Donnerstag, 28. Mai 2009

WE148I: Erst mit 11, dann nur noch mit 10 gegen 13. Da kann man sein Auswärtsspiel nur noch verlieren

1. FC Magdeburg 1:0 Hallescher FC
Mittwoch, 27. Mai 2009 - Anstoßzeit 19.30
Finale des Landespokals Sachsen-Anhalt
Finalisten: beide Regionalliga Nord (4. Liga, Halbprofis)
Ergebnis: 1:0 nach 93 Min. (45/48) - Halbzeit 1:0
Tor: 1:0 28. Racanel (,,Foul“-Elfmeter)
Verwarnungen: Watzka (FCM), Horvat, Finke, Benes (HFC)
Platzverweise: Hebestreit (42. „Tätlichkeit“)
Stadion: „Stadion Magdeburg“ (Ernst-Grube-Stadion, Kap. 18.000 (sonst 25.000, davon 22.750 Sitzplätze))
Zuschauer: 12.988 (4.000 Gästefans)
Spielqualität: 6,0/10 (Hoher Unterhaltungswert, da spannend, in 1. HZ gutes Spiel und starke Stimmung - Spiel wirkte jedoch verschoben)

Ein verschobenes Spiel habe ich ja schon einmal gesehen. Zumindest behaupteten tschechische Ermittler letztes Jahr, dass ein Spiel zwischen Chmel Blšany und Synot Stare Mĕsto (1:3), im Jahre 2005, verschoben worden sein soll. Aber die Ermittler sind da ohnehin teilweise genauso korrupt, wie die Schiris, die von der Wettmafia das Geld einstreichen. Dass irgendetwas manipuliert wurde an diesem Spiel, scheint mir herbeigedichtet. Vorwürfe von hallescher Seite, die Magdeburger hätten Unterstützung von Schiedsrichter wie Landesfußballverband gehabt, haben da deutlich mehr Hand und Fuß.
Aber erst einmal zum Tagesverlauf dieses denkwürdigen Finaltages.
Ich hatte nur eine Univeranstaltung und der blieb ich aufgrund des hirnrissigen Termins des Finalspiels fern. Mit dem Zug ging es von Merseburg nach Halle, wobei dieses Drecksding ohne ersichtlichen Grund 10 Minuten lang einen Kilometer vorm halleschen Bahnhof stand.
Essen eingekauft und die Räder vorm Bahnhofsgebäude angeschlossen und weiter ging es nach Magdeburg. Nach kurzweiliger Fahrt - ich hatte genug Fachliteratur mit, die zu einem Referat genutzt werden muss und zudem sorgte auch der Zugführer in Weißandt-Gölzau für Unterhaltung, als er den Zug beim Anfahren abwürgte, 50m zurückrollte und noch jemanden aussteigen ließ - kamen wir am Magdeburger Bahnhof an, wo wir dann noch mehr ablegten, nämlich unseren Rucksack im Schließfach.
Mit dem HFC-Schal in der Jackentasche und der Kamera um den Hals bewegte ich mich zur Straßenbahn, die uns beide in einer etwas aggressiven FCM-Fangruppe, die jedes Auto mit hallescher Nummer von der Bahn aus mit Beleidigungen bedachte, zum Stadion brachte. Dort ging das Bedrohen hallescher Autofahrer weiter: genital, wie die Fantrennung in der Landeshauptstadt funktioniert.
Wir nahmen den Haupttribüneneingang, weil wir uns die völlig überteuerten Karten (18€) geleistet hatten, vor dem wir normal kontrolliert und dann in den HFC-Block gelassen wurden. Die Haupttribüne war zum linken Drittel FCM-Fans vorbehalten, das Mitteldrittel gehörte den VIPs und das rechte Drittel dem HFC-Anhang. Hinterm Tor rechts setzte sich der Gästebereich fort. Die Gegentribüne war zu 60% Pufferzone, die anderen 40% ebenso wie der linke Hintertorbereich den Magdeburgern vorbehalten.
Nach und nach fanden sich hinter dem Gäste-Tor etliche hundert stimmgewaltige HFC-Anhänger ein, während um uns herum nur ruhigere Spielbesucher - unter ihnen aber auch wenigstens ein uns bekanntes Gesicht, dass sich - für mich doch eher überraschend - gegen Pyrotechnikverbote aussprach - saßen.
