Montag, 24. August 2009

WE160III: Lindenau fickt Blau-Weiß – und: Keine Tore beim Stadtderby

SV Lindenau 1848 A 9:1 VfK Blau-Weiß Leipzig A Sonntag, 23. August 2009 - Anstoßzeit 10.30 A-Jugend Bezirksklasse (5. Liga der U-19) Ergebnis: 9:1 nach 89 Min. (45/44) - Halbzeit 4:1 Tore: 0-1 14. [8], 1-1 20. [9], 2-1 23. [11], 3-1 38. [9], 4-1 43. [9], 5-1 46. [9], 6-1 54. [11], 7-1 76. [14], 8-1 77. [10], 9-1 85. [13]. Verwarnungen: Nr. 5 Lindenau, Nr. 8 Blau-Weiß Platzverweise: keine Stadion: Sportplatz Charlottenhof (Kap. 1.138, davon 138 Sitzplätze) Zuschauer: 20 (7 Gästefans) Spielqualität: 7,0/10 (Gut) FC Sachsen Leipzig 0:0 1. FC Lokomotive Leipzig Sonntag, 23. August 2009 - Anstoßzeit 14.00 Oberliga Nordost-Süd (5. Liga, 2. Halbprofiliga) Ergebnis: 0:0 nach 90 Min. (45/45) - Halbzeit 0:0 Tore: keine Verwarnungen: Schmidt, Scholze (FCL), Brodkorb, Saalbach, Kunert (FCL) Platzverweise: keine Stadion: Zentralstadion (Kap. 45.000 Sitzplätze, an diesem Tag 25.000) Zuschauer: 14.986 (ca. 8.500 Gästefans) Spielqualität: 5,0/10 (O.K.) Was derlei derbe Worte in der Überschrift verloren haben? Nun, ich fand es auch recht dreist, wie sich die Spieler des SV Lindenau 1848 auf die A-Jugend Bezirksklassepartie gegen Blau-Weiß Leipzig einschworen: beim Bilden des Kreises wurde „[...] ficken die ganze Welt! Hol ihn raus, steck ihn rein: alles für den Verein! [...]“ gebrüllt. Wenigstens lustig und provozierend! Aber irgendwie wieder typisch für die pubertierenden Minderjährigen in den Jugendspielklassen, die immer übers Ficken labern, aber selbst noch gar nicht zum Schuss gekommen sind. Zum Schuss kamen sie allerdings wenigstens im fußballerischen Sinne auf dem Platz, wobei das erste Tor für die Gäste fiel. Völlig unverdient von den Spielanteilen und Chancen her, köpfte Blau-Weiß die Führung. Kurz darauf jedoch der erste erfolgreiche Torschuss des 9ers von Lindenau, dem klar besten Spieler auf dem Platz. Der 11er war auch gut, jedoch erzielte er nur aus Abseitsposition (3m) die Führung. Gleich darauf wurde dem 9er ein Treffer zu Unrecht aberkannt, doch er legte vor der Pause noch zum Hattrick nach: 3-1 und 4-1. Nach der Pause wurde auch der schwache Schiedsrichter, der anscheinend Sehprobleme hatte – er schien wirklich nicht den Radius, mit dem man normalerweise eine Spielfeldhälfte einsieht, abdecken zu können, was die vielen Fehlentscheidungen beim Abseits erklären würde – besser. Blau-Weiß blieb jedoch chancenlos, denn gleich nach Wiederbeginn wurde trocken das 5:1 nachgelegt. Nach dem 6:1 gab es einen Durchhänger, ohne den Lindenau zweistellig gewonnen hätte. So legten sie in der Schlussviertelstunde noch vier Mal nach, wobei einmal der Schiri erneut fälschlich Abseits erkannte. 9:1 also der Endstand in einem flotten A-Jugendspiel. Es ging gleich weiter zum nahe liegenden Zentralstadion, wo das Ortsderby von Leipzig – angeblich das gefährlichste des Osten Deutschlands – anstand. Bei der Brisanz hatte ich von vorneherein meine Zweifel, was aber nicht an der „virtuellen Friedenstaube“ die beide Vereine flattern ließen, lag. Erwähnt werden sollte ein Kommentar von Guido Schäfer in der Leipziger Volkszeitung vom 19.08.2009: „Die Messer in diversen Redaktionen sind gewetzt, am Sonntag wird Fußball-Deutschland nach Leipzig blicken. Wie wäre es zur Abwechslung mit einem Fußballfest und schönen Bildern aus der Heldenstadt? Auch wenn die dann nicht bundesweit transportiert werden...“ Genau da liegt nämlich der Punkt: ohne Randale keine Berichterstattung über den schwachen Ostfußball. Die klammen Vereine mit ihren lahmen Spielern können meist nicht unterhalten. In erster Linie unterhalten die durchgeknallten Fans. Strenge Sicherheitskontrollen, aber keine Ärgernisse. Teure Verpflegung, aber gute Qualität. So ließ es sich bis zum Anpfiff im Zentralstadion, was zähneknirschend von Sachsen Leipzig als Austragungsort akzeptiert wurde (für sie und die Fans ein teures Unterfangen, 9-13€ für die Karten und trotzdem wird der FC Sachsen nur mit geringem Gewinn hinausgehen), aushalten. Wir waren diesmal im Block des FC Sachsen, wo die Fans schon deutlich angenehmer sind – wenn auch die Rechtsradikalen mit ihren Arier-T-Shirts und ähnlichem Mist präsentier sind, seit die Vereinsführung und die Metastasen die linken Ultras „Diablos“ - diese gründeten dann die BSG Chemie Leipzig - rausgeekelt haben –, als beim Rivalen FC Lok. Stimmung kommt da allerdings kaum auf: beim Einspielen schien jeder nur einen Sprechchor, nämlich „Lok und Halle – Hurensöhne“ zu kennen. Auch bei Lok war die Stimmung wirklich nicht