Donnerstag, 15. September 2011

W267II: Auf dem Weg nach Transsilvanien

Photos and English version:

Im ungarischen Eger verließen wir die Pension schon kurz nach 8 Uhr wieder, wobei wir uns bei der Besichtigung der sehenswerten Altstadt doch etwas verzettelten und da ich auch noch vergessen hatte, dass wir nach Rumänien mit dem Grenzübertritt eine Zeitzone nach Osten gehen, konnten wir doch nur das ungarische Sightseeingprogramm durchziehen, aber ganz nett war der Tag trotzdem.

Also was die Altstadt von Eger angeht, muss man sagen, dass man sich nicht von dem sozialistischen Mantel des Plattenbaurings um den alten Kern abschrecken lassen darf: erstmal sind die neueren Viertel gar nicht so schlimm und außerdem ist die Altstadt mit ihren Barockbauten, der eindrucksvoll klobigen Kathedrale, der über dem Ort thronenden Festung und dem seltsam anzusehenden Minarett (dem Rest einer osmanischen Moschee) sehr lohnend.
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Wir fuhren durch die schöne bewaldete Berglandschaft des Bükk nach Miskolc, an dessen westlichen Ortsende die Burg Diósgyőr, nach der übrigens der örtliche Profifußballverein heißt, den wir vor drei Jahren mal in Budapest haben spielen sehen und an dessen Bruchbude von Stadion wir heute auch vorbeifuhren, steht. Diese Burganlage ist sehr regelmäßig quadratisch und kostet 900 Forinth (Studenten 600ft. also 3,50€ bzw. 2,50€) Eintritt. Der ist recht hoch bemessen aber nicht unlohnend, auch wenn nur einer der vier Türme zu besteigen ist und die Qualität der Ausstellungsstücke – mittelalterliche Tonscherben und kitschige Ritter-Wachsfiguren – zu wünschen übrig lässt. Das reine Gebäude am Rande der Berge hat schon eine starke Wirkung.

Absolute Scheiße war mal wieder die Ausschilderung, die uns mal wieder viel zu lange über Landstraßen schickte, ehe wir auf die neugebaute Autobahn auffuhren. Auch noch mal sinnlos Zeit verloren, da die Schilder noch inaktueller als unsere 6 Jahre alte Ungarnkarte sind. Zum Grenzübergang Létavértes/ Săcueni fanden wir trotzdem recht schnell. Ab da wurde es fahrttechnisch recht anspruchsvoll, da kurvenreiche und völlig zerschlissene und zerfahrene Landstraßen mit 10cm tiefen Spurrillen, Schlaglöchern und Fahrbahnverengungen auf einen warteten und sich mit hervorragend asphaltierten Strecken mit Seitenstreifen abwechselten. Aber egal ob in guten Zustand oder im schlechten – die meisten rumänischen Straßen sind unter aller Sau – die einheimischen Fahrer fuhren richtig chaotisch. Von meinen bisherigen Reisezielen hat Rumänien noch vor Syrien die schlechteste Infrastruktur – kaum 100km Autobahn in dem ganzen Land und so viele schlechte, enge Straßen – und nach Syrien die wildesten Raser und Überholer. Also ich habe ja kräftig mitgemacht, wenn es darum ging wie das normale Rumänen machen, LKWs bergauf bei freier Strecke mit 50 zu überholen, außerorts 100, 110 zu fahren oder da wo 70 waren nicht zu verlangsamen und vor allem in den vielen Ortsdurchfahrten Tempo 50 als Tempo 75 zu interpretieren, aber da gab es immer wieder einige Idioten, die selbst innerorts noch bei 100 waren – in Ortsdurchfahrten wo zwei LKWs nicht zu einfach aneinander vorbei kamen oder dutzende Leute am Straßenrand standen. Aber wie in Deutschland auch waren fast ausnahmslos Lieferwagen- und LKW-Fahrer die einzigen, die wirklich asozial fuhren. Und dass auch meistens mit der Nummer „B“ – was in Deutschland Berlin ist, ist in Rumänien Bukarest bzw. Bucureşti.

Die Fahrerei dauerte zwar seine Zeit – bei aller Raserei: mit fährt normalerweise in einer Stunde nur 60, 70 km weit – aber führte uns durch schöne, grüne, gebirgige Landschaften nach Cluj Napoca. Vorher hatten wir von der Grenze ab mehr als 50km nur tiefste Provinz mit den letzten Käffern gesehen – dort begegnen einen immer wieder Pferdegespanne, alte Leute kommen gebückt von der Feldarbeit wieder (dabei die Frauen alle mit Kopftüchern – und nein, das ist absolut keine muslimische Gegend dort: Kopftücher sind in vielen Kulturräumen für Frauen typische Arbeits- oder andere Kleidung) und die Häuser sind klein, teilweise verfallen und ziemlich primitiv. In Poarta Sălajului hielten wir mal an der Dorfkirche, die ein typisches, wenn auch eher kleines Beispiel für die Holzkirchen der Karpaten ist: komplett alles aus Holz gefertigt und der Holzschindel gedeckte Turm ist mindestens doppelt so hoch wie das kurze und schmale Kirchenschiff.

Nachdem wir mit Zalău die erste richtig Stadt gesehen hatten – da haben wir dann auch einige Dinge erledigen müssen wie tanken, die Vignette (ja, die Drecksstraßen kosten Gebühr: aber auch nur 4€ für eine Woche), Essen und Getränke kaufen, Geld tauschen – kamen wir in der Großstadt Cluj Napoca (Klausenburg) an. Das Hotel („Beta“ in der Giordano Bruno Straße hinterm Bahnhof) war günstig wenn auch die Zimmer eng und primitiv ausgestattet sind. Das Essen in der ziemlich noblen Pizzeria war sehr gut und auch günstig: zu dritt für nur 20€ Essen – das ist für ein EU-Land extrem niedrig. Warum auch immer Rumänien in der EU ist – kulturell ist das ein ähnlich fremdes Land wie die Türkei und dabei noch wirtschaftsschwächer und korrupter und in Sachen Menschenrechte nur geringfügig vorbildlicher als letzteres Land... Aber egal: mit dem Erreichen von Cluj (wir besichtigten die Altstadt erst am nächsten Tag) waren wir in Transsilvanien, dem Hauptziel unserer Reise! Transsilvanien heißt einfach nur „(Gegend) hinter den Wäldern“ und ist mit der dämlichen deutschen Bezeichnung „Siebenbürgen“ identisch. Und das mit den Vampiren ist übrigens halb so wild...
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Statistik:
Grounds: 626 (heute kein neuer; diese Saison: 32 neue)
Sportveranstaltungen: 1.352 (heute keine, diese Saison: 38)
Tageskilometer: 410 (410 Auto)
Saisonkilometer: 5.680 (4.750 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 70
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267

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