- Wettbewerb: Botola 2/ GNF 2 [2 البطولة الوطنية المغربية] (2. Marokkanische Fußballliga, Halbprofiliga)
- Ergebnis: 1-5 nach 99 Min. (46/53) – Halbzeit: 0-2
- Tore: 0-1 20. (25?), 0-2 45. (5), 1-2 58. (11, Foulelfmeter), 1-3 85. (30), 1-4 87. (7, Foulelfmeter), 1-5 96. (?)
- Verwarnungen: mindestens Nr. 9, 25, 40 ETW, 93 (alle CODM)
- Platzverweise: Nr. 1 TW von CODM (86. Notbremse)
- Spielort: Stade de Honneur [الملعب الشرفي لمدينة مكناس] (Kap. 12.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 2.500 (davon ca. 400 Gäste)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Tolle zweite Halbzeit von Chabab Atlas, nachdem die erste Hälfte mehr von der Atmosphäre lebte)
- Wettbewerb: Elite 1 Espoirs (1. U23-Liga Marokkos)
- Ergebnis: 0-2 nach 96 Min. (48/48) – Halbzeit: 0-2
- Tore: 0-1 30. (10), 0-2 45. (5)
- Verwarnungen: Nr. 6, 13 (beide OCS)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Terrain Saadienne, El Mernissi, WAF [ملعب المرنسي - السعديين الرياضي المركب] (Kap. 1.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 60 (davon ca. 2 Gäste)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Ganz ordentliches Spiel) Photos with English and Arabic Commentary:
a) Moroccan Under-23 League: Wydad Fès v Olympique de Safi
b) Moroccan Second Level (Botola 2): Olympique de Meknès v Chabab Atlas Khenifra
c) Meknès Region: Jabal Zerhoun Landscape
Der Samstag begann wie der letzte auch, nämlich mit einem U23 Spiel auf einem Kunstrasenplatz im Saadienne-Komplex, der nach der Dynastie der Saadier benannt ist und dementsprechend auch die Mauern des gegenüberliegenden Königspalastes kopiert. Jim erzählte mir noch die Anekdote zu der Bauruine am Golfplatz hinter dem Saadienne: „Der Sportkomplex von Fes, wo Maghreb Fes jetzt u.a. spielt, sollte eigentlich vor 10 Jahren dort hinterm Golfplatz hochgezogen werden, da innenstadtnah. Aber der König wollte nicht, dass man von der Tribüne in den Garten von seinem Palast gucken kann. Zum einen wegen Privatsphäre, zum anderen wegen Anschlagsgefahr…“
Von der Tribüne des Kunstrasens „El Mernessi/ Wydad Athletic Fès“ kann man aber nicht mal über die auf mittelalterlich gemachte Stadionmauer gucken. Mit Müh und Not schaut man über den grünen Zaun aufs Spielfeld. Ein freundlicher Alter WAF-Mitarbeiter brachte mir mit der Bemerkung „Kursi maroccaine, sahibi“ (ein marokkanischer Stuhl, mein Kumpel) einige große Pflastersteine mit Zeitung drüber zum Sitzen… Eigentlich hätte er „kursi maghrebi“ sagen müssen, aber die Leute sprachen hier meist ein französisch-arabisch Kreol. Der U19-Spieler mit dem ich mich eine Weile unterhielt, schoss den Vogel mit seiner Frage ob ich ein gutes Leben in Deutschland habe, ab: „la vie dyälak mizyan fy germany?“ Klingt so bescheuert wie in Deutsch: „Dein Life in Allemagne ist toll, wa?“
Die U23-Liga wird als „Elite 1 Espoirs“ bezeichnet, wobei Espoirs die Kurzform von „Jeunesse Espoirs“ ist, was „Junge Hoffnungen“ (gemeint sind „Nachwuchstalente“) bedeutet. Vor allem der Gast aus Safi (Asfi am Atlantik südlich von Casablanca) hat einige gute Talente, die vor der Pause zwei Mal die Abwehr von Wydad Fès austanzten. Die Fans von Wydad sind oft der Oberschicht zuzuordnen, doch bei der Espoir hingen auch die einfachen Leute herum, da die Fußballschule für einige ein Sprungbrett ins bessere Sportlerleben ist und mit 1.500 Dirham (140€) pro Jahr auch für die untere Mittelschicht erschwinglich ist. So war es typisch, dass einige in Arbeitsklamotten ihren Nachwuchs in der Form unterstützten, dass sie den Gegner dummmachten. Schon letzten Samstag im Saadienne gab es hinter noch gute Pöbeleien – und dem siegreichen Gast, der in den letzten 20 Minuten hinten reingedrängt wurde aber stark verteidigte, wollte man doch noch eins mitgeben, nachdem die Partie so ausgesprochen fair geführt wurde von den jungen Akteuren… Weiter ging es nach Meknès, von Königsstadt zu Königsstadt also. Wobei mir Meknès eh überschätzt vorkam und nach dem zweiten Besuch bin ich noch negativer gegenüber Meknès eingestellt. Am Stadion gab es als einzige Verpflegungsmöglichkeit einen Carrefour, in dem die angestellten von nichts ne Ahnung hatten (einer der Kunden wurde auch etwas laut gegenüber dem dämlichen jungen Verkäufer), aber wenigstens konnte man davor kostenlos parken. Die Offiziellen von CODM hatten nur eine einzige Kassenreihe geöffnet, was für die Gästefans blöd war. Noch blöder als die Anmache beim Kartenkaufen war aber der Punkt, dass sie beschissen wurden: die drei Kategorien sind schon eine Frechheit: als Erstligaabsteiger nimmt man sich bei CODM raus, Karten zu je 20, 40 bzw. 50 Dirham zu verkaufen – und die Gäste, die als solche erkennbar waren, wurden auf die 40Dh (3,80€) Plätze geschickt. Ich bestand auf Pelouse für 1,90€ und saß dann neben einem neutral wirkenden jungen Mann, der mir irgendwann mal sagte, dass er aus Khenifra ist und nur nicht doppelt so viel zahlen wollte wie für ein Heimspiel seiner Atlasjugend (Chabab Atlas)… Er war im Übrigen der einzige wirkliche freundliche im Stadion der sich für den ausländischen Groundhopper interessierte. Ich wurde auch erstmals von der Polizei kontrolliert, die sich wenigstens halbwegs höflich verhielt, aber ziemlich asozial gegenüber den normalen Fans: Getränke wurden konfisziert und diese dann hinter der Tribüne konsumiert. Da im Stadion Limettenbäume wachsen, pflückten einige daraufhin Früchte zur Erfrischung…
