Dienstag, 15. Oktober 2013

W376III: Festtagshammel zu Verlosen und das nächste überraschende 1-0

- Olympique Club de Safi -
------- (نادي أولمبيك أسفي) ------
................... 1:0 ....................
- Mogreb Atlético Tetuán -
(المغرب التطواني / أتلتيكو تطوان)
- Datum: Sonntag, 13. Oktober 2013 – Anstoß: 16.30
- Wettbewerb: Coupe du Trône [كأس العرش] (Pokal des Thrones; Viertelfinale des Pokals des marokkanischen Fußballverbandes, beide Teams GNEF Botola 1 = 1. marokkanische Profiliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 1-0
- Tor: 1-0 27. Mouâwy
- Verwarnungen: Matthias, al-Bisaty (OCS); Istiry (MAT)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Marche Verte/ Massira al-Khadra [ملعب المسيرة الخضراء] (Kap. 10.200, davon 200 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 8.000 (darunter ca. 700 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Gute Stimmung, mittelmäßiges Spiel) ربع النهائي الكاس العرش - اليمبيك اسفي مع مغرب تطاون في الملعب المسيرة Photos with English and Arabic Commentary:
a) Moroccan Football Cup Quarterfinal: Olympique Club de Safi defeat Maghreb Tetouan
b) Central Atlantic Coast: Essouira, Safi
c) Marrakech: The Red City (Pictures of the Old Town, taken in 2011)

Es gibt so einige politische Angelegenheiten in Nordafrika, die man nicht verstehen muss: Algerien kennt die Vertreter der Terrororganisation Polisario (sahrawische Rebellen, die mit Al-Qaida gemeinsame Sache machen, aber einen demokratischen Staat errichten wollen) als Regierung der sogenannten „Demokratischen Republik West-Sahara“ an und Spanien ebenfalls. Im Gegenzug erkennt Marokko das Schwachsinnskabinett von Katalonien als Regierung eines vollwertigen Staates „Katalonien“ an und organisiert auch schon mal Freundschaftsspiele zwischen den Fußballauswahlmannschaften Kataloniens und Marokkos. Dafür dürfen dann die östlich des Walles lebenden Sahrawis ihre Nationalmannschaft in Algerien kicken lassen und Algerien boykottiert auch noch Sportevents mit Teams aus der West-Sahara, die vom marokkanischen Staat kontrolliert werden. Da Wydad Samara im Handball ziemlich gut ist und sie sich erstmals für die Championsleague qualifizierte, trat für die CAHB dann das Problem auf, je eine Mannschaft weniger zu haben: den algerischen Meister im Männerhandball und jenen im Frauenhandball. So wurde letztendlich auch das ganze Championsleagueturnier in Marrakesch um einen Tag kürzer: um den Tag, den ich mir eigentlich angucken wollte.

Also gleich nach Essouira, die „Bildschöne“ oder „Wie Gemalte“ Stadt am Atlantik. Der Stadtname verspricht nicht mal zu viel: die massiv ummauerte Altstadt ist wirklich schön mit ihren bunten Häusern, die Festungsanlagen zum Meer hin sind sehr eindrucksvoll und die vorgelagerten Inseln auch sehr schick. Dass man für nur 2 Dh. (0,18€) vor dem einen Stadttor am Hafen parken kann, ist auch prima. Die Atmosphäre war auch so entspannt wie im Reiseführer beschrieben: keiner stresste wegen Kaufen oder Führung, einzelne grüßten höflich.

