Montag, 30. August 2010

W213II: Fußball in Teuchern; zwei lächerliche Feldverweise und ein spannendes Unentschieden

SV Teuchern II 0:1 SV Krauschwitz
Samstag, 28. August 2010 – Anstoß 13.00
1. Kreisklasse Burgenlandkreis, Staffel 3 (11. und unterste Liga, 6. Amateurliga)
Ergebnis: 0:1 nach 95 Min. (47/48) – Halbzeit 0:1
Tor: 0:1 23. (Nr. 15)
Verwarnungen: 3x Gelb Teuchern, 4x Gelb Krauschwitz
Platzverweise: Nr. 4 Teuchern (49. Gelb-Rot), Nr. 11 Krauchwitz (67. Gelb-Rot)
Spielort: Sportplatz Teuchern (Kap. 1.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 65 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Ordentliches Niveau und spannender Spielverlauf)

SV Teuchern 1910 2:2 TSV Leuna 1919
Samstag, 28. August 2010 – Anstoß 15.20
Landesklasse, Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 2:2 nach 93 Min. (45/48) – Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 32. Zwarg, 1:1 57. Degner, 2:1 73. Frankowiak, 2:2 86. M. Schulze
Verwarnungen: keine, Platzverweise: keine
Spielort: Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion (Kap. 1.650, davon 150 Sitzplätze)
Zuschauer: 91 zahlende (insgesamt ca. 150, davon ca. 25 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Zweite Halbzeit sehr temporeich; alles in allem sehr spannende Begegnung mit gerechtem Ende)
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Photos and English version:
Architecture photos of Teuchern town, and football matches Teuchern Reserve 0-1 Krauschwitz + Teuchern 2-2 TSV Leuna

Die Samstagstour führte uns in die 3.300 Einwohner zählende Landstadt Teuchern im Burgenlandkreis. Dieser Südteil Sachsen-Anhalts um die Orte Zeitz, Naumburg und Weißenfels herum wird mich in der nächsten Saison – also bis vor meinem Auslandsstudium – noch besonders beschäftigen.

Eigentlich war es angedacht, zuerst das Spiel von Schwarz-Gelb Deuben II zu gucken, doch die Zeit wurde immer knapper und als wir auch noch am Sportplatz Teuchern vorbeifuhren und dort die sich warmmachenden Spieler sahen, entschieden wir uns, das Spiel zwischen Teuchern II und Krauschwitz zu gucken. Der SV Teuchern ist mittlerweile 100 und feierte das auch mit einem 0:12 gegen Carl Zeiss Jena, vor einer Kulisse von 1.200 Leuten – schade, dass nicht einmal bei den wichtigsten Saisonspielen in Landesklasse oder Kreisoberliga auch nur halb so viele kommen. Neben Fußball bietet der Verein noch einiges andere von Kegeln bis Karate an. Normalerweise wird im nach dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahr benannten Stadion gespielt, ausweichshalber wird aber eben auch auf dem im Osten der Stadt an der Straße nach Runthal unterhalb des Bahndammes gelegenen Sportplatz Teuchern gespielt.

