Fès: Some Mosques and the Old City’s Walls
Montag 30.9. stand der erste Arabischkursbesuch an. Eigentlich wollte ich den Taxitypen kein Geld überlassen, aber da mir Khadijas Sohn Muhammad das versprochene Fahrrad in einem beschissenen Zustand ablieferte, musste ich es erstmal mit Jim zu einer Werkstatt bringen. Die Werkstätten sehen hier deutlich anders aus als in Deutschland: es sind chaotische Garagen, die mit Fahrrädern, Motorollern u.a. zugestellt und mit Werkzeug und Ersatzteilen kreuz und quer vermüllt sind. Keine moderne Technik, aber hervorragende Improvisationsarbeit. Wie lange die Arbeit hält werde ich sehen. Hassan, der Chefmechaniker im Viertel Batha, versprach mir die Karre bis 17h fertig zu haben.
Also nach dem Mittagessen, das eine marokkanische Freundin von Patty und Jim hervorragend zubereitete, per Taxi zum Institut. Unglaublich, dass der Kerl ganz seriös das Taxameter ohne jede Aufforderung anstellte und genau den korrekten Weg fuhr und keine Händeleien anfing. Aber das soll die Regel sein in Fès, seit man sich bei der Polizei erfolgreich über Fehlverhalten von Taxifahrern und Co. beschweren kann. Das mit der polizeilichen Fürsorge für Ausländer hat allerdings auch schon mal perverse Auswüchse, wie mir Jim erzählte: Khadijas siebenjährige Tochter wollte letzthin nur zwei amerikanischen Studenten, die bei ihnen wohnten, einen Laden zum Süßigkeitenkaufen zeigen – da kauften aber auch zwei Polizisten gerade ein und laberten sie blöd zu, da sie meinten, die Kleine wäre ein illegaler Guide, der im Auftrag der zwielichtigen Eltern Touris abzieht. Es gibt in der Tat Kinder, die so was tun, aber dass ehrliche Kinder wie die Tochter von Khadija dann gleich aufgefordert werden, die Eltern zur Bestätigung der Sachlage herbeizuholen, ist schon dreist!
Am Institut waren kaum mehr Studenten als Lehrer zugegen und Lahcen, ein sehr gebildeter Kleinwüchsiger mit dicker Brille, stellte sich als mein Lehrer für arabische Hochsprache vor. Gemeinsames Zeitunglesen und Diskutieren des gelesenen Artikels ist sicherlich eine der hilfreichen Fusha (Hocharabisch)-Übungen. Nach einer Viertelstunde Pause ging es gleich mit weiteren 90 Minuten Intensivkurs weiter: Fatima, die nach einem Fahrradunfall letzte Woche durchs Institut nur humpeln konnte, ist die Lehrerin für marokkanische Umgangssprache (Darija). Wir kamen enorm schnell voran und mit ihr ist das auch lustig zu lernen, da sie (wie sich in den Tagen drauf rausstellen sollte) irgendwie immer gut gelaunt und etwas aufgedreht ist, wie klischeehaft alle Marokkanerinnen sein sollen. Natürlich ist Hocharabisch wichtiger, aber Darija ist schon mal gut einen Einblick zu bekommen um es dann hier in Marokko anzuwenden – und lustig ist es sowieso, denn irgendwie ist es das Schwyzertütsch der arabischen Welt… Zu Hassans Shop gelaufen, war er erwartungsgemäß noch nicht fertig, aber er versprach nur eine Stunde zu brauchen, um das letzte Ersatzteil zu besorgen und es würde auch nicht den versprochenen Rahmen von 200Dh. (19€) übersteigen. Er versprach tatsächlich nicht zu viel (wie ich es auch erwartet hatte) und als ich um 18.30 bei Hassan auftauchte, präsentierte er mir das Bike mit neuem Vorderrad (Decke, Mantel und Schlauch), neuen Bremsen hinten, neuem Griff rechts, neuer Schaltung, reparierter Pedale und neu justierter Kette. Für den Preis von 185 Dirham (17,25€) hätte man mir in Deutschland nicht mal den Reifen ausgetauscht…
Dienstag ging es mit der Karre gleich mal zum Institut. Wach wurden wir übrigens alle im Haus, als es lautes Plätschern gab. Regen? Keine Wolke am morgendlichen Himmel! „Jeeeeesus, we’ve got a waterfall in our house!“ – ein Wasserrohr im zweiten Stock war gebrochen und es floss alles munter die Treppen in den Innenhof runter… Während ein Bekannter eines Bekannten den Mist zum Freundschaftspreis reparierte, ging es mit dem Fahrrad zum Unterricht, der wie erwartet gut verlief.
Mittwoch lief auch nicht alles rund: das Institut will langsam mal Geld sehen und kaum will ich welches abheben, sind alle drei Automaten die ich ansteuere außer Betrieb. Kann man denn nur bei der Bauernbank am Hauptbahnhof verlässlich Geld abheben?!
Donnerstag funktionierte es dann, aber nur mit der Sparkassencard (Maestro). Die Visacard von der DKB wurde am Automaten nicht akzeptiert, wobei die Bareed Bank (Postbank) eh die letzte Scheiße zu sein scheint: da haben die die üblichen drei Sprachen bei der Bildschirmführung (Arabisch, Französisch, Englisch) und dann geht die arabische Version nicht! Bei einer arabischen Bank!!
Nach dem Unterricht nahm ich mir am Donnerstag etwas mehr Zeit für Sightseeing als die Tage vorher. Einmal rund um die ummauerte Altstadt mit dem Fahrrad (also 20km vom Institut zum Riad 53 statt der üblichen 5). Die Straßen sind ziemlich befahren und staubig, aber daran gewöhnt man sich. Anstrengend war es eher wegen der enormen Steigungen, die immer wieder zu fahren sind.
Lustig ist es oft abends, wenn ich nach dem „Dinner“ noch lange mit Patty und vor allem Jim gequatscht habe. Auch zwischen Amerikanern und Deutschen – nicht nur zu Arabern und speziell Marokkanern – konnten wir kulturelle Unterschiede ausmachen. Wie es sich für gebildete Amis gehört, akzeptieren die beiden aber alle Unterschiede, so wie es auch Marokkaner akzeptieren, wenn sich die zwei in manchen Dingen nicht wie Einheimische verhalten. Interessant war übrigens auch die Auslegung der Unentschieden- oder Alles-Auf-Sieg-Einstellung, die von Jim auch als kulturell bedingt gesehen wird: Amis müssen immer einen Sieger und einen Verlierer haben, wenn sie die Sportstätte verlassen – deswegen wird so gut wie immer auf Sieg gespielt, wenn es sein muss halt ewige Verlängerungen und shoot-outs – was eine Abwandlung der in Großbritannien üblichen Regeln bei allen Sportarten ist: Unentschieden wird zwar manchmal erschwert, ist aber prinzipiell immer möglich außer bei meisterschaftsentscheidenden Wettbewerben.
Freitag war recht unspektakulär, da keine Sportveranstaltungen in der Nähe angesetzt waren. Abends wurde es nur schön laut im Riad, da befreundete Kinder zum Geburtstag der Tochter einer Freundin von Patty zu Gast waren… Statistik:
- Tageskilometer: 10km Taxi, 60km Fahrrad (Montag-Freitag)
- Saisonkilometer: 16.220 (15.170 Auto/ 820 Fahrrad/ / 40 Schiff, Fähre/10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
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