Donnerstag, 15. September 2011

W267VII: 1100 Kilometer nach Hause

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Am letzten Tag machten wir uns um 8 Uhr in die Innenstadt von Lviv auf. In einem Cafe mit deutscher Aufschrift und Inneneinrichtung – durch die polnischen Teilungen kam das polnische Lwów an Österreich-Ungarn: erst durch die Ostverschiebung und die Vertreibung vieler Polen nach Westen wurde die Stadt Teil des Konstruktes Ukraine – gab es Frühstück. Gegenüber konnte man die eine Kathedrale besichtigen. Mehrere andere sehenswerte Kirchen fallen in der teilweise heruntergekommenen, aber aufgrund der vielen schönen Fassaden unterschiedlicher Bauepochen (auch hier wieder oft Jugendstil wie in Chernivtsi z.B. auch, aber natürlich auch Barock und Renaissance) sehr ansehnlichen Innenstadt auf. Darunter sind auch zwei armenische Kirchen, wovon eine auch Innen besichtigt werden kann und dort mit einer seltsamen Stilischung aus gotischem Baukörper, barocker Deckenverkleidung und expressionistischen Wandmalereien aufwarten kann. 1 Grivna Eintritt und 3 Fotografiergebühr (1 Grivna = 0,09€) sind zwar ungewöhnlich für die Ukraine, aber an sich nicht hoch. Nur das ist halt die berüchtigte Geschäftstüchtigkeit der Armenier, die in manchen Gebieten, wo sie als Minderheit siedeln als „gierig wie Juden“ charakterisiert werden, die sie geschickter als andere Minderheiten sich Wohlstand (trotz Benachteiligungen von der Mehrheitsbevölkerung) erarbeiteten.
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Da auch Polen natürlich ihre Spuren hinterließen, sind in Lviv nicht nur orthodoxe Kirchen der Ukrainer zu sehen, sondern auch katholische Barockkirchen – schön und überladen gleichermaßen, wie andere Barockkirchen woanders halt auch. Von dem ehemals merklichen jüdischen leben in Lviv, dass auch noch Deutsch als „Lemberg“ bekannt ist, ist nichts mehr zu sehen: erst machten die Polen ab 1918 Jagd auf Juden, dann die Deutschen. Lemberg ist aber übrigens gar kein Name der nur von deutschen Rentnern oder Wessis benutzt wird (wie z.B. „Königshütte“ statt Chorzów, in Polen); auch Ukrainer beziehen sich teilweise auf diese Bezeichnung. Diese ist allerdings im Gegensatz zu „Banderstadt“ – Lviv wird teilweise nach einem Faschisten namens Stephan Bandera benannt, der erst an der Seite der Nazis kämpfte, dann wegen eigener Unabhängigkeitspläne für die Ukraine von den Nazis interniert wurde und schließlich Ende der 50er vom KGB (in München) ermordet wurde; Bandera erfährt v.a. im Westen der Ukraine als „nationaler Held“ Verehrung – unverfänglich. Irgendwie schon ein seltsames und nicht unbedingt sympathisches Land, die Ukraine – aber mit Lviv gibt es wenigstens eine richtig sehenswerte Stadt, die Karpaten machen landschaftlich etwas daher und auch wenn die EM 2012 etliche Nummern zu groß für die verrottete und teilweise gar nicht erst vorhandene Infrastruktur ist: die Ukraine ist ein richtiges Fußballland mit respektabler Spieler- und Fanszene.
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Auf dem 1.100km langen Rückweg besichtigten wir noch die Sehenswürdigkeiten in Przemyśl (mehrere Kirchen und ein Schloss), Jarosław (Marktplatz mit Rathaus, Kirchen und Schloss), Łancut (ein toller Schlosskomplex mit Garten und Befestigungsanlagen) und Rzeszów (hinter sozialistischen Prunkbauten steht ein prunkvolles barockes Festungsschloss, außerdem gibt es mehrere Kirchen) ehe wir ab letztem Ort mit nur drei Pausen die über 800 verbliebenen Kilometer 9 Stunden zurück fuhren.
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Statistik:
Grounds: 629 (heute kein neuer; diese Saison: 35 neue)
Sportveranstaltungen: 1.355 (heute keine, diese Saison: 41)
Tageskilometer: 1.100 (1.100 Auto)
Saisonkilometer: 8.260 (7.330 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 73
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267

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