---- (نادي النهضة الرياضية البركانية) ----
...................... 0:2 (0:2) ..................
----- Chabab Rif Al-Hoceima -----
------- (نادي شباب الريف الحسيمي) ------
- Datum: Samstag, 26. Oktober 2013 – Anstoß: 15.00
- Wettbewerb: GNF Botola 1 [لبطولة الوطنية الاحترافية] (1. Marokkanische Liga; Profifußballiga)
- Ergebnis: 0-2 nach 96 Min. (47/49) – Halbzeit: 0-2
- Tore: 0-1 17. Abdessamad al-Moubaraky (Handelfmeter), 0-2 20. Nabil Oumghar
- Verwarnungen: Nr. 10 (RSB); Nr. 23 (CRAH)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade d’Honneur d’Oujda [الملعب الشرفي] (Kap. 30.000, davon 1.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 500 (ca. 400 Berkane- und 100 Hoceima-Fans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Der übliche Abstiegskampf, aber vom Ultrablock aus gesehen war das Spiel einfach mal klasse…) Photos with English and Arabic Commentary:
a) Moroccan Football League in Oujda: Renaissance Berkane v Chabab Rif Hoceima
b) North-East Morocco: Oujda Old Town, Msoun Kasbah
Freitag war noch unterhaltsamer als sonst. Rita hielt mir vorm Frühstück ihr Hocharabischbuch vor die Nase: „Das ist für uns in der 2. Klasse – ließ mal, Bruder!“ Ist gar nicht mal so uninteressant was da drin steht: von der Liebe zum Vaterland, das so schön ist mit seinen Bergen und Wüsten, Meeren und Seen sowie den so unterschiedlichen Bewohnern (!) oder auch Umwelterziehung mit religiösen Begründungen; „Verletze diesen Vogel nicht, mein Junge – denn Gott schuf ihn so wie er uns schuf, er atmet so wie wir atmen, fühlt Schmerzen so wie wir sie fühlen…“
Im Institut gab es dann noch das traditionelle Couscous, gratis für alle Studenten und Mitarbeiter.
Aber die Ansetzungen des Verbandes waren mal wieder scheiße: Khouribga gegen WAF am Freitag (wie sollen wir da bitte hinfahren wenn ich bis 14.30 Sprachkurs hab?!) und Samstag waren die einzigen neuen Grounds Marrakesch (7 Stunden pro Richtung und dann noch 20h) und Oujda (4h Fahrt und 15h Anstoß). Die Wahl fiel natürlich auf letzteres Spiel, das kurz vor der immer noch geschlossenen algerischen Grenze ausgetragen wurde. Am Abend vorher war noch eine Familienfeier von der mütterlichen Seite, sodass nur die Jungs übrigblieben und von denen musste heute einer arbeiten und die beiden anderen waren krank. So brach ich diesmal alleine auf. Die Autobahn kostet von Fès bis zum Streckenende in einem westlichen Vorort von Oujda ganze 92 Dirham (8,40€!). Die Hinfahrt unterbrach ich auf etwa halber Strecke in Msoun. Die Mautstation vor diesem fast völlig verlassenen Kaff war ungewöhnlicherweise mit einem Mann besetzt: normalerweise arbeiten da nur Frauen. Typischerweise musste ich den anweisen, auch die kompletten 55 und nicht nur 50 Dirham Wechselgeld herauszurücken. Bei den Frauen an den Mautstationen braucht man überhaupt nicht nachzählen – die sind ausnahmslos vertrauenswürdig und meistens auch sehr höflich. In der ganzen Zeit, die ich jetzt schon hier bin, wollte mich ohnehin noch nie eine Frau bescheißen und jede mit der ich hier irgendwie gesprochen habe war höflich bis sehr herzlich – aber so etwa jeder dritte, vierte Mann versucht seine Mitmenschen (auch andere Marokkaner, aber natürlich noch mehr Ausländer) zu seinem Eigennutz zu verarschen!
