Sonntag, 25. Juli 2010 – Anstoß 15.00
Landespokal Sachsen, Ausscheidungsrunde Chemnitz („Wernesgrüner Sachsen Cup“; Bezirksklasse Chemnitz Staffel 3, 8. Liga, 3. Amateurliga (Aufsteiger aus Kreisliga A) gegen Bezirksklasse Chemnitz Staffel 3, 8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 2:5 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit 1:1
Tore: 1:0 36. Nr. 11, 1:1 44. Schüler (Foulelfmeter), 1:2 50. Hamann, 1:3 51. Schüler (Foulelfmeter), 1:4 57. Hamann, 2:4 66. Nr. 10, 2:5 72. Nr. 8
Verwarnungen: Zwei gelbe Karten Geyer
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Geyer II (Kap. 800 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 220 (davon ca. 60 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Richtig gutes Spiel!)
Photos and English version:
Sightseeing in Erzgebirge Mountains
FOOTBALL MATCH: GEYER 2-5 ZSCHOPAU
Die letzte Sportveranstaltung dieser Saison stand an und mit dem Spiel der Qualifikationsrunde Chemnitz des Landespokals Sachsen zwischen Geyer und Zschopau hatten wir uns zwar keinen Knaller rausgesucht, sondern nur ein interessanteres Amateurspiel, aber uns eine der schönsten Ecken Deutschlands ausgesucht. Zum Radfahren ist diese Ecke allerdings nur auf den kleinsten Nebenstraßen schön – ansonsten muss man vor der Unzurechnungsfähigkeit etlicher einheimischer Fußgänger und Radfahrer sowie dem rücksichtslosen Verhalten einheimischer Autofahrer warnen. Dass die Todesfälle im Straßenverkehr im Erzgebirge besonders zahlreich sind, verwundert nicht bei der Kombination von engen, gefährlichen Straßen und der asozialen Fahrweise vieler Leute. Wie da solche Leute, wie die anderen Radfahrer in unserem Abteil – hagere Rentnerrinnen und Rentner, die sich einfach nicht in Zimmerlautstärke verständigen können und fettleibige Frauen mittleren Alters – zurechtkommen, wundert mich.
Aber wir kamen irgendwie ohne Unfall weit genug von der beschissensten Stadt Sachsens, die wir nach Umsteigen in Weißenfels und Leipzig mit der Bahn erreichten, weg und landeten ohne größere Zwischenstopps nach unendlich wirkenden Steigungen (5-10% Steigung 8km ununterbrochen z.B.) und einem Wahnsinnsgefälle (was für Fliehkräfte auf ein Tourenrad wirken, wenn man damit ein Gefälle mit leichten Gegenwind bei Tempo 60 nimmt, ist heftig) in Geyer. Nachdem ich den Fries über dem Eingang in die Wehrkirche, die allerdings nur noch als Heimatmuseum dient, gesehen habe, glaube ich, dass „Geyer“ doch eine ältere Schreibweise dieses sympathischen geflügelten Genossen, den man heute „Geier“ schreibt, ist. Die Wehrkirche ist auch die einzige architektonische Sehenswürdigkeit dieses schön gelegenen Ortes. Vor allem der mit einer Holzhaube versehene zweite Turm ist baulich interessant. Das eigentliche Kirchengebäude ist außen nur leider fast so grau wie das globige Rathaus. Letzteres hat aber immerhin ein schönes Portal.
Die Ausfahrt Richtung Thum führt steil aus dem Ort heraus und zur rechten muss man kurz nach dem Ortsausgangsschild von Geyer hinter einer Baumgruppe abbiegen. Ein klotziges Spaßbad voraus, links der Hauptplatz mit dem Vereinsheim, ein paar Bänken auf einer Seite des Spielfeldes und Bäumen ringsherum – und rechts der Nebenplatz auf dem heute gespielt wurde (in diesem Bezirk wird ohnehin meist auf Nebenplätzen, die aber oft nicht minder interessant, als der Hauptplatz, sind, gespielt). Dieser Platz II besticht durch spartanische Einfachheit. Das ist ein richtiger Amateurfußballplatz: echter, typischer und origineller geht fast gar nicht! Eine Wiese von ca. 90x45m, leicht schräg abfallend und uneben, zwei Eisentore mit etwas geflickten Netzen, auf einer Längsseite eine neue Holzreling, zwei winzige Blechhütten für den Trainer und einen Wechselspieler (oder Trainer und Co-Trainer?) und das ganze umgeben von einer hügeligen Wiese voller Wiesenschaumkraut und der ein oder anderen Butterblume, im Hintergrund diverse Nadelbäume.
Zum Spiel. Der Favorit zeigte von Beginn an seinen Willen zum Weiterkommen, doch was die BSG an Chancen ausließ, war schon derb. Die zahlreichen Gäste ärgerte das auch verständlicherweise. Noch mehr ärgerte es sie, als Zschopau den zweiten Abwehrfehler machte, den ein Spieler des TSV Geyer diesmal auch konsequent nutzte. Das 1:0 stellte den Spielverlauf völlig auf den Kopf! Motor Zschopau rannte nun mit Wut im Wanst an – doch Geyers starker Torwart parierte; und als er dies einmal nicht tat, da köpfte ein Verteidiger den Ball von der Linie. Ein Verteidiger war es dann allerdings auch, der in der letzten Spielminute vor der Pause einen Fehler machte, genauer: einen Elfmeter durch ein Foul gegen einen durchgebrochenen Stürmer verursachte, der zum mehr als nur völlig verdienten Ausgleich führte.
