Montag, 26. März 2012

IND-XVI: Diesmal ein Fußballwochenende in Kochi (Teil 1)

* Beim Amateurfußball im Maharaja-Stadium *

Cochin Port Trust 2:1 Golden Threads FC Kochi
Datum: Freitag, 23. März 2011 – Anstoß: 16.45
Wettbewerb: „Wayna“ Cochin Premier League (1. Kreisliga Kochi: 4. indische Fußballliga/ 2. Amateurliga)
Ergebnis: 2:1 nach 78 Min. (39/39) – Halbzeit: 2:1
Tore: 1-0 16. Nr. 11 (Foulelfmeter), 1-1 22. (Nr. 13), 2-1 35. (Nr. 15)
Verwarnungen: Nr. 9, 15 (Port Trust), Nr. 11 (Golden Threads)
Platzverweise: keine
Spielort: Maharaja’s College Ground (Kap. 8.000, davon 6.500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 30 Neutrale
Unterhaltungswert: 2,0/10 (Unglaublich schlechtes Spielniveau; aber wenigstens sind ein paar Tore gefallen)
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Photos and English Version:
b) More Pictures of the Stadium: See Album "Kerala; Kochi"

Nach dem aufgrund der unmöglichen Busfahrt und den kleinen Reibereien mit zwei Kommilitoninnen (die die Reiseplanung nie einhalten konnten, da ihnen das alles zu viel war) stressigen letzten Wochenende, schloss sich Nils diesmal Anja und mir an. Auch mit uns ging es natürlich nicht stressfrei, aber schon mal viel besser als im Wildtierpark in Munnar...

Die Busstrecke nach Kochi kennen Anja und ich ja mittlerweile ganz gut. Nun schafften wir es auch, den richtigen Bus von Kochi-Vyttila nach Kochi/ MG-Road zu nehmen. Wir probierten diesmal das „Sapphire Tourist Home“ aus. Für ein Dreibettzimmer (etwas anderes hatten die gerade nicht frei) verlangte diese bekannte wie auch einfache Herberge 650 Rupien (etwa 10,50€) pro Nacht. Die Doppelzimmer im gegenüberliegenden „Maple Recidency“ waren in der gleichen Preislage wie das „Sapphire“ und etwas besser. Warum das „Sapphire“ oft gelobt wird, weiß ich - nachdem ich diesen Vergleich habe - nicht.
Loben kann ich nach wie vor das Halal-Food Family Restaurant in der South Over Bridge Road, gleich nach dem Kreisverkehr wo sich SOB Rd., MG Road und Church Landing Road treffen. Die hatten wieder hervorragendes indisches Essen zu sehr niedrigen Preisen: Hauptgerichte fast alle unter 1,50€ und Säfte zwischen 0,15€ und 0,50€ pro 0,3l-Glas. Nach dem langweiligen veganen Essen im SEERI ist das eine wahre Wohltat in diesem muslimischen Restaurant Fleisch und gekochte Eier (eine beliebte Beilage zu Chicken Biriyani) zu kriegen.

Da es kurz nach 16 Uhr war, schauten wir dann im nahe gelegenen Maharaja’s College Ground vorbei. In der Zeitung stand zwar keine Ansetzung, doch als wir um 16.15 durchs nett gestaltete Portal, dass einen den Weg in eine Art Vorgarten des Stadions öffnet, traten, zogen sich gerade zwei Mannschaften auf der Tribüne um. Ja: auf der Tribüne. Umkleidekabinen gibt es entweder nicht oder jemand hat den einzigen Schlüssel verloren. Da sich selbst während des Spiels auf der für 6.500 Zuschauer ausgelegten rot-weißen Betontribüne, die in drei Sektoren eingeteilt ist, von denen der mittlere überdacht ist und die beiden äußeren teilweise von Bäumen beschattet sind, nur 30 Zuschauer (davon 2 Frauen – Anja eingerechnet) verloren, war diese etwas ungewohnte Art des Umziehens aber auch nicht so problematisch. Problematischer war, dass man schon vorm Anpfiff das Niveau abschätzen konnte: es sollte ja eigentlich 16.30 losgehen, aber da waren beide Teams noch gar nicht vollzählig. Kurz nach 16.45, nachdem sich beide Mannschaften keine fünf Minuten mit je einem Ball eingespielt hatten, deuteten die Unparteiischen zum Anstoßkreis. Der Spielball war eine bei jeder Berührung hohl dröhnende Lederkugel mit seltsamen Sprungverhalten. Letzteres konnte aber auch noch am Rasen, der an vielen Stellen unebenen weggetreten war, gelegen haben...

