Freitag, 20. April 2012
IND-XXXII: Praktikum in Indien, Zusammenfassung
Was bei einer Reise nach Indien zu beachten ist:
Indien hat 28 Bundesstaaten, die sich nicht wie Sachsen und Schleswig-Holstein, sondern wie ganze Staaten (z.B. Deutschland und Russland) unterscheiden. Ob Landschaft, Sehenswürdigkeiten oder Auftreten und Sprache der Menschen. Ich kann wegen meinem Aufenthalt im Süden nur für die drei Staaten Kerala, Karnataka und Tamil Nadu sprechen.
Bevor man nach Indien reist, sollte man sich bewusst sein, dass dieses Land möglicherweise das Abschreckenste ist, was man je gesehen hat: es ist unglaublich dreckig und unordentlich, bis auf das Bussystem und die rassistische Segregation nach Ethnie, Religion, Schicht (Kaste: gilt auch für Nicht-Hindus) funktioniert gar nichts so wie es sollte, in vielen Gegenden ist die Sehenswürdigkeitendichte eher gering, wobei man wenigstens nach langer Fahrt die ein oder andere richtig schöne Sehenswürdigkeit zu sehen bekommt – und wer nun hofft, dass die Menschen einem den Aufenthalt mit all seinen Unzulänglichkeiten verschönern, wird sich in den meisten Bundesstaaten erschrocken mit der Realität konfrontiert sehen: die Mehrheit der Inder lebt zwar ziemlich hinterm Mond, überschätzt sich und sein Land aber maßlos und tritt entsprechend unfreundlich und arrogant auf. Ehrlichkeit und Gastfreundlichkeit zählt in den meisten Staaten nicht zu den Tugenden. Eine positive Ausnahme bildete da nur Tamil Nadu und nach Aussage verlässlicher Mitstudenten von mir auch Punjab.
Besichtigungstipps:
Folgende Sehenswürdigkeiten habe ich mir angesehen. Die Wertung erfolgt wie bei Sportveranstaltungen, also 10 Punkte sind maximal zu erreichen!
1. Platz: Bangalore, Karnataka (7,0/10)
Richtig schönes englisches Schloss mit interessantem Museum, Eintritt aber überhöht. Festung ganz ansehnlich. Sehr schöner botanischer Garten. Englische und islamische Architektur in der Innenstadt sehenswert. Alles in allem eine sehr sehenswerte Stadt, aber die Menschen dort sind abartig unfreundlich, unehrlich und unsympathisch.
1. Platz: Ooty, Tamil Nadu (7,0/10)
Viele besonders freundliche Menschen, angenehmes Klima mit viel Sonne aber kühler Bergluft, starke Berglandschaft, toller botanischer Garten (allerdings fehlen oft Beschilderungen), nette englische Architektur.
3. Platz: Kochi, Kerala (6,0/10)
Vor allem Fort Kochi ist architektonisch ansehnlich, Vypeen hat noch mit dem Fort und zwei Kirchen etwas zu bieten. Am Rande der Stadt gibt es noch einen netten Palast mit Garten (Hill Palace). Insgesamt wohl die sehenswerteste Stadt in Kerala.
4. Platz: Palakkad (3,5/10)
Ganz sicher die sympathischste Stadt in Kerala, wobei das wohl am tamilischen Einfluss liegt. Die Festung ist ganz ansehnlich, eine interessante Kirche gibt es, im Umland ist es landschaftlich sehr schön, also besser als anderswo in Kerala.
5. Platz: Guruvayur (3,0/10)
Außer dem Elefantenpalast und einem nur für Hindus zugänglichen Tempel gibt es nichts zu sehen. Aber die Viecher im Palast sind schon recht eindrucksvoll.
6. Platz Kottayam (3,0/10)
Kottayams Kirchen sind teilweise einen Blick wert, ansonsten ein ziemlich langweiliges Nest.
7. Trichur (1,5/10)
Abartig dreckige und hässliche Stadt. Aber ein Tempel und eine Kirche sind ganz ansehnlich.
7. Kozhikode (1,5/10)
Ein paar ordentliche Strände, ein paar nette Sakralbauten. Aber nichts wirklich Sehenswertes.
9. Coimbatore (1,0/10)
Sehr hässliche Stadt ohne richtige Sehenswürdigkeiten, aber ein halbwegs ordentlicher Zoo und richtig nette Menschen.
Fortbewegung:
Man nimmt am besten den Bus: die fahren sehr zuverlässig, relativ schnell (also 40km sind in Kerala in einer Stunde zu schaffen, in manchen Bundesstaaten mehr), man geht einfach am Busbahnhof fragen welcher Bus nach dem gewünschten Ziel fährt und erhält Auskunft; meist muss man nur wenige Minuten warten bis der gewünschte Bus kommt, in den man einsteigt (teilweise ist zu beachten, dass bestimmte Sitze vorne für Frauen reserviert sind und hinten für Rentner gedacht sind) und beim Schaffner einen Fahrpreis von ca. 1€ pro 100km entrichtet. Langstreckenbusse müssen mitunter reserviert werden. Dabei sollen Internetanbieter unzuverlässig sein und nur am Schalter wirklich zuverlässig ein Platz zu kriegen sein. Nach einer Weile wird man sich an das Busfahren gewöhnen, sich nicht mehr über fehlende Fenster wundern und die Fahrer sehr zu schätzen wissen. Busfahrer bei einer staatlichen Gesellschaft ist für einen einfachen Inder ein richtig cooler Job! Wenn ich das Pech hätte, in Indien, z.B. in Tamil Nadu, in eine einfache Schicht geboren worden zu sein, wäre ich sicher Busfahrer beim TNSRTC...
Ein Mietwagen ist zwar sicher ein schönes Abenteuer und als erfahrener und guter Fahrer bekommt man das Chaos schon gemeistert, aber es ist unverhältnismäßig teuer ein Auto zu mieten: zur Grundmiete kommen Gebühren, Maut, Versicherung usw. hinzu. Alle anderen Verkehrsmittel funktionieren unzulänglich bis gar nicht: Finger weg von Inlandsflügen von Kingfisher, Indigo und dem ganzen Gesindel – und Finger weg von den beschissenen Zügen!
Groundhopping in Indien:
Es gibt eine ganze Menge schöne Stadien in Indien. OK. Aber gute Sportler? Auweia! Außer erste Cricketliga, die auch sauteuer ist (aber ebenso schöne Stadien zu bieten hat, wie die Fußballliga, und oft enthusiastischere Stimmung), ist das Niveau meist grauenhaft. Und Cricket ist ja nun nichts für den „normalen“ Groundhopper...
Also in Indien ist in Sachen Fußball mal ganz knapp gesagt eines der letzten Länder wo man hinmuss. Vielleicht lohnt sich das Derby von Kalkutta oder ein Spiel der Nationalmannschaft, aber unter sportlichen Gesichtspunkten reicht ein Transitvisum: bloß weiterfliegen nach irgendwo in die Nachbarstaaten, wo es vielleicht etwas ansehnlicher ist...
Fazit:
Im Rahmen so eines Universitäts-Praktikums hat sich der Indienaufenthalt richtig gelohnt, aber wenn man nur nach Indien privat verreist und dieses Land nicht als Sprungbrett in Nachbarstaaten nutzt, wird man wahrscheinlich enttäuscht sein. Ich kann Indien niemandem empfehlen!
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