Montag, 2. April 2012
IND-XXI: Positive Überraschungen in Palakkad (Teil 2)
* Wie man in Palakkad in der Zeitung und auf der Ehrentribüne landen kann *
South Zone 120/10, 34.2:127/3, 47 Central Zone
Datum: Samstag, 31. März 2012 – Beginn: ca. 9.00
Wettbewerb: Kerala Under-22 Interzonal Championship (Meisterschaft der U-22 Regionalverbandsauswahlmannschaften, Modus: 3 Innings pro Tag und Mannschaft)
Resultat: South Zone führt nach 1 von 3 Tagen mit 7 Wickets
Münzwurf: South Zone erste Schlagmannschaft
South Zone: Ali Asgar 28, Akash Babu 36, Sandeep Warrier 5/42, Krishna Kumar 5/42
Central Zone: Subramannian 18, Vishnu N. Babu 35, Akas Babu 1/7, Rohith Rajaneesh 67 (not out)
Spielort: Cricket Stadium Perinthalmanna (Kap. 3.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 10
Unterhaltungswert: 1,0/10 (Sehr schwaches Spielniveau)
Kerala Varma College Thrissur 5:2
Cosmos Football Club Kottayam
Datum: Samstag, 31. März 2012 – Anstoß: 17.30
Wettbewerb: Kerala State Club Championship (Pokalwettbewerb für Dritt- und Viertligisten, d.h. die besten Amateurmannschaften des Bundesstaates Kerala)
Ergebnis: 5:2 nach 92 Min. (45/47) – Halbzeit: 3:0
Tore: 1-0 29. Faizal Rahman, 2-0 34. Faizal Rahman, 3-0 40. Sreerag, 3-1 61. Chicku James (Elfmeter), 4-1 76. K.S. Shameer, 5-1 85. Faizal Rahman (Elfmeter im Nachschuss verwandelt), 5-2 88. Gireesh
Verwarnungen: Nr. 4? (Kottayam)
Platzverweise: keine
Spielort: Indira Gandhi Municipal Stadium, Palakkad (Kap. 5.000, davon 1.000 temporäre Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 Neutrale
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Gutes und torreiches Spiel mit wenigen schwachen Phasen)
Cochin Port Trust 3:0 Nova FC Wayanad
Datum: Samstag, 31. März 2012 – Anstoß: 19.30
Wettbewerb: Kerala State Club Championship (Pokalwettbewerb für Dritt- und Viertligisten, d.h. die besten Amateurmannschaften des Bundesstaates Kerala)
Ergebnis: 3:0 nach 94 Min. (47/47) – Halbzeit: 1:0
Tore: 1-0 45. Jibin P Cherian (Elfmeter), 2-0 63. Lloyd CM, 3-0 71. Lloyd CM
Verwarnungen: Nr. 7, 17 (Cochin), Nr. 16 (Wayanad)
Platzverweise: keine
Spielort: Indira Gandhi Municipal Stadium, Palakkad (Kap. 5.000, davon 1.000 temporäre Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (darunter ca. 20 Cochin Fans)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Einseitiges und nicht übermäßig sehenswertes Spiel)
Photos and English Version:
Am Samstagmorgen rief uns irgendjemand auf der Straße am Busbahnhof in Erinnerung, dass der Pressefotograf uns gestern beim Fußball um die Genehmigung unser Bild zu veröffentlichen, gebeten hatte. Tatsächlich fand sich jetzt im Sportteil der Deepika von Palakkad unser Foto, in der ersten Reihe neben einem indischen Fan sitzend, wieder. Im Laufe des Tages wurden wir in verschiedenen Orten in Palakkad – dem Hotel, einem Restaurant und natürlich dem Stadion – auf dieses Bild angesprochen. Das reichte aber noch nicht an Überraschungen in Palakkad, was wohl die sympathischste Stadt Keralas – oder vielleicht auch noch weiteren Teilen Indiens – ist...
Erstmal fuhren wir aber nach Perinthalmanna, wo wir am Busbahnhof ausgestiegen gleich auf die erste Nachfrage hin zum Cricketstadion mit einer Rikscha gefahren wurden. Das Stadion liegt schwer auffindbar am Ortsrand. Der Hinweg war der längere, da der Fahrer uns zum Haupteingang führte. Vom Busstand aus geht es bis zur dritten Kreuzung geradeaus, dann links und gleich rechts in den schmalen Weg auf dem keine zweite Autos aneinander vorbei passen. Der löchrig asphaltierte Weg führt bergauf und bergab rechts und links, an der kleinen Villa links, an der großen Kokospalme rechts... Nach 2km steht man vor einem Tor. Schließlich folgt noch ein finaler Anstieg ehe man vorm eigentlichen Tor steht.