Das Fanduell zum Anpfiff - das Kräftemessen per Choreographie - ging dann mit 6,5 zu 5,5 (von 10 Punkten) an den FCM. Die Ultras „Blue Generation“ (?) hatten einfach die attraktivere Choreo. Links vom Ultrablock ein mit rotgrünen Papptafeln gerahmtes weißes M, rechts ein D, im Ultrablock dann ein auf Folienstreifen aufgebrachtes Stadtwappen. Beim HFC wurden etliche rote Handflaggen ausgeteilt, die um eine Leinwand, die die Mannschaft und einen HFC-Fantrupp vor dem Vereinswappen zeigt, zu dessen Füßen „Ein Team - eine Szene - [unleserlich]“ steht, herum platziert wurden. Stimmungstechnisch sollten beide Fanlager auf hohem Niveau bleiben, wobei der FCM-Anhang zu Beginn der zweiten Hälfte eine Choreo zeigte, die man nur mit 3,0/10 bewerten kann, da die blau-weiße Überziehflagge zwar beeindruckend groß, aber weder designmäßig gut, noch richtig entrollt war. Die Gästefans glänzten dann noch mit dem Abbrennen von roten Bengalos, die einen nicht abziehen wollenden Nebel verursachten, und enorm lauten Böllern.
Das Spiel begann für ein Spiel zweier Regionalligisten enorm schnell und gut. Der FCM wusste, dass er gegen den HFC nur eine Chance hat, wenn er sie mit Druck belagert. Der hallesche Schlafwagenfußball darf nicht zur Entfaltung kommen, da sonst ein Duselsieg über die Magdeburger herauskommen würde. Den Duselsieg holte sich dann allerdings Magdeburg, wenn auch nur mit Hilfe des Schiedsrichters. Der HFC musste also nicht nur gegen den Landesverband spielen, die wortbrüchig und fadenscheinig das Finale nach Magdeburg verlegten (noch dazu zu dieser schwachsinnigen Zeit), sondern auch gegen den aus der Nähe von Magdeburg, dem Altmarkstädtchen Osterburg, stammenden Parteiischen. Dem ersten Knaller von dessen Seite folgte auch das goldene Tor der Partie: Lachheb leider mit einem zu kurzen Rückpass - so einen Dreck macht der Tunesier sonst nie - sodass dessen Landsmann Braham die Chance bekommt mit dem Rücken voraus in HFC-Towart Horvat zu springen, sodass der Schiri - obwohl das Foul knapp vorm Strafraum stattfand - auf Elfmeter entscheiden konnte. Dieser wurde sicher vom bis dahin besten Magdeburger - der Rumäne Catalin Racanel - verwandelt.
Damit aber nicht genug. Nicht nur wurde bei Zweikämpfen und Pressschlägen stets zu Ungunsten des HFC gepfiffen, auch wurde ein Nachhaken von Hebestreit mit Rot bestraft, ein maximal gelbwürdiges Foul als Tätlichkeit ausgelegt. So bekamen wir den Ex-Erfurter einmal von Nahem zusehen, denn genervt kam er, uns kurz über die Entscheidung klagend, an uns vorbei und setzte sich einige Reihen hinter uns unter ein paar andere Fans.
Zur Pause war das Spiel schon fast entschieden.
Die zweite Hälfte wurde - wen wundert es so richtig bei 10 Hallensern zu Gast bei 11+2 Magdeburgern - spielerisch deutlich schlechter. Ab und an noch ein paar Chancen, etwas härteres Einsteigen auf beiden Seiten - die Highlights in diesem Punkt beide Male Szenen gegen Braham: erst rempelt Lachheb ihn in eine Werbebande, sodass diese krachend umfällt, dann tritt ihm ein anderer HFCer ins Gesicht, da Braham mit dem Kopf auf Hüfthöhe geht - und der Parteiische disqualifizierte sich mit Szenen wie z.B. dem „Steh auf!“ mit entsprechender Handbewegung gegenüber einem gefoulten HFC-Spieler, selbst. Die HFC-Bank stand jedenfalls immer wieder kurz vor einem Platzsturm, den sie allerdings erst unternahmen als der Abpfiff ertönte. Grund war wieder einmal dieses räudige Kamel aus Bembla - gemeint ist der wieder einmal nur schauspielernde, provozierende und foulende Najeh Braham, der sich stets gekonnt zum Buhmann der gegnerischen Fans macht - der mit seinem Trikot wedelnd vor die HFC-Kurve rannte. Muss man sich mal vor Augen halten: da provoziert ein Spieler bewusst die ob der Niederlage ohnehin wütenden Gästefans und nimmt so Tumult in Kauf. In seinem Heimatland hätte dieser dort als „ibn shormuta“ bezeichnete Provokateur vom gegnerischen Vereinspräsidenten die Fresse poliert bekommen. Schade, dass Betreuer und Sicherheitskräfte HFC-Spieler und -Fans zurück hielten und Braham somit unbehelligt am scheinheiligen Freudentaumel der Magdeburger Mannschaft teilnehmen konnte.

