Donnerstag, 12. Januar 2012

W284III: Packendes Sachsen-Anhalt-Derby – Hallenhockey vom Feinsten!

Cöthener HC 02 9:9 TSV Leuna 1919
Datum: Samstag, 7. Januar 2012 – Beginn: 16.00
Wettbewerb: 2. Bundesliga Ost, Hallenhockey
Ergebnis: 9:9 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 5:4
Tore: 1-0 8. Franz Jirsch, 2-0 9. Max Bädelt, 3-0 11. Franz Jirsch, 4-0 14. Maximilian Keim, 4-1 18. Christian Zeiger (Ecke), 4-2 19. Christian Zeiger, 4-3 19. Christian Zeiger, 4-4 28. Christian Zeiger, 5-4 29. Franz Jirsch, 6-4 32. Martin Müller, 7-4 37. Martin Müller, 7-5 41. Nils Poczatek, 8-5 48. Maximilian Keim (Ecke), 9-5 52. Maximilan Keim (Ecke), 9-6 53. Nils Poczatek, 9-7 56. Stephan Reichardt, 9-8 59. Christian Zeiger (Ecke), 9-9 59. Christian Zeiger
Grüne Karten: 2x Max Bädelt, 1x Nr. 8 (Köthen); Stephan Reichardt (Leuna)
Gelbe Karten (2 Minuten): Max Bädelt (da 2. Grüne, Köthen)
Rote Karten (Platzverweis): keine
Spielort: Sporthalle der Dr. Samuel Hahnemann Schule (Kap. 450 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (Gästefans: mind. 50)
Unterhaltungswert: 10/10 (Ein geniales Spiel! Jegliche spielerische Mängel wurden von Spannung und Dramatik wettgemacht, hinzu kommt die wirklich starke Stimmung auf den Rängen und Emotionen in der Halle – das war wirklich Hallenhockey in seiner besten Form!)
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Photos and English Version:

In der sehenswerten anhaltischen Kleinstadt Köthen empfing der Tabellenführer der Oststaffel der 2. Hallenhockeybundesliga den Viertplatzierten TSV Leuna, der leider in akuter Abstiegsgefahr aufgrund der Punktgleichheit mit Berliner SC (5.) und Güstrow (Letzter und somit Absteiger) ist, zum Sachsen-Anhalt-Derby. Die meisten Derbys sind ja höchstens stimmungsvoller als normale Spiele und meistens spielerisch unterm Durchschnitt – in anderen Sportarten als Fußball und Eishockey ist meistens auch noch nicht einmal die Stimmung überdurchschnittlich – doch dieses Derby war das beste Hallenhockeyspiel - spielerisch, stimmungstechnisch und vor allen Dingen spannungsmäßig und von der Dramatik des Spielverlaufs her - das ich je gesehen habe! Und die Anzahl meiner Hallenhockeyspiele liegt mittlerweile im zweistelligen Bereich...

