Mittwoch, 28. Juli 2010

W209II: Ein Ehrentreffer in der 90. Minute

FSV Eintracht Serbitz/ Thräna 1923 1:14 1. FC Lok Leipzig
Mittwoch, 28. Juli 2010 – Anstoß 18.30
Testspiel (Regionalliga Borna-Geithain, 9. Liga, 4. Amateurliga gegen Oberliga Nordost-Süd, 5. Liga, 2. Halbprofiliga)
Ergebnis: 1:14 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit 0:5
Tore: 0:1 14. Heusel (Foulelfmeter), 0:2 22. Heusel (Foulelfmeter), 0:3 33. Jackisch, 0:4 37. Seipel, 0:5 J. Adam, 0:6 48. Frauenholz, 0:7 55. K. Adam, 0:8 59. Brumme, 0:9 63. J. Adam, 0:10 65. Brumme, 0:11 67. J. Adam, 0:12 74. Brumme, 0:13 75. K. Adam, 0:14 78. J. Adam, 1:14 90. Winkelmeyer (Foulelfmeter)
Besondere Vorkommnisse: Torwart von Serbitz/ Thräna pariert Handelfmeter von Heusel (44. Minute)
Verwarnungen: keine, Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Serbitz (Kap. 1.020, davon 20 überdachte Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 100 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Typisches Testspiel mit großem Klassenunterschied: aber am Ende hat der unterlegene Amateurtrupp dann noch mal getroffen!)
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Photos and English version:
Windischleuba Palace
Serbitz/ Thräna vs. Lok Leipzig

So eine geographische Lage gibt es nicht so schnell noch einmal: der FSV Eintracht Serbitz/ Thräna 1923 spielt auf einem Fußballplatz in Thüringen Spiele der sächsischen Kreisliga Borna-Geithain aus. Durch eine Kreisreform kam nach der Wende der Landkreis Altenburg zu Thüringen und nun waren die beiden zusammengehörenden Dörfer Serbitz und Thräna durch die Landesgrenze getrennt. Natürlich behielt man die Spielgemeinschaft bei und man entschied sich auch, im sächsischen Landesverband weiter zu spielen. Aus guten Gründen also, findet man den Internetauftritt des Clubs als „Laenderauswahl.DE“.

Die Länderauswahl vermied letzte Saison den Abstieg in die Regionalklasse nur knapp während Lok im Mittelfeld der Oberliga rumgammelte. Die erste halbe Stunde lang hatten beide Mannschaften zwar ein unterhaltsames Spiel abgeliefert, aber das Niveau war 1. Kreisklasse gegen Bezirksklasse. Lok kam durch zwei Elfmeter – beide Male nach klaren und ungeschickten Fouls im Strafraum – und einem schön heraus gespielten und hoch ins Eck gezimmerten Ball dennoch in dieser Zeit zur Führung. Diese bauten sie durch zwei weitere gute Schüsse – nun auch spielerisch langsam auf das Niveau einer sich Geld verdienenden Mannschaft kommend – aus. Vor der Pause vergaben sie dann ihren dritten Elfer: ein dümmeres Handspiel habe ich noch nie gesehen – doch irgendwie war es ganz schön, dass Heusel nicht auch noch einen dritten Elfer verwandelte, sondern der Torwart – deshalb war es schön, denn die Serbitzer kassierten ja noch genug Treffer – abwehrte.

In der zweiten Halbzeit brach Serbitz/ Thräna stark ein und kassierte neun Tore – meist im Strafraum geschickt hin und her und heraus gespielt – in Folge. Einen vierten Elfmeter gab es dann auch noch, doch diesmal nach einem Foul vom Loktorwart an einem Serbitzer. Ein Spieler der Heimmannschaft namens Winkelmeyer traf dann mit einem starken Schuss unter die Latte zum hoch verdienten Ehrentreffer: 1-14. Das Spiel sah wenige Fouls, auch wenn es vier Elfmeter gab. Die unsaubersten Aktionen setzten übrigens Lokspieler, die nach Schulter- oder Ellbogenstößen Gegenspieler angifteten, gefälligst aufzustehen. Aber auch das kam nur zwei, drei Mal vor.
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Noch ein paar Worte zu Spielfeld und Umfeld: der Platz liegt kahl zwischen Äckern, Wiesen und einfacher Bebauung. Das Sportlerheim sieht frisch saniert aus und ist ein ansehnlicher Bau, der neben einer kleinen Tribüne aus weißem Wellblech, Metallgestängen und gepolsterten Holzstühlen, auf denen nur die „VIPs“ der Heimmannschaft platz nehmen dürfen, steht. Die Tribüne macht den Dorfanger zu einem richtigen Stadion. 4€ Eintritt sind trotzdem angesichts der 3€ im nahegelegenen Rositz, die man dort im Spiel gegen FC Sachsen für weitaus bessere Plätze verlangte, etwas überzogen. Bessere Roster hatte ich auch schon mal gegessen – nur die Getränke waren löblich niedrig im Preis.

Über Lok-Fans werden ja alle möglichen bösen Sachen gesagt, die man auch zum Teil nicht von der Hand weisen kann, doch in einem Testspiel braucht man – das machte man heute in Serbitz vor – weder Polizei noch Ordnungskräfte, die die als Hooligans, Rowdys und Neonazis verschrienen Gäste zurückhalten. Als Lok-Fans outeten sich bei diesem Spiel nämlich nicht nur tätowierte Glatzköpfe mit Thor-Steinar-Kapuzenshirt, sondern auch sehr seriös wirkende Familien mit Kindern im D- und C-Jugendalter oder noch jünger und auch sachliche ältere Herren. Der einzige, der durch rechtsradikales Gesabbel auffiel, war ein Dorfdepp der Marke „Große Fresse, aber wenn die Leute anrücken, die er als „Scheiß Kanaken“ bezeichnet, verpisst er sich schnell“, der eindeutig zum Heimverein gehörte. Aber wie schon angedeutet: wenn ich so was höre, wie von einem von meinem Verein, der meinte, er würde nie Lok einladen zu einem Testspiel, da diese Rowdys (sprich: „Roffdies“) das Stadion zerlegen würden, kann ich nur an die Stirn tippen und sagen: „Meinst du das ernst?!“ Die Atmosphäre bei einem Testkick von Lok ist so locker und friedlich, wie bei jedem anderen normalen Testspiel auch.

Nach dem Spiel ging es schnell nach Hause, doch vor dem Spiel hatten wir uns noch das Wasserschloss in Windischleuba angeguckt. Windischleuba liegt zwischen Altenburg und Serbitz und ist ein wirklich hervorragendes Beispiel für den Renaissancestil und weißt zudem noch spätgotische Elemente (den Hauptturm) auf. Das Schloss ist als Jugendherberge wenigstens halbwegs sinnvoll genutzt. Ich muss schon sagen, dass ich selten ein schöneres Schloss in diesem Baustil gesehen habe!
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Statistik:
Ground Nr. 452 (ein neuer Ground; diese Saison: 2 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.040 (diese Saison: 2)
Tageskilometer: 170 (Auto)
Saisonkilometer: 240 (170 Auto/ 70 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bus, Bahn, Tram/ 0 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 31
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 209

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