Dienstag, 5. April 2011

W244III: Die Greifenarmee besiegt Carl Zeiss überlegen aber nicht deutlich genug

F.C. Hansa Rostock 2:1 FC Carl Zeiss Jena
Datum: Samstag, 2. April 2011 – Anstoß: 14.00
Liga: 3. Liga (3. Profiliga)
Ergebnis: 2:1 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 0:0
Tore: 1-0 61. Jänicke, 2-0 66. Schied, 2-1 71. Voigt
Verwarnungen: Müller, Lartey (FCH), Voigt, Ziegner (FCCZ)
Platzverweise: keine
Spielort: Ostseestadion / sogenannte DKB-„Arena“ (Kap. 29.000, davon 23.000 Sitzplätze/ heute zugelassen auf 25.000)
Zuschauer: 18.000 (davon ca. 2.000 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Erst in zweiter Halbzeit gutes Spiel, in dem überlegene Rostocker trotz bester Chancen nur knapp gewinnen – die Stimmung auf den Rängen war stark!)
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Photos and English version:

Das war mal wieder ein Spiel mit Umwegen... Ich rate allen Fans eindinglich: bestellt keine Karten online! Die Fehlerquote bei Internetbestellungen ist aufgrund mangelhafter Software – das hat der Ticketmanagementverantwortliche selbst so gesagt – bei 10%! Auch wir hatten nach 5 Tagen noch nicht die Karten im Briefkasten, geschweige denn den Hinweis darauf, dass der Bezahlvorgang abgebrochen wurde und also unsere Bestellung unter den Tisch gefallen ist. Nach anderthalb Tagen hat sich Herr Adam mal um die Beschwerdemail gekümmert, auf seine Telefonnummer verwiesen (die nächste Frechheit war ja, dass auf der Website als Hilfetelefon nur die Fanshopnummer, die nur 10-17 Uhr frei geschaltet und dann 7 Stunden dauerbesetzt ist, angegeben wird) und konnte uns neue, gleichwertige Karten verschaffen, die im Fanshop hinterlegt wurden. Warum nicht gleich so? Wenn man so blöd ist und eine so unfähige Softwarefirma anheuert, dann kann man halt nicht über Internet verkaufen oder bietet „print at home“ an, wie z.B. Dynamo Dresden auch. Ein Armutszeugnis ist auch der Telefonservice vom Fanshop. Sowieso ist es eigentlich erbärmlich, was in Sachen Eintrittskarten bei Hansa da abgeht: so ziemlich die teuersten Karten der Liga – Normalpreis Stehplatz 10€, Sitzplätze bis zu 26€ – aber keine Gültigkeit im öffentlichen Nahverkehr. Wenn die vom ÖPNV halt zu viel Geld wollen, richtet man mit entsprechenden Sponsoren als ein von fähigen Leuten geführter Verein einen Shuttleservice ein! Nach dem Scheiß mit den Karten wusste ich wieder, warum ich Profifußball nur in bestimmten Ländern bevorzugt gucke und in Deutschland meist nur unterhalb der Oberliga zugange bin. Das kotzt einen nur noch an!

Wenigstens spielt Hansa Rostock als Mannschaft ordentlichen Fußball! Heute kamen sie allerdings erst etwas langsam in die Gänge, nahmen dann nach 20 Minuten völlig den Druck gegen eine schwache Jenaer Mannschaft raus und griffen erst in den letzten 10 Minuten der ersten Halbzeit ernsthaft an. So kam auch Jena, die an diesem Tag keine 10 Minuten auf 3. Liga reifen Niveau spielten, zu einigen Chancen.