Wir waren zu dritt (meine Freundin – der wir erstmal die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigten – , mein Vater und ich) nach Köthen gekommen und bei weitem nicht die einzigen Gästefans. Laut CHC-Website wurde extra wegen uns sogar ein Sicherheitsdienst engagiert, dessen Gage man ja gerne in die Jugendarbeit gesteckt hätte... Seltsam nur, dass die beiden Leute am Eingang (2 Sicherheitsmänner sind auch bei anderen Hockeyvereinen mittlerweile Standard) behaupteten, dass man keine Getränkeflaschen mit rein nehmen dürfe, da sie angeblich schon von Köthenern als Wurfgeschosse genutzt wurden. Bei einigen Leuten auf der Heimseite wirkte das auch nicht verwunderlich – besonders der Hosenscheißer, der in der Schlussminute eine Schubserei oder so was anfangen wollte, und der ältere Rowdy, der die Schiedsrichter nach Abpfiff beschimpfte. Ansonsten war es natürlich das übliche elitäre Publikum des Hockeysports, für das es schockierend sein muss, wenn es mal ein paar Dezibel lauter in der Halle ist, als sonst. Die Köthener jubelten zwar laut und ein paar Leute feuerten auch mal sporadisch an, aber gegen den etwa 50 Leute starken Leunaer Anhang hatten sie stimmungsmäßig keine Chance. Die Fußballer und einige Jugendhockeyspieler feuerten ununterbrochen mit Trommeln, Megaphon und Gesängen an (das alleine reicht schon locker, um eine Hockeyhalle zu rocken) – die anderen Fans gingen ab und an auch mit. Das ganze Spektakel bekam man übrigens für 3€ Eintritt (ermäßigt (Schüler, Studenten, Rentner etc.) sogar nur 1,50€) geboten. Wenn man das mit den perversen Eintrittspreisen bei unserer Abteilung Hockey – die aber bereits mehr als nur einmal auf Mitgliedsbeiträge und Eintrittspreise angesprochen wurde – vergleicht... 3,50€ sind es nämlich in Leuna (Ermäßigung erhalten nur Jugendliche unter 16 oder so was) – da merkt man sofort, dass da etwas nicht stimmen kann!
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Aber lieber schnell zum Spiel: Der Favorit legte einen hervorragenden Start hin. Leuna hatten zwar die ersten Angriffe aufs Tor und einmal musste der Köthener Schlussmann auch mit einer Grätsche außerhalb des Schusskreises spektakulär wie auch regelwidrig (zudem ungestraft) klären, doch Köthen gingen mit strammen, souveränen Schüssen in Führung. Dann ein Treffer nach dem anderen! Nach 14 Minuten führten die Köthener bereits 4:0. Danach ließen die Gastgeber in ihrer üblichen Arroganz (OK, vielleicht auch, weil sie nach 15 Minuten Spitzenhockey ziemlich platt sind) das Spiel schleifen und Leunas Chance war gekommen. Einige gute Einschussmöglichkeiten ließen sie liegen, doch Zeiger machte einen Gegentreffer nach dem anderen wett. Plötzlich hieß es 4:4 und der Gästeblock, in dem es vorher ziemlich Stress gab, feierte nun geschlossen die herausragende Aufholjagd der blau-weißen Mannschaft. Vor der Pause gelang einem der besten Köthener Spieler noch mit letzter Kraft die Pausenführung zum 5:4. Das war natürlich ein starker Schlusspunkt und wer keine Ahnung vom Hockey hat, der hatte Leuna jetzt auf der Verliererstraße gesehen. Doch wer sich richtig auskennt – oder wie ich, sich wenigstens gut eingesehen hat in den Sport – der wartete auf die zweite Schwächephase der Köthener.

Wer sich jetzt über meine Anmerkung mit dem Stress im Gästeblock gewundert hat, dem sei erklärt, dass es bei verbalen (aber natürlich trotzdem unnötigen) internen Streitereien blieb. Die gab es weniger wegen des Resultats, sondern in erster Linie deshalb, weil es bei der Abteilung Hockey einige unverbesserliche Idioten gibt, die nicht wissen, was „Stimmung“ heißt. Die wären bei Spielen unserer Tischtennisabteilung vielleicht doch besser aufgehoben... Aber andererseits wäre das für diese wenigen Einzelpersonen wohl auch wieder zu primitiv, denn die, die sich am Dauersupport und den stets treffenden (nur halt nicht immer netten) Kommentaren der Fußballer und emotionaleren Hockeyfans stören, sind genau die wenigen Leute, die sich über ein paar Euro mehr auf dem Konto als die Besseren und Tolleren definieren. Aber selbst bei einer Abteilung mit derartig hohen Mitgliedsbeiträgen, durch die ein Elitengehabe schon definiert wird – die anderen Abteilungen haben schließlich durchweg Jahresbeiträge von unter 100€, nur Hockey kostet über 160€ – ist das die Ausnahme, was wieder nur umso mehr für den TSV Leuna spricht, da so ein Verhalten bei vielen anderen Hockeyvereinen die Regel und nicht die Ausnahme ist.

