Donnerstag, 15. September 2011

W267VIII: Zusammenfassung, Fotoalben, Tipps; Rumänien, Moldawien, Ukraine

Die Bildersammlung Rumänien, Moldawien, Ukraine gibt es unter „East-Europe/ Balkans: Romania, Croatia etc.” zu sehen:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157626466347113/


Die Spiele sind auch unter Groundhopping in Foreign Countries zu finden.
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157623798477450/


Die Berichte sind unter dem Label ROMDVUA11 zu lesen.
- Tag 1: Trotz nur 10% Stadionauslastung waren die Karten nur schwer zu bekommen...
- Tag 2: Auf dem Weg nach Transsilvanien
- Tag 3: Kirchenburgen und Altstädte Transsilvaniens bzw. Siebenbürgens
- Tag 4: Kunstvolle Klöster, starke Berglandschaften und ein flottes Spiel im versifften Stadion von Suceava
- Tag 5: Moldawien – Land der Brunnen, der Pferdekarren mit Nummernschildern und des Erstligafußballs zwischen Maisfeldern und Flussufer
- Tag 6: Von der Bukovina in die Karpatenausläufer – und: noch ein spannendes 2:2
- Tag 7: 1100 Kilometer nach Hause


* * *


Es folgt eine Liste der besuchten Sehenswürdigkeiten der drei Reise- und der beiden Transitreiseländer:


a) Rumänien
1. Biertan (10/10)
- Hervorragend erhaltene und spektakulär in die Landschaft gebaute Kirchenburg; eine der besten (oder die beste) ihrer Art!
2. Voroneţ (10/10)
- Fantastisch ausgemaltes und mit unglaublich detailreichen Fresken versehenes orthodoxes Kloster!
3. Sighişoara (9,5/10)
- Herrlich auf einem Berg gelegene Kleinstadt mit viel mittelalterlicher Architektur wie z.B. Wohntürmen und Kirchen (darunter einer Wehrkirche)
4. Humor (9,5/10)
- Fast baugleich wie Voroneţ, aber schönerer und begehbarer Wehrturm – nur die Fresken und Innenmalereien sind weitaus schlechter erhalten; einige der Gehöfte im Ort sind tolle Holzvillen
5. Sibiu (6,5/10)
- Reichlich überschätzte Stadt, aber idyllischer und schöner Altstadtkern mit toller Bebauung – nur ist dieser Kern ebenso heruntergekommen wie der Rest der Stadt auch
5. Moşna (6,5/10)
- Sehenswerte und große Kirchenburg
7. Suceava (6,5/10)
- Völlig von moderner Bebauung zersetzte Altstadt (aber das, was an alter Substanz erhalten ist, lohnt sich: v.a. das Kloster) und am Rande der Stadt eine mittelmäßige Festungsanlage, die von außen sehr gut und von innen eben leider weniger gut aussieht
8. Târgu Mureş (5,0/10)
- Von außen sehenswerte und von innen verrottete Festung, eine recht spektakuläre Hauptstraße mit tollem Kulturpalast (Jugendstil) und einer Kathedrale
9. Poarta Sălajului (5,0/10)
- Kaff in netter Landschaft mit schöner Holzkirche (kapartischer Baustil mit extrem spitzem Turm)
10. Cluj-Napoca (4,0/10)
- Hässliche Industriestadt mit kleinem, ganz ansehnlichem Altstadtkern
11. Richiş (3,0/10)
- Schöne Landschaft, schöne mittelalterliche Häuser – alles aber ziemlich abgewohnt und nicht so spektakulär wie in Biertan oder Humor
12. Axente Sever (3,0/10)
- Kaff mit schöner Wehrkirche, die aber leider extrem angegraut ist
13. Dumbrăveni (0,5/10)
- Selbst wenn man auf dem Weg nach Sighişoara ist und viel Zeit hat: nicht mal diese 2km Umweg lohnen für dieses hässliche und heruntergekommene Dreckskaff mit armenisch-katholischer Barockkirche in grau und zugebautem Ex-Schloss und Ex-Gefängnis mit Museum und Werkstatthof