Nach der Pause, in der übrigens unter anderem unheimlich unterbelichtete Politiker herum faselten, kam dann endlich richtig Druck von Hansa, der nach einer Viertelstunde auch belohnt wurde: ein starker Sololauf in den Strafraum von Jänicke, der im Alleingang vier Abwehrspieler des thüringischen Abstiegskandidaten düpierte und souverän ins lange Eck abgeschlossen wurde. Die Entscheidung schien nur fünf Minuten später gefallen zu sein, als nach drei vergebenen Hansa-Chancen Marcel Schied mal einen Schuss abfeuerte – dieser wurde abgefälscht und segelte über den Torwart ins Netz. Hansa setzte Jena weiter unter Druck, doch diese erzielten mit einem Freistoß einen durch Abwehr- und Torwartfehler begünstigten Glückstreffer. Selten so einen unverdienten Treffer erlebt – aber trotz dreier weiterer Chancen, die nur noch fünf oder sechs Hansa-Chancen gegenüberstanden, schafften es die Rostocker den hoch verdienten und noch viel zu niedrigen Sieg zu halten.
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Bei aller Begeisterung über den Sieg des FC Hansa muss man aber doch anmerken, dass diese Leistung nicht sonderlich zweitligatauglich wirkte. Nun ist der FCH zwar mit souveränen 14 Punkten Vorsprung auf den Drittplatzierten auf dem zweiten Aufstiegsplatz, aber bei der Chancenverwertung, die gegen DEN Gegner zu einem 4:1 oder 5:1 hätte führen müssen – nicht nur können, sondern müssen: ich verlange ja kaum eine im Bestfalle 50%ige Chancenverwertung – kommen einen doch Zweifel, in wie fern das jetzt ein Spiel unter dem Rostocker Durchschnittsniveau war oder nicht. Bei aller Unterhaltsamkeit des Spiels, aber ich hoffe doch, dass diese Leistung bei Hansa nicht unter der Kategorie „Spitzenleistung“ vermerkt wird.

Unter Spitzenleistung kann man aber das Auftreten der Fans vermerken: zwar feuerte auch ein Großteil der nicht gerade wenigen Gästefans ausdauernd die Mannschaft an und ein ordentliches, ansehnliches Handfahnenmeer in blau, gelb und weiß wurde – anfangs mit ein klein wenig Rauch garniert – gezeigt, doch gegen die beiden Heimblöcke hatten sie keine Chance. In der Nord wurde ausdauernd das gängige Liedgut geboten und in der Süd neben dem dort üblichen, ausgefeilteren Liedgut – Nord und Süd sind aber trotz den Rissen in der Fanszene weitestgehend aufeinander abgestimmt – auch eine hervorragende Choreographie. Ein Spruchband „Die Armee der Greifen stürmt das Feld / für den besten Club der Welt“ war zuerst zu lesen und dann wurde eine graphisch sehr ansehnliche, spektakuläre und detaillierte Fahne von etwa 25x15m hochgezogen, auf der eine solche Armee von Greifen mit Hansa-Wappenschild und Speeren abgebildet war. Dahinter brannten dann auch ein paar Bengalfackeln.

Nach dem Spiel haben wir an diesem Samstagabend übrigens noch in der berühmten Fischgaststätte „Zur Kogge“ gegessen – ist zwar verdammt teuer, aber ein Stück Rostocker und norddeutsche Kultur. Allein die Einrichtung ist ein Besuch wert: im farblich kräftigen Haus mit dem Renaissancegiebel fallen die Dekorationsgegenstände wie ausgestopfte Möwen und Seeigel, Holzschiffe, geschnitzte Wappenschilder und internationale Münzen aus Malaysia, Spanien, Tunesien, Peru, Sowjetunion usw. auf. Passend zu den angebotenen Getränken und Speisen – sehr populär sind ja fette Fischgerichte mit starken Alkoholika – befindet sich auf dem Klo ein eigens für kotzende Gäste reserviertes Becken... Wenn man Glück hat, ist in der Kogge Samstagabend auch echt was los: so spielte in der bis auf den letzten Platz belegten Lokalität auch ein dicker, alter Akkordeonspieler mit Seemannsmütze auf; begleitet von den Anfeuerungen einer besonders gut gelaunten Gesellschaft von Hansa Rostock-Fans.
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Statistik:
Grounds: 544 (heute kein neuer Ground; diese Saison: 94 neue)
Sportveranstaltungen: 1.248 (heute eine, diese Saison: 135)
Tageskilometer: 190 (190 Auto)
Saisonkilometer: 35.970 (17.100 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 4.820 Bahn, Bus, Tram/ 3.050 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 12
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 244

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