Msoun besuchte ich wegen der Kasbah die an der Autobahn ausgewiesen ist. Vom Hügel aus sieht man das recht verfallene Teil schon sehr eindrucksvoll. Die Seitenlänge der quadratischen Umfassungsmauern beträgt je 250m, ursprünglich war die Anlage aber rechteckig (500m x 250m). Sie sind außerdem bis zu sechs, sieben Meter hoch mit Zinnen und Turmspitzen. In der Kasbah selbst stehen größtenteils verfallene aber teilweise noch bewohnte Häuser. Als ich die Anlage besichtigte, tobten nur ein paar Kinder herum, die in keiner Form aufdringlich waren, sondern nur zurückhaltend winkten.
Wieder dieselbe Auffahrt genutzt und ab nach Oujda. Denn das Spiel von Berkane gegen Hoceima wurde nicht im Stadion von Berkane, die alte kleine Bruchbude darf nur noch für Jugend-, Reserveliga und unterklassigen Fußball genutzt werden, sondern in Oujda (beide Orte liegen 60km auseinander) ausgetragen. Oujda ist die größte Stadt in Nordost-Marokko. Entsprechend überwiegen bei 700.000 Einwohnern die Neubauten. Aber auch einige Neubauten sind sehenswert: vor allem die Moscheen am Westrand der Stadt. Die Altstadt ist durchsetzt und von einer teilweise unterbrochenen mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Insbesondere die Mauer zur Hauptmoschee hin ist sehr gut erhalten. Zwischen den beiden Stadttoren liegen meist einfache Häuser, vereinzelte Moscheen und ein überdachter Markt. Außerdem gibt es einen recht ordentlichen Park. Insgesamt fühlte ich mich wie in Algerien: kein einziger Tourist außer mir zu sehen, ab und an grüßten Leute freundlich und niemand wollte einem irgendwelche Scheiße andrehen…
Insbesondere in der Gegend am Rand der Innenstadt wo ich kostenfrei parkte und kostengünstig in einem kleinen Restaurant aß, fiel mir wieder ein, was ich letzte Woche mal mit Fayza und Khadija im Fernsehen über Oujda gesehen hatte: die Flüchtlingsproblematik in der Region Orientale, wo sich 10.000 Senegalesen, Nigerer u.a. ohne Papiere aufhalten. Die beiden waren, als gute Musliminnen die auf die Pflicht der Reicheren Arme zu unterstützen pochen, wirklich entsetzt, als ein Marokkaner der vom Staatsfernsehen interviewt wurde, in etwa meinte: „de depperten Neescher solln wieder innen Urwald zurückgehen, hier jibts keene Arbeit – nich ma für Marokkaner – und Diebe und Bettler wolln wir ooch nich!“ Ist doch echt toll, dass die Asyldiskussionen in Marokko genauso niveauvoll geführt werden wie in Deutschland… Eine Stunde vor Anpfiff war ich am Sportkomplex: ein großer Parkplatz, eine große futuristische Sporthalle und ein großes, etwas veraltetes Stadion. Bis auf den mittleren Teil der überdachten Längsseiten mit seinen Bänken und Sitzen gibt es nur Stehplätze. Von denen sind jene links von der Haupttribüne in schwarz-weiß (USM Oujda) bzw. rechts davon in grün-weiß (Moloudia Oujda) gehalten. In der grün-weißen Kurve („Curva Taliban“ genannt) gab es heute schwarz und orange zu sehen: Renaissance (Nahda, die arabische Wiedergeburt) Berkane war Gastgeber. In der anderen Kurve standen die blau-weißen von Chabab Rif (Kabylische Jugend) aus Al-Hoceima vom Mittelmeer.
