Donnerstag, 21. März 2013
W346I: Die Party der Labour geht weiter – und: zwei Spiele in der Basketball-Bruchbude (Fahrrad-Groundhopping, Malta 2013: 7/15)
Mellieħa Tritons Basketball U19 ----------------------- 25
Naxxar Starlites Basketball Club U19 ----------------- 70
- Datum: Montag, 1. März 2013 – Tip-off: 18.15
- Wettbewerb: „St. James Hospital” League Under19 Men (1. maltesische U19-Männerbasketball-Liga)
- Ergebnis: 25-70 nach 40 Min. (4x10)
- Viertelresultate: 5-21, 7-21, 2-12, 11-16
- Punkte: k.A.
- Fouls: Mellieħa 11; Naxxar 11
- Spielort: Ta’Qali Pavilion (Ta’Qali, Kap. 700 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 25 (darunter 6 Mellieħa, 12 Naxxar)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Sehr flott und technisch ordentlich, jedoch schwache Wurfquote)
Athleta Basketball Club (Pembroke) U19 ------------ 47
Depiro Basketball Club (Mtarfa) U19 ----------------- 57
- Datum: Donnerstag, 7. März 2013 – Tip-off: 20.00
- Wettbewerb: „St. James Hospital” League Under19 Men (1. maltesische U19-Männerbasketball-Liga)
- Ergebnis: 25-70 nach 40 Min. (4x10)
- Viertelresultate: 5-12, 15-17, 12-23, 15-5
- Punkte: k.A.
- Fouls: Pembroke 13; Mtarfa 13
- Spielort: Ta’Qali Pavilion (Ta’Qali, Kap. 700 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 25 (darunter 10 Pembroke, 10 Mtarfa)
- Unterhaltungswert: 5,5/10 (Durchschnittliches Spiel mit Plus bei Technik und Minus bei Würfen)
a) Malta Basketball: Under19 League; Mellieha Tritons v Naxxar Starlites & Pembroke Athleta v Depiro BC
b) Malta Sightseeing: 1) Forts and Fortified Towers of Ghallis, St. Mark’s, Pembroke, Sliema, Manoel Island & 2) Churches in Lija, Attard & 3) More Architecture in: Lija, Attard, Pembroke
Erstmals hatten wir hier stundenlangen Regen. Da machte die Tour über teilweise extrem steile Hügel keinen so richtigen Spaß, zumal auch die Ostküste zwischen Buġibba/ St. Paul’s Bay und Sliema nicht sonderlich sehenswert ist. Alle paar Kilometer sind Wehrtürme aus dem 16./17. Jahrhundert auf die Landzungen geklatscht, welche geschlossen sind und die Forts aus der gleichen Zeit sind in militärischer oder anderer Nutzung. Pembroke ist allerdings nicht uninteressant, da es eine britische Militärsiedlung war und eindrucksvoll klotzige Gebäude eines bestimmten englischen Baustils dort stehen.
Auch die Festung auf Manoel Island ist nicht zu besichtigen, wobei gerade dieser eindrucksvolle Bau ein Streitthema in Malta ist, denn die Nutzung englischer Forts durch zwielichtige Privatleute anstelle einer denkmalschutzgerechten Aufbereitung für Besucher ist sehr umstritten. Ebenso wie die Nutzungspläne des alten Empire Stadium, das kaum einzusehen vor sich hinrottet, obwohl Maltas Fußballnationalmannschaft dort legendäre Punktgewinne (0:0 gegen West-Deutschland z.B.) auf einem sandigen Betonplatz feiern konnte. In Sliema kann man allerdings schön auf der Promenade vor der Festung herumlaufen und Valletta und Floriana prima sehen. Entsprechend voll von Touristen war auch diese Ecke: zur Hälfte Deutsche, dann Engländer und ansonsten Italiener und Araber.
