Mittwoch, 27. April 2011
W247I: Karfreitag in Kroatien; über den Bergkamm in die Hauptstadt und Unentschieden in Vrbovec
DIE WEITEREN BERICHTE VON DER OSTERTOUR FOLGEN BIS ZUM ABEND DES 28.4.11!
NK Vrbovec 1:1 NK Orijent Rijeka
Datum: Freitag, 22. April 2011 – Anstoß: 16.30
Wettbewerb: 3. HNL/ Treća Hrvatska Nogometna Liga, Zapad (3. Kroatische Fußballliga, West - 2. Halbprofiliga)
Ergebnis: 1:1 nach 95 Min. (47/48) – Halbzeit: 1:0
Tore: 1-0 12. Tomislav Boroćek, 1-1 50. Ivan Kogićević
Verwarnungen: ? Mislećki, Tomislav Boroćek, Mario Sanić, Marco Polatić (Vrbovec); Ivan Jasprica, Zvojimir Gjagović, Antonio Vesco, Ivan Bogićević (Rijeka)
Platzverweise: keine
Spielort: Gradski Stadion Sajmište (Kap. 3.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (2. Halbzeit hervorragend, da sehr schnell und packende Torraumszenen usw. – 1. Halbzeit zumindest überm Durchschnitt)
* Anmerkung zur Statistik: Namen nach Gehör von Stadionsprecher mitgeschrieben, was bei einer mangelhaft beherrschten Fremdsprache nicht ganz einfach ist...
Photos and English version:
Nach dem Frühstück im Hotel guckten wir uns noch den Ort an, in dem wir diese und auch die zwei folgenden Nächte übernachteten: Oroslavje ist ein ziemliches Kaff, dass neben einer ordentlichen Kirche nur noch ein heruntergekommenes Schloss zu bieten hat, in dem noch Privatleute wohnen – der Innenhof kann aber besichtigt werden – und auch die Umkleiden des Amateurfußballvereins NK Oroslavje untergebracht sind. Durch den Schlosspark geht es zum kleinen Stadion.
Wir fuhren immer enger werdende Straßen nach Süden, die sich in immer imposantere Höhen schraubten. Der höchste Punkt lag dabei mit dem Sljema (der Berg, auf dem der Fernsehturm steht) über 1.000m hoch. Deutlich unterhalb, im Randgebiet der Hauptstadt besuchten wir noch die Festung Medvedgrad. Einige hohe Mauern, eine Kapelle und ein massiver Turm sind von der Bärenburg noch erhalten. Der Berglandschaft drum herum ist herrlich bewaldet.
Die Hauptstadt Zagreb ist trotz ihrer 1.000.000 Einwohner in ihrem Zentrum nicht sonderlich städtisch. Höchstens der Verkehr ist es, wobei alles ganz lässig und langsam rollt – alle drängeln sich aneinander vorbei, fahren Zickzack, wechseln unvermittelt die Spur oder stellen beim überfahren der Ampelanlage die Kreuzung voll zu. Ansonsten sind die teils ziemlich heruntergekommene Altstadt und die angrenzende, sehr schöne Bergstadt, eher provinziell und kleinteilig. Besonders sehenswert sind aber trotzdem die Markuskirche mit ihrem tollen, bunten Dach und die Kathedrale, in der, als wir hineingingen, von 100 Besuchern mindestens 60 an den fünf Beichtstühlen anstanden. Vor den Resten der Stadtmauer grölt ein Besoffener rum - unterhalb der Klosterkirche ist ein bunter Markt - Blumen, Klamotten und Ramsch werden in den Gassen nördlich davon angeboten – alles ganz nett, aber kein Vergleich zu einer größeren Hauptstadt wie auch nur Stockholm oder Damaskus und gar Istanbul.
Wir drängten uns über die Straßen nach Osten raus und kamen in Vrbovec an, wo es eine Kirche und einen kleinen Turm gibt. Alles ganz idyllisch, recht gepflegt, in der Bäckerei war die Verkäuferin auffällig freundlich – kroatisch klingt zwar aufgrund der wenigen Vokale sehr tschechisch, die Leute im Dienstleistungssektor sind aber absolut nicht solche Kotzbrocken wie die meisten ihrer Kollegen in Tschechien – aber natürlich ist dieses Vrbovec mit seinen 5.000 Einwohnern ein größeres Dorf.
Einen ordentlichen Fußballverein mit einem ganz ansehnlichen Stadion haben sie aber immerhin auch zu bieten. Vorderes gegen hinteres Mittelfeld hieß es an diesem Karfreitag – glücklicherweise machen die Kroaten nicht so einen Scheiß wie die Deutschen mit Restriktionen für Sportveranstaltungen an Karfreitag: dabei sind die Kroaten im Schnitt viel religiöser – in einer Partie der West-Staffel (es gibt noch eine Ost- und eine Südstaffel) der dritten kroatischen Liga. Diese Halbprofiliga findet selten vor eine Kulisse von mehr als 100, 200 Zuschauern statt. Auch heute kamen nur knapp 200 Leute, wobei die Gästefans an diesem Karfreitag – bis zur Mittagszeit ist das ein ganz normaler Arbeitstag – erst zur zweiten Hälfte kamen und sich dann aber wenigstens gleich mit Böller und Anfeuerung bemerkbar machten. Allerdings waren das auch nicht mal ein Dutzend Leute. Die Heimfans feuerten aber noch weniger an, sodass die beiden wackligen Tribünen aus Stahlträgern, Wellblechabdeckungen, Metallgerüstböden und Kunststoffsitzschalen, unter denen man lässig hindurch laufen kann, nicht ins zittern gerieten.
Die Abwehr des Gastes aus dem „Ori(j)ent“ – dabei ist Rijeka noch ganz im Westen Kroatiens gelegen – geriet aber recht schnell ins zittern, sodass nach nicht mal einer Viertelstunde der Ball schon im Tor lag. In der Folgezeit kämpfte sich Orijent Rijeka aber ganz gut zurück. Erfolglos blieben sie bis zur Pause dennoch – der gastgebende NK Vrbovec allerdings ebenfalls.
Nach dem Wiederanpfiff vergingen keine fünf Minuten, ehe Orijent Rijeka zum Ausgleich kam. Nach einer kurzen Druckphase von Vrbovec sollte sich NK Orijent als die bessere und aktivere Truppe hervortun, doch außer einem starken Innenpfostentreffer und sechs oder sieben guter Torschüsse kam dann doch nichts. Kurz vor dem Abpfiff hatte auch der Gastgeber noch einen Pfostenschuss. So blieb es beim gerechten 1:1 Unentschieden.
Auf dem Parkplatz fiel dann auf, dass man nicht einmal als kroatischer Drittligist ohne deutschen Groundhoppingbesuch bleibt: neben einem Traktor mit Zagreber Nummer stand auch ein Auto mit Nummer aus Lippe auf dem staubigen Schotterparkplatz.
Wir fuhren nach dem Spiel noch weitere genial enge Straßen, die uns auf einer erstaunlich guten aber natürlich sehr schmalen und kurvenreichen Asphaltstrecke nach Marija Bistrica brachten. Dort steht eine spektakuläre Wallfahrtskirche mit auffälligen Kolonnadengängen und festungsartigen Türmen, die heute gut besucht war.
Statistik:
Grounds: 552 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 102 neue)
Sportveranstaltungen: 1.259 (heute eine, diese Saison: 146)
Tageskilometer: 160 (160 Auto)
Saisonkilometer: 37.730 (18.600 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 4.820 Bahn, Bus, Tram/ 3.400 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 1
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 247
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