b) Moldawien
1. Soroca (7,0/10)
- Hässliche Stadt, aber halbwegs schöne Landschaft und sehr schöne Burg! Diese regelmäßig sechszehneckige und drei Ebenen umfassende Burg mit sechs Wehrtürmen und runden Wehrmauern zwischen diesen Türmen (venezianischer Stil!) ist die größte Sehenswürdigkeit Moldawiens!
2. Otaci (2,5/10)
- Abartig Hässliche Stadt mit zwei kleinen, ganz netten und im Gegensatz zu den ärmlichen Wohnhäusern in prima Zustand befindlichen orthodoxen Kirchen und einem auffälligen Lenindenkmal vor der Bauruine eines Fußballstadions. Das Erstligastadion sieht zwar nicht aus wie in Nutzung, ist aber dauernd in Benutzung, frei zugänglich und eine Sehenswürdigkeit an sich
3. Drochia (1,0/10)
- Verrottete und hässliche Stadt mit einer ganz netten orthodoxen Kirche und mehreren sozialistischen Denkmalen


c) Ukraine
1. Lviv (8,0/10)
- Sehr sehenswerte Altstadt (Jugendstil, Barock, Renaissance) mit Kirchen, Bürgerhäusern, Verwaltungsgebäuden etc. – nur oft in mäßigem Zustand
2. Chernivtsi (5,0/10)
- Kleine Altstadt mit viel Jugendstil und großer orthodoxer Kirche
3. Ivano-Frankivsk (3,5/10)
- Altstadt mit Mischung aus Moderne, Historismus und Baustilen vor dem 19. Jahrhundert
3. Horodok (3,5/10)
- Ganz nette Kleinstadt mit Kloster und vielen Kirchen in gutem Zustand


x) Ungarn
1. Eger (7,0/10)
- Sehenswerte Altstadt (K&K-, mittelalterliche und osmanische Architektur), schöne Landschaft
2. Miskolc (4,0/10)
- Brutal hässliche Industriestadt mit ganz ansehnlicher Burganlage (Diósgyőr), die auch im sehenswertesten Stadtteil liegt
3. Székesfehérvár (3,0/10)
- Ganz ansehnlicher, kleiner Altstadtkern inmitten primitiver moderner Bebauung


y) Polen
1. Łancut (7,5/10)
- Tolles Schloss mit Parkanlage
2. Rzeszów (5,0/10)
- Kleine Altstadt mit spektakulärem Schloss
3. Przemyśl (4,5/10)
- Kleinstädtische Altstadt mit Kirchen und Schloss
4. Jarosław (3,5/10)
- Wie Przemyśl nur alles ein bisschen kleiner


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Was Groundhopping angeht:
a) Rumänien
- Ansetzungen oft nur kurzfristig, dann aber zuverlässig (einsehbar auf soccerway bis zur 3. Liga, darunter muss man die Onlineausgaben von Zeitungen der entsprechenden Region in der man das Amateurspiel (ab 4. Liga = Amateurbereich) sehen will, zurate ziehen); Stimmung unterhalb der 1. Liga zu suchen ist oft sinnlos, aber über die Spielqualität der 3. Liga war ich positiv erstaunt
b) Moldawien
- Bis zur 3. Liga auf divizia-nationala.md (sehr gut organisiert, sehr verlässliche und oft schon frühzeitig veröffentlichte Ansetzungen und dann hervorragende Matchstatistiken ab 1 Tag nach Spiel einsehbar); im Stadion dann wohl oft ganz ansehnlicher aber dilettantischer Fußball vor wenigen Zuschauern
c) Ukraine
- 1. Liga sehr zuverlässig aber kurzfristig angesetzt auf u.a. soccerway, bis zu 3. Liga benutzt man pfl.ua (nur Ukrainisch und Ansetzungen mit Uhrzeit erst 2 Tage vorher in den News (annons)!); da Ukraine ein Fußballland ist, findet man auch auf gut Glück ab Samstagvormittag bis -abend und Sonntagmittag/ -nachmittag Spiele der Amateur- und Jugendklassen die oft nicht im Internet (aber ich glaube in Zeitungen regional) angesetzt sind – Stimmung ist in oberen Klassen (v.a. für die geringen Zuschauerzahlen) oft gut