Als mich der freundliche Polizist am Eingang auf Deutsch fragte ob ich zu den Fans von Berkane oder von Hoceima will, konnte ich mir noch verkneifen, dem „zu den Fans von Berkane“ noch ein „denn die Asis aus Hoceima haben doch bestimmt Gras am Start“ hinterherzuschicken… Also der Gästemob war höchst dürftig und wenig stimmgewaltig – wahrscheinlich haben die wirklich bei ein paar Joints gechillt, so wie im Ultra-Block von Berkane gewitzelt wurde…
In den wollte ich eigentlich auch erst gar nicht, aber einer der älteren Ultras (der hatte wenigstens nur den Spitznamen „Simo“, andere nannten sich „Jamaikawy“, „Hashishi“ oder „Oldschool“), mit dem ich mich nach der deutschen Begrüßung aber auf Arabisch weiter unterhielt, bat mich, bei der Choreo mitzumachen. Und da blieb ich auch nach dem Entrollen der schwarzen und orangen Handflaggen und Spruchbänder die minutenlang unter herrlichen Gesängen präsentiert wurden. Trotz der schlechten Leistung von RSB wurde, von einzelnen Unmutsbekundungen abgesehen, durchgängig gefeiert, gesungen und gepogt. Auffällig war dabei, wie beim Pogen auf die drei Mädchen im Blog (selbst auf die, die ihre Kumpels immer provozierte und kräftig schubste) und auf mich Rücksicht genommen wurde. Niemand rempelte einen von uns vier auch nur leicht an, während sich andere mehrere Stufen runterstießen oder voll auf die Stehränge tackelten.
Interessant war auch das Liedgut, das nie gegen den König aber regelmäßig gegen den demokratisch gewählten Benkirane („Politik von gestern“), gegen seine Regierung („wir nehmen uns unsere Freiheiten“) und die Polizei („grüne Mafia“, „ACAB“, „puta policía“ und besonders gut: „nehmt uns fest, wir sind Fußball-Taliban“) ging, ohne wirklich richtig böse zu sein. Ansonsten wurde natürlich für die Mannschaft gesungen und auch mal der Gegner (freundlich und ernst gemeint!) gegrüßt (tahiyyat Berkaniyya Jamahir ar-Rifiyya). Aber von den Kiffer-Kabylen kam kein Gruß zurück…
Die Gäste konnten aber sehr zufrieden sein mit ihrer Elf, denn in einem mittelmäßigen, da sehr vom üblichen Abstiegsk(r)ampf geprägten Spiel, legten sie nach der Anfangsoffensive von RSB zwei Tore vor – eins per Handelfmeter und ein anderes nach einer Ecke nur drei Minuten später – die sie bis zum Ende verteidigen konnte. Somit hat auch Chabab Rif Hoceima nun einen Sieg auf dem Konto (sie waren nach 5 Spieltagen die einzige Mannschaft ohne 3er) und ist punktgleich mit Berkane und Wydad Fès am Tabellenende.
Ich ging gleich zum Auto, tankte noch vor der Autobahn voll (aber auch auf der Autobahn wäre OK gewesen, denn der Sprit kostet überall gleich: Normalbenzin 12,60, Super 12,80 (nur bei Shell und wenigen anderen erhältlich), d.h. 1,145 bzw. 1,16), und fuhr in einer prima Zeit nach Fès zurück: 20.30 war ich heeme, wo blöderweise Khadija noch nicht da war, sodass Driss das Essen aufwärmen musste – und wie Malika schon anmerkte: noch nicht mal das bekommen marokkanische Männer in der Küche hin... Aber ordentlichen Tee kann er immerhin kochen, was gar nicht so einfach ist bei dem aufwendigen Vorgang! Statistik:
- Grounds: 1.028 (1 neuer; diese Saison: 57 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.928 (heute 1, diese Saison: 72)
- Tageskilometer: 710 (710km Auto)
- Saisonkilometer: 19.860 (18.900 Auto/ 910 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 13 [letzte Serie: 178, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 378
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