Sonntag, 13. Dezember 2009

WE177I: Zwei Siegreiche Spitzenreiter

SSV 1990 Landsberg 3:1 SV Eintracht Profen
Samstag, 12. Dezember 2009 - Anstoßzeit 13.00
Landesklasse Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 3:1 nach 91 (46/45) Min. – Halbzeit: 2:1
Tore: 0-1 15. (?), 1-1 20. Dietrich, 2-1 28. Wagner, 3-1 81. Darmochwal
Verwarnungen: 1x SSV, 1x SVE; Platzverweise: keine
Spielort: Sportforum Landsberg, Platz 2 (Kap. 1.200 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 150 (davon ca. 40 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Erste Halbzeit deutlich besser, alles in allem O.K.)

Bitterfeld-Sandersdorf-Wolfen Sixers 80:90 „ALBA“ Berlin II
Samstag, 12. Dezember 2009 – Tip-off 18.00
1. Regionalliga Nord (3. Basketballliga, Halbprofiliga)
Ergebnis: 80:90 nach 40 Min. – Viertelergebnisse: 22:21, 17:26, 9:19, 32:24
Punkte: Coffield 22, Anderson 18, Babers 16, Haut 8, Montag 6, Harke 5, Haucke 5 (BSW); Faßler 27, Seiferth 15, Saibou 13, Schmidkunz 9, Ziegenhagen 9, Drägert 4, Giffey 3 (ALBA)
Fouls: Haut 4, Miehtig 3, Montag 3, Anderson 3, Coffield 3, Babers 2, Freimuth 1, Brambora 1 (BSW); Saibou 3, Schmidunz 3, Ziegenhagen 3, Giffey 1, Schachowzew 1, Faßler 1 (ALBA)
5. Foul: Harke (BSW) und Seiferth (ALBA)
Spielort: Ballsporthalle im Sport- und Freizeitzentrum Sandersdorf (Kap. 800 Sitzplätze, sonst 1.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 650 (wohl keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Technisch sehr gut und bis zu Beginn des 3. Viertels auch eng)
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Photos and English version:
Landsberg Football and Sandersdorf Basketball

Von Halle aus ist man schnell in der nicht viel mehr als 8.000 Einwohner zählenden Landstadt Landsberg – wobei viele nicht einmal in der Stadt selbst, sondern in den fünf Ortsteilen leben – das vor allem wegen der hoch auf einem Berg thronenden Doppelkapelle, dem einzigen Überbleibsel der Burg Landsberg, bekannt ist. Ebendiese Kapelle sieht man auch schön vom Sportforum Landsberg aus, dessen Sporthalle wir schon durch einen lustigen Handballnachmittag kannten. Der Hauptplatz – ein Stadion mit kleiner Tribüne, dessen Aschenbahn gerade renoviert wird – ist, da beim Stürzen und Laufen in die Bahn Spieler und Bahn Schaden nehmen können, derzeit komplett gesperrt.

Seit den 1860er Jahren wird in Landsberg Sport getrieben. Erst Turnen, dann seit 1920 Fußball: wobei der Name erst Landsberger SV, dann BSG Traktor, dann 1990 schließlich SSV Landsberg war. Mehr kann man der wirklich guten Vereinsseite des SSV entnehmen.

Auf dem Nebenplatz, der nur von einem recht hohen und steilen Graswall von den gesichtslosen Nachbarneubaugrundstücken abgegrenzt ist, wurde kurz nach eins das Spiel des Tabellenführers der Landesklasse 6 gegen den 11. von 16 angepfiffen. Spitzenreiter Landsberg hatte die Chance, den Vorsprung auf den 2. Platz, der nicht zum Aufstieg berichtigt, auf 6 Punkte zu vergrößern. In der Vorwoche siegten sie glücklich mit 1:0 über Leuna, die sich mittlerweile im Mittelfeld vor Profen gefestigt haben.

Nach einem Lattentreffer der Hausherren gleich zu Beginn, schien es anfangs nicht so, also würde Landsberg hier erfolgreich vom Platz gehen: nach einer Viertelstunde setzte ein mir leider nicht namentlich bekannter Profener zu einem Weitschuss an, der herrlich ins Eck knallte. Die zahlreichen Profener Fans, die das Geschehen recht ruhig verfolgten, bekannten jetzt Farbe. Doch nach diesem Führungstreffer hatten bald die Heimfans zu Jubeln: ein dummes Foul im Strafraum, ein erstaunlich lauter Schrei – vor allem von den jungen Männern (wohl die 2. Mannschaft) – und ein Pfiff: Elfmeter! Der Torwart zwar noch dran, doch er konnte den Ball nicht festhalten. Nach nicht einmal einer halben Stunde schlug es nach einem Abwehrfehler dann noch mal im Kasten der Gäste ein: 2-1. Ein flottes und ausgeglichenes Spiel, da Profen dann bis zur Pause wieder mehr Akzente setzte.

