Freitag, 14. September 2012
W318IV: Balkantour 2012 – Tag 7 = Bericht (7)
| Abenteuer Straße in Albanien: Halbfertige Autobahnen, Löchrige Landstraßen, Geschotterte Gebirgspisten |
Photos with English Commentary:
a) Roads of Albania: The Infamous Dirt Track Through Vermosh Valley
b) Castles of Albania: Shkodra, Lezha, Durrës
c) Roman Ruins of Albania: Durrës
Gleich nach dem Frühstück in Montenegro begannen die 65km Straßenabenteuer bis Han i Hotit in Richtung Shkodra. Vom Motel zur Grenze war durch Baustellen die Straße in einem miesen Zustand, nach der Grenzkontrolle (die nur 10 Minuten dauerte) begann Asphalt, der fast ununterbrochen ins Vermosh-Tal führte. Wir mussten allerdings schon nach drei Kilometern links ab nach Shkodra und somit 65 Kilometer auf unbefestigten Bergpisten zurücklegen. Links hohe Berge, rechts hohe Berge – direkt neben der unebenen, engen, zerfahrenen und grob geschotterten Straße tiefe Schluchten. Kaum ein Mensch unterwegs, kaum eine Ansiedlung in diesem krassen Tal. Auch keine Vulkanisierwerkstatt, was bei den groben Steinen mitunter nötig sein wird. Zum Glück ist unser Dacia Sandero Stepway so was von robust und praktisch: Der setzte nicht auf, der hielt die Steine aus, der fuhr sogar im zweiten Gang in Serpentinen bergan… Diese total bekloppte Strecke von Guci/ Vermosh nach Han i Hotit stellte sogar den Tizi-n-Test in den Schatten. Aber nur vom fahrerischen Anspruch – die Atlaslandschaft ist noch schöner!
Mann muss aber sagen, dass die spektakuläre nordost-albanische Berglandschaft, den montenegrinischen Bergen oder dem Atlasgebirge nicht viel nach steht. Besondere Highlights in der eher eintönigen Küstenebene der nord- und mittelalbanischen Adria sind dann die recht vollen größeren Städte mit ihren historischen Sehenswürdigkeiten. Nach den 65km Piste für die man 3 Stunden braucht, waren die 45km Landstraße schwankender Qualität gen Shkodra, für die man weniger als 1 Stunde braucht, echte Entspannung. In Shkodra (= Shkodër) gibt es eine Hauptsehenswürdigkeit, nämlich die spektakulär oberhalb des Ortes thronende Festung bzw. Burg „Kalaja e Rozafës“. Für 200 Lek (1,80€) kann man die weitläufige Anlage mit recht gut erhaltenem Mauerwerk und als interessantes Einzelbauwerk eine Kirchenruine in der Mitte des Oberhofes, besichtigen. Als wir mit der Besichtigung fertig waren, wunderten wir uns auf dem Parkplatz über ein Auto mit Barnimer Nummer – im Gespräch stellte sich heraus, dass es mal Ausnahmsweise keine Auslandsalbaner waren, sondern deutsche Touristen. Man merkte übrigens gleich, dass nach Albanien nur kompetente Reisende kommen, die mit den örtlichen Gegebenheiten auch klar kommen.