Der Sportplatz ist ausbautenlos, ein einfacher Kabinentrakt befindet sich direkt an der Straße und ansonsten ist der Platz komplett von Bäumen umgeben. Wir platzierten uns unter einer hohen Erle, durch die wir keinen einzigen Regentropfen abbekamen. Die meisten der etwas mehr als 60 Zuschauer flohen beim einsetzenden Regen schlagartig und mitten im Spiel in Richtung Auto, die Schirme holend. Dass das Spiel stattfand, muss man dem Schiri positiv anrechnen: die Matschlöcher in den Fünfmeterräumen waren schon recht heftig für deutsche Verhältnisse. Ansonsten war der Unparteiische mitunter ein Störfaktor, da er für Lächerlichkeiten gelbe Karte verteilte und somit auch beide Mannschaften in der zweiten Halbzeit nur noch zu zehnt spielen mussten. Bis zu diesen Dezimierungen hatte Krauschwitz, ein Dorf wenige Kilometer westlich von Teuchern, schon das goldenen Tor erzielt: der 15er verwertete mit einem gestreckten Bein aus der Luft einen Flankenball, den er geschickt hoch ins Tor schoss. Prima Ballbehandlung und ein sehr schöner Treffer! Beide Mannschaften waren das gesamte Spiel über ziemlich ausgeglichen und griffen regelmäßig das jeweilige gegnerische Tor an und am Ende waren es zwei Paraden des Gästetorwarts, die für den Sieg der Krauschwitzer sorgten.
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Mit etwas Verfahren – man muss aber einfach nur der Hauptstraße folgen, am Markt- bzw. Rathausplatz vorbei fahren und dann rechts in die Gartenstraße einbiegen – schafften wir es noch um 15.00 Uhr ins Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion. Dort begann das Spiel aber etwas später, sodass wir die zu Spielbeginn noch sehr knackigen und guten – in der Halbzeit dann schon etwas zu lang gezogenen – Bockwürste als Stärkung zu uns nehmen konnten. Das Stadion ist übrigens noch schöner als der idyllische Sportplatz: ein umbauter Eingangsbereich, wo die Stadionordnung des „SV Teuchern 19910“ (in genau dieser Schreibweise!) aushängt, zur linken der Sprecherturm mit Vereinsschriftzug und Fressbude, daneben ein ganz niedriger Graswall, der hinter dem gegenüberliegenden Tor auf ein paar Meter Höhe ansteigt und zur rechten dann auch eine kleine Tribüne mit drei Reihen Sitzbänken und einer Stehreihe auf der Spitze des Graswalls. Bäume stehen auch hier rundherum um die Anlage.

Teucherns Erste war erst wieder aus der Kreisoberliga aufgestiegen und heute war der TSV Leuna 1919 zugast. Genau dieses Spiel sah ich zu meiner aktiven Zeit – da spielte ich vormittags in der Jugendmannschaft des TSV und dann ging es zu den Männern zum Gucken – am 1. Mai 2000; damals spielten beide Vereine mit natürlich ganz anders zusammengesetzten Mannschaften noch Landesliga und lieferten ein total bekacktes Gegurke ab, was ohne Tore endete. Heute war das Spiel zum Glück weitaus besser. Das Einzige, was noch an das Spiel vor 10 Jahren erinnerte, war, dass viele Heimfans Rentner sind, die einiges zu meckern haben und neben dem Spiel über soziale und politische Dinge philosophieren, von denen sie in ihrem langen Leben eigentlich einiges verstanden haben sollten, was aber in ihren von Unwissenheit, Politikunverständnis und Fremdenfeindlichkeit strotzenden Diskussionen so nicht rüber kam. Ja, nicht einmal die Kommentare zum Spiel waren originell oder gut.

Dass das Spiel heute nicht so torlos wie vor 10 Jahren ausgehen würde, war mir irgendwie klar: Leuna hat seit 2003 in keinem Pflichtspiel mehr 0:0 gespielt, was für die Zuschauer schon ein hohes Maß an Attraktivität bedeutet. Leider war die erste Halbzeit dann doch nicht so attraktiv, da beide Mannschaften gleichwertig, aber recht fehlerbehaftet spielten, mittelmäßig viele Torchancen erspielt wurden und dann das einzige Tor der ersten 45 Minuten durch einen Freistoß von Teuchern, den ein Teucherner hoch aber lasch in den Strafraum hebelte, Leuna-Torwart Goloiuch durch die Arme gleitend, beim kopfballstarken und groß gewachsenen Zwerg ähh: Zwarg, landete, der den Ball sicher ins halbleere Tor köpfte, erzielt wurde. Wieso der für unseren Torwart nicht haltbar war, verstehe ich im Übrigen nicht; wahrscheinlich hat ihn die Sonne geblendet – aber den muss man als Landesklassekeeper halten.

