Samstag, 14. August 2009 - Anstoßzeit 19.00
Ligue 1 (1. französische Profiliga)
Ergebnis: 4:0 nach 94 Min. (47/47) - Halbzeit 2:0
Tore: 1-0 31. Dia, 2-0 42. Luiz (Elfmeter), 3-0 50. Alo’o Efoulou, 4-0 80. Alo’o Efoulou
Verwarnungen: Loties (ASNL), Nkoulou Ndoubena, Nene (beide ASM)
Platzverweise: keine
Stadion: Stade Marcel Picot (Kap. 20.090 überdachte Sitzplätze)
Zuschauer: 17.099 (300 Gästefans)
Spielqualität: 8,0/10 (Sehr Gut)
Sightseeing: 7,5/10 (Gut bis Sehr Gut)
An einem sonnigen Samstag stand dann mal wieder das Grand-Duché mit seinen Burgen auf dem Plan. Schon nach einer Stunde Aufenthalt konnten wir festhalten: Liechtenstein ist wirklich langweilig, unattraktiv und lächerlich gegenüber dem oft ebenso negativ (zu unrecht negativ!) angesehen Luxemburg. Luxemburg ist verglichen mit anderen Klein- und Kleinststaaten enorm interessant. Schon allein die Burg in Esch-Sauer kann ihresgleichen eine Weile suchen: verteilt auf einem Bergsporn mit drei Spitzen in einem spektakulären Tal, viel Wald, ein fast stehender Fluss in dem sich malerisch Landschaft und Gebäude spiegeln. Auf dem hintersten Teil des Bergsporns findet sich eine Marienfigur und mehrere Parkbänke, auf dem mittleren ein Bergfried, den es zu erklimmen lohnt und auf dem dritten, dem größten Sporn, steht der größte Teil der Burg mit einem weiteren Bergfried, Wohnräumen, Kellern, der Kapelle.
Unterhalb der Burg liegt der malerische Ort, der allerdings sonst nichts nennenswertes besitzt, von dem aus steile Treppen – eine auf den größten, eine weitere auf die beiden anderen – der Bergsporne führen.
Der nächste Punkt war dann Wolz, das uns noch vom Fußball in guter Erinnerung waren. Allerdings auswärts. Wir guckten nur schnell am Schloss, ein attraktiver Bau, der teils modernisiert wurde, damit ein Altenheim dort drin untergebracht werden konnte, vorbei.
Auch in Branebuerg war die Burg nicht im Inneren zugänglich, da dort an der mittelalterlichen Ruine seit Jahren Sicherungsarbeiten stattfinden. Eine große Anlage, spektakuläre Spornlage, die allerdings auch ziemlich zerfallen ist. Wäre das Tor so offen gestanden wie in Useldeng, wären wir trotzdem rein.
Durch schöne, grüne Wald-, Berg- und Hügellandschaft ging es weiter. Extrem enge Kurven auf den kleinen Landstraßen! In Bettenduerf steht ein eindrucksvolles Barockschloss. Leider Privatbesitz.
Der letzte Punkt war dann wieder innen zu besichtigen, wobei er trotz seiner Bedeutung schlecht ausgeschildert ist. In Beefort findet man dann aber irgendwann doch die Burgruine mit dem angrenzenden Schloss. Letzteres ist allerdings wiederum in Privatbesitz, während ersteres gegen 3€ bzw. 2€ Eintritt zu bestaunen ist. Über mehrere Ebenen gelangt man in verwinkelte Räume mit vielen Ecktürmen, ein paar architektonischen Details und ganz wenig Ausstellungsmaterial. Letzteres umfasst vor allem Folterwerkzeug wie eine Streckbank oder Eiserne Maske. Das Gestein der Fassade mit ihren leeren Fensterhöhlen ist fast durchgängig gelblich.
Wieder in Frankreich zurück stand zum Abschluss des Tages – zumindest für die beiden üblichen der diesmal drei Reisenden – ein Fußballspiel der ersten französischen Liga an. Von Thionville war es nur etwa eine Stunde bis Nancy, die über die Autobahn recht schnell gingen. Jeder Fahrtkilometer – ob Autobahn oder Stadtverkehr – lässt mich übrigens am Verstand der Deutschen zweifeln, die behaupten, dass die Franzosen chaotische fahren würden. Die ständig rasenden aber nie blinkenden Luxemburger (vor Luxemburg-Stadt bin ich bei Tempolimit 130 mit 150 auf der rechten Spur unterwegs gewesen und trotzdem waren 75% der Luxemburger noch schneller unterwegs) sind viel wilder. Die Deutschen wiederum aggressiver, rücksichtsloser und schneller unterwegs. Keine Ahnung, wo der Blödsinn herstammt, dass Autofahren in Frankreich abenteuerlich sei. Autobahnfahren ist langweilig und der Stadtverkehr wie in Deutschland. Wenigstens gibt es ab und an mal interessante französische Radiosender zu entdecken, wie Radio Soleil (Radyo Shams, also Radio Sonne) das nordafrikanisch konzipiert ist: maghrebinische Folklore, ägyptischer Rock, libanesischer Pop und Klassik aus allen Teilen der arabischen Welt. Zu entsprechenden Zeiten dann sogar die Übertragung des Gebetsrufs.