überwältigen. Beim Einmarsch der Mannschaften, der fast völlig schmucklos, dieses Derbys absolut unwürdig, von statten ging – diese Schwachköpfe haben aber offensichtlich auch jegliche Choreografien untersagt: asozial! – wurde die Stimmung nicht bedeutend besser. Außer, dass mehr Zuschauer da waren, als bei einem normalen Spiel der Oberliga, war nichts Herausragendes am Umfeld. Die Spieler ließen sich aber zum Glück nicht vom offiziellen Fairplay-Geseier einlullen und legten kräftig los. Es blieb zwar meistens doch sauber, doch wurde mit aller grenzwertiger Härte zum Ball gegangen. Leider versagten vor dem Tor jedem die Nerven oder die Torhüter hielten so hervorragend, dass man keinem einen Vorwurf machen konnte. Es ging 0:0 in die Pause und nach der Pause sollte Lok etwas mehr zum Zuge kommen, wo bisher doch nur FC Sachsen am Drücker war. Highlight war eine tolle Abwehr des Chemie-Torwarts, der mit letzter Kraft und großem Einsatz die 0:1 Führung für Lok verhinderte. Ein anderes Highlight war dann die von Chemie-Fans angezettelte Auseinandersetzung, die zu einer nicht nachvollziehbar langen Pause von 10 Minuten führte: Ein paar Böller flogen auf den Platz und nach pöbelnden Lok-Fans. Ein paar Chemiker kletterten auf den Zaun, wobei einer beim Gedränge verletzt wurde, was der Stadionsprecher als Pyrotechnikunfall gesehen haben wollte. Der Kerl hatte ohnehin die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen: Bittet der doch glatt die Spieler in die Kabinen, nur weil die drei Unparteiischen, die im Übrigen bis zur 89. Minute einen guten Job machten, dies taten. Kein einziger Spieler auch nur eines der beiden Teams kam dieser Forderung nach. Alle 22 sahen noch die Fan-Aktion des Tages im Stadion, als ein besonders bekloppter Lokist an der Löwen-Security-Kette vorbei, über die 5m breite Absperrstoffbahn, quer durch die Pufferzone rennt und kurz vorm FCS-Block von einem Polizisten mit Pfefferspray gestoppt wird: Rausschmiss aus dem Stadion. Verpasst hatte der Komiker allerdings nicht viel. Noch ein paar kleine Chancen und der Schiedsrichter pfeift – sein schlechtester Pfiff, da von Feigheit geleitet: es hätte mindestens drei Minuten nachgespielt werden müssen – pünktlich ab. Am Ende war es also ein gutes und unterhaltsames 0:0, aber eben ein 0:0. Nur wer etwas von einem schwachen Spiel faselte, wie manch einer der Opas, zeigte mal wieder, dass er keine Ahnung vom Sport, zumindest aber nicht vom Fußball, hat. Nach dem Spiel taten die Fans den randalegeilen Journalisten – also 95% der Anwesenden Pressemitarbeiter – keinen Gefallen, Stoff für wilde Storys von wilden Leipziger Horden zu liefern. Zu so einem Schwachsinnsartikel http://sport.t-online.de/c/19/76/13/26/19761326.html (Zitat: „Leipziger Derby nach heftigen Randalen unterbrochen“ – schon allein der falsche Plural wieder!) muss ich wohl nichts sagen. Ich sollte höchstens den MDR loben, für eine, gerade für ihre Verhältnisse, sehr differenzierte Darlegung. Das Einzige was man noch als Randale hätte ausschlachten können, war als einige Dutzend Lok-Fans auf die Festwiese vorm Seelenbinder-Turm liefen, um Reiterspiele mit den Pferden der Polizei zu spielen: soll heißen, das klassische Räuber und Gandarm-Spiel fand statt, da die Reiterstaffel zwischen die Fans sprang, diese zerstreute, nur damit diese wieder kreuz und quer rennen und sich jagen konnten. Zu Schlägereien ist es somit nicht gekommen, zerstört wurde auch nichts. Nach einigen Minuten war aber auch mit dem Ponyreiten Schluss und wir fuhren wieder mit den Rädern nach Merseburg zurück. Ein kurzer Zwischenstopp im Leipziger Vorort Wehlitz musste aber noch sein. Jetzt haben wir doch endlich mal ins Gut Wehlitz geguckt: Schmuckstück ist dort der Eingangsturm, und noch Zutrinken im Dorfladen gekauft, der selbst Sonntagabend noch offen hat. Man sollte sich übrigens nicht von der versoffenen Stammkundschaft, für die eine große Auswahl Alkoholika über dem Verkaufstisch aufgebaut ist, abschrecken lassen. Die machen nichts. Die Bedienung ist auch freundlich und vor allem sollte man deren Öffnungszeiten honorieren! Statistik: Ground Nr. 342 (ein neuer Ground; diese Saison: 11 neue) Sportveranstaltung Nr. 873 (diese Saison: 15) Tageskilometer: 80 (Fahrrad) Saisonkilometer: 6.100 (5.790 Auto, 310 Fahrrad, 0 Bahn, 0 Flugzeug) Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 160 Fotos unter: A-Jugendspiel Chemie gegen Lok

1 Kommentar:

fan.aus.einer.merseburger.arbeitersiedlung hat gesagt…

Fotos hier:
https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157713820734528