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Reisetipps und -vorbereitung:
a) Rumänien
- Infrastruktur: Rumänien hat ein schlechteres Straßennetz als viele Mittelmeerstaaten wie Tunesien oder Syrien: es gibt fast keine Autobahnen und die Landstraßen sind eng, löchrig und wellig. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind gut gemeinte Ratschläge: wenn man innerorts bei freier Strecke nicht wenigstens 70 statt 50 fährt und außerorts nicht 100 (außer bergauf und in Kurven), dann riskiert man einen Auffahrunfall. Wilde Überholmanöver sind anbetracht der LKW-Plage Gang und Gebe. Benzin kostet übrigens wahnsinnige 1,35€/l – pervers bei dem Einkommen, als ob man in Deutschland 2,30€ oder so zahlen müsste!
- Übernachtung/ Essen: Bei Transitanreise über Ungarn sollte man schon in Ungarn, je nachdem wie viele KM man an einem Tag so schafft, in einem Autobahnmotel übernachten. In Rumänien wird einen dann auffallen, dass man dieselbe hohe Qualität bei Hotels und Essen für die Hälfte des Preises kriegt. Über hrs und v.a. noch booking sind fast alle rumänischen Hotels zu buchen: oft kosten Doppelzimmer nur 20-30€ pro Nacht, obwohl sie nicht schlechter als in deutschen Hotels sind und ein kleines Frühstück sowie Luxuselemente wie Flachbildfernseher mit vielen Kanälen und Internetzugang im Preis inbegriffen sind. Essen ist im Verhältnis zu Hotelpreisen teurer, aber wenn man bedenkt, dass wir zu dritt (jeder mit Suppe, Fleischgericht, halbem Liter Getränk) nur 20, 22€ bezahlt haben... Die Küche in Rumänien ist übrigens ziemlich eigen wegen der der vielen Minderheiten im Land ein ziemliches Mischmasch: also Grillwurst wie in Tschechien auf durch die Osmanen gekommenen Saubohnen in Knoblauchsoße (die Bohnen heißen auch noch fasol, was aus dem Arabischen übernommen wurde) und davor eine saure Gemüsesuppe mit Rahm ist schon was ganz Ungewöhnliches!
- Sprache: viele Rumänen können halbwegs oder gut Englisch und teilweise auch (besonders in ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten) richtig gut Deutsch. Aber man kann ja ein paar Sprüche auf Rumänisch lernen, was einen Sympathien einbringt (die Einheimischen treten sowieso ziemlich freundlich auf, und befasst man sich mit ihrer Sprache, dann noch mehr). Rumänisch ist extrem nah am Italienischen und Latein dran, weswegen es sehr klangvoll, wenig gewöhnungsbedürftig klingt und relativ leicht zu lernen ist (nur die Grammatik ist sehr ausführlich und unübersichtlich).


b) Moldawien
- Infrastruktur: Enorm schlechte Straßen (keinerlei Markierungen, wellige Asphaltdecke mit Schlaglöchern), aber kaum Verkehr, kaum Regeln und kaum Kontrollen, sodass man sehr zügig durchkommt. Benzin nur etwa 1,00-1,05€/l – was für viele Einheimische leider immer noch unerschwinglich ist wie ein richtiges Auto.
- Übernachtung/ Essen: dazu kann ich leider nichts sagen, da ich einen Tagesausflug von Rumänien aus gemacht habe und deshalb als einzige Dienstleistung die Wechselstube (Achtung! Rumänische Lei sind kein Zahlungsmittel in Moldawien, man braucht Moldauische Lei, die an jedem Grenzübergang kriegt!) genutzt.
- Sprache: Nationalisten reden gerne von „moldawischer Sprache“ – das ist jedoch Rumänisch wie in Rumänien auch. Vielfach (v.a. in Transnistrien und im Norden des Landes) wird auch (oder bevorzugt) Ukrainisch oder Russisch gesprochen, sodass man überall im Land kyrillische Aufschriften lesen kann. Englisch schien bei Dienstleistungen (Eintrittskartenverkauf in der Burg Soroca, Grenze) Standard zu sein.
- Tipp: Moldawien lohnt nur einen Tagesausflug – es gibt fast nichts zu sehen.
- Noch ein Tipp: Nach Transnistrien zu fahren, ist im Prinzip nicht gefährlich, aber sollte man sich gut überlegen, da dieses kranke Gebilde nicht unter moldawischer Herrschaft steht, eine illegale Regierung und illegale Sicherheitskräfte hat und keinerlei deutsche Auslandsvertretungen.