Nach der Pause machte Ronny aber seinen Patzer wett, indem er mehrere starken Paraden – für die eine wollten die Heimfans natürlich Elfmeter haben, aber das war auch eine spektakuläre Flugbahn des Teucherners – zeigte. Vor allem der kurz vor dem Ende knapp unter die Latte fliegende Ball, den er hervorragend drüber lenkte, ließ die Panne zum 1:0 vergessen. Ohnehin schaffte Leuna schon bald nach der Pause den Ausgleich, was vor allem damit zutun hatte, dass sie das Tempo und damit auch den Druck aufs gegnerische Tor enorm erhöhten. Teuchern ging den Druck gut mit. Vor allem der auf Pires angesetzte Verteidiger und sein Kollege fielen positiv auf, da sie sich immer wieder mit verschiedenen TSV-Spielern tolle Laufduelle lieferten. Joao Pires konnte trotzdem eine Flanke, die nach Zwischenstation bei Kevin Degner landete, an die Strafraumgrenze bringen, die Kevin auch hervorragend am Torwart vorbei brachte. 1:1.
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Ein individueller Fehler – einer der Abspielfehler musste ja mal zu einem Gegentor führen! – brachte die Hausherren jedoch wieder in Front: Respekt, da einfach mal aus 25 Metern drauf zu halten! Und dann in den Winkel getroffen! Leuna steckte natürlich nicht auf, machte weiter wie seit der 46. und kam in der 86. auch zum verdienten Ausgleich. Der nächste Knaller in den Winkel: Michael Schulze sein Freistoß flog von der Freistoßposition über 20 Metern vorm rechten Pfosten entfernt, auch herrlich ins linke Dreieck. Natürlich hatte ich wie die anderen Leunaer auch auf einen Sieg gehofft, da die ersten beiden Ligaspiele sowie der Kreispokal ziemlich daneben gingen – aber mal ausnahmsweise objektiv gesehen: das 2:2 war auf jeden Fall gerecht. Gerecht war auch, wie der Schiedsrichter das Spiel leitete: die Linienrichter schienen nicht immer ganz auf der Höhe gewesen zu sein, doch der Freyburger Schiri war definitiv einer der besten und sichersten seiner Zunft, die ich bisher auf Landesebene gesehen habe (gerade in der Landesliga und -klasse habe ich schon genug Blindgänger an der Pfeife erlebt)!

Nach diesem, besonders durch das Hin- und Her der zweiten Hälfte wirklich sehr spannenden Spiel, schauten wir uns noch die sehenswerten Ecken des kleinen Ortes an: der Marktplatz mit dem Rathaus ist typisch kleinstädtisch, der Hügel mit der Kirche, die ein recht auffällig geformtes Schiff mit nur wenigen höher liegendem Turm hat, ist wirklich schön. Von dort sieht man auch schon auf den Ort drauf, der in einer stark auf und ab führenden und sehr landwirtschaftlich geprägten Hügellandschaft liegt.

Nach der Rückkunft in Merseburg habe ich natürlich die Bilder bearbeit und den Bericht verfasst, wobei ich beides nicht am selben Tag ins Internet gestellt habe, da ich noch ab 23 Uhr das Spiel der afrikanischen Champions League (Achtelfinale) zwischen Taraji Tunis (Tunesien) und Manzembe Englebert (DR Kongo) auf Internetlivestream (ustream hat eine prima Qualität angeboten!) verfolgt habe. Ich erwähne das deshalb, weil das mal wieder eins dieser genialen Spiele von Taraji war, in denen sie mit herrlichen Spielzügen, feinster Technik, Wechsel zwischen schnellem Kurzpassspiel und langen, aber gezielten weiten Bällen den Gegner, der ebenfalls auf hohem Niveau spielte, bezwangen. Schon allein das 1:0 – Flugkopfball vom tunesischen Nationalspieler Korbi im Mittelkreis, der Ball fliegt bis 25 Meter vors Gästetor, Eneramo schnappt sich den Ball, geht zwischen Zweien durch und umkurvt den Torwart um aus spitzem Winkel einzuschieben – war das Gucken wert! Am Ende hieß es sogar 3:0 für Taraji (Espérance). Während Ägypten seit Jahren die beste arabische Nationalmannschaft ist, ist Taraji Tunis nach wie vor die beste Clubmannschaft. Wenn sie gegen Dynamos Harare und ES Setif keinen Scheiß machen, dann sind sie als Gruppensieger im Halbfinale und beerben vielleicht den Vorjahressieger Manzembe Englebert aus der mehr oder weniger Demokratischen Republik Kongo. 1994 gewann Espérance (Taraji) ja bereits diesen wichtigsten Vereinswettbewerb Afrikas.

Statistik:
Ground Nr. 462 (ein neuer Ground; diese Saison: 12 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.053 (diese Saison: 15)
Tageskilometer: 80 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 3.280 (2.150 Auto/ 750 Fahrrad/ 380 Bahn, Bus, Tram/ weniger als 10 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 43
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 213

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