Das einzige Klischee über Frankreich, was ich ein ums andere Mal bestätig sah, war die berüchtigte Fremdsprachenunkenntnis. Außer Französisch scheint es keinen Sprachunterricht an französischen Schulen zu geben. Also da ist man selbst hier in Deutschland viel gewandter in Englisch oder anderen Sprachen, als in unserem monoglottalen Nachbarland. Gerade die Franzosen, die in der Nähe von Luxemburg wohnen oder gar noch im Großherzogtum arbeiten gehen, sollten sich was schämen: sie sind die einzigen monoglottalen Personen in Luxemburg, wobei man in diesem kleinen Land auch ungewöhnlich multilingual ist.
Die uns schon bekannte Stadt Nancy – der Platz um die Kathedrale herum und Place Stanislas sind sehr zu empfehlen! – war Austragungsort der Ligue 1 Partie zwischen ASNL auf AS Monaco. Letztere repräsentieren zwar einen Club, aber indirekt auch wieder einen ganzen Staat, der allerdings nur eine inoffizielle Nationalmannschaft hat (etwa wie auch Kurdistan, Grönland, Tibet, Orkney oder Sealand) und keine eigene Liga, sodass die Teams – wie in Liechtenstein z.B. auch, wo die Teams in schweizerischen Ligen spielen – in französischen Ligen mitspielen.
Nach einem lockeren Einlass (wie immer anständigere, lockerere und höflichere Ordner als in Deutschland), einer schmucklosen Aufstellung der Teams und einer Würdigung für ein verstorbenes Vereinsmitglied, stieg die Stimmung in unserem Block. Wir hatten uns auch Karten für den Hintertorbereich der Heimfans besorgt. Da supportete zwar auch nur der Mittelbereich, doch dafür sehr anhörlich. Ansehnlich nicht unbedingt. Aber immerhin wurden schmissige und starke Melodien (Horto Magiko, Dale Cavese) auf Französisch umgedichtet vorgetragen. Die Stimmung war wie bei einem normalen Bundesligaverein zu Hause üblich (Hansa Rostock, Werder Bremen): Es machen einfach zu wenige mit, sodass es nicht wirklich beeindruckend ist, jedoch die, die sich den Arsch aufreißen, lassen sich originelle Dinge einfallen. So auch ein Banner im Stile eines Warnhinweises auf einer Zigarettenpackung: „Le business nuit gravement au football“ (Das Geschäft schadet dem Fußball enorm).
Sehr ansehnlich und unterhaltsam war das Spiel zwar immer, doch es dauerte erst eine Weile bis wirklich einmal Torchancen heraus gespielt wurden. Dafür war vor allem von Nancy ausgehend enormer Druck aufs Tor und starke Technik zu bewundern.
Nach einer halben Stunde das stark heraus gespielte 1:0, ein berechtigter Elfmeter einige Minuten später sorgte für die Entscheidung oder jedoch zumindest den Halbzeitstand.
Auch in der zweiten Hälfte sollten die Monegassen keinen Treffer erzielen, während die Lothringer wieder doppelt trafen. Wieder einmal schlugen die Schwarzafrikaner zu, ohne die das Spiel viel unattraktiver gewesen wäre. Viel Applaus gab es dann für den Sieger. Der Verlierer wurde kommentarlos gehen gelassen.
Wir schlichen vom Parkplatz gen Autobahn – viel Verkehr nach dem Spiel in der Stadt! – und aßen noch einmal beim Kebab- und Schnitzelmann in Thionville. Diesmal eine riesige Grillplatte mit Merguez, Kebab, Rind- und Hähnchenfleisch. Dazu Salat, Pommes und zu Trinken den berühmten, mit fünf Sechsteln Mineralwasser zu verdünnenden, Fruchtsirup.
Statistik:
Ground Nr. 339 (ein neuer Ground; diese Saison: 8 neue)
Sportveranstaltung Nr. 867 (diese Saison: 9)
Tageskilometer: 470 (Auto)
Saisonkilometer: 4.830 (4.690 Auto, 140 Fahrrad, 0 Flugzeug, 0 öffentliche Verkehrsmittel)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 159
Fotos unter:
Sightseeing Luxemburg: http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090815a%20LUXEMBURG%20I%20-%20Esch%20Sauer_Beefort_Wolz%20ua/
1 Kommentar:
Spiel:
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Sights:
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