Sonntag, 15. August 2010

W211II: Außenseitersieg in Wettin (Kreispokal Saalekreis)

Wettiner SV 1920 2:1 Sportring Mücheln
Samstag, 14. August 2010 – Anstoß 15.00
1. Hauptrunde Kreispokal Saalekreis (Kreisliga Saalekreis, Staffel 2 = 10. Liga, 5. Amateurliga gegen Kreisoberliga Saalekreis = 9. Liga, 4. Amateurliga)
Ergebnis: 2:1 nach 96 Min. (48/48) – Halbzeit 0:1
Tore: 0:1 (21.), 1:1 (61.), 2:1 (85.)
Verwarnungen: 4x Gelb WSV
Platzverweise: keine
Spielort: Sportzentrum Wettin (Kap. 600, davon 80 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 50 (davon 1 Gästefan)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Spannend, unterhaltsam und mit Elan geführt)
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Photos and English version:
Regional Cup: Wettiner SV vs. Sportring Mücheln
Wettin: Castle and Churches in a beautiful small town

Heute standen die meisten Spiele der ersten Kreispokalrunde an. Wir suchten uns ein Spiel in Wettin, einer nordwestlich von Halle, direkt oberhalb der Saale gelegenen Landstadt, aus. Diese kaum zweieinhalbtausend Einwohner zählende Stadt war Stammsitz des Wettiner Adelsgeschlechts, welches die markante Burg erbaute. Wenn man die Fähre von Wettin-Zaschwitz, wo es eine Kirchenruine direkt an der Straße zu sehen gibt, kommend nutzt, dann sieht man die Burg hoch über den Saaleufer auf einem Felsen thronen. Die Anlage ist sehr weitläufig und größtenteils von DDR-Bebauung wie LPG-Ställen zugebaut. Außer dem hinteren Teil neben dem Rathaus und dem Teil, wo das Gymnasium untergebracht ist, ist nichts mehr als Burgbau erkennbar und zumeist in einem schlechten Zustand. Der Blick von der Terrasse ist auch nicht sonderlich beeindruckend.

Wenn man vom Fähranleger anderthalb Kilometer nach rechts fährt, findet man – an den bizarren Resten eines Bolzplatzes vorbeifahrend – eine hervorragend sanierte Kapelle des Templerordens. Die enorm langen und schmalen Rundbogenfenster sind ebenso interessant, wie die Schlusssteine des Deckengewölbes und der enge Dachbodenaufgang. Einen Turm hat der Kirchenbau nicht und leider ist der Blick vom Dachboden sehr schlecht, da die Fenster wegen der Tauben mit Holzbrettern verkleidet sind. Ansonsten aber ein hervorragendes Beispiel für die Sakralbaukunst vor fast 1000 Jahren.

Wieder im Ort zurück, fallen nicht nur die schlechten Straßen, sondern vor allem die eng bebauten Gassen, die größere Kirche – innen etwas kahl, aber außen sehr ansehnlich – die Fachwerkhäuser, das Rathaus mit dem hohen Turm und auch die ansehnlichen, oft ziemlich verschachtelten Privathäuser auf. Wer kein so schön saniertes Haus besitzt, hat trotzdem etwas draus gemacht, in dem er Pflanzenschmuck angebracht hat oder Farbakzente setzt. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Bismarckturm oberhalb des Ortes im Wald. Der war leider schon geschlossen, als wir oben ankamen. Dem Groundhopper sei gesagt, dass man von dort oben das Sportzentrum Wettin gut fotografieren können müssen. Auf dem Bismarckturm steht gut lesbar eingemeißelt: „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts in der Welt“ – wie sich die Zeiten doch ändern: gerade in der Gegend um Wettin herum fürchtet heute fast kein Deutscher mehr Gott...
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Alles in Allem kann ich Wettin nur positiv hervorheben: das ein oder anderes Haus mag leer stehen und unsaniert sein und die Bausünden der DDR kriegt man in der Burg nie wieder in Ordnung gebracht – aber Wettin ist eine der schönsten Klein- und Landstädte, die ich je gesehen habe; von der Lage her, wie auch von der Bebauung. Der etwas außerhalb liegende Fußballplatz ist auch sehr schön: Der Eingangsbereich wurde wohl gleich mit der neuen Sporthalle mit saniert, zur linken hat man dann einen drei Meter hohen Graswall, der ab der Mittellinie nur noch halb so hoch und ausbautenlos ist – auf der höheren Seite stehen ein paar Holzbänke im Schatten von Bäumen – und zur rechten Seite hin hat man dann einen kleinen Graswall, baumbeschattet, mit ein paar Bänken – teilweise sind die aber durch die Brombeerhecke unbenutzbar geworden – darauf. Der Bismarckturm thront gut sichtbar auf dem bewaldeten Hügel hinter dem einen Tor – hinter dem anderen Tor geht’s abwärts, den dicht bewachsenen Saalefelsen hinunter, wobei man nicht den Fluss, sondern nur Zaschwitz, Johannishall und hügelige Felder sieht. Das mit einer Aschenbahn umgebene Spielfeld hat eine angemessene Größe.

