Sonntag, 7. September 2008

WE110 III: 107,48km mit dem Fahrrad für 90 Minuten Bezirksklasse.

Chemie Böhlen 2:2 Alemannia Geithain

Samstag, 6. September 2008 - Anstoßzeit 15.00
Bezirksklasse Leipzig (8. Liga, 4. Amateurliga)
Ergebnis: 2:2 nach 93 Min. (45/45+3) - Halbzeit 2:1
Tore: 1-0 3. (?), 2-0 6. (?), 2-1 27. (?), 2-2 88. (?)
Verwarnungen: 8 gelbe Karten (4 für jede der beiden Mannschaften)
Platzverweise: Haben sich zwar einige Spieler drum bemüht, doch trotzdem gab es keine.
Stadion: Jahnbaude (Kap. 2.620, davon 120 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 100 (min. 4 Gästefans)
Spielqualität: 6,0/10 (Leicht überm Durchschnitt, wobei die 1. Halbzeit wirklich gut und die 2. klar unterm Durchschnitt war)

Ground Nr. 244 (Neuer Ground; diese Saison: 14 neue)
Sportveranstaltung Nr. 654 (diese Saison: 21)
Tageskilometer: 110 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 6.635 (4.810 Auto, 1.210 öffentliche Verkehrsmitte, 615 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 72
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 110

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Kurz nach 11.00 Uhr brachen mein Vater und ich mit den Rädern auf; das Ziel, heute mindestens 100km zu schaffen, vor den Augen. Unser wichtigstes Ziel war Böhlen, eine kaum 7.000 Einwohner zählende Kleinstadt südlich von Leipzig. Nach zweieinhalb Stunden und über 50km kamen wir dort an. Ziemlich eintönig: Plattenbauten, Gebäude im 20er Jahre Baustil, moderne Kirchen. Doch hier und da immer wieder einmal eine Villa, eine ältere Kirche und dann auch ein älteres Stadion mit einigen Stehstufen und beeindruckend hohen Graswällen. Dies ist nur der Spielort für die 2. Männermannschaft und einige Jugendteams, weswegen wir einen Besuch dieser Sportstätte auf ein anderes Mal verschoben. Doch auch das zweite Stadion der Stadt ist alles andere als eine neumodische und stinklangweilige ,,Arena’’. Graswälle, halb demontierte aber blank weiß gestrichene Zäune, abgebröckelte Stehränge und vor allem eine wellblechüberdachte Tribüne, unter der 20 kleine Holzbänke und eine lange Sitzbank in kräftigem grün gestellt wurden, sowie eine zugewachsene Anzeigetafel bekam man zu sehen, wenn man die 2€ Eintritt bezahlte, die man absolut nicht als überzogen bezeichnen konnte.
Der Anlage musste man wirklich ,,Ostzonen-Niveau’’ bescheinigen. Auch der Name der Heimmannschaft erweckte Erinnerungen an die DDR: SV Chemie Böhlen. Zum Glück steht man zu seiner Herkunft - das Chemiewerk sieht man auch vom Stadion aus - so wurde nur das BSG (Betriebssportgemeinschaft) in SV (Sportverein) umgewandelt. Diese Mannschaft spielte vier Spielzeiten in der höchsten Spielklasse der DDR. Damals gingen in die Anlage auch immerhin 7.000 Zuschauer, die auch von Zeit zu Zeit kamen. Die Vorgängervereine der BSG Chemie - 1963 gegründet - welche 1949 ins Leben gerufen wurden, hatten aber auch schöne Namen: BSG Benzinwerk und BSG Brennstoff. Zwar auch etwas übertrieben, alle Mannschaften nach diesem Muster zu nennen, doch allemal besser als nach Energydrink-Herstellern, Glasereien oder Banken.