Wenigstens ist das Stadion der Stadthonoratioren ein sehr sehenswerter Bau mit Steinbänken die in neun Reihen rundherum laufen und auf der Haupttribüne, die in der Mitte ein Dach hat und auch Logen, bis zu 30 Reihen zählen. Die altmodische Anzeigetafel funktioniert nicht mehr, die Sprecheranlage ebenso wenig. Dafür funktioniert der Support der Fans, vor allem jener der Ultras hinter dem Tor vor den Plattenbauten. Guter Gesang, Hüpf- und Klatscheinlagen. Pyro gab es nur im Gästeblock, der auf deutlich über 300 anschwoll und nach und nach ebenbürtig in der Stimmung wurde. Interessant war auch, dass dort die Kabylenflagge gehisst wurde aber keine Lieder auf Tamazight gegrölt wurden. Die Stimmung zwischen den Fangruppen war übrigens recht freundschaftlich und v.a. bei „ACAB“ waren sich alle einig… Schon toll, wenn da ein 10jähriger quer übers Feld rennt und erfolgreich vor der Polizei auf die Capo-Plattform zum erstaunlich alten Ultra-Boss flieht und ein anderer 10jähriger mit einem „ACAB“-Tshirt jubelnd rumgrölt - haben bestimmt echt vorbildliche Eltern, wobei die wenigsten der marokkanischen Polizisten diesen dummen Spruch ACAB verstehen werden… Derzeit ist übrigens eine gewisse Offensive gegen die Polizei im Land im Rollen, da sich die Kollegen in Nador mal wieder einen Skandal erlaubt haben, der so von vielen (vor allem von vielen jungen Leuten) nicht hingenommen wird und nur zu gut beweist, dass die marokkanische Polizei das große Problem hat, dass dort zu viele ungebildete Vollidioten mit nur vier Jahren Schulbildung arbeiten.
Zum Spiel muss man sagen, dass es erst gut wurde, als alle Gästefans im Block angekommen waren, was gleich mit dem 0:1 – einem Flachschuss von der Strafraumgrenze – belohnt wurde. Kurz vor der Pause schien die immer besser werdende Partie mit dem 0:2 entschieden, doch ein Foulelfmeter nach dem Seitenwechsel schien sie noch mal offen zu gestalten. Als in der 85. – nach einer guten und schnellen zweiten Hälfte – das gut heraus gespielte 1:3 fiel, verging nur eine Minute bis der Meknes-Keeper nach einer Notbremse vom Feld musste. Dann wurde es hektisch und Chabab Atlas führte die Heimelf vor. Ein Elfmeter der vom Feldspieler, der nun als Ersatztorhüter fungieren musste, verursacht wurde, saß zum 1:4. In der ewig langen Nachspielzeit liefen dann nicht nur mehrere junge Rowdys aufs Feld, sondern schoss Khenifra noch das 1:5.
Nach Spielschluss waren es dann übrigens größtenteils die Ultras von CODM, die die Gastmannschaft mit Applaus bedachten. Die mit den teureren Karten gingen schweigend nach Hause. Außer natürlich der Gästefanblock, der nun richtig gut feierte… Nach Spielschluss bekam ich dann auch noch Ärger mit der Polizei, da ich einem rasenden Lieferwagenfahrer hinterhergefahren bin, der mit 80 im 60er-Bereich bei Oued Jdid unterwegs war. Ein bisschen auf Arabisch diskutiert, sehr freundlich behandelt worden und für meine Arabischkenntnisse und Interessen gelobt, aber trotzdem zu 500 Dh. (47€) wie der Typ mit dem Lieferwagen auch, der natürlich sehr herablassend angeschnauzt wurde, verdonnert worden. Natürlich waren die superkorrekten Klugscheißer, die mir sogar die komplett ausgefüllte Quittung mitgaben, von der Direktion in Meknes. Zwei von der Direktion Ouarzarzate haben mir mal 700 Dh. einfach so erlassen und mich handschläglich verabschiedet, nachdem ich mich auf Arabisch herausgeredet habe…
Danach versuchte ich zum mittlerweile zweiten Mal diese verdammte Festung Kasbah Nesrani (der Name bedeutet „Christenburg“, da sie wohl von den Portugiesen erbaut wurde) im Zerhoun Gebirge zu finden. Aber die Straße bei Oulad Slim war gesperrt. Ich guckte noch kurz bei dem Dorffest zu, wo es eine Hengstparade gab, und fuhr dann nach Fès zurück. Statistik:
- Grounds: 1.022 (2 neue; diese Saison: 51 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.920 (heute 2, diese Saison: 64)
- Tageskilometer: 160 (160km Auto)
- Saisonkilometer: 16.380 (15.330 Auto/ 820 Fahrrad/ / 40 Schiff, Fähre/10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 6 [letzte Serie: 178, Rekordserie: 178; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 375
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