Donnerstag, 28. April 2011
W247III: Osmanisches Erbe und Fußball auf Mallorca... – dem Mallorca der DDR
Balatonlelle Sportegyesület 4:3 Komlói Bányász Sport Klub
Datum: Sonntag, 24. April 2011 – Anstoß: 16.00
Wettbewerb: NB III, Nemzeti Bajnokság Dráva-csoport (III. Nationale Liga Gruppe Drau (Fluss)/ 3. ungarische Fußballliga, 2. Halbprofiliga)
Ergebnis: 4:3 nach 95 Min. (45/50) – Halbzeit: 0:1
Tore: 0-1 31. Győri János, 1-1 50. Gere Tamás, 2-1 66. Galgóczi Károly, 3-1 68. Stocker Péter, 3-2 76. Győri János (Foulelfmeter), 3-3 82. Győri János (Foulelfmeter), 4-3 89. Galgóczi Károly
Verwarnungen: 1x Galgóczi Károly (Balatonlelle), 2x Hollósi Tibor, 1x Nr. 20 (Komlo)
Platzverweise: 81. Kenéz Szabolcs (Ballatonlelle; Notbremse), 88. Hollósi Tibor (Komlo; wiederholtes Foulspiel)
Spielort: Vágóhíd utcai stadion (Stadion an der Schlachthof-Straße/ Kap. 1.500, davon 1.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Richtig gute zweite nach ordentlicher erster Hälfte - allein die Torfolge deutet an, wie spannend das Spiel war)
* Anmerkung zur Statistik: die Namen sind ungarisch angegeben, d.h. nach dem Muster „Name Vorname“!
Photos and English version:
So schnell uns die Autobahn von Oroslavje um Zagreb herum nach Kutina bracht, so lange brauchte die Landstraße, ehe sie uns nach Barcs führte. Der Grenzübertritt war ganz entspannt, die Fahrerei nicht besonders toll. Außer den Autobahnen sind die ungarischen Straßen ziemlich schlecht: uneben, heruntergekommen, zerfahren, nicht abmarkiert, von Baustellen übersät – wer kann, fährt trotzdem statt den vorgeschriebenen 90 außerorts 110, 120 km/h. Teilweise wurden wir von Einheimischen mit 140 überholt.
Wir hielten noch in Szígetvár am Park der türkisch-ungarischen Freundschaft, wo die riesigen Büsten von Sultan Suleiman und Miklós Zrínyi einträchtig nebeneinander stehen – auf dem Schlachtfeld des 16. Jahrhunderts waren sie in Szígetvár die Feinde. Dann guckten wir uns in Pécs auch noch mit der Moschee ein weiteres osmanisches Bauwerk auf ungarischem Boden an. Die Moschee ist natürlich keine mehr, sondern längst in eine Kirche umgewidmet. Ein paar der von Anfang an als Kirche dienenden Gotteshäuser, sind noch sehenswerter: besonders die Basilika. Diese ist dunkel aber detailreich, mit teils naiven mittelalterlichen Plastiken ausgestattet.
Nach einem Essen beim Chinesen, dass genauso teuer war wie in Deutschland – nicht mal das ist billiger; Benzin kostet auch fast 1,50€ – ging es weiter in Richtung Balaton. Der Plattensee ist nach wie vor eine Touristendestination höheren Ranges – besonders bei deutschen Spießern beliebt: etwas öde Landschaft, Hauptsache am Wasser rumgammeln, fast alle sprechen Deutsch (auch jedes Dienstleistungsschild ist zweisprachig: „Fogorvos - Zahnarzt“ oder „Étterem - Restaurant“) – aber die Zahlen sind eher rückläufig, was bei den extremen Preissteigerungen im bankrotten Ungarn nicht wundert. Wie gesagt ist mittlerweile alles bei 90-100% des deutschen Preises für dasselbe Angebot – nur die Löhne liegen noch bei 70% oder so der deutschen. Dass sichtbare Armut wie abgerissene Bettler und bewohnte Häuserruinen in Ungarn viel häufiger als in Deutschland und sogar deutlich öfter noch als in Kroatien zu sehen ist, ist daher klar. Ein weiterer unangenehmer Fakt: der Drecksstaat wälzt seine wirtschaftliche Unfähigkeit auf seine Bürger ab, was in einer Verschuldung und auch weitestgehend Überschuldung von 80% der Einwohner resultiert. Die europaweit klar überdurchschnittlich hohe Selbstmordrate wundert einen dann nicht mehr...
