Dienstag, 5. April 2011

W244IV: Greifswald und Grimmen im Vergleich – ein Unentschieden mit klaren Vorteilen für Greifswald

Greifswalder SV 2:2 Grimmener SV
Datum: Sonntag, 3. April 2011 – Anstoß: 14.00
Liga: Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern (6. Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 2:2 nach 93 Min. (46/47) – Halbzeit: 1:1
Tore: 1-0 9. Ronny Krüger (Foulelfmeter), 1-1 16. Thomas Boljahn, 2-1 50. Tom Fraus, 2-2 71. Stephan Rambow
Verwarnungen: Osman Shala, Robert Edler, Tommy Greinert (Greifswald); Lars Radig (Grimmen)
Platzverweise: keine
Spielort: Volksstadion Greifswald (Kap. 8.000, davon 1.200 unüberdachte und 144 überdachte Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon 288 zahlende, Gästefans: ca. 30)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel, dass einen Heimsieg verdient gehabt hätte)
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Photos and English version:

Das Wochenende im Norden wurde mit einer Tour nach Greifswald abgeschlossen: ich hatte den Fehler gemacht, Greifswald mit Stralsund, einer sehr sehenswerte Stadt die wir letztes Jahr besuchten, zu vergleichen. Gegen Stralsund ist das nur geringfügig kleinere Greifswald (57.000 gegen 54.000 Einwohner) ein Dorf; so sind die beiden Domkirchen im Vergleich z.B. unfair – der Greifswalder Dom wirkt wie eine Dorfkirche gegen St. Marien. Auch ansonsten kann die Altstadt des ausgestorbenen Greifswald nicht besonders glänzen. Der Markplatz macht etwas daher und einige der Backsteinkirchen können sich sehen lassen – aber auch die Meeres- und Küstenlandschaft ist gar nichts gegen jene von Stralsund. In Grimmen ist es überraschend, dass es ein so herausragendes Rathaus aus Backstein gibt. Auch drei Stadttore und eine historische Kirche sind noch vorhanden. Zu den Einwohnern – insgesamt sind es 10.000 – verliere ich mal keine Worte, aber so viele rechtsextreme Schmierereien habe ich bisher nur in Serbien gesehen: peinlich, wie sich Grimmen seinen Besuchern präsentiert.

Greifswald und Grimmen besuchten wir auch wegen Fußball: im Volksstadion von Greifswald spielte der Greifswalder SV 04 gegen den Grimmener SV. Für nur 3€, ermäßigt sogar 2€ (Dach überm Kopf ist nicht unbedingt nötig und kostet akzeptable 5€) kann man in Greifswald Verbandsliga gucken. In Mecklenburg-Vorpommern hat man im Gegensatz zu anderen Bundesländern noch nicht den Verstand verloren, was die Eintrittspreise anbelangt.
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Das Stadion ist ziemlich weitläufig. Man kann es durch eine große Allee mit Basketballplätzen, rechts und links davon Fußballplätze – auf einem lief noch Frauen-Verbandsliga zwischen Greifswald und Stralsund (3:0) – betreten. Im weiten Rund sind die Hintertorseiten ausbautenlose Graswälle, wobei auf einer Seite zur Hälfte eine Umzäunung für Gästefans angebracht wurde, neben der sich ein Podest für die olympische Flamme befindet. Die größere Längsseite hat acht Reihen niedrig ansteigende und teils absinkende Holzbänke zu bieten. An der einen Tribünenseite ist ein seltsames Gusseisenpodest für die Zeitnahme oder Startüberwachung bei der Leichtathletik aufgestellt. Hinter der Tribüne mit den Holzbänken ist auf dem Sozialtrakt eine überdachte Tribüne (hierfür sind die Karten halt teurer) mit Plastesitzen angebracht. Die Überdachung ist aus Wellblech. Auf der kleineren Längsseite gibt es sechs Reihen Stehtraversen, in deren Mitte sich der harte Kern der Greifswalder Fans (Gryps Boys) einfindet.

Die Gryps Boys feuerten ein Drittel des Spiels über die eigenen Spieler an und pöbelten die restlichen zwei Drittel zünftig gegen Schieds- und Linienrichter sowie Gästespieler. Auf der Haupttribüne wurde – wenn sich überhaupt gemeldet wurde – nur gepöbelt. Nach Abpfiff liefen auch ein paar Leute meckernd aufs Feld. Immerhin hielten sie sich bei der dämlichen Fairplay-Ansprache zurück: dass die Verbandsbonzen nicht kapieren, dass das FIFA-Geseiere keinen interessiert, der sich auf dem Platz und „in den Tagen danach“ daneben benehmen will – das müssen die Fans schon untereinander klären und das deutsche Stadien eine rechtsfreie Zone wären, ist eine dreiste Lüge verkommenster Medienvertreter.
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Das Spiel war wirklich gut und gleich von Beginn an wurde ordentliches Tempo gefahren. Ein berechtigter Elfer wurde schon nach 9 Minuten verhängt und Greifswald verwandelte sicher. Die Führung währte aber nicht lange, sodass nach weiteren 9 Minuten der Spielstand 1:1 hieß. Bis zur Pause waren einige Greifswalder und wenige Grimmener Chancen zu sehen.
In der zweiten Halbzeit gingen die Gastgeber verdientermaßen mit 2:1 in Führung und verpassten, den Sack zuzumachen. Der beste Gästespieler war der Torwart, der etliche Male parieren musste. Ein Konter mit Kopfballbogenlampe über den Greifswalder Torwart war schließlich der völlig unverdiente Ausgleich für Grimmen. Alles Mögliche zwischen 3:2 und 5:1 wäre verdient gewesen – der Punkt für Grimmen absolut nicht. Der auf Rang 11 liegende Gastgeber war dem Neuling auf Platz 6 klar überlegen, nur halt nicht in Sachen Chancenverwertung. Aber insgesamt gesehen war das Spiel wirklich gut und sehenswert.
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Statistik:
Grounds: 545 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 95 neue)
Sportveranstaltungen: 1.249 (heute eine, diese Saison: 136)
Tageskilometer: 460 (460 Auto)
Saisonkilometer: 36.440 (17.560 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 4.820 Bahn, Bus, Tram/ 3.050 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 13
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 244

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