Samstag, 14. August 2010

W211I: 60 Minuten gut mitgehalten und dann doch das Dutzend kassiert

VfB Apolda 0:12 FC Carl Zeiss Jena
Freitag, 13. August 2010 – Anstoß 17.00
Freundschaftsspiel Regionalklasse Staffel 3 (8. Liga, 3. Amateurliga) gegen 3. Liga (3. Profiliga)
Ergebnis: 0:12 nach 91 Min. (45/46) – Halbzeit 0:3
Tore: 0:1 18. Truckenbrod, 0:2 39. Kurbjuweit, 0:3 42. Kurbjuweit, 0:4 61. Truckenbrod, 0:5 63. Reimann, 0:6 64. Reimann, 0:7 68. R. Schmidt, 0:8 71. Reimann, 0:9 72. R. Schmidt, 0:10 76. Truckenbrod, 0:11 77. Eigentor Nr. ??, 0:12 83. Reimann
Verwarnungen: keine, Platzverweise: keine
Spielort: Hans Geupel Stadion (Kap. 2.500, davon 120 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehr unterhaltsames Freundschaftsspiel)
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Photos and English version:
VfB Apolda vs. Carl Zeiss Jena (friendly match)
Older Photos of Apolda town (taken 2009)

Trotz aller Unsicherheiten fuhren wir mit dem „Hopperticket“ der DB (wird je nach Fahrterlebnis mit „Deutsche Bahn“ oder „Drecks Bahn“ übersetzt) von Merseburg nach Bad Sulza und von dort mit den Rädern ins nahe Apolda weiter. Dort kennen wir schon die Sportstätte des BSC und die im Ligabetrieb genutzte Anlage des VfB. Jugendmannschaften – und zu bestimmten Anlässen auch die Männer – des VfB, spielen allerdings im größten Stadion der Stadt: dem Hans Geupel Stadion.

Hans Geupel war ein hervorragender Sportler und Trainer im Bereich Leichtathletik und Wintersport der DDR-Zeit, stammte aus Apolda und erhielt ein Jahr nach seinem Tod im Jahr 2000 posthum die Ehre, dass das 2.500 Zuschauer fassende Stadion, was mehr für Leichtathletik als für Fußball Verwendung findet, nach ihm benannt wurde. Die Anlage ist auch entsprechend eher für Leichathletik ausgelegt: die Zuschauerränge sind durch die Aschenbahn weit vom für Amateurfußball viel zu großen Spielfeld (105x70m sollen das sein) weg. Auf der einen Längsseite findet sich die Tribüne mit vier Stehreihen, die auf einem kleinen, neben Nadelbäumen angeordneten Bereich, auch Sitzplätze (zwei Reihen Holzbänke) zu bieten hat. Ein paar Stehränge gibt es auch hinter dem einen Tor. Die andere Längsseite ist nicht ausgebaut, aber hat immerhin einen schönen Graswall. Hinter dem einen Tor weideten während des Spiels Kühe, sodass man den Eindruck hatte, in irgendeinem Dorfstadion zu sein.

Auf der Website von Jena war nicht ein Hinweis auf das Spiel – egal ob aus Sicherheitsgründen oder warum auch immer: so was ist asozial! – und ausfallgefährdet war das Spiel auch aufgrund der Regenfälle der letzten 48 Stunden – kaum hörte der Regen mal für ein paar Minuten auf, kam er umso heftiger zurück: so etwas wie die zwölf Stunden heftiger Dauerregen in Merseburg, hatte man in Apolda wohl auch erlebt. Ein wenige Wochen zuvor geplantes Testspiel gegen Rot-Weiß Erfurt wurde abgesetzt, da sogenannte szenekundige Beamte aus der Verbundenheit zwischen VfB Apolda und Carl Zeiss Jena sowie der Ansetzung eines Spiels von Jena gegen Cottbus II eine Gefährdung der Sicherheit in Apolda und hohes Krawallpotential erkannt haben wollten. Im Jenaer Forum hieß es dann gleich wieder, dass Jena und Apolda so wie so vieles gemeinsam hätten und die Ansetzung Apolda – Erfurt von irgendwelchen Hirnis erdacht worden sei. Allerdings kenne ich die Leute, die überall Randalegefahr sehen, nur zu gut: hinterher suchen sie dann wieder Ausflüchte, warum es doch nicht geknallt hat...
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VfB Apolda ging jedenfalls mit nur einem Saisonspiel in der Regionalklasse, der dritten Amateurliga Thüringens, einem 3:2 Sieg gegen Kromsdorf, in die Partie – und Jena mit einem kuriosen Drittligastart. Jenas zwei Siege und zwei Niederlagen bedeuten mit 4:10 Toren den 9. der 20 Plätze (ein paar Plätze hinter meinem besser gestarteten Lieblingsproficlub Hansa Rostock): ein 2:0 Sieg in Sandhausen und 2:1 gegen Heidenheim werden durch 0:2 in Dresden und das 0:7 gegen Saarbrücken ins Negative gezogen. Saarbrücken hatte zuvor zwei Spiele in Folge verloren. Dass da Fans beider Lager – die Heimfans aus Frust, die Gäste aus Übermut – hinterher der Presse Material für ihre geliebten Meldungen über Massenschlägereien lieferten, ist da nicht unnormal.