In schöner, dicht bewaldeter Berglandschaft thront dieses Stadion mit einer netten Terrasse mit Sprecherturm. Beide Längsseiten sind mit Graswällen überhöht. Von den Hintertorseiten eröffnet sich ein Blick in die Landschaft. Das Stadion war wirklich den Besuch wert, das Spiel zwischen den Auswahlmannschaften der Südzone – wie uns ein freundlicher Offizieller erklärte, spielen für dieses Team die besten U22-Spieler aus den Regionen Trivandrum, Kollam, Kotarakkara u.a. – und der Zentralzone (Kottayam, Palakkad u.a.) war es nicht. Viel schlechter kann man Cricket eigentlich nicht spielen. Ein paar Stopps der Spieler auf dem Außenfeld, die mit ihren Sprints noch zwei, drei Punkte retteten, ehe der Ball ins Aus rollte, waren ja ganz nett – aber es gab nicht einen wirklich guten Schlagmann, der mal einen 6-Punkte-Schlag fabriziert hätte und vor allem gab es ohne Ende No-Balls. Nach dem ersten von drei Tagen dieses Spiels sah es übrigens besser für die South Zone aus.
Wir verabschiedeten uns von dem Offiziellen und liefen zum Hinterausgang hinaus. Das ist der lehmige, sandige Gang zwischen den Felsen auf der Gegenseite. Den Palmen in der Rechtskurve folgen, dann immer gerade aus die Hügel hoch und runter und nach 500m links, dann sofort rechts und nach 200 weiteren Metern ist man auf der Hauptstraße. Wir nahmen den nächsten Bus nach Palakkad und gingen nach einem Zwischenstopp im Hotel bei einem mittelmäßigen Restaurant in der Nähe essen.
Beim Fußball wurden wir dann natürlich gleich wieder erkannt. Wir hatten diesmal Karten für die Betonstufentribüne (Gallery, 30 Rupien = 0,40€) geholt und uns trotz strömendem Regen schon hingehockt. Die Einladung auf die Ehrentribüne schoben wir bis zum zweiten Spiel hinaus. Erstmal guckten wir zusammen mit zwei Typen aus Palakkad, die halbwegs Englisch konnten und sich über das sehr westlich gekleidete einheimische Pärchen – die gestylte Jugendliche war wohl neben Anja die einzige Frau im ganzen Stadion: bei 200 Zuschauern – links neben uns lustig machten, das erste Spiel das Abends. Cosmos Kottayam spielte. Leider ist keiner der Kommilitonen am Institut fähig Fußball zu spielen, sonst hätten wir hier Bekannte wiedertreffen können. Allerdings war auch der Torwart von Kottayam nicht sonderlich fähig. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte er schon zwei grobe Fehler gegen die Stürmer von Kerala Varma Thrissur (Trichur) gemacht. Vor der Pause konnte Trichur noch mit wildem Kombinationsspiel den dritten Treffer erzielen.
Per Elfmeter gelang Kottayam in Hälfte zwei der erste Treffer, doch Thrissur legte in der Schlussphase erheblich nach. 5:1 nach einem gut heraus gespielten Treffer und einem verwandelten Foulstrafstoß. Kurz darauf gelang Kottayam noch ein zweiter Treffer und wir folgten der Einladung auf die Ehrentribüne. Der KFA-Funktionär (Landesfußballverband Kerala) machte auch die Ansagen und konnte sich nicht verkneifen, nach Verlesung der Mannschaftsaufstellungen, uns beide als Hauptehrengäste (chief guests) durchzusagen. Am Freitag war ein Lokalpolitiker in dieser Position. Den kannte natürlich jeder – aber für die Leute aus Palakkad, wie auch für die nun auf dem Feld stehenden Kicker von Cochin Port Trust und Nova FC Wayanad waren wir wohl die erheblich interessanteren Ehrengäste... Wir gingen mit dem Funktionär zur Spieleröffnung aufs Feld und schüttelten allen Spielern und dem Schiedsrichtergespann die Hände. Selbst für die Mannschaft aus Kochi, die ja außerhalb des Sportplatzes sicher immer wieder mit Touristen und anderen Ausländern zu tun hat, war das ein Event. Die freuten sich über unseren Besuch so sehr wie wir über diese Gastfreundschaft, die ich in Indien nie erwartet hätte, nach den weitestgehend uninteressanten bis negativen Erfahrungen der ersten knapp 4 Wochen.