Voller Leute waren auch die Straßen um Valetta herum, als endlich die Sonne herauskam. Wir hatten uns in ein nicht ganz billiges und sehr volles Restaurant in St. Julian’s gesetzt, da es dort die maltesische Spezialität Kaninchen in Rotweinsoße mit Kräutern, Salat und dicken englischen Chips (bessere Pommes) gab. 13,75€ pro Portion sind normale deutsche Preise und damit etwas zu hoch, aber das war es mal wert, da man nicht überall auf Malta auch maltesische Spezialitäten geboten bekommt.
Beim Warten aufs Essen wurde man wach, als plötzlich ein Tieflader mit fetten Bassboxen aus denen Techno dröhnte und pogenden Laburisti auf der Ladefläche im Schritttempo die enge Straße gen Pembroke hoch gurkte. Da wackelten ja selbst hinten im Restaurant die Tische! Nach dem Essen gingen wir dann auch erst einmal Wahlpartys in St. Julian’s und Sliema angucken; wie uns der eine Cricketspieler gestern sagte: „die Labour-Anhänger geben nicht vor Dienstag Ruhe.“ In der Tat war seit Sonntag Volksfeststimmung angesagt. An diesem Montag noch mehr als Sonntag: es fuhren noch mehr Leute auf Autodächern mit, tanzten auf LKW-Ladeflächen, eierten besoffen vom „Ċisk Lager“ hinter Kleintransportern her, brannten beim Autofahren Feuerwerkskörper ab oder blockierten einfach Fahnen schwenkend und Porträts des neuen Ministerpräsidenten Joseph Muscat hochhaltend den Verkehr. Es ist schlicht unglaublich, wie sich Malteser alle fünf Jahre anlässlich der Wahlen aufführen. Das sind freie, faire, demokratische Wahlen die an sich ziemlich unspektakulär sind – und die Leute machen da einen sportlichen Wettkampf der in ein Volksfest übergeht draus!
Beeindruckend wie auch seltsam ist diese ganze Szenerie. Irgendwie eine schöne Seite der Politik! Außerhalb Maltas erlebt man ja meistens nur schlechte Seiten. Wobei: in Maltas Lieblingspartnerland Libyen sah das nach den ersten demokratischen Wahlen überhaupt, letztes Jahr, auch so aus wie auf der Insel – der einzige Unterschied zwischen maltesischen und libyschen Feiern ist der sinnvollere Einsatz von Freudenschüssen auf der Insel (angemeldete und professionell abgefeuerte Salutkanonen) im Gegensatz zum mit illegalen Pistolen und Gewehren in die Luft schießen in Libyen...
Jedenfalls bleibt festzuhalten: auch wenn dadurch erst am Dienstag, also dem 7. Reisetag höherklassige Sportveranstaltungen stattfanden, war es genau richtig, Malta zu Zeiten der Wahlen zu besuchen – das ist ein Erlebnis, das man unter landestypische Folklore verbuchen muss und dafür definitiv besser und authentischer ist als all der andere Scheiß den man unter Folklore immer zu sehen bekommt wie Kunsthandwerkermärkte und Musikfestivals!
Etwas unsicher, ob man an so einem Tag überhaupt eine Sportveranstaltung austragen würde, fuhren wir zur einzigen Basketballhalle der Insel, zum Ta’ Qali Pavilion hinter der Haupttribüne des Nationalstadions. Als wir die Fahrräder anschlossen, hetzte ein Mann Mitte 30 mit Sporttasche an uns vorbei durch die krumme Hallentür mit der ausgeleierten Klinke. Mein erster Gedanke war: „der Schiri kommt aber knapp, wenn die 18.15 Uhr anfangen wollen“. Beim Betreten der Wellblechhalle – unglaublich dieser Bau: da wurde ein Basketballcourt mit je einer Tribüne pro Seite einfach mit einem hohen Wellblechdach und Wellblechwänden überbaut – stellte sich der Gedanke auch schnell als korrekt heraus. Die angesetzten Spiele fanden so statt und die Leitung übernahm ein pünktlicher, älterer Referee und sein etwas jüngerer, lustig auftretender Kollege, der wahrscheinlich von einer Party der Labour und nicht von Arbeit kam...
