Donnerstag, 15. September 2011
W267IV: Kunstvolle Klöster, starke Berglandschaften und ein flottes Spiel im versifften Stadion von Suceava
Rapid CFR Suceava 2:0 ASC Bacău
Datum: Freitag, 9. September 2011 – Anstoß: 17.00
Wettbewerb: Liga III-a (3. Rumänische Liga, 2. Halbprofi-Liga; Gruppe A)
Ergebnis: 2:0 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 2:0
Tore: 1-0 10. Bosancu, 2-0 20. Geaman (Eigentor)
Verwarnungen: Nr. 2, 11, 14 (Rapid); 8, 10, 20 (ASC)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadionul Areni (Kap. 12.500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 500 (keine Gästefans?)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Sehr schnelles, hartes, packendes Spiel – unerwartetermaßen bekam man von diesen beiden Teams wirklich hohe Qualität geboten!)
Photos and English version:
Wir bewegten uns an diesem teils etwas regnerischen Freitag immer weiter nach Nordosten in Richtung Moldau. Bevor wir allerdings in unserem Zielort Suceava ankamen, mussten wir uns nicht nur durch lange Ortsdurchfahrten wie Bistriţa oder Câmpalung Moldovenesc kämpfen, sondern vor allem die Passstraßen und krassen Steigungs- und Gefällstrecken in den Karpaten meistern. Ist schon klasse, hinter den Rumänen herzufahren, die in scharfe Kurven mit knapp 90 reinbrettern und im Bergdorf in der 40er-Zone immer noch 80 auf dem Tacho haben... Die Landschaft ist den ein oder anderen Stopp wert: tolle Täler, bewaldete Berge, grüne Wiesen, ein paar Berggipfel hängen im Nebel: wirkt alles ziemlich alpin!
Kaum vergleichbar sind allerdings die Klöster der Bukovina, jener kleinflächigen aber sehenswerten Kulturregion im Osten Europas, die sich in kleinen Teilen Rumäniens und der Ukraine (nahe Moldawiens, was allerdings nicht dazugehört) erstreckt. Die Bukovina ist auch auf der rumänischen Seite sehr slawisch geprägt: strenge Orthodoxie und der Gebrauch des Ukrainischen (in Suceava wurden wir mir an der Klosterkirche auf „La Revedere“ (Rumänisch: Auf Wiedersehen) mit „Do Swidaniy“ (dasselbe auf Ukrainisch) geantwortet) sind typisch. Eindrucksvoll ist die regionale Bauweise der Klöster: leicht eiförmiges Kirchenschiff, kein Turm nur Dachreiter der Innen eine Kuppel hat, dabei ein überkragendes Dach (ähnlich einem Pavillon) mit glänzenden und teilweise bunten Ziegeln und schließlich als wichtigste Besonderheit: außen wie innen sind die Kirchen über und über mit Fresken bemalt. Dass orthodoxe Kirchen innen bis auf den letzten Millimeter mit Heiligenbildern und Bibelszenen bepinselt sind, ist klar – aber dass Fresken auch außen angebracht werden, ist nicht die Regel: und schon gar nicht vom Boden bis zur Dachkante. Dargestellt sind dutzende Schutzheilige für dieses und jenes, wichtige Bibelszenen wie Sündenfall im Paradies, Kreuzigungsszenen und außerdem die wildesten Folterszenen von Märtyrern – Vierteilung, Haut abziehen, bei lebendigem Leib verbrennen usw. Die eindrucksvollsten Klosterkirchen dieser Art befinden sich in Voroneţ und Humor wobei beide 6 Lei (1,50€) Eintritt und horrende Fotogebühren (6 bzw. 10 Lei) verlangen. Das lohnt sich aber alles!