Gratis Wasser und Tee und ein Sitzplatz neben dem vierten Offiziellen und den beiden Schiedsrichterbeobachtern – wobei der eine davon das Vorspiel geleitet hatte, Fasil heißt und mich gleich am nächsten Tag auf Facebook kontaktierte – gehörten auch zur schon etwas übertrieben freundlichen Behandlung der Ehrengäste. Palakkad ist schon wirklich anders als andere Städte in Indien. Eigentlich hat es mich sehr geärgert, dass die Bescheuerten von Lonely Planet seit Jahren diese Stadt in ihren Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten in Kerala übergehen – schließlich steht in Palakkad das Tipu Sultan Fort und es gibt mehrere ganz nette Kirchen sowie in 5km Entfernung ein bei Einheimischen populäres Naherholungsgebiet an einem landschaftlich schönen Bergsee; Hotels und Restaurants gibt es auch genug mittelmäßige bis gute, die Busanbindung ist sehr gut – aber vielleicht schreibe ich doch nicht an die Redaktion. So bleibt Palakkad ein Insidertipp und andere Reisende haben noch eher die Chance, ähnlich lustige Erlebnisse zu machen, wenn sie doch irgendwie nach Palakkad finden. Denn je mehr Touristen in einer indischen Stadt sind, desto unfreundlicher sind die Menschen. Aber vielleicht bleibt Palakkad von seinen Leuten her immer eine positive Ausnahme!
Nun ja: im Indira Gandhi Stadion hatten sich mittlerweile 300 Zuschauer eingefunden, wobei das eine Pärchen wohl schon nach dem Abpfiff des ersten Spiels in den benachbarten Zirkus gegangen war und somit Anja die einzige Frau im ganzen Publikum war. So eine niedrige Frauenquote ist mir auch in arabischen Ländern wie Oman oder beim Dorffußball in Syrien noch nicht untergekommen. Und das auch noch in einem nach einer Frau benannten Stadion...
Egal. Das Spiel fing mit klarer Feldüberlegenheit der Hafenmeisterei von Kochi an, doch die beste Chance sollte ein Pfostentreffer der Jungs aus dem Kaff Wayanad, das für ein Wildtierreservat – solche Reservate empfiehlt einen jeder Depp aus Kerala, doch nach Erfahrungen unserer Kommilitonen sind diese großen und monotonen Wälder, in denen man sich nach den 10, 20 interessanten Viechern die da leben dumm und dämlich sucht, ihr Geld absolut nicht wert – bekannt ist, sein. Bis zur Pause ging Kochi Port Trust jedoch mit einem Elfmetergeschenk – wenn man den Ball nicht mehr hat und dann über einen liegenden Gegner fällt, ist das auch nur bei so einem indischen Schiri ein Elfer – in Führung. Nach der Pause wurden sie dann ihrer Favoritenrolle eher gerecht. Zwei Treffer durch den ungewöhnlich athletischen 15er, der mit seiner – gerade für einen Inder – sehr sportlichen Figur alle in den Schatten stellte, auch wenn er am Ball gar nicht so überdurchschnittlich agierte, sorgten für die Entscheidung. Kochi folgt also Thrissur, USS Kozhikode und ACME Kasaragod ins Viertelfinale.
Wir folgten wieder unserem Hunger nach zum Shawarma-Stand und dann ins Hotel. In den ganzen 6 Jahren Groundhopping war das heute eines der schönsten Erlebnisse überhaupt! In Indien hätte ich das nicht für möglich gehalten, doch man kann selbst in Ländern mit weitestgehend kühler Bevölkerung wie Deutschland, Indien oder gar Tschechien vergleichbare positive Erlebnisse haben. Aber so wie in Deutschland Vereine wie Dehlitz/ Saale oder Chmel Blšany in Tschechien positive Ausnahmen sind, so war dieses Turnier in Palakkad eine positive Ausnahme, die aus einer grauen Masse heraus sticht. Indien oder Tschechien sind halt nicht Tunesien oder gar Syrien. Umso mehr weiß man aber diese lustigen und schönen Erlebnisse in jedem der besuchten Länder zu schätzen!
Statistik:
Grounds: 719 (heute 1 neuer; diese Saison: 125 neue)
Sportveranstaltungen: 1.492 (heute 3, diese Saison: 178)
Tageskilometer: 150 (140 Bus, 10 Autorikscha)
Saisonkilometer: 42.790 (24.440 Auto/ 14.820 Flugzeug/ 2.010 Fahrrad/ 1.500 Bahn, Bus, Tram/ 20 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 44
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 296
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