Donnerstag, 15. September 2011

W267VI: Von der Bukovina in die Karpatenausläufer – und: noch ein spannendes 2:2

FK Skala Striy 2:2 FC „Real Pharm“ Yuzhne
(Фк Скала Стрий - Фк Реал Фарм Южне)
Datum: Sonntag, 11. September 2011 – Anstoß: 17.00
Ü.: FC Felsen Bach – FC „Echte Arznei“ Süden
Wettbewerb: Druha Liga, grupa A/ Друга ліга, група А („Zweite Liga, Gruppe A“ = 3. Ukrainische Fußballliga, 2. Halbprofiliga)
Ergebnis: 2:2 nach 94 Min. (45/49) – Halbzeit: 1:1
Tore: 0-1 2. Andriy Kopko, 1-1 24. Vitaliy Dnistryan, 2-1 81. Vasil’ Koropets’kiy, 2-2 87. Anatoliy Tshernov
Verwarnungen: Vitaliy Bazan (Yuzhne)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion Sokil/ Стадіон Сокіл („Stadion Falke“, Kap. 6.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 2.000 (offiziell: 1.000, Gästefans: keine?)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Durchhänger in der zweiten Hälfte, aber alles in allem spannendes, enges und gutes Spiel)
Photos and English version:

In Chernivtsi standen wir diesmal erst um 8 Uhr auf, besorgten uns in Hotelnähe ein paar Croissants zum Frühstück und guckten uns noch die von Gründerzeithäusern gesäumten Straßenzüge, das Rathaus und die orthodoxe Hauptkirche an. Chernivtsi ist recht sehenswert – auch wenn die Fassaden oft abblättern: der Altstadtkern macht etwas daher – und hier war auch das Treiben vor der Kirche besonders schön zu beobachten: der Innenraum war so überfüllt, dass sich dutzende Menschen vor dem Eingang aufreihten und bis zu 10m weg vom Portal standen; die Predigt wurde per Lautsprecher nach draußen übertragen und die Mode der Frauen war noch auffälliger als sonst; irgendwie sieht es schon komisch aus, wenn (gerade junge) Frauen sich zum Gottesdienst so wie zum Diskobesuch kleiden, aber dann noch aus orthodoxer Frömmigkeit ein Kopftuch überziehen. Das passt nicht wirklich zu einem Rock, der kürzer ist als die Schuhabsätze hoch...

Weiter ging es nach Ivano-Frankivsk, eine nach dem nationalistischen ukrainischen Dichter Ivan Franko benannte größere Stadt, wo es eine mit viel moderner Architektur durchsetzte Altstadt gibt. Auch hier überwiegt bei der alten Bebauung wieder Gründerzeitarchitektur und auch hier gab es überfüllte Kirchen, die die Predigten nach draußen übertrugen, zu sehen. Am Rande der Fußgängerzone aßen wir gut und unheimlich günstig: Fleischgericht mit Beilage und Getränk für nur 3,50€ pro Person.
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Über weiterhin recht ordentliche Straßen kamen wir zügig nach Striy, einem Industriekaff, an dessen Ortseingang man von einem fast verlandeten Fluss über den drei Brücken, von denen eine eingestürzt ist, führen, begrüßt wird, wo wir erst drei Mal am Stadion Sokil vorbeifuhren und dann trotzdem noch einen Parkplatz 50m vorm Eingang bekamen. Für nur 0,90€ bekam man eine Karte auf der überdachten Tribüne (heute Sonnenschutz; auf der sonnigen Gegentribüne hätte man nur 0,45€ gezahlt), dazu gab es ein Programm für unverhältnismäßig hohe 0,45€ und einen Schal (5€) zu kaufen.