c) Ukraine
- Infrastruktur: außerorts besser als in Rumänien und Moldawien, aber innerorts katastrophal; v.a. Lviv ist ziemlich voll von Autos, die sich durch enge und mies gepflasterte Straßen drängen. In Lviv sind Straßenbahnen und ihre üblen Gleisbette ein echtes Verkehrshindernis. An Tankstellen kann nur bar bezahlt werden, dafür kostet Benzin (am besten „95“ tanken, Diesel ist übrigens mit dem kyrillischen „д“ gekennzeichnet) nur maximal 0,98€/l, teilweise nur 0,92€/l. Die Beschilderung ist schlechter als in Rumänien und oft nur in Kyrillisch (ukrainisch-kyrillisch hat geringfügige Abweichungen vom russischen: „i“ statt „u“ – das Ukrainische hat eh einen I-Tick).
- Übernachtung/ Essen: Hotels kriegt man oft schon für 20€ das Doppelzimmer (fast gar nicht im Internet buchbar, außer z.B. in Lviv, Kiev). Die meisten Hoteliers können nur Ukrainisch/ Russisch, aber bescheißen einen trotzdem nicht bei den Priesen. Auch in der Ukraine sind Flachbildglotze und Internet kostenlos Standard. Hotelrestaurants sind meist überteuert: da kostet manches Hauptgericht fast so viel wie ein Zimmer, während man in Großstädten in normalen Restaurants gutes Essen mit Getränk für 7€ pro Person und in kleineren Orten auch schon für 4 oder 5€ p.P. kriegt. Speisekarten fast nur kyrillisch, das Englisch der Kellner ist auf deutschem Grundschülerniveau –unglaublich, wenn man bedenkt, dass selbst in deutschen Restaurants sich die Kellner meistens schon auf Englisch verständigen können.
- Sprache: Brauch ich nach den Ausführungen oben noch was zu sagen? Ohne kyrillisch lesen und wenigstens ein bisschen Russisch oder Ukrainisch oder so (slawische Sprachen sind fast identisch: man könnte auch von DER slawischen Sprache sprechen und sie in Dialekte namens Russisch, Ukrainisch, Serbisch, Polnisch – und eben auch Kaschubisch, Lemberg-Polnisch usw. – einteilen) sprechen und verstehen kann, hat total die Arschkarte. In der Schule wird ausschließlich auf naturwissenschaftliche Ausbildung wert gelegt und da man als Naturwissenschaftler alle Chancen in der Ukraine und in Russland hat, braucht man auch nicht Englisch zu lernen wie Deutsche Naturwissenschaftler. Schlimmer als in Frankreich... Aber Russisch usw. ist gar nicht so schwer, wie die behaupten, die keine Ahnung haben. Nur hätte ich vor der Reise doch mal meine Kenntnisse aus der Schulzeit auffrischen sollen – da war doch nicht ein Satz korrekt ausformuliert...


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Fazit:
- Der Westen der Ukraine war ziemlich sehenswert, aber man muss sich bewusst sein, dass die Ukraine aufgrund der Inkompetenz der Einheimischen, mit Touristen umzugehen, kein Reiseland ist. Doch orthodoxe Kirchen und Klöster, Altstadtkerne mit ihrer Bebauung und die Karpatenlandschaft machen echt was daher.
- Moldawien ist eine arme Bauernprovinz, die fast keine Sehenswürdigkeiten hat. Hier lohnt nur ein Tagesausflug.
- Rumänien: v.a. die Karpaten und Siebenbürgen (also eigentlich richtiger: Transsilvanien) sind äußerst sehenswerte Kulturlandschaften mit vielen mittelalterlichen und manchmal auch sogar noch römischen Baudenkmalen wie herrlichen Wehrkirchenbauten und Burgen. Rumänien ist nach Syrien und Tschechien (auf Augenhöhe von Tunesien, Slowakei oder Schweden) eines der sehenswertesten Reiseländer, das ich trotz einiger Probleme wie schlechter Infrastruktur und interner Schwierigkeiten (Korruption, Armut, vereinzelte Unruhen gegen Minderheiten wie v.a. Roma) aufgrund von Sehenswürdigkeitendichte und Preis-Leistungs-Verhältnis sehr empfehlen kann!

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