Aber na ja: was soll man von der 4. indischen Liga auch erwarten. Wobei: die 3. Liga wird im Bundesstaat Kerala nicht immer ausgetragen, sodass eigentliche Drittligisten aus Kochi auch an dieser sogenannten „Wayna Cochin Premier League“ teilnehmen. Die hat aber auch wiederum eher Turnierform: wie so oft in Indien anstelle von Ligen. Und so wirklich erklären kann einem das auch kein Inder: wie so oft hier, egal um welches Thema es sich handelt und egal ob man nun Gebildete etwas fragt oder einfache Leute. Also fest steht nur, dass es sich um ein Spiel besserer Amateurmannschaften handelte, das sich auf Niveau Landesliga, Landesklasse befinden sollte – doch auf dieses Niveau kommen in Indien meist nicht einmal die Profimannschaften der 1. Liga. Also vergleichen wir mal wieder Indien mit Marokko, wobei das auch eigentlich unfair ist, da Marokko in wirklich jeder Beziehung so viel weiter entwickelt ist als Indien –scheiß auf diesen IT-Wahn: 99,9% der Inder können einen Computer kaum bedienen, geschweige denn programmieren; und die, die das können sind fast alle in Europa oder Nordamerika aufgewachsen – dass das nordafrikanische Königreich auch hier nur gewinnen kann. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass die 1. indische Liga nicht einmal das Niveau der 4. marokkanischen hatte und die 4. indische Männerliga wiederum nicht einmal an das Spielniveau der 1. marokkanischen Frauen-Liga heranreichte!

Nach über einer Stunde Badminton in Kottayam kann ich mit Sicherheit sagen, dass es nicht unmenschlich viel verlangt ist, sich mit mehr als leicht zügiger Laufgeschwindigkeit über einen Sportplatz zu bewegen. Was die Hafenbehörde (Port Trust) und die Goldenen Fäden (Golden Threads) – beide aus Kochi (Cochin) – da anboten, war läuferisch erschreckend und bezeichnend für die Fitness der zum größten Teil mangel- und fehlernährten Inder. Technisch unter aller Sau – verständlich und muss man nicht so tragisch nehmen. Aber auch in Sachen Schüsse war das gar nichts. Dass war selbst für 2. Kreisklasse Saalekreis ziemlich schwach. So verwunderte es auch nicht, dass man tatsächlich eine Spielzeit von 2x35 Minuten – wie bei den Alten Herren und der C-Jugend – festgelegt hatte. Die allermeisten Altherrenspiele die ich bisher gesehen habe (an die 100 sind es mittlerweile) waren aber auch besser als dieses Cochin Premier League-Spiel zwischen Port Trust und Golden Threads, das ein erstes Tor nach 16 Minuten in Form eines sicher verwandelten Foulelfmeters erlebte. Der Ausgleich wurde halbwegs geschickt am Torwart vorbei gestolpert. Richtig schön gemacht war der volley hoch ins lange Eck gedonnerte Siegtreffer für Port Trust Kochi! Diese Szene war natürlich das mit Abstand Beste im gesamten Spiel, dass mit Nachspielzeit 78 Minuten dauerte.

Während auf dem Rasen gekickt wurde, was das Publikum neutral verfolgte – ein und dieselben Fans die bei Toren von Port Trust applaudierten, applaudierten auch für die Golden Threads, deren Name im übertragenen Sinne übrigens „roter Faden“ (im Englischen ist das halt ein goldener Faden, der sich durch z.B. einen Text zieht) bedeutet – trainierten übrigens wieder junge Frauen und Männer auf streckenweise dilettantische Art für Leichtathletikdisziplinen. Besonders bei den Frauen war die Erwärmung (Treppenlauf, Dehnungen etc.) viel besser und sinnvoller als die Übungen der richtigen Disziplinen wie Hürdenlauf und Hochsprung. Auf dem angrenzenden kleinen Cricketfeld war auch wieder ganz schön Betrieb. Während auf dem Basketballplatz noch Körbe geworfen wurden, verließen die Fußballer das Feld und wir drei gingen wieder ins Hotel zurück. Fazit: das Stadion war interessanter als das Spiel...
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Statistik:
Grounds: 716 (heute 1 neuer; diese Saison: 122 neue)
Sportveranstaltungen: 1.486 (heute 1, diese Saison: 172)
Tageskilometer: 90 (90 Bus)
Saisonkilometer: 42.180 (23.900 Auto/ 14.820 Flugzeug/ 2.010 Fahrrad/ 900 Bahn, Bus, Tram/ 10 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 39
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 295

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