Montag, 16. April 2012

IND-XXIX: Bundesstaat Nr. 3 – Tamil Nadu (Teil 1)

* Wie in einem anderen Land *

Photos with English Commentary:

Am letzten Wochenende in Indien besuchten wir dann den dritten Bundesstaat im Süden. Wir hatten zwei Tage in der Region Western Ghats in Tamil Nadu eingeplant.

Über die Tamilen hört man viel Schlechtes: von wegen Tamilentiger (Verbrecher und Terroristen, die schon lange vor den islamischen Terroristen das Prinzip der Selbstmordattentäter eingeführt haben) oder asoziale Proleten die sich als Gastarbeiter in Nachbarbundesstaaten daneben benehmen. Es sollte sich aber zeigen, dass die meisten Inder einfach nur keine Ahnung haben von ihrem jeweiligen Nachbarn. Natürlich gibt es viele Binnenkonflikte, an denen auch tamilische Gruppen massiv beitragen – es gibt auch einige fanatische Hindu-Tamilen, die ihre zum Islam oder Christentum konvertierten Landsleute als Verräter ansehen und diese attackieren – aber trotzdem waren jegliche Warnungen von Indern vor Tamil Nadu und seinen Bewohnern absoluter Schwachsinn! Die Tamilen waren viel freundlicher, ehrlicher und hilfsbereiter, als das dumme Gesindel in Bangalore und auch viel gastfreundlicher und netter als die kühlen Fatzken in Kerala. Ich habe mich in Tamil Nadu wie in der arabischen Welt – also zum zweiten Mal in Indien nach Palakkad quasi wie zu Hause – gefühlt. Das mit Palakkad war aber so wie so kein Wunder, denn die netten Leute waren fast alle muslimische Tamilen, die einfach nur von Tamil Nadu weggezogen sind – wie Schiedsrichter Fasil aus Erode zum Beispiel.
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Schon während der Busfahrt stiegen meine Sympathien für die Tamilen erheblich: als wir von Kottayam nach Thrissur fuhren, waren nur kühle Malayali im Bus, die einen doof anglotzten aber nie die Gusche aufkriegten, und in Thrissur waren dann nur unfreundliche Malayali-Schaffner. Aber bereits in diesem Busbahnhof trafen wir jemanden aus Palakkad: einen tamilischen Kellner, der sich an unseren Besuch in seinem Restaurant erinnerte und handschläglich begrüßte. In den Thrissur-Coimbatore-Bus stieg in Palakkad dann ein besonders freundlicher Mann ein: Sajjad, ein muslimischer Tamile, Literaturdozent an der Uni Calicut, spricht fließend Hocharabisch. Richtiges Hocharabisch mit kaum Akzent! Wir unterhielten uns im Bus auf Arabisch, Email- und Facebookadressen wurde auch ausgetauscht.

In Coimbatore besuchte Sajjad Freunde und wir suchten ein Hotel auf. Die Absteige war preislich und von der Qualität her wie in Kerala. Die Leute an der Rezeption freundliche Hindu-Tamilen. OK, ich fange auch schon wie die Inder an und mache jetzt auch dauernd Unterschiede, aber es war auffällig, wie viel freundlicher die Tamilen waren und wie es aber auch innerhalb der Volksgruppe Unterschiede gab und sich die Muslime stets als die noch viel freundlicheren hervorgetan haben. Auch dann, wenn ich ihnen nicht meine Arabischkenntnisse vorgeführt habe...

Im Restaurant im Fußballstadion waren natürlich auch wieder Muslime die fleißige und freundliche Bedienung. Uns begrüßte sogar extra der Besitzer des Ladens, der u.a. prima Chicken Noodles (auch „Chiken Nuudles“ geschrieben) anbot. Im Stadion selbst war an diesem Abend nur Training. Sonntag sollten wir da aber zwei Spiele gucken. Dazu siehe den Bericht „Altherrenfußball und Zoobesuch in Coimbatore“.

Statistik:
Tageskilometer: 250 (250 Bus)
Saisonkilometer: 44.400 (25.020 Auto/ 14.820 Flugzeug/ 2.530 Bahn, Bus, Tram/ 2.010 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)

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