Nach recht teurer aber guter Bratwurst, ging es in Halbzeit zwei. Wir waren immer noch die einzigen auf dem Graswall. Was alle Zuschauer nur ebenirdisch gucken wollten?! Na gut, 70% der Fans waren der Generation 65+ zuzurechnen, aber ein paar jüngere hätten ruhig mal zu uns hoch kommen können… Wie auch immer: das Spiel wurde schwächer, wobei Landsberg nun das aktivere Spiel zeigte. Nach mehreren guten Chancen, schaffte es allerdings erst knapp 10 Minuten vor dem Ende mal einer der SSV-Spieler, den Fuß geschickt in einen Querpass im Strafraum reinzustellen, um diesen dann ins Eck zu donnern. Man muss schon von einem verdienten Sieg für den Spitzenreiter reden, denn Profen mag zwar erstaunlich gut gespielt haben, doch vor allem in der zweiten Hälfte waren die gängigen Amateurfußballerschwächen stärker zu sehen, als bei Landsberg.
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Noch ein kleiner Abstecher zu einem See in einem Steinbruch zwischen Landsberg und Hohenthurm und dann weiter in eine der hässlichsten Städte Deutschlands. Nordöstlich von Halle bildet sich ein Konglomerat von Städten, die an funktionaler Hässlichkeit kaum zu überbieten sind und an geschmackloser Architektur nur von nord-amerikanischen oder süd-afrikanischen Städten unterboten wird: Bitterfeld-Wolfen, Greppin, Thalheim, Sandersdorf-Brehna und noch mehr. In besagtem Sandersdorf gibt es aber tatsächlich Basketball auf höherem Niveau zu sehen: und Kollege Gleau lud uns dazu ein. Vielen Dank für die Karten!

Die Karten nahmen wir allerdings nicht aus der Halle mit, da dort eine sonst nur in Afrika übliche Unsitte herrscht: beim Betreten der Halle nimmt der Ordnungsdienst die Karten weg, um sie wieder zu verwerten oder das Schmuggeln und Weiterreichen damit zu verhindern. Eher negativ muss ich auch die Verpflegung bewerten, denn die war unverschämt teuer. Da lob ich mir doch Fußballvereine wie Germania Köthen, wo das Schnitzel mit Beilagen 4€ und nicht 8,90€ und die Bratwurst 1,20€ und nicht 1,70€ kostet!

In der Halle, deren Namen schon die funktionale Hässlichkeit verrät – das Stadion ist übrigens genauso langweilig – trafen dann der Tabellenfünfte BSW Sixers, die vor lauter Aufstiegseifer letzte Woche völlig sinnfrei ihren Trainer entlassen haben, mit einem neuen Headcoach auf die ehemalige BG Charlottenburg, heute längst jedem Fan nur noch als ALBA bekannt, aus Berlin. Natürlich nur auf die zweite Mannschaft.

Namensgeber der Gastmannschaft ALBA Berlin ist das Entsorgungs- und Recyclingunternehmen - so was hieß früher mal Müllabfuhr - „ALBA“. Durch den Albatross im Wappen und den Spitznamen „Albatrosse Berlin“, soll mit dem Namen des seltenen Vogels die Dämlichkeit dieses Namens überspielt werden. Aber so ist das nun mal im Basketball.

Nur der Letzte der 11 steigt ab, nur der Erste steigt auf in die 2. Bundesliga. Dass sich beide Teams das Letztere zum Ziel gemacht haben, merkte man. Bis zur Mitte des zweiten Viertels war das Spiel sehr ausgeglichen, recht schnell und technisch klasse. Da war kein so großer Leistungsunterschied im Vergleich 1. Bundesliga – 1. Regionalliga zu sehen. Die extrem spektakulären Aktionen im Zweikampf- oder Slam-Dunk-Bereich blieben zwar aus, aber es machte Spaß zuzusehen.
Zum Ende der ersten Spielhälfte zeichnete sich allerdings ein Erfolg des gastierenden Spitzenreiters ab. Im dritten Viertel führten sie teilweise – nicht zuletzt auch durch die hervorragenden Dreipunktewürfe des deutschen Profispielers Faßler – die Hausherren vor. Erst im Schlussabschnitt kamen die Sixers wieder heran. Doch der Schlussspurt war zu spät und ALBA II auch insgesamt gesehen die bessere Mannschaft. 80:90 war der verdiente Endstand.

Von verdient wollte das Publikum natürlich nichts wissen: die Rentner, die die 40 Spielminuten über die Gusche nie oder nur zum Pessimismusverbreiten aufbekommen haben, verließen zügig die Halle, die Kinder tobten weiter umher und feierten die Spieler und die jungen Männer mit den Trommeln und Tröten, die mit ein paar Frauen und Jugendlichen zusammen den lautstarken Fanblock bildeten, hörten jetzt auf, das gute Schiedsrichtergespann zu belappen und feierten auch die Unterlegenen.

Wir verabschiedeten uns von Kollege Gleau und hetzten zum Zug am Bitterfeld Bahnhof, der uns via Halle nach Merseburg brachte, wo mal wieder ein Besoffener auf einem voll gepissten Treppenabsatz vor sich hindämmerte und Jugendliche sich bälzten. Harte Gegend halt, dieses Merseburg…
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Statistik:
Ground Nr. 381 (zwei neue Grounds; diese Saison: 50 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 929 und 930 (diese Saison: 72)
Tageskilometer: 110 (70 Bahn, 40 Fahrrad)
Saisonkilometer: 13.960 (11.620 Auto/ 1.690 Fahrrad/ 650 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 177

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