1:1 war zu unserer Überraschung der Pausenstand. Überraschend deshalb, da das Spiel nach dem Verlauf der ersten 43 Minuten eigentlich ein typisches Spiel „Mannschaft A ist überlegen aber abschlussschwach, Mannschaft B kontert geschickt und gewinnt trotz Chancenverhältnis von 2:20 mit 1:0“ war. Nach der Pause noch verwunderlicher: Zschopau hatte am Abschluss gefeilt und brauchte jetzt nur drei Minuten für vier Chancen aus denen zwei Tore resultierten. Das 4:1 war so souverän heraus gespielt, dass man da von der Entscheidung reden musste – obwohl Geyer bald darauf den Anschlusstreffer erzielte, der der am saubersten heraus gespielte Treffer der gesamten Partie war. Den Schlusspunkt setzte Zschopau mit einem weiteren schönen Treffer: 2-5 der verdiente Endstand!
Die Rückfahrt gestalteten wir etwas anders: die bequeme Tour ist zwar immer noch nichts für Weicheier, denn 10km dauernd bergab gen Annaberg-Buchholz sind nicht so wenig anstrengend, wie es für den Laien klingen mag. Die Strecke fordert viel Konzentration und Reaktionsschnelligkeit und in Annaberg-Buchholz angekommen, ging es dann auch wieder bis zu 10% Steigung rauf. Diese große Kreisstadt ist übrigens nicht nur wegen ihrer spektakulären St.Annen-Kirche eine der schönsten Städte des Erzgebirges, sondern auch wegen landschaftlicher Lage, Marktplatz mit Rathaus, Gründerzeit-Bürgerhäusern und engen, teils extrem steilen Gassen. Annaberg-Buchholz kam viel zu kurz, da wir den Zug nach Chemnitz erreichen mussten, sodass wir eine neue Idee für eine Tagesfahrt ins Erzgebirge (Saison 2010/2011 oder 2011/2012) bekamen. Die Vorbeifahrt am schönen Stadion brachte die Verbindung zum Groundhopping.
Diese grauenhafte Bezirkshauptstadt mit „Ch“ sahen wir zum Glück nur noch vom Bahnhof aus – übrigens super, wenn von 12 Gleisen nur 3 benutzt werden können, da seit zwei Jahren ohne erkennbaren Fortschritt gebaut wird – und auch zum Glück schafften wir die Züge über Leipzig nach Weißenfels und Merseburg ohne Hetze. Was abschließend noch erwähnenswert ist, ist die hohe Anzahl von Soldaten, die sich in den Zügen nach Weißenfels Sonntagabend befindet, und den umso geringeren Bildungsgrad im Abteil. Wenn ich nicht genau wüsste, was für hoch gebildete Leute z.B. in der Führungsspitze der Bundeswehr oder im Sanitätsdienst (durch Medizinstudenten, die ihre praktische Anwendung im Lazarett bekommen) zu finden sind, würde ich in das falsche Vorurteil, das einige Deutsche über ihre eigene Armee verbreiten, nämlich dass nur asoziale schießwütige Idioten beim Militär seien, einstimmen. Aber jedes Mal, wenn ich mit bestimmten Zügen fahre, gibt es da unter den Soldaten drei Gesprächsthemen: a) Bundeswehralltag (normal und völlig O.K.), b) Waffen, mit denen man beim Schießen ein „übelst geiles Feeling“ hat (super, wie die Vorurteile bedient werden, echt klasse!) und c) Partys mit „voll auf die Schnauze haun“ und „geilen Bitches und Votzen“ (teilweise ist der Alkoholkonsum im Zug auch wie auf einer Party, dass allerdings nur, wenn man von der Kaserne nach Hause fährt).
Zu dieser Fahrt ins Erzgebirge kann ich aber nur eine positive Bilanz ziehen. Das flotte Spiel und die schönen Sehenswürdigkeiten waren ein würdiger Abschluss der Saison 2009/ 2010 – einer tollen, erlebnisreichen, extrem Groundpunktereichen, Länderpunktereichen und unterhaltsamen Saison!
Eine Aufbereitung der Saison in Form einer Saisonstatistik (bestes/ schlechtestes Spiel, Toreschnitt, schönstes Tor, beste Stimmung unter den Fans, coolstes Stadion etc.) folgt!
Statistik:
Ground Nr. 450 (ein neuer Ground; diese Saison: 119 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.038 (diese Saison: 181)
Tageskilometer: 400 (340 Zug, 60 Fahrrad)
Saisonkilometer: 37.100 (22.580 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 4.530 Fahrrad/ 3.990 Bus, Bahn, Tram/ weniger als 10 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 29
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 208
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