischen Herzeg Novi und Dubrovnik sind auf beiden Seiten die größten Deppen überhaupt stationiert. Die Montenegriner haben ja schon Zeit geschunden und Reisende schikaniert, aber die Dreistigkeit, mit der die Kroaten die 15 wartenden Autos in 40 Minuten abfertigten war das letzte. Für gespielte Freundlichkeit bekamen die Kroaten im Schrankenhäuschen ungekünzelte Unfreundlichkeit von mir. Jetzt weiß ich, was die Bemerkung eines Groundhoppers über diesen Grenzübergang „das ist das Arschloch von Kroatien: eine schlechte Straße führt dahin, dann sind diese Heckenpenner von Grenzern dort unfreundlich und unfähig und halten den Verkehr auf, als seien sie an der EU-Außengrenze und die Beschützer Europas“ sollte: so eine unorganisierte und unfreundliche Scheiße wie da habe ich noch nirgendwo erlebt!
In Dubrovnik dauerte es dann diesmal fast eine Stunde, da ich doch mal was vorgebucht hatte, ehe wir die Absteige fanden. Sehr nette Vermieterin und preislich am unteren Ende der Skala in Kroatien. Aber in Bosnien hat so ein kleines, einfaches Zimmer die Hälfte gekostet. Und die Zuwegung dahin: Das ist vielleicht eine enge Sackgasse am Berghang an deren Ende die Pension da liegt!
Grounds: 792 (heute 1 neuer; diese Saison: 24 neue)
Sportveranstaltungen: 1.605 (heute 1, diese Saison: 28)
Tageskilometer: 230 (230 Auto)
Saisonkilometer: 9.330 (8.740 Auto/ 510 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 139
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 319
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