Heute waren in dem auf zwei Seiten ausgebauten Stadion – die Haupttribüne ist dreigeteilt: rechts und links blaue und gelbe Schalensitze unter niedrigem Wellblech, wobei in der ersten Reihe zu viele Balken das Dach halten, und in der Mitte eine erhöhte Loge für VIPs/ die Gegenseite ist noch ganz klassisch; Holzbänke auf Betonpflöcken, wobei einige Bänke fehlen und die hinterste Reihe teilweise überwuchert ist – etwa 2.000 Zuschauer, also war ein Drittel der Plätze belegt. Das Eingangsportal ist übrigens typisch für ukrainische Sportstätten: sehr auffällig und groß gestaltet und mit olympischer Flamme und Fußbällen aus Ton verziert. Auf der gegenüberliegenden Seite lief übrigens die Siegerehrung für einen internationalen Modellmotorsportwettkampf – daneben vergnügten sich Rentner beim Gorodki, einer russischen Sportart die zwischen Kegeln und Boule anzusiedeln ist (es wird ein Holzstock auf einen Stoß Hölzer aus etlichen Metern Entfernung geworfen und die Punkte variieren danach, ob man die kleinen Hölzer vom Spielfeld schlagen konnte). In der hintersten Ecke – zwischen der Gorodki-Anlage und den verrotteten und stinkenden Scheißhäusern (Klos mit Loch im Boden: Schüsseln gibt es hier nicht) – spielten auch noch ein paar Kinder Fußball auf Kleinfeldtore.

Von den 2.000 Zuschauern waren etwa 20 bis 30 Stimmungskanonen in unserem Sektor und noch mal 30, 40 ultramäßig auftretende Gestalten auf der Gegentribüne. Die Anfeuerungen der Leute in unserem Sektor waren durchgängiger, aber nicht so klangvoll wie die der Ultras [s. Video von einem anderen Spiel: http://www.youtube.com/watch?v=IAujg0A75bo].
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Das Spiel begann gleich mit einem Tor: keine zwei Minuten waren gespielt, da passte ein Gästespieler der von einem Pharmazieunternehmen gesponsorten Mannschaft aus Yuzhne (bei Odessa am Schwarzen Meer) auf einen ebenso frei stehenden Mitspieler, der den Ball locker einschob. Der Fehlstart wurde Mitte der ersten Hälfte aber von Skala Striy kompensiert: ein toller Volleyschuss aus 20m an der rechten Strafraumgrenze ins lange Eck! Bis zur Pause gab es noch etliche Chancen und gute Zweikämpfe von beiden Mannschaften, die sich sehr ausgeglichen aber keineswegs defensiv zeigten, zu sehen. Nach der Pause hatte das Spiel einen ziemlichen Durchhänger, ehe es in der Schlussviertelstunde noch mal richtig rasant wurde. Neun Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erzielte ein Spieler von Skala die Führung für den Gastgeber, in dem er sich erst im Strafraum im Slalom an etlichen Gegnern vorbei frei spielte und dann selber voll abzog und den Ball ins Eck zimmerte. Der Ausgleich für Yuzhne fiel aber schon wenige Minuten später per Kopf ins Eck entgegen der Laufrichtung des Torwarts und muss auch als verdient bezeichnet werden.

Nach diesem wieder einmal unterhaltsamen Spiel in diesem erneut sehr interessanten und sehenswerten Stadion – wir haben auf dieser Reise nur gute und ein sehr gutes Spiel sowie ein gutes und drei sehr gute Stadien gesehen – fuhren wir nach Lviv, wo wir trotz eines kurzen Staus am Ortseingang und der nicht unbedingt übersichtlichen Altstadt sofort das Hotel fanden. „Low Cost Apartments“ klingt zwar etwas dämlich, aber beschreibt nur das, was es ist: billige Apartments, kein Hotel oder Hostel. Für nur 36€ bekommt man ein Apartment mit vier Zimmern für drei bis vier Personen: zwei Schlafzimmer mit Betten, Sofa, Glotze, dann ein Durchgangszimmer mit Küche und schließlich Bad mit Dusche und Klo. Man hat zwei verschiedene Ausblicke: einmal laute Straße am Rande der Altstadt und einmal dreckiger Innenhof und abgewohnte Nachbarhäuser. Das Gebäude mit den Apartments sieht auch weder danach aus, dass es hier Internet gäbe, noch danach, dass man hier englischsprachige Mitarbeiter fände – aber mit alldem können die von den „LC Apartments“ aufwarten. Ersteres ist nicht selbstverständlich und letzteres die totale Ausnahme in einem Land, in dem einzig Naturwissenschaften in der Schulbildung als wichtig erachtet werden und keine 5% auch nur eine Fremdsprache auch nur rudimentär beherrschen.
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Statistik:
Grounds: 629 (heute 1 neuer; diese Saison: 35 neue)
Sportveranstaltungen: 1.355 (heute 1, diese Saison: 41)
Tageskilometer: 330 (330 Auto)
Saisonkilometer: 7.160 (6.230 Auto/ 930 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 73
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 267

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