Freitag, 14. September 2012

W317III: Balkantour 2012 – Tag 3 = Bericht (3)

| Burgbesichtigungen und gesperrte Stadien in Bosnien |

Photos with English Commentary:
Castles of Bosnia: Vranduk, Travnik, Jajce
 
Nach dem Frühstück im Motel in Žepče machten wir uns nach Vranduk auf, was nur auf einem engen Weg, der von der Bundesstraße vor dem Tunnel „Vranduk 1“ nach links abzweigt, erreichbar ist. Man folgt dem Schild bis zur Burg, die direkt auf einer Felsnase errichtet ist. Unter der Felsnase führt ein Tunnel durch, hinter dem man die erste Straße rechts steil hoch muss. Die Burg ist ganz gut erhalten und vor allem wegen der Landschaft lohnend zu besuchen. Wer gut Slawisch kann, der handelt auch den Museumswärter, der wie 90% aller Bosnier noch viel weniger Englisch kann als ich Bosnisch, von seinen überzogenen 2€ für Ausländer herunter. Burgen in Bosnien nehmen nämlich offiziell nur 1€ - und zwar für alle…
IMG_7055 Burgen gibt es in Bosnien aber auch viele. In Travnik steht eine besonders sehenswerte, die mit ihren massiven weiß-grauen Mauern oberhalb der Stadt thront. Der höchste Turm der Festung ist übrigens keiner der Wehrtürme, sondern das Minarett einer osmanischen Moschee. Unterhalb der Festung befindet sich mit der Šarena džamija auch ein besonders schönes Exemplar von osmanischer Moschee: Zwar die typische Bauform mit nur einem – und zwar extrem schlanken – Minarett und einem viereckigen Baukörper, doch herrlich sind die Wandmalereien, die unter anderem Weinpflanzen zeigen. In Travnik stellt man übrigens nur anhand der Vielzahl von Moscheen und der vereinzelten Souvenirstände, die islamische Kalligraphien anbieten, fest, dass der Ort muslimischer ist als viele andere Gemeinden in Bosnien. Die wenigsten Bosnier legen auf ein „islamisches“ Erscheinungsbild wert. Die kleine Reisegruppe, bei der die Frauen mit schwarzem Hidjab und teilweise Niqab verschleiert waren, hielt ich sofort für Touris aus den Golfstaaten, was sich beim Zuhören bei den arabischen Konversationen auch bestätigte. Die wenigsten Bosnier tragen lange Bärte und Gebetsketten – die meisten Bosnierinnen finden Kopftuch bäuerlich und altmodisch. So achtet man auch in Travnik nicht auf die Mode der Männer, da sie genauso ist wie bei uns in Deutschland auch und sieht etliche Frauen in Minirock, Topp und High Heels.

Die arabische Reisegruppe war dann genau wie wir auch nach Jajce weitergefahren. Da sind die Moscheen zwar sehr unspektakulär – eher macht da die Kirchenruine, die einfach Mangels Nutzung seit dem 19. Jahrhundert verfiel, etwas daher – doch es gibt wieder eine nette Festung mit tollem Landschafts- und Stadtblick zu sehen. Die Stadtmauer mit Wehrtürmen ist teilweise auch erhalten, wobei gerade in diesen Bereichen der Altstadt Kriegszerstörungen aus den 90ern präsent sind. Eine landschaftliche Sehenswürdigkeit die Jajce bekannt macht, sind die Wasserfälle unterhalb der befestigten Altstadt. Da stürzt das Wasser spektakulär 20m oder noch mehr nach unten.