Zurück zum eigentlichen Thema: im spießigen Balatonlelle ist der interessanteste Ort das Fußballstadion, dass in der Schlachthochstraße (Vágóhíd ut) hinter Gebäuden versteckt liegt. Am besten parkt man auf dem Discounterparkplatz und geht dann zwischen Zahnarzt und Wechselstube hindurch zum Hintertoreingang. Auf der einen Längsseite, deren Gebäudefassaden im Stadion ein schönes Panorama bieten, befindet sich ein schmaler Tordurchgang, aber da ist meistens zugeparkt. Der Eintritt betrug 500 Forint (2€). Dafür konnte man sich dann entweder vor die Häuser auf die Steinstufen und gegenüber auf die zweireihigen Holzbänke oder eben auf die sechsreihigen Holz-Wellblech-Stahl-Tribünen setzen. Die beiden Tribünen hatten ein recht löchriges Dach, aber es regnete ja heute nicht... Jedenfalls ein wirklich tolles Stadion, da in Balatonlelle!
Das Spiel war auch richtig gut! Wir verpassten zwar die ersten 15 Minuten der Partie der halbprofessionellen 3. Liga – die Strecke von Pécs zum Plattensee zog sich bei denn beschissenen Straßen halt doch sehr lange hin – aber bis zur 30. fiel kein Treffer. In einem immer besser werdenden Spiel bestimmte der aus Komló stammende Gast, der in Abstiegsgefahr ist, bis zur Pause das Geschehen und traf auch nach einer Ecke per Kopf. Balatonlelle in der Tabelle zwar 3. (weit abgeschlagen aber hinter den beiden Spitzenmannschaften), aber bis zur 45. klar schwächer als Komlói Bányász.
Nach der Pause hingegen, bekamen die Gäste kein Bein mehr auf den Boden und kassierten erst einen schönen Kopfballtreffer nach einer Ecke und brachten es dann fertig, innerhalb von drei Minuten zwei grobe Abwehrfehler zu fabrizieren. So kam der Gastgeber zu zwei einfachen Treffern. Erst eine Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespannes – dem Schiri war allerdings die Sicht verdeckt; der Blinde mit der Fahne hätte das sehen müssen! – brachten Komló wieder heran. Ein Stürmer hatte den Ball mit der Hand in den Strafraum mitgenommen und wurde danach umgestoßen. Das Foul des Stürmers kam aber klar vor jenem des Verteidigers. Der Elfmeter wurde sicher verwandelt. Einen weiteren Elfer gab es für Komlo nur sechs Minuten darauf: diesmal war er berechtigt und führte auch zu einem Platzverweis für den einen vom Plattensee– nun allerdings gleich glatt Rot wegen Notbremse.
Der zweite Elfmeter war noch sehenswerter verwandelt worden, als der erste. Den unverdienten Ausgleich machte der 3er vom Balaton aber eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit wieder zunichte: ein schöner, steiler Pass und Károly Galgóczi (also Ungarisch natürlich Galgóczi Károly) behielt die Nerven und schob den Ball am herauseilenden Torwart vorbei ins Eck. Nach dem 4:3 flog noch ein Gästespieler vom Platz, da er erneut verwarnungswürdig gefoult hatte.
Nach diesem schönen Spiel sahen wir uns kurz im Ort um (Eindruck siehe fünf Absätze höher) und fuhren über immer schlechter werdende und auch schlecht ausgeschilderte Landstraßen nach Österreich. Die Landstraße dort war nicht schlechter als die beschissene Autobahn nach Graz: auf jeder deutschen Bundesstraße kann man zügiger fahren, als auf diesen Drecksautobahnen, für die die österreichischen Wegelagerer auch noch viel Geld abzocken, das zwar angeblich alles in die Instandsetzung der Autobahnen fließt, aber eigentlich viel zu viel sein dürfte. Jedenfalls: im Grazer ETAP lässt sich für österreichische Verhältnisse gut und günstig übernachten.
Statistik:
Grounds: 554 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 104 neue)
Sportveranstaltungen: 1.261 (heute eine, diese Saison: 148)
Tageskilometer: 670 (670 Auto)
Saisonkilometer: 38.700 (19.470 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 4.820 Bahn, Bus, Tram/ 3.400 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 3
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 247
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