Auf dem Platz standen sich heute vor 50 Zuschauern der Kreisligist Wettin (die haben zu meinen D-Jugendzeiten noch Landesklasse gegen den TSV Leuna gespielt!) und der Kreisoberligist Sportring Mücheln (wer sich nicht im Saalekreis auskennt: das Mücheln bei Wettin ist ein ganz kleines Dorf, das Mücheln im Geiseltal, wo Sportring herkommt, ist eine etwas größere Landstadt, die näher an Merseburg, als an Wettin liegt!) gegenüber. Der Gast wird zumindest von Einigen als Aufstiegsfavorit gehandelt und legte gleich mit ein paar Angriffen aufs WSV-Tor los. Schnell fand Wettin ins Spiel und setzte den Favoriten unter Druck. Sportring war jedoch geschickter und ging mit einem Schuss aus Nahdistanz aufs kurze Eck in Führung. Bis zur Pause vergab Wettin erschreckend viele gute Chancen. Mindestens drei hätten davon drin sein müssen.

Nach der Pause wurde es richtig spannend, mittlerweile brauchte man sich auch nicht mehr über den Schiedsrichter ärgern – in der ersten Halbzeit gab es mehrere Fehlentscheidungen gegen Wettin – und Wettin wackelte an der Führung des Favoriten. Nach einer Stunde war es endlich so weit und der Gastgeber glich hoch verdient zum 1:1 aus. Das Spiel wurde nun immer besser und Wettin gelang in der 85. Minute sogar ein zweites Tor: weniger Meter vorm Kasten, Sprungtritt gegen die Latte, der Ball springt hinter der Linie auf und aus dem Tor heraus. Der Treffer zählt richtigerweise: 2-1.
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Danach wurde es sogar etwas hitzig und der Schiedsrichter übersah wieder mehrere – teils aber auch sehr gut versteckte – Fouls der Müchelner. Nach einem Foul blieb ein Wettiner liegen, die Müchelner spielten weiter, begannen zu zögern – ausschießen oder das Tor angreifen? – und der Trainer brüllte von außen mehrmals rein „Weiter spielen!“. Ein Wettiner machte das in so einer Situation Richtigste: dem Gegner die Beine weg semmeln. Der Freistoß für Mücheln war schwach ausgeführt, weitere Chancen der Wettiner, die dem 3:1 näher waren, als Mücheln der Verlängerung, blieben ebenfalls erfolglos. Das 2:1 reichte aber auch völlig fürs völlig verdiente Weiterkommen. Da kann man nur Glückwunsch sagen nach Wettin und viel Erfolg in der nächsten Runde!
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Statistik:
Ground Nr. 457 (ein neuer Ground; diese Saison: 7 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.047 (diese Saison: 9)
Tageskilometer: 90 (90 Fahrrad, weniger als 10 Fähre)
Saisonkilometer: 2.830 (2.150 Auto/ 420 Fahrrad/ 260 Bahn, Bus, Tram/ weniger als 10 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 38
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 211

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