Sonntag, 18. November 2012
W329II: Deutschland schlägt Moldawien bei Rugbyländerspiel in Heidelberg
Deutschland / Germania --------------------------------- 32
Moldawien / Moldova ------------------------------------ 14
Datum: Samstag, 17. November 2012 – Kick-off: 15.00
Wettbewerb: European Nations Cup, Division 1B (2. Ebene für europäische Rugbynationalmannschaften der Halbprofi- und Amateur-Klasse)
Ergebnis: 32-14 nach 80 Min. (40/40) – Halbzeit: 19-0
Punkte: 5-0 Brenner (19. Versuch), 10-0 Manawatu (22. Versuch), 12-0 Parkinson (22. Erhöhung), 17-0 Tussac (31. Versuch), 19-0 Parkinson (31. Erhöhung); 22-0 Parkinson (43. Freischlag), 22-5 Romanov (46. Versuch), 22-7 Manoli (46. Erhöhung), 25-7 Parkinson (50. Freischlag), 25-12 Kobylas (60. Versuch), 25-14 Manoli (60. Erhöhung), 30-14 Manuwatu (68. Versuch), 32-14 Parkinson (68. Erhöhung)
Gelbe Karten (10 Minuten Zeitstrafen): Deutschland: Güngör (58.); Moldawien: Romanov (66.)
Rote Karten: keine
Spielort: Städtisches Stadion Fritz-Grunebaum-Sportpark, Heidelberg (Kap. 2.380, davon 380 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 1.200 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und interessantes Rugbyspiel)
b) Sightseeing near Heidelberg: Bensheim Castle and Weinheim Mosque
c) Sightseeing in Heidelberg: Pictures taken in 2008 and 2007
d) Sightseeing in Moldova: Pictures taken in 2011
Diverse Rugbyligen haben wir in Deutschland ja schon gesehen, aber die Nationalmannschaft noch nicht. Leider spielten sie mal wieder im Fritz-Grunebaum-Sportpark in Heidelberg; Rugbyhochburg in oder her: das war halt für uns ein langer Anfahrtsweg für einen schon bekannten Ground. Gelohnt hat es sich aber trotzdem, für dieses Spiel mal wieder nach Heidelberg zu fahren. Allerdings war das Sightseeingprogramm diesmal ziemlich daneben gegangen.
Dabei war der Start ins Sightseeingprogramm richtig gut verlaufen: Überpünktlich kamen wir im südhessischen Bensheim, kurz vor der Landesgrenze nach BaWü, an, um die dort oberhalb des Ortes auf einem bewaldeten Bergrücken befindliche Schlossruine Auerbach zu besichtigen. Und die ist auch richtig lohnend! Der ganz gut erhaltene und sehr schön gelegene Bau leidet nicht groß unter den zwei neueren Anbauten, die u.a. ein völlig überteuertes Restaurant beherbergen. So teuer die Burgschenke aber auch ist – die Burgbesichtigung ist gratis. Sogar auf den einen Turm, dessen Zuwegung fast von einer einsamen Kiefer auf dem Wehrgang versperrt wird, kann man hochsteigen.
Doch kaum waren wir in BaWü angekommen, war der Wurm drin. Die Sehenswürdigkeitendichte in BaWü ist zwar schwankend, aber insgesamt schon gut (also zusammen mit Hessen, knapp vor Brandenburg und ein Stück hinter Rheinland-Pfalz auf Platz 6 meiner Liste) und gerade die Ecke um Heidelberg herum lohnt sich. Aber die Leute gehen mir teis echt auf den Sack: Machen dauernd einen auf Bio und Öko, aber fahren dann alle Auto. Und zwar alle zur gleichen Zeit und alle auch alleine. Wenn der Vater ein Auto, die Mutter eins und der Sohn auch noch eins hat – ist ja bei dem Durchschnittseinkommen wohl nicht so unüblich in BaWü – dann fahren die auch alle zur gleichen Zeit mit ihren drei Autos – meist noch alleine – umher. Und dann entstehen so Staus wie in Weinheim, dass man nicht mehr zu den Burgen hoch kommt. So was hab ich echt noch nicht erlebt! Auch in Schriesheim brach der Verkehr zusammen, sodass wir uns auf den Weg nach Heidelberg rein machten. Da sah es auch nicht gut aus, sodass wir das uns ohnehin schon bekannte Schloss erst nach dem Rugbyspiel ansteuerten.
Aber bis man in dieser sogenannten Rugbyhochburg mit ihrer ach so tollen Infrastruktur mal endlich zu diesem scheiß Stadion gefunden hat… Keine Ahnung, wie wir den Sportpark vor vier Jahren zum Bundesligafinale gefunden haben. Diese Anlage im Stadtteil Kirchheim ist nicht mal an der Hauptstraße nach Leimen oder Sandhausen ausgeschildert, sondern nur die benachbarten Anlagen, deren Namen man dann wohl als auswärtiger Rugbyfan kennen soll. Nach zwei Mal hin und her fahren standen wir dann plötzlich hinter dem moldawischen Mannschaftsbus, der den italienischen Schiris in ihrem dicken Auto hinterherfuhr. Ich hab mich schon über den pissgelben, alten Setra mit dem komischen Kennzeichen gewundert. Als es sich beim dichter auffahren als ein Kennzeichen mit MD-Nationalitätenkennung und dem verblichenen Wappen mit dem Pleitegeier, der ein orthodoxes Kreuz im Schnabel und ein Wappen, das den Kopf eines Bessarabischen Hornochsens zeigt, hält, entpuppte, hieß es natürlich: hinterher!