Nun aber zum Spiel: Es ging furios los, sodass ich schon nach drei Minuten sagte: ,,Gut, dass wir mal wieder nach Sachsen gefahren sind! Das Spielniveau ist hier einfach viel höher als in Sachsen-Anhalt’’. Vom Anstoß weg drückte Böhlen nach vorne und traf nach 15 Sekunden das Tordach. Nach einer Minute hatte Alemannia Geithain ihre erste Chance vergeben, eine weitere Minute verging, bis sie ihre erste Ecke rausholten. Nach drei Minuten erzielte Böhlen mit einem sehr guten Kopfball das 1:0. Nur drei weitere Minuten vergingen, bis sie auf 2:0 erhöhen konnten. Ein trockener Schuss ins lange Eck.
Danach ging es immer wieder herzerfrischend zur Sache: bedingungslose Laufduelle, knallharte Zweikämpfe und übertriebenes Einsteigen. Ein Geithainer wurde einfach in die Werbebande gestoßen, dass es nur so schepperte. Nach 15 Minuten dann auch die erste gelbe Karte und die erste Pöbelei auf dem Platz.
Nach 27 Minuten fuhr Alemannia einen starken Konter zum 2:1 Anschlusstreffer.
Bis zur Pause sollten keine weiteren Treffer fallen, sodass die knallharten Duelle - Zweikämpfe, Schubsereien und Kopfballduelle - die Highlights bleiben sollten.
An Highlights hatte die zweite Hälfte dann leider kaum noch etwas zu bieten. Beide Teams haben wohl gemeinsam ein paar Bierchen gezischt - oder warum war erst ab der 80. Minute wieder wirklich was los? Zwischendurch war ja das ,,Niveau’’ der letzten Spiele in Calbe, Thale und Merseburg erreicht wurden.
Zum Glück ging es dann etwas besser ab und nach 88. Minuten erzielte Geithain - verdient muss man sagen - den 2:2 Ausgleich. Da outeten sich die die prolligen Typen hinter uns auch mal als Gästefans... Als letzte Aktion ist noch zu nennen, dass sich da zwei Spieler in den Haaren hatten, was fast noch in einer Handgreiflichkeit geendet hätte, doch der Schiedsrichter pfiff nach 3 Minuten Nachspielzeit einfach mal ab.
Zu dem Herrn in gelb und seinen beiden Assistenten in gleicher Farbe gibt es nicht viel zu sagen. Mal abgesehen davon, dass der eine Linienrichter wohl nicht einmal 1,60m war, kann man ihnen nicht viel vorwerfen. Ab und an eine fragwürdige Regelauslegung, aber nie eine wichtige Szene abgepfiffen oder zweifelhaft ausgelegt.
Zu den etwa 100 Fans kann man auch nicht viel sagen. Die 100 machten Lärm für 10. Kurz um: es war nichts los. Bei anderen Vereinen - auch gerade in der Gegend in und um Leipzig - wäre nach einer Situation wie der nach einen Ellbogenschlag gegen einen Böhlener nicht nur so ein Zwischenruf eines Rentners vor uns - ganz sympathischer Kerl, aber schon ziemlich gebrechlich, aber immerhin noch recht gesprächig - von wegen ,,Na sag mal bist du noch ganz reine?’’ gekommen, sondern da wären mal eben fünf, sechs Leute verschiedener Altersklassen aufgesprungen und hätten wild gestikulierend durcheinander gebrüllt ,,Hey! Ey! Du Spinner! Sach ma jehts noch, du Arschkrampe?! Ich komm gleich runter zu dir du Vollpfosten!’’
Wir machten uns nach Abpfiff auf den Rückweg, wollten eigentlich noch was essen, aber in diesem Kuhdorf Böhlen hatte wirklich jeder Imbiss - ob deutsch, vietnamesisch oder türkisch - schon geschlossen (Samstags um 17.00 Uhr) und mussten somit bis zu einer Esso-Tankstelle am Rande Leipzigs fahren. Dort war das Benzin natürlich wieder billiger als in Merseburg, was uns dazu bewog, noch einmal über die Fahrtkosten nachzudenken: Möglichkeit 1, die 100km von Merseburg nach Böhlen und zurück zu bewältigen, ist die eigentlich kostenlose Radfahrt, Möglichkeit 2 die Bahn. Dort legt man als Einzelfahrer 17,60€ hin, in der Gruppe von 2 bis 5 Personen 27€. Mit dem Auto bezahlt man maximal 14€ Benzin. ,,Mit der Bahn sparen und fahren’’ - oder wie war das? (
Und nein: ich rechne nicht den Wertverfall des Autos ein, da bei Standzeit noch viel schlimmer).

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Mehr Fotos unter:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/080906a%20Boehlen%20bei%20Leipzig/
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/080906b%20Chemie%20Boehlen%202-2%20Alemannia%20Geithain/
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/080906c%20Doerfer%20zwischen%20Halle%20und%20Leipzig%20I/

1 Kommentar:

fan.aus.einer.merseburger.arbeitersiedlung hat gesagt…

https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157713820734528