In Safi („Reine Stadt“), das ich über die Nationalstraße erreichte, waren die Leute eher noch freundlicher. Nur bettelnde Wänster musste man mal anschnauzen, wie das Einheimische halt auch tun. Die Altstadt ist gar nicht mal schlecht: massive und hohe, von Türmen bewährte und einzelnen Stadttoren besetzte Wehrmauern drum herum, enge Gassen mit farbenfrohen Häusern und einzelnen älteren Moscheen sowie zwei Kirchen aus Portugiesischer Zeit (die Kathedrale dient als etwas dürftiges Museum, 10 Dh. Eintritt) innen drin. اسفي Das Stadion liegt etwas oben am Berg in Richtung Ortsausgang. Den Namen des Stadions hatte ich anfangs falsch verstanden, da mal wieder nur Französisch: „Marche Verte“ (Grüner Marsch) nicht „Marché Verte“ (Grüner Markt), wobei ich bei letzterem an „Gemüsemarkt“ dachte… Aber gemeint ist der Grüne Marsch (arab. Massira al-Khadra), eine 1975 durchgeführte Propagandaaktion der marokkanischen Regierung, bei der 350.000 Demonstranten die damals noch vom faschistischen Spanien besetzte West-Sahara betraten, die bald darauf an Marokko gegeben wurde. Übrigens: die Aktion ist mit kitschiger Friedenssymbolik auf die 100-Dirham-Banknoten gedruckt.

100 Dirham musste ich zum Glück nicht bezahlen: 20 (1,80€) taten es auch für Plätze auf den Betonstufen. Wie auch in Beni Mellal ist nur ein kleiner Teil überdacht und mit Bestuhlung versehen (hier sogar nur transportable weiße Hocker). Ansonsten sind blau-rot gestrichene Stufen vorherrschend, die nur in der Mitte der Gegentribüne unterbrochen sind: hier wurde ein Teil der Tribüne abgerissen.

Schon am Eingang wies mich die sehr freundliche Polizei (die zuvor aber noch provozierend schlagstockschwingend mit dem Quad auf jugendliche Fans zuvor) darauf hin, dass ich den Karten-Abriss unbedingt aufheben solle: ich könnte einen von zwei Hammeln gewinnen, die bei dem Halbzeitgewinnspiel (heißt marrokkanisch-arabisch: et-Tombóla) verlost werden… Also nur weil ich Arabisch spreche, heißt das noch lange nicht, dass ich Muslim bin und so ein 150-450€ teures Vieh zum Opferfest brauche…

Die Aktion schien allerdings auch ungewöhnlich zu sein, etliche Fans begutachteten nämlich noch die ruhig daliegenden und an den Fanzaun geketteten Viecher und fotografierten sie. Das Stadion war wie erwartet gut gefüllt und Fans beider Seiten – aus Tetouan waren gut 700 da, allerdings zählte allein die Ultrakurve von Safi knapp 2.000 Leute – sangen sich melodisch nieder. Es wurde auch viel auf den Spielverlauf reagiert, aber nur wenig Pyrotechnik eingesetzt.

Wie auch immer, dieses Viertelfinale war ein Duell der Erstligisten: Mittelfeldteam gegen noch ungeschlagenen Tabellenführer, der alle Favoriten von Raja und Wydad bis FUS und MAS abhängt in der Liga… Und kaum komme ich mal zu einem Spiel von Maghreb Tetouan, schon verlieren die zum ersten Mal in dieser Saison! Nach verhaltenem Beginn gelang einem Spieler von Safi ein Heber aus 25m über den Torwart zum 1:0. Das wurde die folgenden 70 Minuten verteidigt, wobei MAT nicht entschlossen genug anrannte, um noch das Spiel zu drehen. OCS konnte auch immer wieder kontern und war mehrfach nahe an der 2:0-Entscheidung dran. Auch hier folgten nach dem überraschenden 1:0 Sieg in einem wie auch am Vortag fairen aber nur mittelmäßigen Spiel Ehrenrunden der Spieler.

Ich folgte dann dem Tipp im Reiseführer und steuerte das Hotel Majestic gegenüber dem Meeresschloss (Qasr al-Bahr) an. Klingt teuer, ist aber eines der billigsten der Stadt. 11€ für ein großes, sauberes – aber natürlich sehr einfaches Zimmer. Dusche (lauwarm oder kalt) und Klo (Abtritt) auf dem Gang. النهائي الكاس العرش - اليمبيك اسفي مع مغرب تطاون في الملعب المسيرة Statistik:
- Grounds: 1.026 (1 neuer; diese Saison: 55 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.924 (heute 1, diese Saison: 68)
- Tageskilometer: 330 (330km Auto)
- Saisonkilometer: 17.680 (16.560 Auto/ 870 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 9 [letzte Serie: 178, Rekordserie: 178; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 376

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