Heute tippte ich auf ein 7:0 FÜR Jena, was vom Spielverlauf bis zur 60. Minute auch so gepasst hätte: Apolda kam zwar immer wieder vors Gästetor, aber brachte kaum gefährliche Schüsse zu Stande. Ab und an jagten sie den Profis in der Verteidigung auch recht spektakulär den Ball ab – aber Jena traf in gewisser Regelmäßigkeit. Nach einer Stunde wurde die Trefferquote immer höher, sodass es schnell mehr als mein 7:0-Tipp wurde. Nach 84 Minuten war der Endstand – schon allein durch vier Treffer von Reimann und einem Hattrick von Truckenbrod – von 12:0 hergestellt. Einige der Jenaer Tore waren äußerst sehenswert, da Distanzhämmer oder sehr gut heraus gespielt. Auch sehenswert war der Apoldaer Torwart: wirkte vom Alter wie gerade aus der A-Jugend heraus gekommen und hielt trotzdem routiniert und mit starken Flugeinlagen. Mit einem schwächeren Torwart hätte Jena an die 20 Tore erzielt.

Für die ganz angemessenen 5€ Eintritt bekam man ein wirklich sehenswertes Freundschaftsspiel geboten. Was an dem Jenaer Spieler Orlando – einem Niederländer, dessen Rückkehr in Jena überschwänglich zur Kenntnis genommen wurde – so toll sein soll, habe ich im Spiel nicht gesehen. Dass er kein Tor geschossen hat, ist nicht mein Kritikpunkt. Auch hat er schöne technische Fertigkeiten gezeigt und einer, der viel mit dem Ball fummelt, aber im Abschluss versagt, hebt die Stimmung im Spiel – aber der Abschluss von ihm war für einen Stürmer wirklich auffällig schwach. Was ich sonst noch herunterzumachen habe, ist das Essen am heutigen Tage: also in Thüringen rechnet man ja mit super Bratwürsten, aber das war ja derartig schlecht! Dass eine Drittel angebrannt (nur mit viel Ketchup essbar), das andere schwammig und nicht durchgegrillt (nicht zu essen!) und nur die Mitte gut ist, ist wirklich unterstes Roster-Niveau. Und dafür hat dieser scheiß Drecksladen 1,80€ verlangt! In Bad Sulza wollte ich eigentlich noch was ordentliches Essen, aber die Bahnhofskneipe schloss gerade. In solchen Situationen (auf meine Frage, ob sie noch offen hat, meinte die Besitzerin, dass sie schon länger gemacht habe heute und jetzt Schluss macht) gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Jammern, was man für einen weiten Weg - mindestens das Doppelte von der realen Entfernung angeben! - noch vor sich habe und dass man seit heute Morgen nichts gegessen habe (Variante 1 sehr gut in Arabischen Staaten) und 2. Rummeckern, was das hier für ein scheiß Bahnhof ist, nicht mal einen Automaten haben, schlimmer als in Merseburg (oder andere kleine Stadt einsetzen - aber nicht ausfällig werden!)... Ich wählte Variante zwei, da das besser nach Deutschland passt und bekam prompt doch noch Getränke und Süßigkeiten verkauft...
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Statistik:
Ground Nr. 456 (ein neuer Ground; diese Saison: 6 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.046 (diese Saison: 8)
Tageskilometer: 120 (90 Bahn, 30 Fahrrad)
Saisonkilometer: 2.740 (2.150 Auto/ 330 Fahrrad/ 260 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 37
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 211

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