Wir fuhren noch einige Kilometer weiter südlich nach Bugojno, wo es nichts Tolles zu sehen gibt, aber eigentlich ein Spiel der 2. Liga stattfinden sollte. Wenn ich vorher gewusst hätte, was der Staffelleiter für Bosnien/ Herzegowina bei soccerway.com für ein Rindvieh ist, hätte ich noch recherchieren können, wo das Spiel tatsächlich ausgetragen wurde. Der beschissene Verband kriegt nämlich derzeit die Panik, weil viele Stadien baufällig sind. So hat kaum ein Verein der halbprofessionellen zweiten Ligen ein Heimspiel. Auch Erstligisten haben teilweise als „baulich untauglich“ eingestufte Stadien. Schon gestern hatten wir ja – auch nur da ich rechtzeitig auf den Vereins- und Verbandsseiten geguckt hatte – ein Spiel zwischen Srebrenik und Mostar im 20km von Srebrenik entfernten Gradačac gesehen. Heute war aber sogar das Spiel, dass ich in der Hinterhand hatte, nicht da wo es sein sollte: In Vitez (wie Bugojno 2. Liga/ Staffel Federacija BiH) sieht das Stadion schon von außen noch viel heruntergekommener als in Bugojno aus. Und auch Vitez spielte nicht zuhause, sondern wahrscheinlich in Travnik, aber da war es ohnehin zu spät und das Spiel in Kakanj erreichten wir auch nicht mehr. Also ab ins Hotel nach Sarajevo…

Wir hatten die billigen Apartments im „Hayat“ per Internet gebucht. Wenn mal die ganzen Idioten, die ihre Bosnien-Reiseberichte ins Internet stellen – mit Idioten meine ich v.a. die Groundhopping-Kollegen, die Null Komma Null Hintergrundinfos schreiben und jene (mehr oder weniger) normalen Touris die jeden Scheiß beschreiben, aber nur nicht die Hotelsituation – sinnvolle Infos (wie ich jetzt gerade mit den folgenden Zeilen) ins WWW klatschen würden, hätte ich das Hotel „Hayat“ nie gebucht. Es ist ja nicht schlecht: 20€ für 2 Personen in einem engen, sauberen, ordentlichen Zimmer, das nichts außer zwei Betten, einen Schrank und einen Fernsehtisch mit Glotze hat (das Gemeinschaftsbad ist auf dem Gang), sind angemessen und die Bediensteten sind höflich und sogar englisch-, manche deutschsprachig. Aber in den tausenden von Motels entlang der Landstraßen ist alles praktischer eingerichtet und Preis-Leistung einfach noch besser. Dieses leicht muslimisch geprägte „Hayat“ („leicht“ soll heißen, das man außer am Namen und dem Alkoholverbot auf nichts weiter muslimisches stößt) ist ja wirklich keine schlechte Unterkunft, aber es gibt keinen Grund, warum man in der Innenstadt von Sarajevo in einem schwer auffindbaren Hotel absteigen soll, wenn man an jeder größeren Landstraße alle 2 bis 20km ein Motel hat, in das man spontan für 15, 25, maximal 35€ pro Doppelzimmer einchecken kann. Nur wenn man nicht mit dem Auto unterwegs ist, bringen einem die ganzen Motels nichts – aber wenn man nicht sehr viel Zeit mitbringt, ein Eisenbahnfanatiker oder sehr nervenstarker und gut trainierter Radfahrer ist (OK: Hätte ich ein Wohnmobil, wäre mein Mountainbike für ein, zwei harte Touren mitgekommen…) kommt man auch besser mit dem Auto nach Bosnien. Also schon mal Fazit für Übernachtungen in Bosnien: Scheiß auf Vorbuchung und die Hetze, das vorgebuchte Hotel innerhalb der Eincheckzeit zu erreichen – einfach auf gut Glück ein Motel ansteuern; ist es voll, dann ist das nächste mit freien Zimmern nicht weit! Warum diese Information anscheinend niemand so deutlich ins Internet gestellt hat, wie ich mit diesen Zeilen hier, ist mir übrigens rätselhaft – so wenige Leute fahren ja nun auch nicht nach Bosnien, auch wenn es zum Glück kein Massenreiseland wie das Nachbarland Kroatien ist.
IMG_7102 Statistik:
Grounds: 784 (heute kein neuer; diese Saison: 16 neue)
Sportveranstaltungen: 1.597 (heute keine, diese Saison: 20)
Tageskilometer: 360 (360 Auto)
Saisonkilometer: 5.280 (4.770 Auto/ 510 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 133
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 317

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