Was den Tumult anging: einige Gästefans stiegen auf die Absperrungen und warfen mit den restlichen Feuerwerkskörpern. Ein Ordner wurde an der Schulter von einer Bengalfackel getroffen, was die Polizei dazu veranlasste, eine Massenschlägerei anzuzetteln. So wirklich beschweren konnten sich die Fans allerdings nicht, dass es krachte. Im Nachhinein wurde etwas von 5 verletzten Fans und 2 verletzten Polizisten berichtet.
Wir suchten dann nicht etwa aus Angst vor Randale schon während des Abklingens der Schlägerei den Weg aus dem Stadion, sondern weil wir den Zug um 22.08 noch kriegen wollten. Ein Fußmarsch mit etlichen ignorierten roten Ampeln später, saßen wir dann auch fünf Minuten vor der Abfahrt im Zug nach Halle. Dort stiegen wir auf die Räder um und fuhren nach Merseburg. Der 23.28 Zug von Halle via Merseburg nach Weißenfels war nämlich mit 20 Minuten Verspätung angekündigt und die Fahrräder wollten wir ja nicht umsonst in Halle abgestellt haben. Um kurz nach Mitternacht waren wir dann wieder in unserer Arbeitersiedlung in der Dom- und Hochschulstadt.
Es folgt gleich noch eine von mir kommentierte Übersicht zu Stimmen zum Finale, da die Kommentierungen professioneller Schreiberlinge und offizieller Vereinswebsiten zu einem so denkwürdigen Spiel doch auch interessant sind.

An dieser Stelle hätten übrigens Glückwünsche an den Pokalsieger gestanden - auch wenn der HFC nicht gewonnen hätte -, doch der fade Beigeschmack des möglicherweise bewussten Betruges bleibt und lässt mich auf Gratulationen verzichten. Der FC Magdeburg hatte mehr Chancen und war spielerisch etwas besser, doch das unsportliche Verhalten einiger ihrer Spieler und vor allem die offensichtliche Unterstützung von offizieller Seite - das war ja schon beinahe auf dem Niveau der Unterstützung für den BFC Dynamo zu DDR-Zeiten - verdient keine Würdigung.

Statistik:
Ground Nr. 315 (kein neuer Ground; diese Saison: 85 neue)
Sportveranstaltung Nr. 812 (diese Saison: 179)
Tageskilometer: 200 (180km Bahn, 20 Rad)
Saisonkilometer: 24.760 (12.810 Auto/ 4.580 Öffentliche Verkehrsmittel/ 4.410 Fahrrad/ 2.960 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 19
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 148

Fotos unter:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090527%20LANDESPOKALFINALE%20-%20FCM%201-0%20HFC/

Video vom Elfmeter:
http://www.youtube.com/watch?v=i9ChOL_SLf0

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