So fanden wir dann mit der Gastmannschaft, die von ihrem Heidelberger Hotel genau zur richtigen Zeit aufgebrochen ist, zum kleinen Stadion, das so groß ist für das deutsche Rugby. Der Zuschauerzuspruch war dann schließlich gar nicht so schlecht. Bis zum Kick-off war dann doch eine vierstellige Besucherzahl da und insgesamt war die Hütte halb voll. Die hässliche Tribüne mit den billigen Schalensitzen und dem primitiven Wellblechdach war schnell voll – die Bierbänke hinter dem einen Malfeld hatten wir und andere Fans auch bald belegt. Natürlich waren der winzige Graswall unter der Anzeigtafel, die lächerlicherweise „Deutschland – Republik Moldau“ anzeigte (also entweder „Bundesrepublik Deutschland – Republik Moldau“ oder „Deutschland – Moldawien“!), und der etwas größere Wall rechts neben der Tribüne bzw. oberhalb der Stehränge auch sehr gefragt bei den Fans, die die ziemlich hohen Eintrittspreise von 12€ (Studenten, Rentner, Schüler wenigstens „nur“ 10€) bezahlt hatten. Bei 2,50€ für eine primitive Brat- oder Grillwurst war es auch gut, vorher was gegessen zu haben...
Egal! Jetzt ging es erstmal zum Rugby: Der Gast aus dem ärmsten Staat Europas, der mir als ödestes Land nach Finnland in Erinnerung geblieben ist, Moldawien, ist mit einer hohen Niederlage in Schweden gestartet. Deutschland war nach einem Sieg gegen die Ukraine in Polen knapp unterlegen. Nach zähen, eng umkämpften, aber eigentlich guten 20 Spielminuten gelang den Deutschen dann auch tatsächlich ein sehenswerter Try. Beim zweiten Versuch, einem klassischen Durchbruch, war dann auch der Erhöhungstritt (Conversion) erfolgreich. Vor der Pause gelang es sogar noch, sechs oder sieben Moldawier mitsamt dem Ball in deutscher Hand zu fünft oder so ins Malfeld zu drängen. Auch dieser folgende Conversion Kick saß, sodass es recht gut aussah für einen Sieg, stand es doch immerhin 19:0 bei Pause.
Ein Free Kick wurde vom sicheren Schützen Parkinson gleich nach der Pause verwandelt. Erst beim Stand von 22:0 kam Moldawien mal zum Zug. Nach 60 Minuten sah es beim Stand von 25:14 doch wieder eng aus, bis Moldawien sich eine sinnlose Zeitstrafe leistete. Der letzte Versuch samt Erhöhungstritt war die Erlösung für die deutsche Nationalmannschaft: Für die eigentlichen Nationalspieler wie Zeiler, Brenner, Güngör oder Strauch ebenso wie für die eingebürgerten Söldner wie Manawatu, Jordaan, Armstrong oder Parkinson. Die sind übrigens zum einen Teil einfach nur zum Geldverdienen vor kurzer Zeit in die deutsche Bundesliga gekommen und nutzen die Perspektivlosigkeit des trotzdem nicht zu finanzschwachen deutschen Rugbyverbandes gut aus, um ihre Perspektivlosigkeit in Sachen Eignung für die Nationalmannschaft ihrer jeweiligen Geburtsländer betreffend, zu überwinden – und zum anderen Teil machen die die tollsten Verrenkungen im Stammbaum, um aus demselben Grund – für eine Nationalmannschaft wie Frankreich reicht es nicht, für Deutschland aber locker – für die deutsche Auswahl zu spielen. Ohne die eben genannten Spieler, hätte es übrigens sehr finster ausgesehen für die Deutschen. Man hätte, gäbe es eine Regelung, dass man nur für das Geburtsland oder wenigstens das Geburtsland mindestens eines Elternteils spielen darf, sechs oder sieben Positionen verändern müssen. Die drei stärksten inklusive. Was das für die Nachhaltigkeit des deutschen Rugbys bedeutet, kann sich jeder Sporterfahrene denken…
Nach dem Spiel gingen wir dann in einem persischen Restaurant unterhalb des Schlosses, um das wir auch herumliefen, essen. Gutes Essen, nicht billig aber für Heidelberger Verhältnisse sehr preisgünstig und der Inhaber ein echter Improvisationskünstler: Einfach mal für jeden von uns zwei Essen zusammen gemischt, da keines der beiden Gerichte noch einzeln für drei Portionen gereicht hätte, und den Preis fair gemittelt.
Grounds: 820 (heute kein neuer; diese Saison: 52 neue)
Sportveranstaltungen: 1.654 (heute 1, diese Saison: 77)
Tageskilometer: 950 (950 Auto)
Saisonkilometer: 19.750 (18.450 Auto/ 1.220 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 3 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 329
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