Nicht ganz so lohnend, aber nicht völlig unwürdig einen Abstecher dahin zu machen, ist die Stadt Suceava: dort gibt es noch drei weitere solcher Kirchen, wobei eine wohl nur nachgebaut wurde und außen kaum Fresken hat, die zweite außen fast gar keine (scheinen alle abgewittert zu sein) aufweisen kann und die dritte schließlich das vorhin genannte Kloster ist, dass von Plattenbauten umgeben einen etwas bizarren Eindruck hinterlässt. Ohnehin ist die Stadt Suceava sehr von sozialistischer Architektur geprägt und hat viel Industrie und volle und schmutzige Straßen zu bieten – eine geschlossen bebaute Altstadt gibt es nicht: einzelne historische Gebäude verteilen sich unter den modernen Gebäuden. So übrigens auch eine armenische Kirche in sauberem weiß und die dunkle, wuchtige Festung am Rande der Stadt (von außen sehr schön, innen ziemlich unattraktiv; für 2€ Eintritt nicht so sonderlich lohnend), nach der früher mal ein Fußballverein (FC Cetatea) hieß. Einer von mehreren noch existenten Vereinen der Stadt ist hingegen der Drittligist CFR Rapid, den wir heute im Stadion „Areni“ besuchten.
An der Hauptstraße gelegen ist es hinter einer grauen Mauer mit blauen und weißen Elementen gut sichtbar bei der Durchfahrt des Ortes. Die Haupttribüne ist enorm eindrucksvoll mit ihren beiden Rängen, die Gegentribüne deutlich niedriger und im Gegensatz zur zweistöckigen und überdachten Haupttribüne mit neuen blau-weißen Schalensitzen bestückt. Die Hauptseite hat noch weitestgehend verrottete und lockere Holzbänke und wo diese fehlen nackten Beton. Ebenso die beiden Hintertortribünen, die dem runden Verlauf der Laufbahn folgen und erhöht erbaut sind. Mittig hinter der Gegentribüne sind ein Sprecherturm mit Wellendach und zwei weitere Funktionsgebäude vorhanden. Hinter der einen Hintertortribüne steht die Anzeigetafel mit den olympischen Ringen. Steht man im Oberrang, hat man einen tollen Blick auf Plattenbauten und eine orthodoxe Kirche. Guckt man hingegen vom Unter- zum Oberrang hoch, sieht man die Ritzen und Hohlstellen in den Betonelementen und fragt sich, wann die Tribüne mal einstürzt...
Richtig stark war dann das Spiel zwischen Rapid Suceava und ASC Bacău. Es fand zwar nur vor 500 Zuschauern, die bis auf eine Gruppe Jugendlicher und einem abgedrehten Rentner auch nicht sonderlich mitgingen, statt (besserer Durchschnitt für die dritte Liga in Rumänien) – aber was auf dem Feld geboten wurde, war spitze! So ein schnelles und packendes Spiel sieht man nicht dauernd – in der vergleichbaren deutschen Regional- oder Oberliga ganz besonders wenig. Hier wurde extrem offensiv gespielt, wodurch viele Torszenen zu sehen waren. Zwar wurde nur zwei Mal getroffen – und der Gastgeber entschied das Spiel schon nach 10 bzw. 20 Minuten: erst eine lange Flanke aus 25m an den Fünfer die mit einem Abstauber am Torwart vorbei ins Eck segelt; dann ein Eigentor (per Kopf in den Winkel) nach einem langen Ball in den Strafraum – aber dauernd gestürmt. Zudem gab es viele harte Zweikämpfe und die ein oder andere Streiterei auf dem Platz. Eine Videozusammenfassung von dem Duell hat die Gazeta Suceava ins Netz gestellt.
Nach diesem herrlichen Spiel ging es in die „idyllisch“ im Industriegebiet im Osten der Stadt gelegene Pension: für eine solche Pension (eher ein Motel) und für die Preise (Dreibettapartment für 45€; Frühstück und Internet inklusive) sehr empfehlenswert! Dort haben wir auch noch im angrenzenden Restaurant (wieder prima rumänische Küche und trotz Fleischgericht mit Suppe und 0,5l Getränk wieder nur 7€ pro Person bezahlt) gegessen.
Statistik:
Grounds: 627 (heute 1 neuer; diese Saison: 33 neue)
Sportveranstaltungen: 1.353 (heute 1, diese Saison: 39)
Tageskilometer: 320 (320 Auto)
Saisonkilometer: 6.380 (5.450 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 71
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267
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