Zurück zum Spiel. In der zweiten Hälfte kam erstmal die zweite Druckphase der Heimelf äh... -sechs. Wieder souveräne Strafeckenverwertung, wieder einige starke Einzelleistungen und wieder vier Tore vor! 9:5 hieß es nach 52 Minuten. Jetzt schien das Spiel wirklich entschieden. In der Auszeit stellte Leunas Trainer um, während sich im Gästeblock wieder Anzeichen ausbreiteten, dass dieses Spiel ob des Rückstands sinnlos geworden sein muss: ein leichter Platzsturmversuch beim Hallenhockey noch vor Abpfiff – das kann doch nur ein Verein...
Doch dann die von mir und anderen erwartete - und so sehr erhoffte - zweite Schwächephase des CHC, kombiniert mit Leunas nächster Glanzphase. Die Mannschaft mag zwar spielerisch abgebaut haben in den letzten zwei Jahren, aber kämpferisch hat sie (v.a. im Vergleich zur letzten Saison) noch einmal klar zugelegt. Wirklich geniale – und emotionale! – 8 Minuten sicherten Leuna wenigstens einen Punkt. Wieder waren es Treffer von Zeiger – aber auch von Poczatek und Reichardt – die das von Einigen schon längst für unmöglich gehaltene schafften: ein zweites Mal wurden in diesem unglaublich spannenden und packenden Spiel, das auch etliche tolle Zweikämpfe und Tacklings zu bieten hatte, vom TSV Leuna vier Tore aufgeholt!
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Allein die Schlussminute ist ein eigener MZ-Artikel wert: Leunas Christian Zeiger erzielte mit einem Flachschuss ins rechte Torwarteck den Ausgleich. Beim Stand von 9:9 greift Köthen noch einmal das Tor von Leuna an, doch kommt nicht zum Schuss, da die Abwehr zwei Mal blocken kann. Der daraus resultierende Konter wird von Zeiger nicht hart genug aufs Tor gebracht, sodass der 14er mit einem spektakulären Sprung, den er in den Holzbänken landet, für seinen geschlagenen Tormann (20cm vor der Torlinie) zur Ecke klären kann. Wieder einmal meckert ein Köthener arrogant wie unberechtigt über den Schiedsrichter – die nächste grüne Karte. Man merkte nun massiv, wie der Favorit Köthen ins Schwimmen geriet und mit Unsauberkeiten und Provokationen den Sieg festhalten wollte. Die Zeit war mittlerweile abgelaufen, sodass die Ecke mit dem ersten Schuss verwandelt werden musste. Der Eckball von Poczatek kam auf Zeiger, dem der Ball über den Schläger rutschte. Im zweiten Versuch, nur Sekundenbruchteile später, schoss er dann den Fuß eines Kötheners an. Eigentlich Strafstoß, aber Zeiger war der Ball ja wie gesagt schon über den Schläger gerutscht, sodass eine neue Spielsituation eingetreten war und mitrecht der Abpfiff ertönte. Nach diesem war es noch kurzzeitig etwas hitzig, v.a. da ein Köthener Möchtegern-Hooligan auf dem Feld war – aha, also immer nur die bösen, bösen sogenannten Leuna-„FANS“, oder was? – und die Spieler sich nach dieser tollen Schlussszene mit der Ecke erstmal beruhigen mussten –aber alle kriegten sich schnell wieder ein. Das Unentschieden (gerade dieses 9:9) war auch wirklich gerecht!

Zusammengefasst gesagt war dieses Spiel absolut genial! Deshalb ja auch die höchste Punktzahl seit langem! Leunas Mannschaft ist vor allem wegen ihres Kampfgeistes sehr zu loben – spielerisch und anfangs auch taktisch war da einiges im Argen – und Köthen kann man nur dazu gratulieren, die Tabellenführung, die zum Aufstieg berechtigt, gefestigt zu haben: besonders sympathisch treten sie zwar nicht auf und zu dem negativen Gesamtbild trägt auch der Pressewart maßgeblich bei, wenn er solche Berichte wie diesen zum Spiel gegen Leuna [ http://www.chc02.de/?m=1&p=0&s=1&id=2264 ] ins Netz stellt, in dem man Schiedsrichter (auf einer offiziellen Vereinsseite!) einer Fehlentscheidung bezichtigt, dem Gegner ein gerechter Punktgewinn abspricht, nicht nachprüfbare aber umso schwerere und zweifelhaftere Anschuldigungen gegen Gästefans (unter Verschweigen von eigenem Fehlverhalten) äußert und nicht nachvollziehbare Aussagen zum angeblich Geldaufwand für Sicherheitskräfte getätigt werden – doch man kann ihnen ja ganz fair trotzdem gönnen, den kurzzeitigen Erfolg auszukosten. Kurzzeitig? Nun, wer nicht einmal 40 Minuten durchgängig sehr gutes Hockey bieten kann, steigt sofort wieder aus der 1. Bundesliga ab!

Wichtigste Feststellungen des heutigen Spiels sind aber: 1. wer die Partie nicht gesehen hat, hat echt was verpasst, und 2. wer Leuna nach ein paar Törchen Rückstand abschreibt, hat keine Ahnung was diese klasse Mannschaft für einen Kampfgeist hat!
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Statistik:
Grounds: 688 (heute 1 neuer; diese Saison: 94 neue)
Sportveranstaltungen: 1.441 (heute 1, diese Saison: 127)
Tageskilometer: 110 (110 Auto)
Saisonkilometer: 26.380 (17.860 Auto/ 6.600 Flugzeug/ 1.910 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 28
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 284

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