Was die Tribünen der Halle angeht: die Betontribünen sind zum großen Teil mit Sperrholz verkleidet und mit roten oder braunen Holzbänken bestückt. Nur der Mittelteil der Haupttribüne, die VIP-Loge unterhalb der beiden Sprecherkabinen, ist mit Schalensitzen bestückt. Die eine Tribüne hinter dem Korb ist nicht mehr nutzbar, die Scheißhäuser wahrscheinlich auch bald nicht mehr, so wie da die Spülung und die Wasserhähne klemmen...
Jedenfalls eine der coolsten Sportanlagen der Insel: eigentlich ein Must-Ground! Dort war heute allerdings nicht gerade Spitzen-Basketball angesetzt, denn die U19-Liga war dran. Mellieħa Tritons, der Meeresgott Triton aus Salzdorf, gegen die Glanzlichter (Starlites) aus Naxxar (gesprochen Naschar mit Druck auf dem „sch“), dem Ort der ersten Leute auf Malta, die das Christentum annahmen (Naxxar, nassar = Christianisierung). Achter (und damit Vorletzter mit nur einem Sieg) gegen Dritter. Mit einem entsprechenden Spielverlauf ging es auch gen deutlichen Sieg der Jungs aus Naxxar. Da konnten die Mädchen aus Mellieħa noch so sehr ihre Freunde anfeuern – die bekamen kein Bein auf den Boden, so sehr sie auch um die Pille kämpften. Teilweise war ja das Kämpfen etwas übertrieben, da sich manche auf den Ball warfen und dann mit Bodenkampf anfingen, doch trotzdem war es ein sehr flottes Spiel. Vielleicht litt unter der Geschwindigkeit aber die Präzision beim Korbwurf, denn auch Naxxar konnte man keine gute Wurfquote trotz der 70 Punkte bescheinigen.
Vor etwas ruhigeren Fans spielte dann der Athletikverein aus Pembroke, ihr Team ist bei den Young Men Vierter in der Tabelle, gegen Depiro BC (nicht der Depiro Social Club, der führt), einem auf Rang 6 geführten Team aus Mtarfa, was zur Dreistadt Mdina-Rabat-Mtarfa gehört und wohl so was wie „Anhöhe“ oder „Bergflanke“ heißt. Dieses Spiel war ausgeglichener, doch im dritten Viertel zeichnete sich ab, dass unerwartet Depiro siegen wird, denn den Athleta-Durchhänger nutzten die Jungs aus Mtarfa prima aus und zogen mit bis zu 20 Punkten davon. Diese verloren sie dann zwar zur Hälfte in Viertel vier, doch für einen 57:47-Sieg reichte es dann doch. Hier war dann wieder die Mannschaft, zweier technisch, spielerisch und kämpferisch gleichwertiger Truppen, erfolgreich, die die weniger schlechte Wurfquote aufweisen konnte.
Auf dem Weg zur Ferienwohnung fuhren immer noch Autos mit Labour-Party-Beflaggung durch die Straßen, doch im Norden ist es erheblich ruhiger als im Bereich der Hauptstadt, wo man wahrscheinlich auch heute noch keinen so ruhigen Schlaf hätte haben können, wie hier in Xemxija.
Statistik:
- Grounds: 880 (heute 1 neuer; diese Saison: 112 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.734 (heute 2, diese Saison: 157)
- Tageskilometer: 70 (70 Fahrrad)
- Saisonkilometer: 40.950 (34.050 Auto/ 4.850 Flugzeug/ 1.940 Fahrrad/ 130 Bahn, Bus, Tram/ 80 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 30 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 346
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