Ähnlich wie Shkodra ist die Stadt Lezha, die man nach 40 Minuten Fahrt erreicht. Die Burg ist in Bautyp und Lage sehr ähnlich, nur weniger gut erhalten und deswegen auch für nur 100 Lek (0,90€) zu besichtigen. Auf den Mauern stiegen übrigens auch die ersten fremdsprachenkundigen Albaner, die wir trafen herum: zwei in der Schweiz arbeitende Männer. Schon nach der Besichtigung von zwei Sehenswürdigkeiten und der Fahrt auf 150km Straße hatten wir diverse falsche Behauptungen des Reiseknowhow-Reiseführers entlarvt. Aber das Know-how bei Reiseknowhow ist meistens sowieso mäßig: Die Karten scheiße und die Einschätzungen der Sehenswürdigkeiten und der Landeskultur oft noch unpassender als bei Lonely Planet – hätte ich keinen Gutschein gehabt, hätte ich den weitestgehend schon guten, teilweise aber eben zweifelhaften Reiseführer eh nicht gekauft. Von wegen fremdsprachenkundige Albaner: Nicht ein Albaner konnte sich in Englisch oder Deutsch – ja nicht einmal Italienisch – verständlich machen, außer die beiden in der Schweiz arbeitenden, sowie dann später in Durrës der Kellner der in England Englisch gelernt hat und der Hotelchef in Berat, der wenigstens hervorragend Italienisch sprach, da er in Italien gelebt hat. Auch die Behauptung, die Zeiten, in denen keine Verkehrsschilder und Wegweiser an den Hauptstraßen stehen, seien vorbei und anderslautende Informationen, die im Internet kursieren veraltet, ist eine absolute Frechheit! Als ich 2010 in Syrien war dachte ich schon: Die haben hier aber wenige Wegweiser – aber Albanien hat ja in allen Belangen eine schlechtere Infrastruktur als Syrien! Da kann dieser alewitische Hurensohn mit seinem verbrecherischen Klüngel noch so viel kaputt machen – so eine scheiß Infrastruktur wie Albanien würde Syrien erst nach 10 Jahren ununterbrochenem Krieg bekommen. Nur die stückchenweise neugebauten Autobahnen – immer wieder von Kreisverkehren und Baustellen zerschnitten – sind gut beschildert und manche Hauptlandstraßen und einige Straßen in großen Orten (insbesondere im Süden) zumindest ausreichend beschildert – aber der Straßenbelag, die fehlende Beleuchtung und mangelhaften Markierungen, die wilden Auf- und Abfahrten, die oft lange unbefestigten Wege und die geringe Anzahl der Straßen, die schlechten Brücken; all das macht Albanien zu einem interessanten Abenteuer mit dem eigenen Auto. Als erfahrener Fahrer verliert man selbst bei den übelsten Pisten nicht die Nerven – aber die Informationen in dem Reiseführer sind wirklich unnötig beschönigend. Ich erkenne die Leistung der albanischen Bauplaner und -arbeiter an – sie geben sich Mühe und versuchen alles zu verbessern – doch man muss wirklich auf dem Teppich bleiben: Albanien startet in Sachen Infrastruktur fast von Null und ist nach wie vor das infrastrukturell unterentwickelste Land Europas. Selbst Kosovo ist klar besser und auch das ärmere Moldawien hat wenigstens etwas bessere Straßen!
Relativ gut ist übrigens die Straße von Tirana nach Durrës, die wir nahmen. Man muss schon nördlich von Tirana rechts ab, was aber nicht ausgeschildert ist, und kommt dann zügig an die Küste. Endlich mal großstädtischer Verkehr – bin mal wieder fast auf so einen Spast, der beim Abbiegen zu langsam war, draufgeraucht, da sonst ein Wagen hinter mir auf mich draufgeraucht wäre. Viel zu sehen gibt es in der zersiedelten Hafenstadt aber nicht. Die Stadtmauer ist schon sehr ansehnlich und das Amphitheater als solches erkennbar, doch schon sehr verfallen. Ganz zu schweigen vom römischen Forum, das ebenso wie das Theater völlig umstellt von hässlichen 90er-Jahre-Bauten vor sich hin verfällt.
Essen war gut und preisgünstig in Durrës, die Straße nach Lushnjë bis auf die fehlenden Markierungen und vielen Baustellen OK, danach bis Berat in einem mäßigen, da schlagloch- und bodenwellengeprägten Zustand. Wie ich schon erwartet hatte, musste man im Motel am Straßenrand auf Italienisch einchecken, was aber einfach für uns war. Ein toppmodernes, sauberes Doppelzimmer mit prima Bad, Glotze, praktischen Tischen und Internetzugang kostete nur 3.000 Lek, also 21€.
Grounds: 785 (heute kein neuer; diese Saison: 17 neue)
Sportveranstaltungen: 1.598 (heute keine, diese Saison: 21)
Tageskilometer: 340 (340 Auto)
Saisonkilometer: 6.430 (6.020 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 134
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 318
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